Warum ist Aalblut giftig
Im Blut des Aales befindet sich ein Eiweiß, das reizend bis giftig wirken kann. Beim Töten und Ausnehmen der Fische ist Vorsicht angezeigt.
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Warum ist Aalblut giftig
Der Europäische Aal (Anguilla Anguilla) ist als Speisefisch bekannt und beliebt. Die Tatsache, dass dieser Süßwasserfisch giftiges Blut hat, ist meistens nur unter Berufsfischern, einigen Hobbyanglern und Biologen bekannt.
Im Blut der schlangenähnlichen Fische befindet sich ein Eiweiß (Protein), das auf die meisten Säugetiere giftig wirkt. Im Tierversuch waren 0,3 Gramm Aalblut tödlich für ein Kaninchen. Ein Hund starb nachdem ihm 0,5 Gramm Aalblut injiziert wurden.
Die Anzeichen einer Vergiftung sind zunächst Muskelkrämpfe. Das Toxin im Aalblut beschleunigt weiter die Atmung und den Herzschlag dermaßen, dass es zum System-Kollaps kommt. Allerdings muss das Gift dazu, wie im Tierversuch, direkt in die Blutbahn injiziert werden.
Das Gift im Fischblut bezeichnet man als „Ichthyotoxin“ (zu Deutsch Fischgift). Kommen Ichthyotoxine mit der Haut oder den Schleimhäuten eines Menschen in Kontakt, kann es zu Verätzungen, Reizungen und mehrere Tage anhaltenden Rötungen mit Entzündungen kommen.
Gifte im Aal: Selbst Angler wissen nicht immer Bescheid
Erstaunlicherweise ist dieses Wissen selbst in Anglerkreisen nicht sehr verbreitet. Dass Aalblut giftig ist, wissen einige wenige Hobby-Fischer, die sich sehr intensiv mit Fischen auseinandergesetzt haben. In der Berufsfischerei und in der Fisch verarbeitenden Industrie ist die Gefahr bekannt. Regional warnen Fischereiverbände in Rundschreiben und Aushängen immer wieder vor dem giftigen Blut der Aale.
Praktisch hält sich die Gefahr in Grenzen: Ein Aal würde selbst, wenn er einen Angler beißen würde, unter normalen Umständen nichts von seinem Blut in die Blutbahn des Menschen abgeben.
Der Kontakt mit den Schleimhäuten kann aber schon reichen, um Schäden anzurichten. Beim Töten der Fische müssen Angler aufpassen, dass kein Blut in die Augen spritzt. Weitere Kontaktmöglichkeit sind die Nase und der Mund. Der unbedachte Griff mit blutverschmierten Händen ins Gesicht kann für einen Menschen, der gerade einen Aal ausnimmt, sehr unangenehme Folgen haben.
Gefährlich wäre es auch, wenn der Mensch eine offene Wunde an den Händen hat und damit in den blutenden Aal fasst.
Keine Todesfälle und wenig Unfälle durch Aalblut
Trotz der Gefahren und der weit verbreiteten Unwissenheit kommt es sehr selten zu Unfällen durch giftiges Aalblut. So manch einem Fischer ist vielleicht gar nicht bewusst, dass Reizungen und Rötungen der Haut oder Schleimhaut durch das Blut der Fische verursacht worden sind.
Auf Rügen gab es einen registrierten Fall, bei dem ein Fischer durch Aalblut schwer am Auge geschädigt wurde. Todesfälle durch Aalblut sind nicht bekannt.
Kann man Aal bedenkenlos essen?
Das giftige Protein im Aalblut zerfällt bei bestimmten Temperaturen oder auch während der Räucherung oder durch den Trocknungsprozess.
Wer frischen Aal zubereitet, zerstört das Gift ab einer Erwärmung von 58 bis 70 °C. Solche Temperaturen werden beim Kochen und Braten sehr schnell erreicht. Von Aal als Speisefisch geht daher keine Gefahr aus. Frische Aale aus der Fischtheke sind in der Regel ausgenommen und blutleer.
Nicht nur der Aal hat giftiges Blut
Man könnte nun meinen, der Aal sei in der europäischen Fischwelt ein giftiger Sonderfall. Weltweit sind tropische Fische bekannt, die hochgiftig sind und nicht oder nur unter bestimmten Voraussetzungen verzehrt werden können. Weltberühmt ist in diesem Zusammenhang der Kugelfisch.
Doch wir müssen gar nicht so weit und auch nicht in exotische Gewässer gehen, um noch mehr Fische mit Gift im Blut zu finden. Denn auch das Blut der bei uns heimischen und ebenfalls sehr gern verzehrten Welse ist ähnlich giftig wie das der Aale. Als mäßig giftig gilt das Blut der beliebten Speisefische Barsch, Brasse und Zander. Schwach giftig ist das Blut des Karpfens, des Alands und der Regenbogenforelle.