Was bedeutet aalglatt: Definition, Bedeutung und Bezug
Aalglatt ist eine Bezeichnung für kalte, unberechenbare und zu perfekt auftretende Menschen. Deren schleimig, schlüpfriges Verhalten brachte die Verbindung zum Aalfisch und weiter zurück zur Namenspatin des Aals, der Schlange.
Inhalt
Woher stammt der Ausdruck aalglatt
Die Spuren des Ausdrucks, „jemand ist aalglatt“, lassen sich diversen Quellen zufolge bis in die Antike zurückverfolgen. Genau genommen geht die Bedeutung des Ausspruches so weit zurück. Anstelle von „aalglatt“ zog man früher auch Vergleiche mit den ganz ähnlichen Tieren Wurm und Schlange.
„Aalglatt“ kommt natürlich vom Aal. Einem schlangenartigem Fisch, der eine glatte, schleimige Oberfläche hat und sich dreht und windet, sobald man versucht, ihn zu Fassen zu bekommen.
Welche Bedeutungen hat „aalglatt“?
Wenn wir im Reich der Tiere bleiben, kann man „aalglatt sein“ auch mit „sich drehen und winden wie eine Schlange“ oder „dieser miese Wurm“ in Verbindung bringen. Wer aalglatt ist, wird weder als Sympathikus noch als netter oder zugänglicher Mensch wahrgenommen. Aalglatte Typen entziehen sich einer bestimmten Art des Kontaktes oder der Rechenschaft für bestimmte Taten.
Aalglatte Menschen treten zudem so makellos auf, dass es „künstlich“, „falsch“ und „schleimig“ wirken kann. Als aalglatt werden zudem Menschen bezeichnet, die andere (absichtlich oder nicht) betrügen, hintergehen oder belügen und sich nach der Bloßstellung entziehen wie ein schlüpfriger Aal. Macht die aalglatte Person einen Fehler, schafft sie es, sich aus der Verantwortung herauszureden und dabei andere für die eigenen Versäumnisse verantwortlich zu machen.
Vom Styling und Auftreten her, werden besonders gern Männer, mit tadellosem und einem Tick zu perfekten modischen oder korrekten Auftreten so bezeichnet. Das Attribut fällt oft in Verbindung mit Bankern, Versicherungsverkäufern, Autoverkäufern, Aufreißern, Abzockern und fein auftretenden Betrügern.
Aber auch in Behörden, in der Politik und großen Wirtschaft trifft man auf aalglatte Persönlichkeiten. Sie können wie tadel- und makellos rechtschaffene Leute auftreten, haben aber etwas Fadenscheiniges oder Schleimiges an sich. Im Falle einer erkannten Schwäche oder eines Fehlers entziehen sich auch diese Menschen aalglatt oder winden sich wie ein Aal aus der Misere.
Der aalglatte Mitarbeiter bei der Behörde würde zum Beispiel ohne jede Menschlichkeit oder Flexibilität Anträge ablehnen und anderen Menschen Schaden zufügen, nur um sich an geltenden Gesetze und Einschränkungen zu halten. Diesen Menschen auf der persönlichen Ebene zu erreichen und zu Mitgefühl und Flexibilität zu bewegen wäre unmöglich.
Andere aalglatte Typen sitzen in machtvollen Positionen. Etliche von ihnen geben sich noch nicht einmal Mühe, rechtschaffen zu wirken. Ihre Position erlaubt es ihnen „skrupellos“ zu sein, keine Rechenschaften abgeben zu müssen und sich jeglicher Gerichtsbarkeit oder Werturteilen anderer zu entziehen.
Können auch Frauen aalglatt sein
Das Attribut wird zwar öfter mit Männern in Verbindung gebracht, doch auch Frauen können aalglatt sein. Im Alltag wäre eine aalglatte Frau ebenfalls ein Menschentyp, der glatt, fein und gleichzeitig kalt, unnahbar und abgebrüht auftritt. Aalglatte Frauen können tadellos gestylt sein und trotzdem ginge von dieser Frau ein Perfektionismus aus, der sie „zu glatt“ erscheinen lässt.
Synonyme für aalglatt
Wörter und Phrasen, die anstelle von aalglatt verwendet werden können, sind:
- schleimig
- un(an)greifbar
- kalt und durchtrieben
- kalkulierend und geschickt
- gerissen und mit Absicht agierend
- zu perfekte, glatte Erscheinung
- sich mit geschickter Rhetorik entziehend
- eigene fadenscheinige Interessen durchsetzen
- nichts von sich preisgeben
- immer eine Ausrede haben
- nicht zu fassen sein
- sich herauswinden
Wieso heißt es aalglatt: Bezug zum Aal
Man kann sich nun fragen, wie und ob es der Aal verdient hat, mit solchen Menschen gleichgesetzt zu werden. Liefern Eigenschaften oder das Verhalten des Aales Hinweise auf die Entstehung der Redewendung?
Altes Testament
Das Wort „Aal“ stammt vom lateinischen Begiff „Anguis“, und das ist eine Koseform von „Anguilla“ und „Anguillidae“. Beides sind Wörter für bestimmte Arten von Schlangen. Anguis und Aale sind also so etwas wie „kleine“ Schlangen.
Den Schlangen warf man schon in Zeiten der Entstehung des Alten Testaments eine gewisse Durchtriebenheit und Falschheit vor. Immerhin soll eine Schlange Eva ins Ohr gesäuselt haben, die Frucht vom Baum der Erkenntnis zu naschen. Eva ist der aalglatten Schlange auf den Leim gegangen, folglich mussten sie und Adam das Paradies verlassen.
Aalfette als mögliche Ursache der Begriffsbildung
Doch eigentlich verhalten sich weder die Schlangen noch der Aal in irgendeiner Weise durchtrieben und falsch. Aale werden in der Nähe von Flussmündungen im Meer geboren. Dann wandern sie flussaufwärts, um ihr Erwachsenenleben im Süßwasser zu verbringen. Zur Laichzeit schwimmen sie wieder ins Meer. Dafür benötigen die Tiere enorme Fettreserven, um den langen Weg zu überstehen. Da Fette und Öle ebenfalls Glätte verursachen, kann die Redensart daher stammen.
Früher war der Aal eine ausgesprochene Delikatesse. Er gehört zu den fettreichsten Fischen und bot vielen Menschen die nötige Nahrungsgrundlage.
Aale sind durch Fisch-Reusen relativ leicht zu fangen und waren fast in jedem größeren Fluss und Bachlauf verfügbar. Heute wird Aal aufgrund des hohen Fettgehaltes meistens zugunsten magerer Seefische verschmäht. Aal-Produkte sind zudem in Verruf geraten, weil der Fisch besonders viele Schwermetalle einlagert.
Aale in unseren Breiten sind weder gefährlich, noch hinterhältig. Dennoch ekeln sich viele Menschen vor den schleimigen, glatten Fischen mit der schlangenartigen Aussehen. Vor Schlangen weichen die meisten Menschen ebenfalls instinktiv zurück, selbst wenn sie harmlos sind.
Eine Besonderheit sind in Südamerika lebende Zitteraale, die Menschen mit Stromstößen von über 800 Volt überraschen können. Doch unsere Redewendung „aalglatt“ ist sehr wahrscheinlich nicht auf diese exotische Aal-Art zurückzuführen. Vermutlich kam der Vergleich nur aufgrund der Ähnlichkeit mit der mystischen Übeltäterin Schlange zustande. Eventuell bürgerte sich der Ausdruck im deutschen Sprachraum so ein, weil es in unserem Breiten traditionell weniger Schlangen als im Süden gab.
Oder aber der griechisch–italienische Sprachgebrauch, hinterhältige Menschen als „Anguis“, also „kleine Schlangen“ zu bezeichnen, überschnitt sich irgendwann mit der Bezeichnung „Anguis“ für den Aal.