So ist das Laufbein des Hundes an schnelles Laufen angepasst
Jeder Hundebesitzer weiß, dass sein Liebling stets den Drang zum Laufen hat. Was heute in Sport und Spiel ausgelebt wird, hat seinen Ursprung im Urvater des Hundes. Denn schon der Wolf war ein ausdauernder Läufer. Um die Anatomie und Funktion der Laufbeine von Hunden zu verstehen, lohnt sich ein Blick in die Lebensweise von Wölfen.
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Bau des Hundebeins
Die einzelnen Hunderassen sind untereinander sehr verschieden. Sie alle stammen aber vom Wolf ab. Daher sollte man zunächst dessen Anatomie als Grundbauplan genauer betrachten.
Von den Bestandteilen her ist das Wolfsbein unseren menschlichen Gliedmaßen recht ähnlich. Den Schultergürtel bilden Schlüsselbein und Schulterblatt. Darauf folgen der Oberarmknochen, die beiden Unterarmknochen Elle und Speiche, sowie das Handskelett. Analog setzt an den Hintergliedmaßen der Oberschenkelknochen an der Hüfte an. Dieser ist über die Kniescheibe mit Schien- und Wadenbein verbunden.
Es folgt das Fußskelett. Das mag auf den ersten Blick banal erscheinen, doch bei vielen anderen Säugetieren sind nicht alle Knochen in derselben Anzahl vorhanden. So stehen Pferde beispielsweise nur auf einer einzigen Zehe, während Katzen stark reduzierte Schlüsselbeine haben.
Die Wolfsbeine sind langgestreckt und schlank. Dafür sind zwei anatomische Anpassungen verantwortlich. Zum einen sind die Muskeln, die das Bein antreiben, so weit wie möglich nach oben Richtung Rumpf verlagert. Die kräftigsten Muskeln des Wolfes bewegen den Oberschenkel und setzen an der Hüfte an. Die Hinterbeine erzeugen auch den größten Antrieb bei der Fortbewegung. Zusätzlich ist der Wolf ein Zehengänger. Dadurch wandern die Hand- bzw. Fußgelenke in die Höhe und verlängern das Bein zusätzlich.
Funktion des Beins beim Wolf und beim Hund
Die schlanken und langen Gliedmaßen benötigen Wölfe für ihre bevorzugte Jagtechnik. Der Wolf ist nämlich ein Hetzjäger. Das bedeutet, dass er ein Beutetier so lange verfolgt, bis dieses vor Erschöpfung aufgibt. Dafür muss der Wolf ein kraftvoller und ausdauernder Läufer sein. Enge oder rasante Manöver sind weniger gefragt. Diese würden große Spannung auf die Knochen erzeugen. Daher können seine Beine auch eher fragil gebaut sein.
Zusätzlich ist nicht jede Jagd von Erfolg gekrönt, da manchmal das Beutetier entwischt oder in unerreichbares Terrain flüchtet. Dem Wolf muss also immer noch genug Energie bleiben, um einen weiteren Versuch zu starten. Studien haben gezeigt, dass Wölfe bis zu 50% ihres Tages mit der Nahrungssuche verbringen. Auch dazu braucht es leichte und ausdauernde Gliedmaßen.
Vergleiche Laufbein des Hundes zu den anderer Tiere
Die Beine von Huftieren sind nach einem ähnlichen Schema wie jene von Wölfen angelegt. Auch sie sind lang, dünn und verlagern ihre Muskeln hinauf in den Rumpf. Zusätzlich sind Huftiere Zehenspitzengänger, strecken ihr Beine also noch extremer durch als Hunde. Räuber und Beute befinden sich im ständigen evolutiven Wettstreit, wer die schnelleren Beine entwickelt.
Auch Katzen gehören zu den größten Räubern in ihren Ökosystemen. Vergleicht man einen Tiger mit einem Wolf, fallen sofort die riesigen Pranken des Tigers auf. Wie die meisten Katzen ist der Tiger nämlich ein Lauerjäger. Er läuft keine weiten Strecken, stattdessen muss er nach dem Anschleichen weit springen und kräftig zupacken können. Die Hinterbeine der Katzen sind daher mehr aufs Springen, die Vorderbeine auf Kraft ausgelegt. Dauerlauf beherrschen Katzen dagegen bei weitem nicht so gut wie Hunde.
Unterschied zwischen Wolf und Hund
Der größte Unterschied ist wohl in Verhaltensweisen zu finden. Während Wölfe den Großteil ihrer Zeit mit Nahrungssuche verbringen, fällt dies für unsere Haushunde weg. Die Anatomie und der Bewegungsdrang sind aber mit dem Wolf praktisch ident. Daher sind ausgedehnte Spaziergänge und vielfältige Beschäftigungsmöglichkeiten für Hunde auch als Haustier so wichtig. Je nach Rasse kommen beispielsweise Agility, Schlittenhundesport oder Hunderennen in Frage. Das Laufen über längere Zeiträume ist dabei zentraler Bestandteil jeder typischen Hundesportart.
Verschiedene Beine für verschiedene Hunderassen
Hunde waren früher häufig Arbeitstiere. Daher haben sich die Hunderassen ursprünglich aus unterschiedlichen Einsatzgebieten gebildet. Hütehunde sollten klug und wendig sein, Jagdhunde schnell und Erdhunde sollten gut in Tierbauten passen. Je nach Rasse wurde in der Zucht auch auf unterschiedliche Beine wert gelegt.
Die Charakteristik der typischen Laufbeine von Wölfen wurde bei Laufrassen auf die Spitze getrieben. Der extremste Typus ist der Windhund, der nach dem Gepard als das zweitschnellste Tier an Land gilt. Das komplette Gegenteil sind kleine, stämmige Rassen. Ihnen wurden möglichst kurze Beine gezüchtet, um auch engste Winkel erreichen zu können. Hier sind die Extreme bei Dackeln oder Corgis zu finden. Mit ihren stark verkürzten Beinen sind solche Rassen nicht mehr zum Dauerlauf geeignet.
Einige Rassen zeigen sehr spezifische anatomische Besonderheiten an ihren Beinen. So weisen manche Wasserhundrassen Zwischenzehenhäute auf, die sie bei der Fortbewegung im Wasser unterstützen. Gleich zwei Besonderheiten machen den Norwegischen Lundehund aus. An jeder Pfote tragen sie sechs Zehen. Zusätzlich ist ihr Schultergürtel so aufgebaut, dass sie in der Lage sind, ihre Vorderbeine ähnlich wie menschliche Arme zu beiden Seiten auszustrecken. Das ist wichtig, um in der Vogeljagd durch unwegsames, steiniges Gelände zu manövrieren.