Mykenische Kultur: Entstehung, Untergang und Errungenschaft
Die mykenische Kultur gilt als erste Hochkultur auf europäischen Festland. Neben den Minoern auf Kreta stellen die Mykener eine Vorkultur des antiken Griechenlands dar.
Inhalt
Zeitliche Einordnung der Mykenischen Kultur
Die Vorgeschichte des antiken Griechenlands wird im ägäischen Zeitalter bzw. der Ägäis zusammengefasst. Diese Epoche begann circa 2500 v. Chr. mit dem Aufkommen der Minoer auf Kreta. Die Mykener besiedelten die griechische Stadt Mykene ab 1700 v. Chr..
Nach dem Untergang der Minoer (circa 1400 v. Chr.) und der Mykene (ca. 1050 v.Chr.) endete das ägäische Zeitalter und es begann die Zeit der dunklen Jahrhunderte (ca. 1050 v. Chr. bis 800 v.Chr.). Als dunkle Jahrhunderte werden diese bezeichnet, da kaum Überlieferungen aus dieser Zeit existieren.
Ab 800 v. Chr. begann das archaische Zeitalter, welches als Beginn der klassische griechische Antike gilt. Die Mykener und die Minoer auf Kreta bilden demnach Vorreiter des antiken Griechenlands.
Entstehung der mykenischen Kultur
Um das Jahr 1600 v. Chr. entwickelte sich auf dem griechischen Festland die Hochkultur der Mykener. Sie ging aus den Siedlern und Volksstämmen der späten Bronzezeit hervor, welche ab 3000 v. Chr. ansässig geworden waren. Neben den Minoern gelten die Mykener als frühestes, hochentwickeltes Volk Europas. Ihr Zeitalter lässt sich in folgende Abschnitte unterteilen:
- Frühmykenische Epoche: von etwa 1700 – 1500 v. Chr.
- Mittelmykenische Zeit: von etwa 1500 – 1400 v. Chr.
- Spätmykenische Zeit: von etwa 1400 – 1200 v. Chr.
Wie die Kultur sich selbst nannte, ist nicht überliefert. Ihren heutigen Namen erhielt die Epoche erst im Jahr 1876 durch den deutschen Archäologen Johann Ludwig Heinrich Julius Schliemann. Dieser führte Ausgrabungen in der Stadt Mykene durch und entdeckte im Zuge dessen prunkvolle Schachtgräber mit einer Fülle an wertvollen Grabbeigaben. Der wertvollste Fund ist noch heute die Goldmaske des Agamemnon.
Diese Maske soll, laut Schliemann, dem König Agamemnon gehört haben. Dieser war Held des trojanischen Krieges.
Mykenische Kultur: Schrift, Sprache und Kunst der Mykener
Die Schrift der Mykener war die sogenannte Linear B. Hierbei handelte es sich um eine Silbenschrift, die von links nach rechts geschrieben wurde. Diese horizontale Schreibweise kann auch als linear bezeichnet werden. Hervorgegangen ist die Linear B mutmaßlich aus der Linear A, welche um 1900 v. Chr. auf Kreta das erste Mal in Erscheinung trat.
Während die Linear A bis heute nicht entziffert werden konnte, gelang es zwei Briten die Linear B aufzuklären. 1952 entzifferten die britischen Forscher John Chadwick und Michael Ventris die Schrift der Mykener. Resultierend konnte auch die Sprache der Epoche erforscht werden. Es stellte sich heraus, dass es sich dabei um eine frühe Form des Griechischen handelte.
Nicht zuletzt wurde neben der Schrift und der Sprache auch das Kunsthandwerk der mykenischen Gesellschaft überliefert. An unzähligen Ausgrabungsstellen fanden sich Keramik- und Goldarbeiten, die von besonderen Fähigkeiten zeugten.
Kriegerische Absichten – die feindliche Besiedlung Kretas
In der Mittelmykenischen Zeit breiten sich die Mykener im Mittelmeerraum aus. Ursprünglich trieben sie friedlichen Handel. Ab etwa 1500 v. Chr. beginnt das Volk jedoch kriegerisch aktiv zu werden. Einen gemeinsamen Herrscher über das Gebiet der Mykener scheint es nicht gegeben zu haben. Stattdessen existierten verschiedene Kleinstaaten, jeweils mit einem eigenen Herrscher.
Jeder von Ihnen hatte das Anliegen seine Paläste zu schützen und seine Ländereien auszubauen. Es wurde untereinander, aber auch über die Grenzen Mykenes hinaus, Krieg geführt. Am bekanntesten ist die feindliche Eroberung Kretas um 1400 v. Chr. Die Insel war zu dieser Zeit von den Minoern besiedelt. Ihre Kultur war bereits durch verschiedene Naturkatastrophen dauerhaft geschwächt. Die Mykener besetzten Kreta und lösten die minoische Kultur allmählich ab.
Untergang der mykenischen Kultur
Die Herrscher der Kleinstaaten verfügten über stark befestigte Paläste, Festungen und Siedlungen. Durch Diplomatie und Handel wurde untereinander kommuniziert. Trotzdem konnte der Einfall der Dorier ab 1200 v. Chr. in das mykenische Gebiet nicht verhindert werden. Mit überlegenen Waffen und Heeren überrannten sie die Mykener.
Die Mykener wurden besiegt. Zahlreiche Siedlungen und Paläste wurden zerstört. Ab 1100 v. Chr. flüchteten große Teile der Bevölkerung ins nördliche Griechenland und verstreuten sich ins Landesinnere. Die mykenische Hochkultur wurde binnen kürzester Zeit zerschlagen und verschwand in Folge dessen vom Festland und den Mittelmeerinseln. Mit den Mykenern verschwand auch ihre Schrift, ihre Sprache und ihr handwerkliches Geschick.