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Die 5 Gründe, warum Blut ein richtiges Organ ist


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Blut wird, je nach Fachrichtung, entweder als inneres Organ, als flüssiges Organ oder als flüssiges Gewebe bezeichnet. Und deshalb betrachten Internisten – also jene Spezialisten der Inneren Medizin – welche Blutkrankheiten untersuchen, es als eigenes Organsystem. Andere Mediziner und Physiologen sehen im Blut ein flüssiges Organgewebe, welches die anderen Organe mit Sauerstoff versorgt. Dass Blut ein eigenständiges Organ ist, lässt sich an fünf Gründen festmachen.

Warum ist Blut ein Organ

Jedes Organ im Organismus stellt eine eigene Funktionseinheit dar, welche spezielle Aufgaben erfüllt – damit der Organismus seine Lebensfähigkeit aufrechthalten kann. Demnach besitzt jedes Organ spezielle Zellen, die sich von den allgemeinen Körperzellen unterscheiden müssen. Diese Spezialzellen sind so konzipiert, dass die Funktionalität für diese organtypische Aufgabe stets gewährleistet ist.

Aus dieser Überlegung heraus, ergibt sich für das Blut eine eigene Aufgabenstellung, eine damit verbundene Zellstruktur, eine typische Physiologie und Anpassung – was das Blut zu einem eigenständigen Organ macht. Schauen wir uns die einzelnen Punkte etwas genauer an.

Das Blut ist ein Organ, aufgrund seiner Aufgaben und Funktionen

Das Blutorgan übernimmt für den Organismus diverse Aufgaben, wie bspw. des Transportes von Nährstoffen und Sauerstoff. Als Transportorgan nimmt das Blut den Sauerstoff in den Lungen auf und befördert diese sauerstoffreiche Flüssigkeit zu den Zielorganen.

Möglich wird diese Sauerstoffaufnahme durch die Zusammensetzung des Blutgewebes, welches aus Blutzellen und Blutplasma besteht. Dieses Blutplasma ist eine Flüssigkeit – welche sich – wie jedes andere Fluid – fließend ausbreiten kann. Durch die Fließfähigkeit des Blutes ist es möglich, jedes Organ im Organismus anzusteuern, zu erreichen und zu versorgen.

Beim Stoffwechsel in den Zellen der Organe entstehen sogenannte Stoffwechselendprodukte, welche der Organismus wieder ausscheiden muss. Es handelt sich dabei vorrangig um Kohlendioxid und Wasser- welches bei der Zellatmung entsteht, nachdem der Sauerstoff dazu eingesetzt wurde, um aus den Nährstoffen (Kohlenhydrate, Fette, Proteine) einen Energieträger – namens Adenosintriphosphat (kurz ATP) aufzubauen. Dieser Energieträger wird bei allen energiezehrenden Prozessen im Organismus eingesetzt.

Neben dieser Transportfunktion übernimmt das Blut weitere Aufgaben im Organismus – wie dem Schließen von offenen Wunden oder der Regulierung von Körperwärme – indem gleichwarmes Blut im Organismus verteilt wird. Aber auch bei der Abwehr von Krankheitserregern kommt dem Blut eine Sonderstellung zu, indem es Antikörper bildet, welches krankmachende Viren oder Bakterien vor dem Eindringen in die Organe abhalten soll.

Die Ausübung bestimmter Funktionen in einem abgeschlossenen Funktionsbereich ist ein Merkmal von allen Organen. Das Blut erfüllt diese Merkmalsausprägung – weshalb man zurecht sagen kann, dass es sich um ein inneres Organ handelt. Um diese Funktionalität gewährleisten zu können, müssen die Blutzellen bestimmte Eigenschaften haben, welche wir uns jetzt genauer anschauen.

Das Blut ist ein Organ, aufgrund seiner differenzierten Zellen

Das Blut besteht aus verschiedenartigen Blutzellen und dem flüssigen Blutplasma. Bei den Blutzellen unterscheidet man drei Zelltypen: die Erythrozyten, die Leukozyten und die Thrombozyten. Den größten Anteil machen die Erythrozyten aus, welche man auch als rote Blutkörperchen bezeichnet.

Der rote Blutfarbstoff ist das Hämoglobin, ein eisenhaltiges Protein mit einer so ausgeklügelten Struktur, dass es Sauerstoffmoleküle aufnehmen kann. Dadurch ist es in der Lage, den Sauerstoff im Blut festzumachen und transportieren zu lassen.

Strömt also Sauerstoff in den Organismus, erreicht dieser über den Rachen, die Luftröhre und das Bronchialsystem schließlich die Lungenflügel. Dort befinden sich kleine Bronchiolen, welche zu Lungenbläschen übergehen. Der Blasenaufbau hat den Vorteil, dass sich auf der Oberfläche der Lungen sehr viel Sauerstoff befinden kann, ohne wirklich Platz einzunehmen bzw. wegzunehmen. Und da der Blutkreislauf auch die Lungen erreicht, sorgt der Partialdruck des Sauerstoffs dafür, dass dieser aus den Lungen durch die Kapillarwand ins Blut gelangt und dort ans Hämoglobin gebunden wird.

Nach der Anbindung wird der Sauerstoff abtransportiert und im Körper verteilt. Sobald das sauerstoffreiche Blut ein Zielorgan erreicht, beginnt ein Gasaustausch – bei dem der Sauerstoff vom Blut ins Organ gelangt und Kohlendioxid als Stoffwechselendprodukt ausgeschieden wird, welches von der Organzelle ins Blut übergeht und dann zu den Lungen abtransportiert wird.

Der Blutkreislauf der roten Blutkörperchen macht demnach möglich, dass Sauerstoff als Ausgangsstoff für den Zellstoffwechsel bereitgestellt und Kohlendioxid als Abfallprodukt abtransportiert wird.

Der zweite Gasaustauch findet dann über die Atmungsorgane statt, indem kohlendioxidhaltige Atemluft ausgeatmet und sauerstoffreiche Luft wieder eingeatmet wird. Dies ist die äußere Atmung bzw. Respiration. Die innere Atmung bzw. Zellatmung schließt dann wieder an, indem sauerstoffreiches Blut wieder zu den Organen transportiert wird. Dies ist allerdings nur möglich durch den speziellen Aufbau der roten Blutzellen, welche sich von anderen Körperzellen in Struktur und Beschaffenheit unterscheiden.

Die Leukozyten werden auch weiße Blutkörperchen genannt. Diese sehen ganz anders als die roten Blutzellen aus und enthalten auch nicht den Blutfarbstoff Hämoglobin. Aber die Leukozyten können körperfremde Strukturen aufstöbern, erkennen und abwehren. Sie sind somit Teil des Immunsystems und werden auch als Immunozyten bezeichnet. Dabei gehen die Blutzellen unterschiedlich vor.

Sogenannte Fresszellen bzw. fachlich als Phagozyten bezeichnet, sind weiße Blutzellen – welche Viren, Bakterien, Tumorzellen oder Toxine ganz einfach aufnehmen und einschleusen. Diese fressen förmlich körperfremde Strukturen auf und machen diese dadurch unschädlich. Die sogenannten Lymphozyten sind weiße Blutkörperchen, welche Antikörper produzieren – die sich dann gegen die fremden Strukturen richten. Und die sogenannten T-Zellen koordinieren die Immunabwehr.

Die dritte Gruppe der Blutzellen bilden die Thrombozyten, auch als Blutplättchen bezeichnet. Die Thrombozyten werden bei offenen Wunden aktiviert. Dann sind sie in der Lage, ihre Plasmaausstülpungen zu vergrößern – wodurch eine größere Oberfläche entsteht, um eine offene Wunde abzudecken bzw. zu verschließen. Die Blutgerinnung setzt ein, wodurch das Blut dickflüssig und zäh wird. Letztendlich schließt sich die Wunde und die Schorfbildung (Exsudat) setzt ein.

Jedes Organ im Organismus besitzt hochspezialisierte Zellen, welche als Gewebezellen bezeichnet werden. Diese unterscheiden sich in Aufbau, Funktionalität und Struktur von gewöhnlichen Körperzellen und sind ein Merkmal für Organe. Da auch das Blut aus Spezialzellen besteht, kann man es als eigenes Organ betrachten.

Das Blut ist ein Organ, aufgrund seiner differenzierten Anatomie und Physiologie

Das Blut besteht nicht nur aus Blutzellen und Blutplasma. Stattdessen ist Flüssigblut eingebettet in einen Apparat, welcher den ganzen Körper durchzieht. Dieses Blutgewebe besteht aus Blutgefäßen, welche sich wiederum in Aorta, Arterien, Arteriolen, Kapillaren, Venolen, Venen und Hohlvenen unterscheiden lassen.

Alle diese Blutgefäße, das Flüssigblut und das Herz als Pumporgan, welches das Blut über Muskelkontraktionen antreibt, werden als Blutgefäßsystem zusammengefasst.

Die Aorta oder Hauptschlagader entspringt aus der linken Herzkammer und transportiert das Blut vom Herzen in den Blutkreislauf. Es handelt sich demnach um eine Arterie, welches das Blut vom Herzen wegtransportiert. Das Gegenstück zu den Arterien sind die Venen, welche das Blut zum Herzen hin transportieren. Die Arteriolen sind die kleinen Verästelungen der größeren Arterien. Das Gegenstück zu Arteriolen sind die Venolen, welche kleine Verzweigungen der Venen darstellen. Die kleinsten Blutgefäße sind die Kapillaren, welche sich wie ein engmaschiges Netz über das Gewebe von Zielorganen ziehen, wodurch diese noch besser durchblutet werden können. Die Hohlvene ist eine spezielle Vene, welche das Blut direkt zum Herzen zurückleitet.

Der Zusammenschluss der einzelnen Blutgefäße ist ähnlich, wie bei einem Fluss – welcher sich zuerst in Nebenflüsse und schließlich in kleine Bäche aufteilt. Das Herz pumpt das Blut in die Aorta, die größte Arterie im Organismus. Über abzweigende Arterien wird das Blut zu den Zielorganen gepumpt, welche sich dann in Arteriolen aufspalten und schließlich in ein feinmaschige Kapillarsystem übergehen. Diese Kapillaren überziehen das ganze Zielorgan und können somit jede Stelle mit Blut versorgen.

Die Versorgung mit Blut ist eigentlich nur Mittel zum Zweck. Aber über den Blutkreislauf gelangen die oben erwähnten Nährstoffe und der Sauerstoff zu den Zielorganen. Nach dem Verbrauch werden diese als Stoffwechselendprodukte abtransportiert. Der Abtransport erfolgt über die Venolen, welche in größere Venen übergehen. Dadurch, dass die Zirkulation des Blutes einen Kreislauf darstellt, reicht das Herz als Muskel aus – um die Muskelkraft aufzubringen, welche nötig ist, um die mechanische Pumpleistung zu vollbringen.

Nachdem das sauerstoffarme Blut von den Venen zur rechten Herzkammer gepumpt wurde, schließt sich dort der Lungenkreislauf an. Das kohlendioxidreiche bzw. sauerstoffarme Blut wird von der rechten Herzkammer über den Lungenstamm abgeführt. Es handelt sich dabei um ein Blutgefäß, welches an der Aorta vorbeiführt und sich dann in eine rechte und linke Lungenarterie aufteilt.

Auch diese Lungenarterien verästeln immer weiter, führen ins Bronchialsystem und umspannen als Lungenkapillare die Lungenbläschen. Dort geht das Kohlendioxid auf die Lungenbläschen über und Sauerstoff wird wieder entgegengenommen. Über Lungenvenen wird das sauerstoffreiche Blut zur linken Herzkammer geführt, wo es dann in den großen Blutkreislauf (siehe oben) eingespeist wird.

Da das Blut im Organismus eine eigentypische Anatomie und Physiologie hat, lässt es sich von anderem Gewebe unterscheiden – weshalb auch dies ein Grund dafür ist, dass es sich um ein Organ handelt.

Das Blut ist ein Organ, aufgrund seiner differenzierten Anpassung

Das Blutorgan differenziert sich allerdings noch weiter, indem es unterschiedliche Blutgruppen mit unterschiedlichen Rhesusfaktoren bildet. Hier wird der Unterschied zwischen einer Spezies und einem Individuum deutlich. Denn in allen Organismen, welche der gleichen Art angehören, existiert ein gleicher Blutkreislauf. So hat jeder Mensch die gleichen Blutgefäße, ein Herz und auch einen Lungenkreislauf. Allerdings existieren individuelle Unterschiede bezüglich der Blutgruppe. Diese kommen zustande, da sich die Außenmembran der Erythrozyten unterscheidet, auf welcher verschiedene Proteine als Antigene wirken und somit unterschiedliche Immunreaktionen zustande kommen.

Dies stellt einen evolutionären Vorteil für die Art dar. Denn sobald verschiedene Immunantworten generiert werden, besteht eine höhere Wahrscheinlichkeit – dass auf Krankheitserreger angemessen reagiert werden kann. Die Wahrscheinlichkeit auf veränderte Umweltbedingungen reagieren zu können, erhöht sich für die Art mit flexiblen Blutgruppen. So kann beim Auftreten eines neuen Virus sichergestellt werden, dass möglichst viele Immunantworten innerhalb der Art gefunden werden.

Zwar erkranken oder sterben einige Individuen der Art, deren Blutgruppe keine passende Immunreaktion findet, aber die Wahrscheinlichkeit für ein Überleben der ganzen Spezies wird erhöht.

Das Blut ist ein Organ, aufgrund unterschiedlicher Krankheit

Ein weiteres Merkmal eines Organs ist, dass der Gesamtorganismus an einer Funktionsstörung oder an einem Funktionsausfall erkranken kann. Diese Krankheiten ergeben sich, da der Organismus von der Funktionalität des Organs abhängig ist.

Solche Blutkrankheit ist bspw. die Leukämie, bei der zu viele Vorläuferzellen der weißen Blutkörperchen gebildet werden, welche dann das Blut infiltrieren und verhindern, dass sich genügend Leukozyten, Erythrozyten und Thrombozyten bilden können. Die Folge sind Sauerstoffarmut im Blut, eine Störung des Immunsystems und verminderte Blutgerinnung. Weiterhin infiltrieren die Leukämiezellen auch andere Organe und gefährden deren Funktionalität.

Ein andere Bluterkrankung ist die Hämophilie, bei der zu wenig Blutplättchen gebildet werden, so dass die Blutgerinnung beeinträchtigt wird. Durch die verhinderte Wundheilung bluten betroffene Patienten länger als es üblich ist, weshalb man diese auch als Bluter bezeichnet. Die Bluterkrankheit gilt als Erbkrankheit.

Sinkt der Anteil am Hämoglobin im Blut bezeichnet man dies als Blutarmut, Eisenmangel, Bleichsucht oder fachlich als Anämie.


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