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Wie meine Westentasche: Herkunft, Ursprung und Bedeutung


Eine Westentasche ist eine kleine Tasche in einer Weste. Sie ist leicht zugänglich und bietet nur wenig Platz. Da die Weste ab dem 17. Jahrhundert von den meisten Männern in Frankreich und Deutschland getragen wurde, entwickelten sich Redewendungen mit ihr.

Was ist eine Westentasche?

Eine Westentasche ist, ganz unspektakulär eine Tasche in einer Weste. Das Wort „Weste“ geht bis ins 18. Jahrhundert v. Chr. zu den Hethitern zurück. Die Hethiter sagten zu „Gewänder tragen“ „wešš“. Die Römer machten daraus das Wort „vestis“, was „Gewand“ oder „Kleid“ bedeutet. Seit dem 17. Jahrhundert n. Chr. ist „veste“ in Frankreich belegt, was übersetzt „Jacke“ bedeutet. Daraus entstand schließlich das deutsche Wort „Weste“.

Die Weste hat nichts mit der Himmelsrichtung zu tun. Es ist im Deutschen purer Zufall, dass im Wort „Westentasche“ auch das Wort „Westen“ enthalten ist. Das „n“ ist in diesem Fall ein sogenanntes Fugenzeichen, welches einen Verbindungslaut zwischen den beiden Wörtern „Weste“ und „Tasche“ darstellt.

Die Geschichte der Weste

Der Wams gilt als Vorläufer der Weste. Er wurde im 17. Jahrhundert von Männern unter ihrem Herrenrock getragen. Ab dem 18. Jahrhundert verlor die Weste ihre Ärmel und büßte an Länge ein. Gleichzeitig kam der Trend nach Deutschland. Im 19. Jahrhundert wurde die Weste oftmals von Dienern getragen. Diese Form der Weste hatte mindestens vier Taschen, in denen genug Platz für Schlüssel und andere Utensilien war. Um 1900 reichte die Weste an den meisten Orten nur noch bis zur Taille.

Heute wird die Weste häufig als Funktionskleidungsstück getragen. Man findet sie als Warnweste, Rettungsweste, Kletterweste, Tarierweste für Taucher oder als schusssichere Weste. Daneben ist sie als Übergangskleidungsstück im Frühling und Herbst beliebt.

Sprichwörter, die von der Weste(ntasche) handeln

Seit dem 17. Jahrhundert gehörte die Weste als Kleidungsstück für Männer dazu. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sich über die Jahre Sprichwörter entwickelt haben. Diese Sprichwörter handeln entweder von der Weste an sich oder haben bloß die Westentasche zum Thema.

Eine weiße Weste haben

„Eine weiße Weste haben“ bedeutet, völlig unschuldig und brav zu sein. Das Sprichwort bedient sich der Symbolik der Farbe Weiß, die als Farbe der Reinheit und Heiligkeit verstanden wird. Nur wer sich gar nichts zuschulden kommen lässt, kann demnach eine völlig weiße Weste haben.
Zurück geht diese Redewendung bis ins 17. Jahrhundert. Schon damals verband man weiße Brustbekleidung mit Reinheit und Ehrlichkeit. Erst Ende des 19. Jahrhundert stand jedoch die Weste als solche Brustbekleidung fest.

Urheber der Redewendung ist Otto von Bismarck. Er nutzte „keine Flecken auf der Weste“ in einem Gespräch im Zusammenhang mit dem Gefecht bei Blumenau mit Moltke im Jahr 186. In dem Gespräch meinte er damit, dass sie bisher keine Fehler in ihren kriegerischen Handlungen gemacht hätten.
Die Variante „eine weiße Weste haben“ setzte sich mit der Zeit durch. Der politische Aspekt ist der Redewendung geblieben. Von der „weißen Weste“ ist besonders häufig bei Politikern die Rede.

Etwas kennen wie die eigene Westentasche

Diese Redewendung bedeutet, dass man sich in einem bestimmten Gebiet sehr gut auskennt. Sie hängt vermutlich mit der Art und Weise wie Westen getragen werden, zusammen.

Die Weste bildet häufig das oberste Kleidungsstück. Der Zugang zu ihren Taschen fällt dem Träger daher besonders leicht. Da sie lange Zeit zur Kleidung für Männer dazugehörte, nutzten diese ihre Taschen für alles, was sie schnell zur Hand haben wollten. Beispielsweise fanden Taschenuhren, Kleingeld oder Schlüssel dort ihren Platz. Viele Menschen ordnen ihren Taschen ganz automatisch eine Aufgabe zu. So enthält die rechte Tasche bei den meisten Rechtshändern Wichtiges, wie heutzutage das Handy oder auch Portemonnaie und Schlüsselbund. In der linken Tasche befinden sich meistens Dinge, die nicht so häufig gebraucht werden.

Egal wie man seine Utensilien aufteilt, man weiß in den allermeisten Fällen, wo sich was befindet. So war es auch bei den Westentaschen. Fragte man sich, wie spät es ist, glitt die Hand ohne zu zögern zur richtigen Westentasche. Aus diesem Grund bringen wir sie noch heute damit in Verbindung, einen Ort oder auch eine Schublade genau zu kennen.

Etwas aus der Westentasche bezahlen

Diese Redewendung hängt ebenfalls mit der Nutzungsweise der Westentaschen zusammen. Sie bedeutet, etwas mit Leichtigkeit zahlen zu können. Oftmals wird das Sprichwort heute genutzt, wenn der Betrag in Wirklichkeit in keine Westentasche passen würde. Man möchte damit ausdrücken, dass man leichten Zugriff auf die Geldsumme hat und nicht auf sie angewiesen ist.

Noch heute haben viele Menschen etwas Kleingeld in den Hosen– oder Jackentaschen, wenn sie das Portemonnaie gerade nicht griffbereit haben. Der Betrag reicht meistens für nicht mehr als eine Busfahrt oder einen Besuch beim Bäcker. Aber man spart sich damit die Suche nach dem Portemonnaie.

Überträgt man dieses Verhalten auf die Westentasche, welche als Teil der obersten Kleidungsschicht eine ähnliche Aufgabe hat, erklärt sich die Herkunft der Redewendung fast von selbst: In der Westentasche befand sich meistens Kleingeld, während in der Geldbörse größere Beträge zu finden waren. Wer es sich leisten konnte, trug größere Summen in der Westentasche. An diesem Ort war das Geld nicht so sicher verwahrt. Aber wer genug hatte, brauchte sich vor einem Diebstahl nicht zu fürchten. Um Eindruck zu schinden, zog man bei Bedarf auch einzelne Scheine aus der Westentasche, anstatt die Geldbörse hervorzuholen.


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