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Regenwaldvernichtung: Ursachen und Folgen der Zerstörung


Die Begriffe Regenwaldvernichtung bzw. Regenwaldzerstörung beschreiben Vorgänge und Prozesse, welche den Regenwald als speziellen Waldtyp der Tropen dauerhaft zerstören. Dies geschieht entweder durch Rodung, Waldbrände, gezielter Abholzung, Schädlingsbefall oder Plantagenbau. Für diese Zerstörung gibt es allerdings viele Ursache, welche entweder ökonomische oder ökologische Gründe haben.

Was bedeutet die Regenwaldvernichtung?

Als Regenwaldvernichtung wird die Rodung und Zerstörung tropischer Regenwälder rund um den Äquator bezeichnet. Dabei werden sowohl großflächig schweres Gerät als auch manuelle Brandrodung eingesetzt. Zurzeit werden ungefähr 42.000 Quadratkilometer pro Jahr zerstört – eine Fläche so groß wie die Niederlande. Etwa 75 Prozent des Waldverlusts weltweit betreffen tropische Regenwälder.

Der Verlust umfasst alle seine Vorkommen: Vom Kongo über Ruanda, Indonesien und China bis nach Brasilien. In Afrika und Südamerika sind die Raten jedoch höher als in Asien. Die frühere Ausdehnung der Regenwälder hing eng mit der Klimageschichte zusammen: Zu Warmzeiten reichten seine Ausläufer bis in die Arktis, zu Kaltzeiten hingegen verblieben lediglich im Gebiet der heutigen Sahara Reste.

Ökonomische Ursachen der Regenwaldvernichtung

Für die Vernichtung des Regenwalds gibt es mehrere Ursachen, die einander teilweise überschneiden. Dabei geht es um wirtschaftliche Interessen von Großkonzernen ebenso wie um die Lebensgrundlage der oft marginalisierten Bevölkerung.

Agrarwirtschaft

Große Flächen des Regenwalds wurden und werden für die Produktion von Nahrungsmitteln abgeholzt. Diese werden in gewaltigen Plantagen als Monokultur angebaut und sind daher ökologisch nur noch wenig von Nutzen. Oft stecken große Konzerne hinter dieser Anbauform – traurige Berühmtheit erlangten vor allem Palmöl und Soja.

Doch auch Kakao, Mais, Zuckerrohr und schnell wachsende Hölzer wie Eukalyptus werden auf die Art kultiviert. Gleichzeitig ist die Bevölkerung oft gezwungen, ihre eigene Lebensmittelproduktion und den Anbau zum Verkauf durch Brandrohdung zu bestreiten. Nicht immer sind Alternativen bekannt oder möglich. In dieser Form wird beispielsweise Maniok angebaut.

Die intensive Nutzung führt jedoch zur raschen Auslaugung, Erosion und Austrocknung der Böden, sodass stetig neue Flächen gerodet werden müssen. Ähnlich problematisch ist die Haltung von Rindern auf den gerodeten Arealen, sofern sie nicht extensiv stattfindet.

Forstwirtschaft, Holz und Rohstoffe

Neben exzessiver Landwirtschaft ist auch der nach wie vor ungezügelte Holzeinschlag ein Grund für die Zerstörung der tropischen Wälder. Ein Teil davon wird für die Herstellung von Papier oder in der Bauwirtschaft genutzt. In den Tropen wachsen jedoch auch viele sogenannte Edelhölzer, die teuer und begehrt beispielsweise in der Möbelindustrie sind. Daneben werden große Flächen dem Abbau von Mineralien und Erzen geopfert. Zu den Bodenschätzen tropischer Regionen gehören:

  • Bauxit
  • Eisen
  • Zinn
  • Nickel
  • Kupfer
  • Tantal
  • Gold
  • Diamanten

Abbau von Energieträgern

Neben anderen Bodenschätzen werden in vielen Ländern fossile Energieträger durch Abbau über oder unter Tage gewonnen. Um an diese zu gelangen, müssen ebenfalls große Flächen gerodet werden, hinzu kommen Schneisen für Straßen und Maschinenparks. In einigen Fällen führen auch Staudammprojekte zu weiträumiger Verwüstung durch Überflutung oberhalb der Stauung und Austrocknung unterhalb.

Ökologische Ursachen der Regenwaldvernichtung

Neben ökonomischen gibt es auch ökologische Ursachen, die die Zerstörung des tropischen Regenwalds verursachen oder zumindest begünstigen. Schädliche Einflüsse entstehen vor allem sekundär durch die oben genannten Nutzungsformen. Insbesondere der Eintrag von giftigen Abwässern und anderen Giftstoffen aus dem Bergbau sowie von Düngemitteln und Pestiziden aus der Landwirtschaft gefährden das Biom.

Gerade im Bergbau werden oft schwermetallhaltige Flüssigkeiten frei, die weite Gebiete verseuchen können. Auch schwere Unwetter und Klimaveränderungen können Wälder beschädigen. Letztere haben vor allem dann gravierende Auswirkungen, wenn sie die Waldbrandgefahr erhöhen. Zwar gehören Waldbrände zum natürlichen Zyklus in tropischen Regionen, doch das aktuelle Ausmaß und die Häufigkeit übersteigen deren Regenerationsfähigkeit bei Weitem.

Regenwaldvernichtung in Brasilien

In Brasilien treffen mehrere der genannten Ursachen für den Raubbau am Regenwald zu. Denn hier finden sich nicht nur die größten Waldflächen mit unerreichter Artenvielfalt, sondern auch ausgesprochen viele Bodenschätze, insbesondere im Norden und Osten des Landes. Deren Abbau sowie die exzessiv betriebene Landwirtschaft und die weitverbreitete Armut befördern die Rodung. Hinzu kommt eine politische Agenda, die auf Leugnung des Klimawandels und Abkehr von nachhaltigeren Wirtschaftsformen basiert.

Folgen der Regenwaldvernichtung

Die Folgen der Regenwaldzerstörung sind gravierend, auf lokaler, regionaler, aber auch globaler Ebene. Denn der tropische Wald in seiner Gesamtheit hat großen Einfluss auf viele weitere Ökosysteme.

Verlust der Lebensgrundlage

Für Millionen von Menschen bedeutet der Raubbau am Regenwald auch den Verlust der eigenen Lebensgrundlage. Oft werden große Landflächen verkauft und so der Nutzung durch die Bevölkerung entzogen. Werden sie durch Einheimische selbst durch Brandrodung genutzt, sind die Böden nach kurzer Zeit verbraucht, sodass immer weitere Strecken notwendig werden, um neue Lebensmittel anzubauen. Durch ungeklärte Bergbauabwässer werden Böden und Grundwasser vergiftet, sodass weder eine Nahrungsmittelproduktion noch die Wasserversorgung für Siedlungen in der Nähe bestehen bleiben.

Verlust der Artenvielfalt

Der tropische Regenwald zählt, neben den Korallenriffen, zu den artenreichsten Lebensräumen überhaupt. Durch seine Zerstörung verschwinden unzählige, oft sehr empfindliche Arten, häufig noch bevor sie überhaupt entdeckt wurden. Da innerhalb des komplexen Artgefüges vielfältige Beziehungen bestehen, kann das Verschwinden einer Art zum Rückgang oder sogar Aussterben von weiteren führen. Für den Menschen problematisch ist, dass hier auch Wirkstoffe für neue Medikamente, insbesondere Antibiotika, verborgen liegen.

Klimawandel

Durch die enorme Biomasse des Regenwalds dient er als gigantischer Kohlenstoffspeicher, eine sogenannte Kohlenstoffsenke. Abholzung und Verbrennung der Wälder entlässt deshalb ungewöhnlich große Mengen Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre, die den Klimawandel weiter vorantreiben. Die Vernichtung großer Regenwaldflächen, vor allem im Amazonas, gilt daher als einer der „Kippsteine“ im Voranschreiten des Klimawandels.

Warum ist Regenwaldzerstörung unumkehrbar?

Zwar ist es grundsätzlich möglich, Regenwälder wieder aufzuforsten, dabei entstehen jedoch nicht dieselben Ökosysteme wie vorher – sogenannte Primärwälder –, sondern Sekundär- oder Tertiärwälder. Diese enthalten andere Artenzusammensetzungen und können den zuvor abgeholzten Regenwald in seiner Funktion daher nicht ersetzen. Dafür gibt es mehrere Gründe: Unter anderem benötigen viele Bäume sehr lange Wuchszeiten sowie eine spezielle Umgebungsvegetation und leben in Symbiose mit anderen Pflanzen und Pilzen.

Ein derart komplexes System lässt sich nicht künstlich erzeugen. Hinzu kommt, dass bald nach der Rodung auch die empfindlichen Böden erodieren, sodass ein neuer Besatz nicht mehr möglich ist. Mittlerweile werden neue Ansätze zur effektiveren Wiederaufforstung erforscht, diese befinden sich jedoch noch im Anfangsstadium.

Lösungsmöglichkeiten zur Eindämmung der Regenwaldvernichtung

Entsprechend der Vielschichtigkeit der Ursachen ist auch eine Lösung der Problematik nur auf vielen Ebenen möglich. Landwirtschaft oder die Gewinnung von Rohstoffen vollständig einzustellen, dürfte sich als unmöglich erweisen, insbesondere eingedenk der oftmals vorherrschenden Armut. Das Ziel sollte daher eher sein, die Nutzung nachhaltiger zu gestalten.

Im Bergbau hieße das, möglichst geringe Schäden zu verursachen und Abwässer konsequent zu filtern. Industrielle Landwirtschaft sollte nicht als Monokultur und ohne Einsatz von Pestiziden sowie mit reduzierter Düngung stattfinden. Für die Subsistenzwirtschaft zur reinen Eigenversorgung sowie für Kleinbauern ist oftmals die nachhaltige Form der Agroforstkultur geeignet, bei der nur wenig gerodet wird.

Je nach Gebiet kann extensive Tierhaltung oder durch Quoten streng geregelte Jagd auf nicht gefährdete Arten eingesetzt werden. Sanfter Tourismus und der Verkauf damit zusammenhängender Dienstleistungen oder Produkte wie Kunsthandwerk können eine alternative Einnahmequelle darstellen.


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