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Wieso sagt man Frechdachs: Ursprung, Herkunft und Bedeutung


Frechdachs ist eine sanfte Beleidigung für respektlose Kinder und Jugendliche. Der genaue Ursprung des Wortes ist nicht bekannt. Er könnte mit dem Dachs, Dackel oder dem lateinischen Wort für „frech“ zusammenhängen.

Was bedeutet das Wort Frechdachs

Als „Frechdachs“ bezeichnet man Kinder und Jugendliche, die nicht auf ihre Eltern hören. Auch wenn ein Kind frech auf einen Erwachsenen antwortet, passt das Wort.

Dabei ist der „Frechdachs“ zumindest heute kein wirkliches Schimpfwort mehr. Es handelt sich dabei eher um eine liebevolle Bezeichnung, die bei kleineren Vergehen oder daraus entstandenen witzigen Situationen eingesetzt wird. So würde das Wort beispielsweise passen, wenn Eltern ihrem Kind zurufen, dass es nicht so weit vorlaufen soll. Das Kind bleibt zunächst stehen und es scheint so, als würde es auf seine Eltern hören. Dann macht es aber doch noch genau einen Schritt und schaut dabei seine Eltern an, um deren Reaktion zu sehen. So eine Situation ist meistens nicht gefährlich, dafür aber witzig. Die Eltern wissen genau, ihr Kind hat sie verstanden. Um sich über sie hinwegzusetzen oder um herauszufinden, was denn passiert, wenn es weitergeht, macht es aber noch einen zusätzlichen Schritt.

Wörter, die man synonym zu „Frechdachs“ benutzen kann, sind „Lausbub“, „Rotznase“, „Bengel“ oder „Göre“. Alle Bezeichnungen stehen für ein Kind, das etwas Verbotenes tut oder sich nicht benimmt. Die Vergehen sind aber meistens klein und kaum der Rede wert.
Das Wort setzt sich aus „frech“ und „Dachs“ zusammen. „Frech“ bedeutet heute soviel wie „respektlos“, allerdings wird es meist als mildere Form dazu gebraucht. Vermutlich liegt das daran, dass „frech“ noch eine zweite Bedeutung hat, nämlich „verwegen“, „mutig“ oder „kühn“. „Frech“ ist demnach kein durchweg negatives Wort.

Der Dachs ist ein zu den Mardern gehörendes Raubtier. Er ist für seine komplexen, unterirdischen Baue bekannt. Beispielsweise bestand ein in England untersuchter Bau aus 50 einzelnen Kammern. Fast 900 m lang waren die Tunnel, die diese Kammern verbanden, insgesamt. Über 178 Eingänge kamen die Tiere rein und raus. Eine Besiedlung über mehrere Jahre und Generationen ist bei Dachsbauen nicht ungewöhnlich. Ein in Deutschland untersuchter Bau könnte schon seit über 10.000 Jahren ununterbrochen von Dachsen bewohnt sein.

Im Englischen bezeichnet man ein freches Kind als „Saucebox“, wobei Sauce nicht als Soße zu übersetzen ist. „Saucy“ ist dabei gemeint und bedeutet „frech“. Die „Box“ soll vermitteln, dass das Kind häufiger dieses Verhalten an den Tag legt. Es ist quasi voll mit kleinen Frechheiten. Die Spanier sprechen von „el frescales“, wenn sich Kinder zu viel herausnehmen.

Ursprung der Bezeichnung Frechdachs

Seit wann genau man ungezogene Kinder als Frechdachs bezeichnet, ist nicht bekannt. Verschiedene Entstehungsgeschichten kommen infrage.

Der Dackel als frecher Hund

Mindestens zwei Quellen sprechen davon, dass bei dem Wort „Frechdachs“ gar nicht der Dachs gemeint ist. Es könnte auch der Dachshund, also der Dackel, gemeint sein.

Dackel sind Jagdhunde, die zur Baujagd gezüchtet wurden. Das bedeutet, dass der Dackel in den Bau eines Tieres eindringt und es hinaustreibt. Bei Füchsen funktioniert das in vielen Fällen problemlos. Dachse stellen sich dem Dackel allerdings häufig und fordern ihn heraus.

Der Dackel soll sich in dem Fall nicht auf einen Kampf einlassen. Gleichzeitig musste man für diese Arbeit allerdings einen kleinen, schmalen Hund züchten, der ein enormes Selbstbewusstsein mitbringt. Daher denken viele Dackel bei der Jagd und auch im Umgang mit anderen, deutlich größeren Hunden gar nicht daran, sich bei einem Konflikt zurückzuziehen. Sie gelten nicht als aggressiv, aber benehmen sich sowohl gegenüber anderen Hunden als auch Menschen häufig respektlos. Konsequente Erziehung, schon im Welpenalter, ist bei ihnen daher unbedingt notwendig, um ihrem großen Ego beizukommen.

Das Wesen des Dackels könnte als Grundlage für den „Frechdachs“ gedient haben. Er ist klein, aber mutig und setzt sich über Grenzen hinweg. Dieses Verhalten wird bei kleinen Hunden eher geduldet als bei großen. So ähnlich ist es auch bei Kindern, die nicht auf ihre Eltern hören. Man lässt ihnen mehr durchgehen als Erwachsenen.

Dieser Auffassung sind Franz Harder, Autor verschiedener Bücher zur Deutschen Sprache aus dem 19. Jahrhundert, sowie der Allgemeine Deutsche Sprachverein.

Der mutige Dachs

So wie der Dackel gilt auch der Dachs als mutige Tierart. Dachse werden je nach Art zwischen 50 und 100 cm lang und wiegen bis zu 17 kg. Sie verteidigen ihren Bau, besonders wenn sie Nachwuchs haben, auch gegen deutlich größere Fressfeinde. Dazu gehören Wölfe, Bären und große Raubkatzen wie Leoparden. In diesem Zusammenhang würde das Wort „frech“ nur in seiner Bedeutung als „mutig“ verwendet werden.

Eselsbrücke für Lateinvokabeln

Das Wort „klammheimlich“ ist eigentlich eine Zusammensetzung aus einem lateinischen und einem deutschen Wort mit derselben Bedeutung. „Clam“ bedeutet nichts anderes als „heimlich“ oder „insgeheim“. Beim Vokabeln lernen spricht man das zu lernende Wort und die Übersetzung häufig mehrmals vor sich hin, um sie zu verinnerlichen. Vermutlich hat sich dabei das Wort „klammheimlich“ entwickelt.

So könnte es auch beim „Frechdachs“ gewesen sein. Das lateinische Wort für frech lautet „audax“. Um es sich besser merken zu können und weil es sich durch den „Dachs“ anbietet, könnte eine Eselsbrücke entstanden sein. Statt „audax“ lernt man „Frechdax“, was die Übersetzung und einen Teil des lateinischen Wortes enthält.

Warum „Frechdachs“ früher eine andere Bedeutung hätte als heute

Die Bedeutung von Wörtern kann sich im Verlauf vieler Jahre ändern. Manchmal kommen neue dazu, sodass das alte Wort nur noch einen Teil seiner ursprünglichen Bedeutung hat. Oder alte Wörter werden von neuen völlig abgelöst. Es ist auch möglich, dass sich die Wortbedeutung in einen neuen Bereich verschiebt, der nicht mehr viel mit der ursprünglichen Bedeutung zu tun hat. Beispielsweise wurde das Wort „geil“ im Althochdeutschen vor allem für besonders grüne und reich bewachsene Wiesen verwendet. Die Bedeutung „lüstern“ bekam das Wort erst etwas später. Als freudiger Ausruf oder Beschreibung für Gegenstände, die besonders gut gefallen, ist das Wort erst seit Kurzem bekannt.

Ähnlich verhält es sich beim Wort „frech“. Im Mittelalter musste man heftiges Fehlverhalten an den Tag legen, um als frech bezeichnet zu werden. Schon damals bedeutete es, sich respektlos zu verhalten, vor allem gegenüber den eigenen Eltern. Allerdings war das Wort viel negativer gemeint als es heute der Fall ist.

Erst in der frühen Neuzeit änderte sich dies und „frech“ bekam seine heute bekannte Bedeutung. Der respektlose Teil blieb. Neu hinzu kam das Lebhafte, Mutige und Witzige, was wohl auch dem „Frechdachs“ den Weg ebnete.


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