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4 Gründe, warum Hunde Nesthocker sind


Hundewelpen sind Nesthocker, da sie sehr lange Zeit bei ihrer Mutter bleiben. Diese Aufzuchtstrategie hat evolutionäre Gründe, welche sich bei den Vorfahren der Hunde bewährt hat. Die Jungtiere bekommen lange Schutz und Nahrung von den Eltern oder dem Rudel. Und sie haben ausreichend Zeit das anspruchsvolle Sozialverhalten und die damit verbundenen Jagdstrategien kennenzulernen.

Woher kommt der Begriff Nesthocker?

Bei Vögeln sind Nesthocker Küken (Vogelkinder), die im Nest bleiben und von den Eltern versorgt werden. Häufig haben sie keine Federn, sind blind und hilflos.

Nestflüchter – der Gegenentwurf zu Nesthockern – sind Küken, die gleich nach dem Schlüpfen ihren Eltern folgen können. Nestflüchter sind z.B. Hühnervögel oder Wasservögel.

Was ist allgemein ein Nesthocker?

Allgemein bezeichnet man mit Nesthocker Jungtiere, die nicht vollständig entwickelt auf die Welt kommen. Sie sind fast oder ganz nackt, ihre Sinnesorgane (Augen, Ohren, Nase) sind noch nicht fertig ausgebildet. Sie müssen deshalb länger im Nest hocken und sind auf eine Versorgung durch ein Rudel oder der Elterntiere angewiesen.

Als Nesthocker bezeichnet man nicht nur Vögel. Denn auch Schwarzwild (Wildschweine), Raubtiere oder Nagetiere (Mäuse, Hamster, Eichhörnchen) sind ebenfalls Nesthocker. Und selbst Menschen sind Nesthocker, da die Aufzucht der Nachkommen lange Zeit in Anspruch nimmt und Kinder hilflos zur Welt kommen.

4 Gründe, Warum wir Hunde als Nesthocker bezeichnen

Hunde sind Nesthocker, da sie sehr lange bei ihren Eltern und somit im Nest bzw. im Bau bleiben. Dies hat 4 verschiedene Ursachen:

  • Hunde stammen vom sogenannten Urwolf ab und übernahmen dessen genetischen Material
  • Hundewelpen werden hilflos, blind und nackt geboren
  • Hunde sind Rudeltiere und können deshalb anfangs nur in Obhut überleben
  • Hunde bekommen wenig Nachwuchs und die lange Elternzeit garantiert eine hohe Überlebenschance

1. Hunde sind Nesthocker, weil ihre wilden Verwandten ebenfalls Nesthocker sind

Hunde und Wölfe besitzen in etwa das gleiche Erbgut. Circa 99,7 % Wolfsgen steckt in jedem Hund. Somit hat jeder Hund auch den Großteil der Eigenschaften eines Wolfes übernommen. Die Nesthocker-Eigenschaft als Aufzuchtstrategie ist eine dieser Eigenschaften.

Was bedeutet das?
Wölfe müssen auf die Jagd gehen. Bei einer sehr langen Tragezeit (9 Wochen) wäre die Hündin zum Schluss langsam, unbeweglich und erfolglos bei der Jagd. Sie benötigt somit ein Rudel, welches sie bei der Jagd unterstützt.

Außerdem hat sich diese Strategie bewährt. Denn junge Wölfe (die nächsten Verwandten der Hunde) kommen in einem Bau zur Welt und werden von mindestens zwei Eltern (idealerweise sogar einem ganzen Rudel) versorgt. Die Eltern sind wehrhaft und somit müssen die Jungtiere nicht vor Feinden flüchten.

Wolfskinder und auch Hundekinder genießen somit in den ersten Wochen völligen Schutz der Gruppe. Dies hat den Vorteil, dass sie ein ausgeprägtes Sozialleben erlernen können, welches wichtig für ihre spätere Nahrungsaufnahme und Versorgung ist. Außerdem sorgt der Nesthocker-Schutz dafür, dass möglichst viele Wolfskinder und Hundekinder aus einem Wurf überleben.

2. Hundewelpen werden hilflos, blind und nackt geboren

Diese Aufzuchtstrategie bietet Sicherheit für Mutter und Wurf. Denn die Hündin befindet sich in den ersten Tagen fast ausschließlich bei den Welpen. Diese können ihre Körpertemperatur noch nicht selber regeln, da sie nackt und unbehaart sind. Dadurch verlieren die Welpen sehr viel Körperwärme und brauchen den mütterlichen Wärmekörper.

Die frischgeborenen Welpen können sich kaum selbständig fortbewegen. Sie können nur “im Kreis” kriechen. Deshalb ist die Hündin – und damit die Milch – im Bau immer in Reichweite. Die Jungtiere hocken somit im Nest bzw. Bau und verlassen sich vollends auf ihre Mutter.

3. Hunde sind Nesthocker, da sie Rudeltiere sind

Rudeltiere sind soziale Wesen. Und je höher und komplizierter ein soziales Gefüge ist, umso mehr muss gelernt werden. Denn es ergeben sich gewisse Hierarchien, Rudelkonflikte und soziale Signale, welche die Tiere lernen müssen. Alle Sozialwesen, welche Menschen ebenfalls sind, brauchen außerdem die Gruppe. Denn diese bietet Schutz, Sicherheit und die Lebensgewohnheiten sind auf eine Gruppenzugehörigkeit abgestimmt.

Beim Hund und Wolf ist dies genauso. Und junge Wölfe (und damit auch Hunde) müssen sehr viel lernen. Sie üben beim Spielen Jagdtechniken, sie lernen Sozialverhalten im Rudel und – ganz wichtig – sie lernen die Jagd. Wölfe jagen häufig im Rudel. Und die Jagd in einer Gruppe ist sehr anspruchsvoll und muss lange geübt werden. Denn jedes Tier hat bei der Jagd gewisse Aufgaben.

Wie?
Wölfe und somit auch Hunde sind Hetzjäger. Das bedeutet, dass sie sich nicht anschleichen – so wie es Katzen tun. Stattdessen jagen sie ihre Beute solange, bis diese erschöpft zusammenbrechen.

Dies erfordert gewisse Strategien und Rollenverteilungen bei der Jagd. So treibt ein vorher ausgewählter Wolf die potentiellen Beutetiere auseinander. Dabei macht er durchaus Lärm, weshalb auch Hunde bellen. Durch das Aufschrecken werden bestimmte Beutetiere von der Gruppe getrennt und sind somit hilfloser gegenüber den Wolfsangriffen. Und ein andere Wolf jagt dann den isolierten schwachen Tieren hinterher und erlegt diese.

Ein einzelner Wolf und auch ein alleinlebender Hund wären somit völlig hilflos, da ihre Jagdgewohnheiten darauf abzielen – in einer Gruppenformation zu agieren. Und diese Jagdstrategie muss erlernt werden.

Als Nesthocker haben Wölfe – und Hunde – genügend Zeit zum Lernen. Sie sind intensiv lange Zeit mit den Eltern, Geschwistern und den Rest des Rudels zusammen und erreichen dadurch eine gewisse Rangordnung und Rolle bei der Jagd.

3. Hunde müssen Nesthocker sein, da ihre Nachkommenschaft gering ist

Ein Wolf oder ein Hund gebärt zwischen 4 und 6 Junge. Diese Anzahl erscheint uns erst einmal recht hoch zu sein. Jedoch ist diese im Vergleich zu anderen Tierarten äußerst gering. Nesthocker gebären gewöhnlich weniger Tiere, da diese den Schutz der Gruppe genießen. Und die Aufzucht der Jungen kostet Zeit und Reserven. Gleichzeitig ist die Chance bei einem Nesthocker höher, dass dieser überlebt (Aufgrund des Schutzes).

Somit gebären Nesthocker gewöhnlich weniger Jungtiere als Nestflüchter. Dadurch wird der Ausgleich zwischen beiden Aufzuchtstrategien geschaffen und die Natur sorgt somit dafür, dass von jeder Art genügend Tiere existieren und überleben.

Die neonatale Phase ist die Zeit von der Geburt an bis etwa zum 14. Lebenstag. In dieser Phase haben die Welpen Augen und Ohren noch geschlossen, sind blind und taub. Ab dem 7. Tag beginnen sich die Ohren zu öffnen, zwischen 10. bis 14. Lebenstag öffnen sich die Augen.

Junge Wölfe verlassen zwischen der dritten bis vierten Lebenswoche erstmals die Höhle. Ab dem dritten Monat beginnen sie, das Rudel zu begleiten. Ab dem 8 Monat begleiten sie erwachsene Wölfe auf die Jagd. Mit 12 Monaten sind junge Wölfe ausgewachsen, mit knapp zwei Jahren verlassen sie das Rudel. Erst dann sind die eigenständig.

Hundewelpen werden zwischen 8. und 12. Woche – wenn auch Wölfe beginnen, das Rudel zu begleiten – vom Züchter abgegeben. Der Mensch und seine sozialen Kontakte wird nun zum neuen Rudel des Hundes. Ohne menschliches Rudel würde der Hund nicht überleben. Zwar leben ausgewilderte Hunde ebenfalls weiter, wie es beispielsweise der australische Dingo tut. Diese schließen sich dann aber mit anderen Tieren zusammen und bilden neue Rudel. Ein einzelner Hund könnte sich nur von Abfällen oder Ähnlichen ernähren, da seine Jagdstrategien auf ein Rudel abgestimmt sind.

Zusammenfassung:

  • Hunde sind Nesthocker, da sie in den ersten Wochen die mütterliche Obhut benötigen.
  • Dieses Aufzuchtverhalten rührt daher, dass in jedem Hund circa 99,7 % Genanteil der Wölfe steckt.
  • Wölfe müssen Nesthocker sein, da ihre Jagdgewohnheiten, ihr Sozialleben und somit ihre Überlebenschancen auf ein langes Lernen ausgerichtet sind.
  • Hunde und Wölfe werden blind geboren und sind anfangs völlig hilflos. Deshalb benötigen sie die elterliche Obhut, das Lernen von der Mutter und die Versorgung durch ein Rudel.
  • Hunde und Wölfe gebären weniger Jungen als andere Tierarten. Aber durch den Nestschutz wird dafür gesorgt, dass möglichst viele Nachkommen überleben.

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