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So entstand das antike Griechenland: Vorgeschichte und Entstehung


Mit dem antiken Griechenland ist nicht die Antike gemeint, sondern das alte Griechenland, dessen Kerngebiet sich innerhalb der Grenzen des heutigen Griechenlands befand. Die Antike ist ein Ausschnitt, eine Epoche des alten, antiken Griechenlands. Wie bei allen anderen Gesellschaften auch, ist die Entstehung des alten Griechenlands das Ergebnis einer sich kontinuierlich entwickelnden Kulturgeschichte, beginnend in der Altsteinzeit (Paläolithikum) vor 200.000 bis 400.000 Jahren.

Es dauerte viele Jahrtausende bis der Mensch aus seinem nomadischen und halbnomadischen Jäger- und Sammler-Dasein ausstieg und sesshaft wurde. Im griechischen Raum gelang dieser kulturell bedeutsame Schritt um 7000 v. Chr., in der Jungsteinzeit (Neolithikum). Aus den Jägern und Sammlern wurden sesshafte Garten- und Ackerbauern. Langsam entwickelten sich komplexere Gesellschaften, eine gewisse Arbeitsteilung und spezielle handwerkliche Techniken.

Um 5500 v. Chr. begannen die Menschen Keramik zu produzieren. Es entstanden größere Ansiedlungen auf dem griechischen Festland und auf Kreta, und es entwickelte sich ein Kupferbergbau, weshalb diese Zeit auch als Kupfer-Steinzeit (Chalkolithikum) bezeichnet wird. Es gab einen lokalen, regionalen und überregionalen Handel mit Kupferbarren und Ernteüberschüssen. Die soziale Differenzierung schritt fort und es bildeten sich Führungsgruppen heraus.

Die Bronzezeit: 3000 bis 1100 v. Chr.

Ab etwa 3300 v. Chr. breiteten sich die Menschen immer mehr aus, auf dem Festland und auf den Inseln. Überall gründeten sie kleinere Siedlungen, vor allem auf dem Peloponnes, auf den Kykladen und auf Kreta. In dieser Zeit veränderte sich das zuvor feucht-warme Klima nachhaltig. Es wurde trockener und die Menschen mussten sich an die extremeren Wetterverhältnisse anpassen. Das Klima entsprach nun in etwa dem heutigen.

Die Bezeichnung „Bronzezeit“ zeigt an, dass neue Techniken im Umlauf waren. Der Mensch des Chalkolithikums hatte schon grundlegenden Kenntnisse in der Metallurgie gesammelt und kannte Gold, Silber, Zinn und Kupfer. Steinzeit, Kupferzeit, Bronzezeit, Eisenzeit: All diese Begriffe beziehen sich auf den jeweiligen technischen Entwicklungsstand. In der Bronzezeit hatte der Mensch gelernt Kupfer mit Zinn zu Bronze zu legieren. Bronze ist ein wesentlich härteres Metall als Kupfer. Seine Erfindung leitete ein neues Zeitalter ein. Nun konnten bessere Werkzeuge und bessere Waffen hergestellt werden.

Die Bronzezeit wird in drei Perioden unterteilt: in die frühe (etwa 3000 bis 2000 v. Chr.), in die mittlere (etwa 2000 bis 1600 v. Chr.) und in die späte (etwa 1600 bis 1100 v. Chr.). In Griechenland wird die Bronzezeit als Helladikum bezeichnet, die ebenfalls in drei Phasen unterteilt wird: in das Früh-, Mittel- und Späthelladikum. Griechenland umfasste damals das Festland (Attika, Peloponnes, Thessalien) und die Inseln, ohne die Kykladen. In der letzten Phase, im Späthelladikum (ab etwa 1600 v. Chr.), entwickelte sich auf dem griechischen Festland die Mykenische Kultur.

Das antike Griechenland: 1600 bis 27 v. Chr.

Die Mykenische Kultur

Die Mykenische Kultur ist eine Schriftkultur. Ihre schriftlichen Hinterlassenschaften sind in der Linearschrift B verfasst, einer Weiterentwicklung der aus der minoischen Kultur stammenden Linearschrift A. Es ist eine Silbenschrift und die früheste Form der altgriechischen Sprache. Die Mykenische Kultur wurde zur ersten Hochkultur auf dem europäischen Festland. Sie entwickelte nicht nur eine eigene Schrift, sondern ab 1400 v. Chr. auch die für das antike Griechenland charakteristische Staatsform der Polis.

Die Mykenische Kultur breitete sich im gesamten Mittelmeerraum und am Schwarzen Meer aus. Überall wurden griechische Kolonien gegründet. Deswegen wird der Beginn des antiken Griechenlands mit dem Beginn der Mykenischen Kultur gleichgesetzt.

Auf die späte Bronzezeit bzw. das Späthelladikum mit der Mykenischen Kultur (etwa 1600 bis 1200 v. Chr.) folgen die sogenannten „Dunklen Jahrhunderte“, die bis etwa 800 v. Chr. andauern. Danach beginnt die Antike, die wiederum in drei Perioden unterteilt ist: in die Archaik (etwa 800 bis 500 v. Chr.), die Klassik (etwa 500 bis 336 v. Chr.) und in den Hellenismus (336 bis 27 v. Chr.).

Die Mykenische Palastzeit

Während der Spätmykenischen Zeit (etwa 1400 bis 1200 v. Chr.) eroberten die Mykener Kreta, die Kykladen und andere Inseln der Ägäis. Es war der Beginn der sogenannten Mykenischen Palastzeit, der Blütezeit der Mykenischen Kultur. In der ganzen Ägäis entstanden Palastzentren, die Königssitz und Verwaltungszentrum in einem waren, neben Mykene beispielsweise Athen, Theben oder Knossos. Von ihnen aus herrschten die Könige über ihre Palaststaaten. An der „mykenischen Peripherie“ hingegen gab es weiterhin Fürstensitze mit befestigten Siedlungen. Diese lokalen Adelshäuser beherrschten nur kleine Territorien.

Um 1200 v. Chr. ging die Mykenische Kultur unter. Überall wurden Paläste zerstört und Siedlungen aufgegeben. Welche Ereignisse zu dieser dramatischen Entvölkerung führten, ist nicht geklärt. Vermutlich waren die Ursachen aber komplex. Es gab zu dieser Zeit Völkerbewegungen und damit einhergehend Angriffe aus dem Osten. Die Ursache war wohl ein Klimawandel, der extreme Trockenphasen mit sich brachte und ganze Volksgruppen in Bewegung setzte. Das Hethiterreich wurde 1200 v. Chr. zerstört und damit ging ein wichtiger Handelspartner verloren. Fremdvölker, die aus altägyptischen Quellen bekannten Seevölker mit ihren Waffen aus Eisen, griffen auch Ägypten an und mussten abgewehrt werden. Zusätzlich kam es in dieser Zeit im ägäischen Raum zu einer Serie von Erdbeben. Alles zusammen führte zum Zusammenbruch von Mykene. Dennoch prägte die Mykenische Kultur die Ägäis noch weitere 200 Jahre. Ab etwa 1000 v. Chr. beginnt auch im griechischen Raum die Eisenzeit. Waffen und Werkzeuge wurden von nun an weitestgehend aus Eisen hergestellt.

Die „Dunklen Jahrhunderte“

Der Zeitraum vom Ende der Mykenischen Palastzeit bis zum Beginn der Antike wird als die „dunklen Jahrhunderte Griechenlands“ bezeichnet (etwa 1200 bis 800 v. Chr.). Es scheint, als wären die Schriftkenntnisse zusammen mit der gebildeten Oberschicht und den Beamten verschwunden. Es gibt kaum schriftliche Hinterlassenschaften aus den „Dunklen Jahrhunderten“. Insgesamt scheint das kulturelle Niveau auf einem Tiefpunkt angekommen zu sein. Allerdings nahmen in dieser Zeit bedeutende Entwicklungen ihren Anfang. Viele der zerstörten Palastzentren wurden wiederbesiedelt und neu aufgebaut. Es entstand eine neue Aristokratenschicht. Handelsbeziehungen wurden wieder aufgegriffen. Dabei spielte auch die Seefahrt wieder eine Rolle.

Ab dem 8. Jahrhundert v. Chr. begann ein allgemeiner Aufschwung. Es wurden See- und Militärexpeditionen ausgesandt. Entlang der Küsten des westlichen und östlichen Mittelmeeres und entlang der Küsten des Schwarzen Meeres entstanden griechische Kolonien. Diese nun einsetzende Große Kolonisation führte zur Verbreitung der griechischen Sprache, der griechischen Kultur und der Polis-Ordnung. In der modernen Forschung gilt diese teils friedliche, teils militärische Kolonisation als ein Phänomen, dessen historische Tragweite aus kultureller Sicht für die kolonisierten Regionen mit ihren Völkern kaum zu überschätzen ist.

Die Antike

Die Polis war ein Stadtstaat, also ein städtischer Siedlungskern mit dem dazugehörigen Umland. Während der „Dunklen Jahrhunderte“ war die Bildung von Stadtstaaten (Poleis) mit ihren unterschiedlichen Verfassungen bereits abgeschlossen. Aufgrund der intensiven Kontakte vor allem in den östlichen Mittelmeerraum und nach Vorderasien kam es zu einem kulturellen Austausch, der nicht nur Handelsgüter betraf, sondern auch Kunst, Religion und Politik. Von den Phöniziern wurde das Alphabet übernommen und für die eigenen Zwecke abgewandelt.

Es entwickelte sich die Alphabetschrift, das Altgriechische, wie es noch heute gelehrt wird. Am Ende der „Dunklen Jahrhunderte“ stand der Beginn der Antike mit ihren Dichtern und Philosophen, ihrer politischen Idee der Demokratie, aber auch mit ihrem Expansionsdrang, den Alexander der Große eindrucksvoll umsetzte. Die Römer beendeten 27. v. Chr. die griechische Vorherrschaft in der damals – aus europäischer Sicht – ganzen bekannten Welt und gliederten alle ehemals griechisch dominierten Gebiete in das Römische Reich ein.


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