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Griechisch römische Zeit (Altes Ägypten): Dynastien, Zeitraum, Pharaonen


Die griechisch römische Zeit im Alten Ägypten umfasst die Zeitspanne zwischen 332 v. Chr. bis 395 n. Chr. Denn mit dem Ende der Spätzeit in Ägypten begann im Reich des Nils die Herrschaft der Griechen und Römer. Historiker sind sich bis heute nicht einig, wie lange diese Periode anhielt. Mit der Machtübernahme durch Alexander dem Großen im Jahr 332 v. Chr. wird dennoch ihr Beginn vermerkt.

Ihr Ende lässt sich mit zwei Ereignissen erfassen. Zunächst wird der Tod Kaiser Theodosius I. im Jahr 395 n. Chr. genannt. Ebenfalls ist es möglich, dass mit dem endgültigen Untergang des römischen Reiches das Ende der griechisch-römischen Zeit in Ägypten eintrat. Datiert ist dieser Zeitraum auf das 7. Jahrhundert n. Chr.

Griechisch römische Zeit in Ägypten: Zeitraum und Einordnung

Die Einteilung der altägyptischen Geschichte erfolgte ursprünglich in Dynastien. Moderne Forschungskonventionen nahmen eine nachträglich künstliche Einteilung nach Epochen vor. Je nachdem, welche Ägyptische Chronologie man betrachtet, ergeben sich verschiedene Zeiträume für die jeweiligen Epochen. Die unten angegebenen sind nach neuesten Forschungsstand (2019). Die oberen sind die gängigen aus Geschichtsbüchern und für Schüler bestimmt.

Herrschaft der Argeaden

Die griechisch-römische Zeit im Land am Nil begann mit dem Jahr 332 v. Chr. In diesem Jahr besiegte Alexander III. von Makedonien, ebenfalls bekannt als Alexander der Große, den Perserkönig Dareios III. und zog von Issos nach Tyros weiter. Nach einer sechsmonatigen Belagerung gelang es ihm schließlich, die Stadt mit ihrer direkten Lage am Mittelmeer zu erobern. Seinen Siegeszug führte er Richtung Süden weiter, wobei er zunächst zwei Monate lang Gaza belagerte und danach nach Ägypten kam.

In Ägypten angekommen, gelang es ihm, kampflos die Stadt Pelusion einzunehmen. Alexander und seine Truppen zogen nach Heliopolis und Memphis weiter, wobei das ägyptische Volk sie stets freundlich empfing. Möglicherweise dachten sie, dass die Makedonier nur die verhassten Perser vertrieben hätten. Wie sich im Verlauf der griechisch-römischen Herrschaft zeigen sollte, traten die Makedonier allerdings an ihre Stelle. Mit der Übergabe der Stadt Memphis, inklusive dem Inventar der königlichen Residenz, erlangte Alexander im Jahr 332 v. Chr. letztendlich die Herrschaft über Ägypten.

Als neuer Herrscher Ägyptens beschloss Alexander, das Land als Pharao zu regieren. Er ließ sich in Memphis durch die Hohepriester von Ptah krönen. Die Hohepriester nahmen bereits seit der zweiten Dynastie und somit seit ungefähr dem 3. Jahrtausend v. Chr. eine wichtige politische Rolle im gesamten Reich ein. Im Zuge seiner Krönung nahm Alexander einen neuen „Vornamen“ an. Von nun an hieß er „der Geliebte des Re, der Erwählte des Amun“. Mit diesem Vorgehen verfolgte der neue Pharao den Plan, nicht als Fremdherrscher zu regieren und somit vorhergehenden auswärtigen Herrschern, wie dem Perser Kambyses II., zu folgen

Alexander wird generell eine sehr ägyptenfreundliche Gesinnung nachgesagt. Er nahm sich den rituellen Gegebenheiten des ägyptischen Götterglaubens an und brachte dem heiligen Stier von Memphis, namens Apis, ein prächtiges Opfer dar. Auch dieses Vorgehen sollte zeigen, dass er anders als Kambyses war. Dieser hatte nämlich Apis entweiht und somit einen großen Frevel begannen. Folglich zielte Alexanders gesamtes Handeln darauf ab, sich von den Persern abzuheben.

Im Anschluss an seine Krönung zum neuen Pharao richtete Alexander für seine Soldaten einen gymnischen, sowie einen musischen Agon (Wettstreit) aus. Unter Agons wurden in der griechischen Antike Wettstreits verstanden, welche sowohl sportlicher wie musischer Natur sein konnten. Die Griechen unterschieden zugleich drei Arten. Bei der gymnischen Agone wurden ausschließlich Leibesübungen durchgeführt. Die hippische Agone bezog sich auf das Fahren und Reiten. Während der musischen Agone standen die Dichtkunst, der Tanz und die Musik im Mittelpunkt.

Die zwei Agone waren allerdings nicht nur, als Krönungsfeierlichkeiten zu verstehen. Historiker nehmen an, dass Alexander mit den Veranstaltungen seinen Soldaten ebenso eine Siegesfeier zukommen ließ. Zu beiden Feiern lud der Herrscher die bekanntesten Sportler und Künstler Griechenlands ein, um gemeinsam mit ihnen in Memphis zu feiern.

Die Gründung Alexandrias

Nach den Feierlichkeiten begannen Alexanders Expansionspläne in Ägypten. Zunächst wurde im westlichen Nildelta die Hafenstadt Alexandria im Jahr 331 v. Chr. gegründet, welche nach dem neuen Herrscher benannt wurde. Alexander war direkt an der Planung der Stadt beteiligt, indem er eigenhändig eine Planskizze entwarf.

Somit bestimmte er unter anderem, wo die Aogra bzw. der Marktplatz angelegt wurde, wie viele Tempel für welche Götter gebaut und wie die Straßen verlaufen sollten. Zudem veranlasste Alexander den Wiederaufbau und die Restauration jener Tempel, welche durch die Perser zerstört wurden.

Alexandria wurde als griechische Stadt mit demokratischem Zuschnitt konzipiert und erlangte bis heute Weltruhm aufgrund ihrer Bibliothek. Die Bibliothek von Alexandria galt als bedeutendste Bibliothek der Antike, welche entweder bis 48 v. Chr. oder bis ins 7. Jahrhundert n. Chr. existierte. Zugleich richteten die Einwohner Alexandrias mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Kult des Gründer-Heros bzw. des Gründer-Gottes ein. Dies sollte noch zu Lebzeiten Alexanders geschehen sein.

Die griechisch-makedonischen Könige im Alten Ägypten

  • Alexander III., der Große: 332 bis 323 v.Chr.
  • Philipp III. Arrhidaios: 323 bis 317 v.Chr.
  • Alexander IV.: 317 bis 309 v.Chr.

Mit der Krönung Alexanders zum Pharao begann in Ägypten die Herrschaft der griechisch-makedonischen Könige. Alexander der Große zog zwar relativ schnell mit seinem Heer aus seinem neuen Reich ab. Für die anstehenden Aufgaben setzte er allerdings einen Verwalter bzw. Satrap ein, welcher als der persische Bankier Kleomenes bekannt war. Der Titel Satrap wurde im antiken Perserreich dem Stadthalter einer größeren Provinz bzw. Satrapie verliehen. Ihre Aufgabe bestand darin, eine politisch-administrative sowie militärische Leitungsfunktion zu übernehmen.

Alexander der Große verstarb schließlich am 10. Juni 323 v. Chr. in Babylon, wobei seine exakte Todesursache bis heute unbekannt ist. Mit seinem plötzlichen Tod kam die Frage der Nachfolge auf. Vor seinem Tod überreichte der Herrscher seinen Siegelring seinem General Perdikkas. Die Übergabe soll Überlieferungen zufolge am Sterbebett Alexanders geschehen sein. Die Übergabe des Siegelrings kann mit der Aufgabe verbunden sein, gewisse ordnende Funktionen, für die unmittelbarere Zeit nach dem Tod des Königs, zu übernehmen. Gleichzeitig lässt sich die Geste als Legimitierung des Nachfolgeanspruchs deuten.

Obgleich die Nachfolge geklärt schien, sprachen sich einige Fraktionen für ein vereintes Reich aus, welches unter einem Statthalter gestellt wurde. Dieser sollte als Vormund für die unmündigen Erben eingesetzt werden. Andere Befehlshaber wie der General Ptolemaios hingegen stimmten dafür, die führenden Mitstreiter Alexanders in ein Gremium zu berufen. Das Gremium sollte anschließend alle wichtigen Entscheidungen treffen.

Innerhalb der Familie Alexanders wurden gleich zwei neue Könige gewählt. Zunächst erfolgte die Wahl Philippos Arrhidaios, Alexanders Halbbruder, welcher als Philipp III. bekannt wurde. Alexanders erste Frau Roxane war zu dessen Todeszeitpunkt ebenfalls schwanger. Sie gebar den gemeinsamen Sohn Alexander IV. Aigos. Das Sorgerecht für ihn wurde auf Perdikkas übertragen.

Die Herrschaft Phillips III. sollte nicht lange währen. Am 25. Dezember 317 v. Chr. erfolgte seine Hinrichtung mittels Gift als Folge der Diadochenkriege. Auch Alexander IV. überlebte seinen Vater nicht lange. Seine Mutter Roxane und er wurden 311 v. Chr. durch den makedonischen Feldheeren im Zuge der Diadochenkriege ermordet. In den Königslisten wird sein Name allerdings bis ins Jahr 305 v. Chr. bzw. 309 v.Chr. geführt. Die Jahreszahl ist abhängig vom jeweiligen Chronisten.

Die Babylonische Reichsordnung in Ägypten

Noch lange vor dem Tod der beiden makedonischen Könige traf Perdikkas zahlreiche Entscheidungen. Er konnte jedoch nicht bestimmen, welcher General welche Satrapie kontrollieren sollte. Hier musste er sich mit den makedonischen Vornehmen beraten. Nach Alexanders Tod entstand aus diesem Grund die sogenannte Babylonische Reichsordnung. In ihr wurden die vorläufigen Vereinbarungen und Ämterzuweisungen verzeichnet, welche unter den Generalen Alexanders getroffen werden sollten.

Da Alexander inmitten der Vorbereitung eines weiteren Eroberungszuges verstarb und er keinerlei Vorsorge für seine Nachfolge getroffen hatte, wusste Perdikkas nicht zu verfahren. Philiipp III. galt als regierungsunfähig, Roxane war schwanger mit dem gemeinsamen Kind. Ptolemaios wollte das Reich in lose verbundene Satrapen-Staaten aufteilen und somit auf eine Fortsetzung des makedonischen Königtums verzichten. Sein Vorschlag konnte sich aber nie durchsetzen.

In der Babylonischen Reichsordnung wurden schließlich die geltenden Nachfolgebestimmungen festgehalten. Unter anderem enthielt die Ordnung die Wahl Arrhidaios zum König und die Bestimmung des eventuellen Sohns der Roxane zum Mitkönig. Gleichzeitig sollte der Leichnam Alexanders auf dessen Wunsch hin nach Siwa überführt werden. Ergänzend bestimmte die Ordnung, welcher Feldherr welche Aufgabe zuteilwurde. Die Satrapien wurden somit den einzelnen Generälen übertragen. Ptolemaios wurde als Satrap für Ägypten eingesetzt.

Zwischen den herrschenden Generälen entstanden allerdings einige Spannungen und Auseinandersetzungen, aus denen im Verlauf der nächsten Jahre die Diadochenkriege hervorgingen. Folglich gestaltete sich die Babylonische Reichsordnung zur Grundlage der Herrschaft der Diadochen bzw. der Feldherren Alexanders sowie deren Söhne.

Die Diadochen sind ein anderes Wort für Alexanders Nachkommen. Und die Kriege waren demnach Erbfolgekriege, um den Herrschaftsanspruch zu klären. Insgesamt kam es zu 6 Kriegszeiten, welche durch Zwischenzeiten (Waffenstillstand) unterbrochen wurden. Diese begannen mit Alexanders Tod (323 v.Chr.) und reichten über den Tod von Alexander IV. hinaus. Beendet wurden die Kriege durch den Sieg von Ptolemaios Keraunos, Sohn des Ptolemaios I.. Dieser wurde zum endgültigen Herrscher von Makedonien und Ägypten.

Die Herrschaft der Ptolemäer

  • Ptolemaios I.: 304 bis 282 v.Chr.
  • Ptolemaios II.: 285 – 246 v.Chr.
  • Ptolemaios III.: 246 bis 221 v.Chr.
  • Ptolemaios IV.: 221 bis 204 v.Chr.
  • Ptolemaios V.: 204 bis 180 v.Chr.
  • Ptolemaios VI.: 180 bis 145 v.Chr.
  • Ptolemaios VIII. und Kleopatra II.: 170 bis 116 v.Chr.
  • Ptolemaios IX. und Kleopatra III.: 116 bis 107 v.Chr.
  • Ptolemaios X. und Kleopatra III.: 107 bis 88 v.Chr. (Kleopatra bis 101 v.Chr.)
  • Ptolemaios IX.: wiedereingesetzt: 88 bis 80 v.Chr.
  • Ptolemaios XI. und Berenike III.: 80 v.Chr.
  • Ptolemaios XII.: 80 bis 58 v.Chr.
  • Kleopatra VI. und Berenike IV.: 58 bis 55 v.Chr.
  • Ptolemaios XII.: wiedereingesetzt 55 bis 51 v.Chr.
  • Kleopatra VII. und Ptolemaios XIII.: 51 bis 47 v.Chr.
  • Kleopatra VII. und Ptolemaios XIV.: 47 bis 44 v.Chr.
  • Kleopatra VII. und Ptolemaios XV.: 44 bis 30 v.Chr.

Ptolemaios bemächtigte sich des Leichnams Alexanders und setzte ihn im Heiligtum in Siwa bei. Das Grabmal war jedoch noch nicht fertiggestellt. Da dies Ptolemaios zu lange dauerte, bestattete er Alexander schließlich in einer Gruft in Alexandria. Als Satrap Ägyptens wurde Ptolemaios anschließend in die Diadochenkriege verwickelt.

Perdikkas, welcher noch immer Träger des Siegelrings Alexanders und somit Führer des Heers war, rückte mit seiner großen Streitmacht nach Ägypten vor. Ptolemaios gelang es, das Herr in Memphis erfolgreich zurückzuschlagen. Da Perdikkas in weiteren Feldzügen nur Niederlagen einstecken konnte, rebellierte sein Offizierskorps schließlich. Im Mai oder Juni 320 v. Chr. wurde er schließlich nachts in seinem Zelt überfallen und durch einige Offiziere getötet.

In der Zwischenzeit verbündete sich Ptolemaios mit den anderen beiden Diadochen Lysimachos und Kassander. Gemeinsam zogen sie gegen Perdikkas Nachfolger Antigonos I. Monophthalmos in den Krieg. Im Jahr 312 v. Chr. gelang es Ptolemaios, das Herr des Demetrios, Sohn des Antigonos I., zu besiegen. Es folgte ein Friedensvertrag, in welchem Ptolemaios als Satrap Ägyptens bestätigt wurde.

Ab 304/305 v. Chr. begann die Herrschaft Ptolemaios. Mit Beginn seiner Herrschaft trug er den Beinamen Soter bzw. „der Retter“ sowie den Titel Ptolemaios I. Während seiner Herrschaft ließ er unter anderem seinen Vorgänger Kleomenes verhaften und zum Tode verurteilen. Dieser ließ Tempel plündern und zahlte den Armeesold nicht aus. Gleichzeitig begann durch ihn der Bau der Bibliothek und des Leuchtturms von Alexandria, welcher als eines der sieben Weltwunder galt.

Der Bau wurde unter seinem Sohn und Nachfolger Ptolemaios II. beendet. Ptolemaios II. war seit 285 v. Chr. Mitregent seines Vaters und zwischen 285 und 246 v. Chr. Pharao von Ägypten. Er verfolgte genauso wie sein Vater eine sehr aktive Außenpolitik, welche weit über Ägypten hinausging. 273 erfolgte erstmals diplomatischer Kontakt mit Rom, welche als neue Macht in der westlichen Mittelmeerregion aufgenommen wurde. Der Kontakt wurde durch gegenseitige Gesandtschaft ermöglicht.

Das Reich der Ptolemäer dehnte sich kontinuierlich über Ägypten aus. Seine größte Ausdehnung erreichte es unter der Herrschaft Ptolemaios III. Euergetes I., dem ältesten Sohn Ptolemaios II. Dieser war seit dem Tod seines Vaters im Jahr 246 v. Chr. Herrscher über Ägypten. Ptolemaios III. förderte die Verehrung seiner eigenen Familie sowie die traditionellen ägyptischen Kulte. In der Stadt Apollonopolis errichte er den prächtigen Horus-Tempel. Gleichzeitig unterstützte er das Museion von Alexandria sowie die dort wirkenden griechischen Gelehrten.

Ihm folgte wiederum sein Sohn Ptolemaios IV. Philopator I. Er ließ in der Stadtmitte Alexandrias ein monumentales Grabmal errichten, in welchen er die Leichname Alexanders des Großen sowie seiner Ahnen umbetten ließ. Ebenfalls ließ er das Prunkschiff Thalamegos bauen, welches zu Vergnügungs-, Repräsentations- und Propagandazweck eingesetzt wurde.

In seinem 16. Regierungsjahr, welches von 207 bis 206 v. Chr. andauerte, kam es unter dem Gegenkönig Harwenefer in Oberägypten zu einer Revolte. Im Zuge dieser Revolte wurde Ptolemaios IV. brutal ermordet, wobei die ihn beherrschenden Minister seinen Tod fast ein Jahr lang geheim hielten. Als sein Tod bekannt wurde, beschlossen die beiden Herrscher Philipp V. von Makedonien sowie Antiochos III. letztendlich die Aufteilung des Ptolemäerreiches.

Ptolemaios IV. folge dennoch sein minderjähriger Sohn Ptolemaios V. Epiphanes, welcher zwischen 205 und 180 v. Chr. Pharao von Ägypten sowie Basileus bzw. König des Ptolemäerreiches war. Seiner Regierungszeit entstammt der berühmte Stein von Rosette, welcher aufgrund seiner dreisprachigen Inschrift die Entzifferung der Hieroglyphen ermöglichte. Unter der Herrschaft Ptolemaios zeigte sich eine innere Machtschwäche Ägyptens. Als Folge verlor er Syrien sowie die Stützpunkte in Kleinasien.

In den nachfolgenden Generationen entbrannten innere Kämpfe unter der Verwandtschaft der Ptolemäer. Mit Kleopatra VII. folgte die letzte Ptolemäerin auf den Pharaonenthron. Als Siebzehnjährige erbte sie die Regierungsgeschäfte ihres Vaters Ptolemaios XIII Neos Dionysos, wobei auch sie in innere Fehden verwickelt wurde. Die Regentschaft konnte Kleopatra VII. ebenfalls nur unter der Bedingung annehmen, ihren jüngeren Bruder Ptolemaios XIII zum Mann nehmen zu müssen.

Die römischen Bürgerkriege

Seit dem Jahr 133 v. Chr. bis einschließlich 30 v. Chr. geriet die Römische Republik in eine schwere Krise. Die Ursache hierfür lag in den militärischen Erfolgen. Als Rom zur herrschenden Macht des Mittelmeerraums aufstieg und sein Staatsgebiet enorm vergrößerte, entstanden tiefgreifende soziale Spannungen zwischen den unterschiedlichen Interessengruppen des Reichs. Vorwiegend gestalteten sie sich zwischen den adeligen Großgrundbesitzern, den römischen Kleinbauern, den mächtiger werdenden Heerführern des Reichs sowie der anwachsenden städtischen Ritterschicht.

Teile des römischen Adels wurden im Senat durch die Gruppierung der Optimaten vertreten und gelangten durch das Anwachsen ihres Landbesitzes sowie dem Zustrom an Sklaven, welche aus eroberten Gebieten stammten, zu enormen Reichtum. Dieser Reichtum wurde durch Geldgeschäfte noch deutlich vermehrt. Hingegen verarmten die Bauern zunehmend, welche durch ihren Einsatz als Legionäre erst die Eroberung möglich machten.

Durch ihre Dienste als Legionäre konnten sie einerseits ihre Höfe nicht bewirtschaften. Andererseits konnten sie sich keine Sklaven leisten und verfügten nur über geringe Anbauflächen, wodurch sie nicht konkurrenzfähig waren. Als Folge stiegen sie ins städtische Proletariat ab, welches wiederum zu einem interessanten Wählerreservoir innerhalb Roms wurde.

Es folgten Reformversuche der Gracchen (römisches Adelsgeschlecht), welche jedoch mit der Tötung Tausender Popularen endete. Unter der Herrschaft Julius Caesers begann schließlich der Bürgerkrieg am 10. Januar 49 v. Chr. Erst mit Beginn der Herrschaft Augustus (Gaius Octavius) galt der Bürgerkrieg als beendet.

Caeser und Kleopatra

Ägypten nahm während der römischen Bürgerkriege eine wichtige Rolle ein. Zunächst gelang es dem unterlegenen Feldherrn Gnaeus Pompeius die Flucht in das Land am Nil, wobei er bei seiner Landung in Alexandria ermordet wurde. Julius Caeser, sein siegreicher Konkurrent, griff anschließend in den ägyptischen Zwist ein und entschied zugunsten Kleopatras.

Unter dem Protektorat Caesers gelang es Kleopatra, ihre Machtstellung zu bewahren. Nach Caesers Abreise aus Ägypten gebar sie einen Sohn mit dem Namen Ptolemaios Kaiser, welcher vom römischen Diktator urkundlich bekundet abstammen sollte. Sie betonte hierzu, dass ihr Sohn ptolemäischer und römischer Abstammung sei.

Durch die Alexandriner bekam Kleopatras Sohn den Namen Kaisarion bzw. Caesarion verliehen. Caeser bestritt zugleich nie die Vaterschaft offiziell und erkannte Caesarion als seinen leiblichen Sohn an. Dennoch wurde Caesarion nie sein Erbe, da Caeser seinen Großneffen und Adoptivsohn Gaius Octavius zu seinen Erben ernannte. Dieser wurde der spätere Kaiser Augustus.

Nach Caesers Ermordung am 15. März 44. V. Chr. gelang es Kleopatra, das Herz seines Nachfolgers und römischen Feldherrns Marcus Antonius zu erobern. Bis heute ist nicht geklärt, ob und wann die beiden heirateten. Die Forschung ergab einen möglichen Zeitpunkt der Eheschließung zwischen den Jahren 36. und 32. V. Chr.

Der Beginn der Herrschaft der römischen Kaiser

Noch im selben Jahr von Kleopatras Tod übernahmen die Römer die Herrschaft über Ägypten. Zunächst gelang es Octavian, 30 v. Chr. die Stadt Alexandria einzunehmen. Diese galt als Machtzentrum der Ptolemäer. 27 v. Chr. wurde die Stadt offiziell annektiert, sodass sie unter Octavian, welcher inzwischen als erster römischer Kaiser Augustus an der Macht war, stand. Somit wurde Alexandria die erste neue römische Provinz.

Als sogenannte kaiserliche Provinz wurde sie von einem kaiserlichen Beauftragten verwaltet. Alexandria besaß allerdings einen Sonderstatus, da sie nicht von einem senatorischen Legaten, sondern von einem dem Ritterstand angehörigen Praefectus Aegypti verwaltet wurde. Den Titel des Praefectus Aegypti erhielt hierbei der Statthalter. Gleichzeitig erfolgte die Benennung des neuen Herrschaftsbereichs in das lateinische Aegyptus. Ihre Sonderstellung konnte die Provinz ebenfalls aufgrund ihres großen Reichtums innerhalb der restlichen römischen Gebiete beweisen.

Aegyptus diente den Römern als eine Art Kornkammer für ihr Reich, da unter Augustus Herrschaft jährlich rund 150.000 Tonnen Getreide nach Rom verschifft wurden. Obwohl durch den Praefectus Aegypti verwaltet, stand die Provinz weiterhin direkt unter dem Kaiser. Augustus sah Ägypten dabei als sein persönliches Eigentum an. Die Angehörigen der kaiserlichen Familien sowie die römischen Senatoren mussten um seine Erlaubnis bitten, die neue Provinz betreten zu dürfen, da nur er allein diese erteilen durfte.

Die neuen Pharaonen

Der Status der Pharaonen verschwand mit dem Tod der Ptolemäer nicht aus Ägypten. Die römischen Kaiser nahmen den Titel Pharao von Ägypten an und ließen sich als dieser von der Bevölkerung feiern. Zahlreiche Tempelanlagen, deren Bau oder Restaurierung, welche zu dieser Zeit stattfand, wurden mit Reliefs und Plastiken ausgestattet, welche die römischen Herrscher in typisch ägyptischer Tracht bei der Ausführung von Ritualen zeigten. Auch der Totenkult zeigte eine Veränderung, da er nun sowohl altägyptische wie römische Elemente aufwies.

Im Kontrast zum Toten- und Götterkult stand, mit der Herrschaft der römischen Kaiser, der Alltagskult. Formen und Stile, welche klassisch für die hellenistisch-römische Welt standen, wurden in allen Bereichen des Alltags übernommen. Mit dem ersten Jahrhundert nach Christus zeigte sich sogar, dass die materielle Kultur Ägyptens vorwiegend römisch wurde.

Die Praefecti Aegypti

Der erste Statthalter Aegyptus wurde bereits im Jahr 30 v. Chr. besetzt. Mit Gaius Cornelius Gallus übernahm ein römischer Politiker die Position des Praefectus Aegypti. Gallus bewies bereits im Kampf zwischen Oktavian und Marcus Antonius sein Geschick, indem er Oktavians Truppen kommandierte und den Bürgerkrieg durch den Vormarsch nach Alexandria glücklich beendete.

29 v. Chr. zog Cornelius Gallus nach Oberägypten, um den dortigen Aufstand niederzuschlagen. Es folgte die Weiterreise gen Süden, wo er die vorrückenden Äthiopier zurückschlug. Zwischen den Jahren 27 und 26 v. Chr. wurde Gallus allerdings aus bis heute nicht genau bekannten Gründen durch Augustus abgesetzt. Es folgte angeblich eine Anklage, deren Ende die Aufkündigung der Freundschaft mit August darstellte. Da seine politische Karriere damit ein Ende fand, beschloss Gallus, sich 26 v. Chr. das Leben zu nehmen.

Cornelius Gallus folgte eine lange Reihe an Präfekten von Ägypten. Bis heute gelang es Wissenschaftlern nicht, die Liste vollständig zu rekonstruieren. Jedoch zeigt die Aufzählung, dass manche von ihnen über mehrere Jahre hinweg die römische Provinz verwalteten, während andere wiederum nur für kurze Zeit den Titel innehatten.

Ägypten in römischer Hand

Als Kaiser Augustus am 19. August 14 n. Chr. verstarb, folgte ihm Tiberius, welcher seine Politik und sein Militär jedoch wesentlich auf die Germanen konzentrierte. Nach dessen Tod im Jahr 37 n. Chr. übernahm Caligula die Regentschaft. Unter dem neuen Kaiser, welcher lediglich bis 41 n. Chr. sein Amt innehatte, kam es in Alexandria zu einem Kleinkrieg. Dieser fand zwischen der hellenischen und jüdischen Bevölkerung statt.

Die Juden Ägyptens sollten jedoch noch länger für Zwiste innerhalb des Volkes sorgen. Vesparian, welcher 69 n. Chr. den Status des Prokonsuls der Provinz Africa einnahm, wurde nach dem Tod des Vitellius in Alexandria zum neuen römischen Kaiser ausgerufen. Sein Sohn Titus, welcher 79 n. Chr. ebenfalls zum Kaiser ernannt wurde, zog mit seinem Heer von Ägypten aus nach Palästina. Dort konnte er den jüdischen Aufstand bekämpfen, wobei er im Jahre 70 n. Chr. die Stadt Jerusalem zerstörte.

Der Totenkult machte gleichzeitig vor den römischen Herrschern nicht Halt. Der jugendliche Geliebte des Kaisers Hadrian, Antonius, erkrankte 130 n. Chr. schwer im Nil. Als dieser starb, ließ Hadrian ihn zum Gott erheben. Es kam zur Gründung der Stadt Antinoupolis. Es folgte weitere Regenten, welche Ägypten mit ihrer politischen und Militärmacht eisern beherrschten.

Christenverfolgungen in Ägypten

Mit dem Ende des 2. Jahrhunderts zeigte sich die neu aufkommende Macht des Christentums. Im Nildelta bildeten sich viele christliche Gemeinden. Unter Kaiser Septimius Severus kam es zu lokalen Christenverfolgungen in Ägypten und Theben sowie in den Provinzen Africa und im Osten. Seit dem Jahr 202 war der Übertritt zum Christentum per Edikt verboten. Dennoch hielten sich weiterhin Christen am kaiserlichen Hof auf. Gleichzeitig ließ Severus eine umfassende Verwaltungsreform durchführen. Mit dieser brach er allerdings mit zahlreichen hellenistischen Traditionen.

Die Christenverfolgungen in Ägypten erreichten unter Kaiser Decius einen blutigen und traurigen Höhepunkt. Während seiner Herrschaft, welche von 249 bis 251 andauerte, kam es zu erheblichen Verfolgungen im gesamten Land. Decius verfolgte mit seiner Innen- und Religionspolitik die Wiederherstellung der altrömischen Religion, welche unter anderem Opfergaben für den Kaiser und die römischen Götter vorsahen. Da die Opferung für die Christen problematisch war und sie diese nicht mit ihrem Glauben vereinbaren konnten, weigerten sich diese gegenüber der neuen Politik.

Bis zur Regierungszeit Kaiser Valerians, welche zwischen 253 und 260 andauerte, fand ebenfalls eine Christenverfolgung statt. Obwohl der Kaiser zu Beginn eine Toleranz gegenüber der neuen Religion und ihren Anhängern zeigte, verschärfte er 257 seine Religionspolitik. Es folgte ein generelles Versammlungsverbot für alle Christen. Gleichzeitig wurde der christliche Klerus aufgefordert, einen Treueeid zu den römischen Göttern abzulegen. Im nachfolgenden Jahr stand die Verweigerung des Eids sogar unter Todesstrafe. Erst Kaiser Gallienus hob die Verfolgungsedikte gegenüber den Christen im Jahr 260 auf.

Veränderungen in Ägypten

Nicht nur die Christen sorgten in Ägypten für Veränderungen. Im Jahr 268 besetzte das Heer von Königin Zenobia, welche die Herrschaft über die syrische Oasenstadt Palmyra besaß, Unterägypten. Der nubische Volksstamm der Blemmyern nahm gleichzeitig Teile Oberägyptens ein. Dem römischen Feldherrn Probus gelang es 270 schließlich, Ägypten wieder unter römische Regentschaft zu stellen. Als dieser 276 römischer Kaiser wurde und 279 einen erfolgreichen Feldzug gegen die Blemmyer führte, stand einer vollständigen Eingliederung Ägyptens in das Römische Reich nichts mehr im Weg. Der Volksstamm blieb dennoch weiterhin eine große Bedrohung.

292 brach ein Aufstand in Oberägypten los. Zwei Jahre später wehrte sich Alexandria ebenso gegen die Römer. Kaiser Diokletian gelang es, 295 das Land zurückzuerobern. Mit dem Verfolgungsedikt vom 23. Februar 303 leitete er gleichzeitig die letzte und zugleich brutalste Christenverfolgung unter römischer Herrschaft ein.

Das Ende des ägyptisch-römischen Reiches

Mit der Benennung Maximinus Daias zum römischen Kaiser begann zugleich das Ende des ägyptisch-römischen Reiches. Seine Herrschaft dauerte von 310 bis 313 an, wobei er der letzte römische Kaiser war, welcher in den ägyptischen Königslisten als Pharao sowohl tituliert wie geführt wurde.

Mit Konstantin dem Großen sollte Ägypten einen großen Wandel durchleben. Der Kaiser, welcher zwischen 306 und 337 regierte, ordnete die Verwaltung des Reichs am Nil neu. Anstelle einer großen Provinz erhielt Ägypten nun den Status einer Diözese. Es entstanden die sechs Provinzen Ägypten, Augustamnica, Heptanomis beziehungsweise Arcadia, Thebais sowie Ober- und Unterägypten. Es folgten gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen den in den Provinzen lebenden Heiden und Christen, da Konstantins Nachfolger Julian versuchte, die privilegierten Christen zurückzudrängen.

Unter Kaiser Theodosius I. fand schließlich der größte Wandel in der Religionsgeschichte Ägyptens statt. Am 27. Februar 380 unterzeichnete der Kaiser ein Dekret, mit welchem er das Christentum zur Staatsreligion erklärte. Die Ausübung heidnischer Kulte stand nun unter Strafe. Anstelle der Christen wurden nun die Heiden verfolgt.

Mit dem Jahr 395 fand Ägypten sein endgültiges Ende durch die Teilung des Römischen Reichs in eine oströmische und weströmische Hälfte. Als Teil des neuen Oströmischen Reichs unter Kaiser Arcadius galt die griechisch-römische Zeit als beendet. Die neue Byzantinische Zeit sollte erst 1453 mit der Eroberung von Konstantinopel durch die Osmanen enden, während das weströmische Reich bereits im 6. Jahrhundert sein Ende fand.

Zusammenfassung

  • Mit dem Einzug Alexander des Großen in Ägypten änderte sich das Land wesentlich. Zunächst übernahm der Makedonier als neuer Pharao die Herrschaft. Nach dessen plötzlichen Tod und der nicht getroffenen Nachfolgeregelungen entbrannten die Diadochenkriege unter seinen Generälen.
  • Das gesamte Reich Alexanders wurde schließlich in mehrere Satrapien geteilt, wobei der General Perdikkas nicht allein bestimmen konnte, welcher Feldherr welches Gebiet erhielt.
  • Durch die Babylonische Reichsordnung gelang es schließlich dem General Ptolemaios I. als Pharao, die Macht über Ägypten zu erlangen. Seine Nachkommen regierten bis 30 v. Chr., wobei unter der Regentschaft der letzten Ptolemäerin Kleopatra wesentliche Kontakte mit dem Römischen Reich hergestellt wurden.
  • Zunächst sorgte Caeser für die Sicherheit des Reichs am Nil, während der Feldheer Marcus Antonius gemeinsam mit Kleopatra das Land gegen Octavian verteidigte.
  • Dem späteren Kaiser Augustus gelang es allerdings, die Herrschaft einzunehmen und Ägypten zur neuen Provinz des Römischen Reichs zu erklären.
  • Die Praefecti Aegypti sollten die Provinz Aegyptus verwalten.
  • Mit dem Aufkommen des Christentums ab dem 2. Jahrhundert kam es zu blutigen Auseinandersetzungen innerhalb der Bevölkerung und zahlreichen Christenverfolgungen. Erst durch die Anerkennung des Christentums als Staatsreligion im Jahr 380 fand ein endgültiger Wandel statt.
  • Mit der Reichsteilung von 395 und der Bildung einer oströmischen und weströmischen Reichshälfte kam Ägypten seinem Ende nahe. Das neue Byzantinische Reich, zu welchem Ägypten nun gehörte, sollte noch bis 1453 bestehen bleiben.

Literatur

  • Werner Huß: Ägypten in hellenistischer Zeit, 332–30 v. Chr., ISBN 3406471544*
  • Günther Hölbl: Geschichte des Ptolemäerreiches. Politik, Ideologie und religiöse Kultur von Alexander dem Großen bis zur römischen Eroberung, ISBN 3534176758*
  • Hans-Albert Rupprecht: Das Recht der griechischen Papyri Ägyptens. In der Zeit der Ptolomäer und des Prinzipats, ISBN 3406481647*
  • Maria Theresia Derchain-Urtel: Epigraphische Untersuchungen zur griechisch-römischen Zeit in Ägypten, ISBN 3447041730*
  • Günther Hölbl: Altägypten im römischen Reich. Der römische Pharao und seine Tempel, ISBN 9783805333962*

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