Was ist eine Dunkelziffer: Definition und Bedeutung
Eine Dunkelziffer ist eine für die Gesellschaft negative Zahl und statistisch nicht erfassbar. Sie wird in der Kriminologie genutzt, um die Differenz zwischen aufgenommenen und tatsächlich verübten Straftaten darzustellen. Die Dunkelheit gilt hierbei als Symbol des nicht Wahrgenommenen oder des nicht Wahrnehmbaren. Verwandte Redensarten mit ähnlicher Bedeutung sind: „Im Dunkeln tappen“ oder „Im Dunklen belassen“.
Inhalt
Was ist eine Dunkelziffer
Eine Dunkelziffer ist eine Schätzung. Sie beschreibt eine durch Statistiken nicht erfassbare Zahl. Warum diese Zahl nicht erfassbar ist, kann verschiedene Gründe haben. Häufig liegt es schlicht daran, dass Personen, die diese Zahl verursachen, sie nicht melden.
Die Dunkelziffer beschreibt immer eine negative Zahl. Als einfaches Beispiel könnten Restaurantrezensionen dienen. Nicht jeder, der das Restaurant besucht, schreibt anschließend eine Rezension. Das bedeutet, dass niemand weiß, wie viele Kunden tatsächlich unzufrieden mit dem Service oder dem Essen waren. Durch Befragungen, Vergleich von Einnahmen oder Kundenzählungen könnte man versuchen, die Anzahl dieser Kunden zu ermitteln. Das Ergebnis wäre die Dunkelziffer.
Herkunft des Begriffs „Dunkelziffer“
Der Ursprung des Begriffes geht wohlmöglich auf eine fehlerhafte Übersetzung zurück.
Fehlerhafte Übersetzung
Erstmals tauchte der Begriff „Dunkelziffer“ 1908 auf. Der japanische Staatsanwalt Shigema Oba veröffentliche eine Dissertation, die aus dem Englischen fehlerhaft ins Deutsche übersetzt wurde. Aus „dark number“ wurde „Dunkelziffer“, obwohl es sich bei der Dunkelziffer eigentlich nicht um eine Ziffer, sondern eine Zahl handelt. In der deutschsprachigen Forschung hält sich der Begriff dennoch bis heute.
Dunkelziffern in der Kriminologie
In der Kriminologie sah man sich immer mit dem Problem konfrontiert, dass die erfasste Anzahl an Straftaten nicht der Anzahl der tatsächlich verübten Straftaten entspricht. So werden besonders Vergewaltigungen und sexuelle Nötigungen selten zur Anzeige gebracht. Die Opfer schämen oder fürchten sich zu sehr vor ihrem Peiniger. Ähnlich sieht es bei Fällen von häuslicher Gewalt aus. Die polizeilich erfassten Straftaten in diesem Bereich entsprechen daher kaum der Realität.
In der Kriminologie spricht man vom „Hellfeld“, wenn man die Zahl der registrierten Straftaten meint. Das „Dunkelfeld“ steht dem gegenüber und stellt die vermutete Gesamtmenge an Straftaten dar. Zieht man das Hellfeld vom Dunkelfeld ab, erhält man die Dunkelziffer. Die Kriminologie war der erste Bereich, in dem der Begriff der Dunkelziffer zur Anwendung kam.
Um das Dunkelfeld zu ermitteln, nutzt man Befragungen oder Wahrscheinlichkeiten. Häufig bleibt nur letzteres übrig, da Befragungen nicht durchgeführt werden dürfen, wenn der Befragte durch seine Antwort Strafen befürchten muss. Diese Angst könnte seine Antwort beeinflussen und damit die Dunkelziffer verfälschen.
Wichtig ist außerdem, dass ein Anstieg des Hellfeldes, also der Anzahl der aufgenommenen Straftaten, keinen automatischen Anstieg des Dunkelfeldes bedeutet. Man kann nicht ohne Prüfung davon ausgehen, dass beide Bereiche gleichstark wachsen. Es ist möglich, dass durch neue Vorgehensweisen mehr Straftaten in bestimmten Bereichen aufgeklärt oder bemerkt werden. Das bedeutet nicht zwingend, dass insgesamt auch mehr davon begangen werden.
Heutige Verwendung von Dunkelziffern
Mittlerweile kommen Dunkelziffern außerhalb der Kriminalstatistik zum Einsatz. Auch in ihren übrigen Verwendungsgebieten werden dadurch für die Gesellschaft negative Schätzungen dargestellt.
Nicht gemeldete Verkehrsunfälle
Kommt es zu einem Unfall zwischen zwei Autos, wird meistens die Polizei dazu gerufen. Dadurch wissen wir recht genau, wie häufig solche Unfälle sind und wo sie gehäuft stattfinden.
Bei Alleinunfällen, also wenn ein Verkehrsteilnehmer ohne Fremdeinwirkung verunfallt, ist das deutlich seltener der Fall. Auch bei Unfällen, an denen mindestens ein Fahrradfahrer oder Fußgänger beteiligt war, wird selten die Polizei gerufen.
Mithilfe von Befragungen und Vergleiche mit Krankenhausunterlagen, konnte man eine Dunkelziffer erschaffen, die die tatsächliche Anzahl an Verkehrsunfällen schätzt. Dadurch kam man zu dem Schluss, dass Fahrrad-Alleinunfälle so gut wie nie polizeilich aufgenommen werden. Lediglich etwas mehr als 1 % sind der Polizei bekannt. Verunfallen ein Fahrrad und ein PKW, wird das nur in etwa 18 % der Fälle gemeldet.
Dadurch kommt eine hohe Dunkelziffer zustande, die Statistiken von Verkehrsunfällen stark negativ beeinflussen könnte.
Statistisch nicht erfasste Krankheitsfälle
Im Gesundheitswesen arbeitet man mit der sogenannten „Prävalenz“. Die Prävalenz dient zur Schätzung von Krankheitsfällen, ohne dass man die gesamte Bevölkerung darauf testen müsste. Man testet eine Gruppe und der Anteil der Erkrankten gilt folgend für den Anteil der Erkrankten an der Gesamtbevölkerung.
Gleichzeitig werden bei Krankheiten laufend Statistiken über tatsächlich erfasste Fälle erstellt. Außerdem gehen manche Menschen mit psychischen Problemen wie Depressionen gar nicht zum Arzt. Andere benötigen Monate oder sogar Jahre, um sich zu überwinden. Die Prävalenz weicht daher auch bei Depressionen von den gemeldeten Fällen ab. Diese Abweichung könnte im Gesundheitswesen als Dunkelziffer bezeichnet werden.