Was bedeutet über den Daumen peilen: Bedeutung, Ursprung und Herkunft
Sagt jemand über den Daumen gepeilt spricht er von einer etwaigen Schätzung. Die Redensart hat ihren Ursprung in der Daumenpeilung zur Messung von Abständen und Winkeln.
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Über den Daumen peilen: Herkunft und Ursprung
Die Redewendung stammt von der Längenmessung mithilfe des Daumens.
Wann sie genau entstanden ist, ist heute nicht mehr bekannt. Die Ursprünge liegen sehr wahrscheinlich bei den Wandersleuten, dem Militär, Handwerkszünften oder Navigatoren.
Der „Daumensprung“ zur Abstandmessung
Man kann den menschlichen Körper tatsächlich als Messinstrument benutzen. Die Daumenpeilung macht sich die Geometrie des Körpers zunutze. Das Verhältnis von Augenabstand und einer Armlänge beträgt bei jedem Menschen etwa 10.
In der Praxis kann man diesen Umstand so ausnutzen: Möchte man den Abstand von sich selbst zu einem Ziel in der Ferne messen, kann das mit dem nach oben ausgestreckten Daumen, dem voll wegstreckten Arm und den beiden Augen passieren. Angenommen ein Wanderer möchte einen Felsen als Ziel ansteuern und von seinem derzeitigen Standpunkt wissen, wie weit dieser in etwa entfernt ist:
- Zunächst schließt der Wanderer ein Auge.
- Er ballt die Faust, streckt den Daumen nach oben und peilt das Ziel (den Felsen) an, indem er es mit dem Daumen abdeckt.
- Im nächsten Schritt schließt er das andere Auge und öffnet das bisher geschlossene. Dadurch springt der Daumen zur Seite und zeigt nun ein anderes Ziel an (z.B. einen nahe stehenden Baum).
- Die Entfernung zwischen dem Zielort (Felsen) und dem Punkt, der durch den Sprung angepeilt wird (Baum), muss geschätzt werden. Wir nehmen an, das sind 10 Meter.
- Die Schätzung wird mit dem Faktor 10 (Verhältnis Armlänge zum Augenabstand) multipliziert und schon erhält der Wanderer seine etwaige Distanz zum Zielort: 10 Meter x Faktor 10 ergeben 100 Meter.
Über den Daumen peilen: die Bedeutung
Damit wird verständlich, was die Redensart „über den Daumen peilen“ bedeutet. Es ist eine etwaige Schätzung. In der Praxis bleiben gewisse Ungenauigkeiten bei dieser Messmethode.
Immerhin muss der Ausführende den Abstand der Ziele in der Ferne richtig einschätzen können und der Faktor 10 trifft in etwa, aber nicht zu 100 Prozent, zu. Die Daumenpeilung kann nur der etwaigen Orientierung dienen.
Verwendung der Redensart und Synonyme
Veranschlagt der Handwerker für eine zu erbringende Dienstleistung, „über den Daumen gepeilt 1.000 Euro“, kann der Preis nachher auch etwas unter oder über 1.000 Euro liegen.
Um den genauen Preis sagen zu können, müsste er ein Aufmaß mit dem Meterstab machen, die Flächen berechnen und die exakten Preise für Rohstoffe und Arbeitseinsatz kennen. Bei einer ersten Schätzung kann er aus Erfahrungswerten heraus, den Preis in etwa peilen.
„Wann kommst du nach Hause?“, fragt die Frau ihren Mann und der sagt, „Mitternacht – über den Daumen gepeilt.“ Der Mann weiß es nicht genau. Es kann also auch ein bisschen später werden.
Synonyme für „über den Daumen gepeilt“ sind:
- eine ungenaue Messung
- grob geschätzt
- angenommen
- in etwa
- so in die Richtung
- circa
- mehr oder weniger
- ich weiß es nicht genau.
Eine ganz ähnliche Redensart ist „Pi mal Daumen“, die ebenfalls für grobe Schätzungen verwendet wird. Im Englischen kennt man die Daumenpeilung ebenfalls. Dort wird sie als „the thumb rule“, die „Daumen-Regel“, bezeichnet.
Wird der Daumensprung oder die Daumenpeilung heute noch angewendet
Genutzt wurde die Daumenpeilung in früheren Zeiten zur Orientierung. Heute haben selbst ganz normale Fußgänger in der Regel Smartphones und GPS.
Doch Abenteurer, Wanderer, Pfadfinder, Soldaten und andere Berufsgruppen, die sich zur Not auch mal ohne Technik in der Wildnis orientieren müssen, lernen oder kennen die Daumenpeilung.
In der Schifffahrt (Nautik) dient die Daumenpeilung der Winkelmessung. Dabei wird ebenfalls mit ausgestrecktem Arm und der ganzen Faust gemessen.
Die drei proportionalen Größen sind: Faust mit ausgestrecktem Daumen und kleinem Finger (entspricht in etwa 20°), geballte Faust (ca. 10°) und Faust mit Daumen nach oben (ca. 2°).