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Archaik: archaische Zeit und Kultur im antiken Griechenland


Die Archaik bzw. archaische Zeit ist ein Epoche der griechischen Antike. Die archaische Kultur beginnt circa 800 v. Christus und endet circa 507 v. Chr. Diese Zeit gilt als eine Art Wendezeit im altertümlichen Griechenland. Denn die beiden vorherigen Zeitalter (Ägäische Bronzezeit bzw. Ägäis und die sogenannten Dark Ages bzw. dunklen Jahrhunderte) galten als kulturell unterentwickelt, weshalb einige Historiker diese Jahre nicht einmal der Antike zuschreiben.

Was bedeutet Archaik bzw. archaisch?

Ab der Mitte des 8. Jahrhunderts v. Chr. rüsteten die Bewohner des Festlandes, die Hellenen, See- und Militärexpeditionen aus. Sie erforschten das Schwarze Meer und das Mittelmeer bis zum Atlantik. Von der Ägäis ausgehend wurden überall an den Küsten griechische Kolonien als Handelsstationen gegründet, die sich schnell zu Stadtstaaten entwickelten. An der Spitze einer solchen Polis stand ein Adelshaus. Das war die Anfangssituation einer neuen Epoche, der Archaik.

Die griechische Antike wird in drei Hauptabschnitte unterteilt. Sie beginnt mit der Archaik um etwa 750 v. Chr. Ihr folgt die Klassik etwa 250 Jahre später. Mit Alexander dem Großen beginnt 336 v. Chr. der letzte Abschnitt, der Hellenismus. 146 v. Chr. wurde Griechenland von den Römern erobert. Sie errichteten die Provinz Makedonien, in die die unterworfenen griechischen Stadtstaaten eingliedert wurden.

Kulturell gesehen kann das Ende der griechischen Antike auf das Jahr 30 v. Chr. festgelegt werden. In diesem Jahr eroberte Octavian, der spätere römische Kaiser Augustus, Ägypten. Kleopatra war ptolemäischer Abstammung, hatte also griechische Wurzeln. Sie war als ägyptische Königin die Herrscherin über das letzte von Rom noch unabhängige, hellenistisch geprägte Reich. Mit ihrem Tod endete die Unabhängigkeit und auch Ägypten wurde nun Teil des Römischen Reichs.

Kunst und Kultur der griechischen Archaik

Die Archaik steht nicht ohne Grund am Beginn der griechischen Antike. Hier liegen die Ursprünge der europäischen Kultur: die Literatur, die Philosophie und die Naturwissenschaften, die Geschichtsschreibung und die Idee der Demokratie. Heute geht die Forschung davon aus, dass die Ilias und die Odyssee von Homer in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. verfasst wurden. Allerdings herrscht keine Einigkeit darüber, ob es Homer als historische Person überhaupt gab. Dennoch: Die Epen stammen aus der archaischen Zeit.

In dieser Zeit lebte auch Hesiod, dessen wichtiges Werk sich unter anderem mit der griechischen Mythologie und einer Chronologie der Weltgeschichte befasste. Auch bedeutende Naturphilosophen wie Thales von Milet, Pythagoras von Samos oder Heraklit von Ephesos lebten und wirkten in der archaischen Zeit.

Die archaisch-griechische Kunst schuf erste Höhepunkte in der Bildhauerei und der Vasenmalerei. Vorrangig schufen die Künstler bemalte Marmorstatuen, entweder von jungen, bekleideten Frauen oder von jungen, unbekleideten Männern. Die weiblichen Plastiken werden heute als Koren (im Singular: Kore) bezeichnet, die männlichen als Kouroi (im Singular: Kouros). Sie waren in Tempeln aufgestellt oder in Gräbern als Grabbeigaben.

Die Statuen dieser Zeit sind an ihrem typisch „archaischen Lächeln“, ihrer aufrechten Haltung und ihrer Symmetrie erkennbar. Der ägyptische Einfluss auf die griechische Bildhauerei dieser Zeit ist deutlich und nicht zufällig. Es gab einen regen wirtschaftlichen und damit auch kulturellen Austausch zwischen Ägypten und den griechischen Stadtstaaten. Der ägyptische König Psammetich I. erlaubte um 650 v. Chr. herum sogar griechische Ansiedlungen in Ägypten.

Ganz eigenständig entwickelte sich die Kunst der Vasenmalerei. In dieser Zeit wurden zunächst vor allem sogenannte schwarzfigurige und später rotfigurige Vasen hergestellt. Einige der Vasen weisen Töpfersignaturen auf. Das sind persönliche Inschriften, mit denen sich die Töpfer- oder Vasenmaler stolz auf ihren Kunstwerken verewigt haben. Diese Signaturen deuten auf eine Veränderung innerhalb der archaisch-griechischen Gesellschaft hin. Sie zeugen von einem sich entwickelnden Selbstbewusstsein der Menschen.

Griechische Archaik und ihre zwei System: Tyrannis oder Polis

Die Stadtstaaten der verschiedenen Adelsgeschlechter lagen miteinander im wirtschaftlichen und damit militärischen und politischen Wettstreit. Sie wachten über ihre Autonomie, die sie nicht aufgeben wollten. Kriege untereinander waren ein normaler Zustand.

In der griechischen Archaik entwickelte sich aus dieser Situation heraus zwei unterschiedliche politische Systeme: zunächst die Tyrannis und später die Polis. Polis ist die allgemeine altgriechische Bezeichnung für einen Stadtstaat. Es existierten etwa 1000 Poleis zu dieser Zeit. Wenn ein einzelner Adliger aus machtpolitischen Gründen die Führung in einer Polis übernahm, wurde er zum Tyrannen, also zum Alleinherrscher. Aus einer Polis wurde eine Tyrannis.

Ein Tyrann brauchte die Mithilfe des Volkes und er brauchte andere Tyrannen als Verbündete, um sich an der Macht halten zu können. Wer gegen ihn war, wurde getötet. In der ersten Hälfte der archaischen Epoche verbreitete sich die Tyrannis als Regierungsform, etwa in Korinth, Samos oder Athen.

Die Alternative zur Tyrannis war weiterhin die Regierungsform der Polis, aber mit einem schriftlich niedergelegten Recht und einer institutionalisierten Herrschaft, die unabhängig von einem bestimmten Adelshaus war. Das war Demokratie in ihren Anfängen und ein solcher Stadtstaat war beispielsweise Sparta.

Die Beteiligung der Bevölkerung an einer Regierung war in den Stadtstaaten unterschiedlich geregelt. Das politische Zentrum einer Polis war zugleich auch ihr wirtschaftliches Zentrum: die Agora, der Marktplatz. Hier fanden Versammlungen und Abstimmungen statt. Außerhalb der Stadtmauer befand sich das zu einer Polis gehörende, landwirtschaftlich genutzte Umland mit den vielen kleinen Bauern und nur sehr wenigen Großgrundbesitzern.

Die einheitsstiftende Funktion der Götter

Vor der Eroberung durch die Römer gab es kein Griechenland als Flächenstaat mit definierten Grenzen, wie das heute der Fall ist. Das antike Griechenland bestand aus Kolonien und Stadtstaaten, wie Athen, Sparta oder Theben. Ihre Bewohner fühlten sich keinem griechischen Gesamtstaat, aber einer gemeinsamen griechischen Kultur zugehörig.

Während der archaischen Zeit entwickelte sich unter den griechischen Stadtstaaten allmählich ein Gemeinschaftsgefühl. Es gab gesellschaftliche Strömungen, die einen Zusammenhalt aller Stadtstaaten anstrebten. Die mächtigen Reiche der damaligen Welt, wie etwa das Perserreich oder Ägypten und später Rom, waren entweder eine ständige Bedrohung oder als Handelspartner in überlegener Position. Es war naheliegend, sich zusammenzuschließen, um eigene Interessen besser schützen zu können. Allmählich entwickelte sich die Idee des Panhellenismus, also der Wunsch nach einer politischen Einigung der Stadtstaaten und Beendigung der Handelsbehinderungen und Kriege untereinander.

Es brauchte regelmäßige und große Projekte von gemeinschaftsstiftender Bedeutung, um bei den Menschen, allen voran bei den Aristokraten der verschiedenen Stadtstaaten, ein Gemeinschaftsgefühl zu installieren. Das in dieser Hinsicht bedeutendste Projekt waren die Panhellenischen Spiele. Diese Spiele erreichten schon in der archaischen Zeit eine überregionale Bedeutung. Von überall her kamen die Menschen zusammen. Vertreter der Stadtstaaten aus der gesamten griechischen Welt nutzten die Gelegenheit zum diplomatischen Austausch.

Es waren gesamtgriechische Wettkämpfe, die alle zwei bis vier Jahre an vier verschiedenen Orten zu Ehren der großen Götter und ihren Götterfamilien ausgetragen wurden: in Delphi für Apollon, in Nemea und Olympia für Zeus und in Korinth für Poseidon. Gemeinsam wurde ihnen gehuldigt und für sie wurde unter Einhaltung festgelegter Regeln gekämpft.

In diesem religiösen Rahmen wurden nicht nur sportliche, sondern auch musische Wettkämpfe im Dichten und Musizieren ausgetragen. Drumherum boten die Spiele Unterhaltung und Amüsement für alle Besucher. Nachdem die Römer 146 v. Chr. Griechenland erobert hatten, wurden auch nichtgriechische Wettkämpfer für die Spiele zu gelassen. Der panhellenische Gedanke wurde auch durch diese Symbolik obsolet.


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