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Unterschied zwischen Verstehen und Nachvollziehen


Verstehen und Nachvollziehen werden teilweise in ähnlichem Kontext benutzt. Trotzdem gibt es zwischen beiden Wörtern einige Unterschiede. Bestenfalls ergänzen sich Verstehen und Nachvollziehen auf harmonische Weise.

Das Verstehen und das Nachvollziehen

Die Begriffe Verstehen und Nachvollziehen können sich überschneiden und ergänzen. Mögliche Bedeutungen und Definitionen von Verständnis sind:

Das kognitiv, sachliche Verständnis

Bestenfalls können wir Worte und Sätze vom Klang her klar und deutlich verstehen. Sehr wahrscheinlich verstehen wir auch die Bedeutung der Worte.

  • Aussage: „Ich gehe nach Hause.“
  • Sachliches Verständnis: Der Sprecher geht jetzt weg und in sein Zuhause.

Das geistig intuitive Verständnis

Ein Wort oder ein Satz können eine erweiterte Botschaft haben. Neben dem Verstehen auf der Sachebene erfassen und verstehen wir auch geistig-intuitiv Bedeutungen, die wortwörtlich nicht ausgesprochen wurden.

  • Aussage: „Ich gehe jetzt nach Hause.“
  • Erweitertes Verständnis: „Aha, ich verstehe, du hast keine Lust mehr!“

Die Akzeptanzebene des Verstehens

Akzeptieren wir die Aussage eines anderen und bringen wir auf einer höheren Ebene Verstehen beziehungsweise Verständnis auf, geht Verstehen ins Nachvollziehen über.

„Ich kann deine Entscheidung, jetzt nach Hause gehen zu wollen, verstehen/nachvollziehen. Auch ich langweile mich und werde bald gehen.“

Verstehen im Sinne von Können

Eine weitere Verwendung von Verstehen ist Vermögen, Können oder Wissen (wie etwas zu tun ist):

  • „Sie versteht ihr Handwerk.“
  • „Er versteht es, sein Gegenüber gekonnt, um den Finger zu wickeln.“

Die Bedeutung von Nachvollziehen

Nachvollziehen bedeutet, dass wir etwas sehr gut verstehen können. Wir können es mit unserem eigenen Empfinden, unserer Erfahrung oder der Empathie nachfühlen. In „nachvollziehen“ steckt somit immer ein großer Teil persönlichen Verständnisses, der Sympathie oder des Einfühlungsvermögens, der weit über die Bedeutung von „verstehen“ hinausgehen kann.

Beim Nachvollziehen nehmen wir die Geschichte oder die Aussage eines anderen oder einer Situation auf und gleichen sie intensiv mit eigenen Werten ab. Das Nachvollziehen kann somit als eine Erweiterung oder Vertiefung des reinen Verstehens gesehen werden.

Verstehen ohne Nachvollziehen

Eine junge Frau erzählt ihrer Freundin von einer Entscheidung. Entgegen der geltenden Werte und Erwartungen hat sie sich gegen ein Stipendium an einer weit entfernten Elite-Uni entschieden. Stattdessen möchte sie zugunsten ihrer neuen Liebesbeziehung an ihrem Wohnort bleiben.

Die Freundin versteht die Aussage. Sie kann auch die Entscheidung (sachlich und in ihrer erweiterten Bedeutung) verstehen. Doch so ganz nachvollziehen kann sie die Pläne ihrer Freundin nicht.

Sie selbst hätte die Chance, an die Elite-Uni zu gehen, sofort genutzt. Vielleicht ist sie auch der Meinung, dass ihre beste Freundin einen Fehler begeht. Dann könnte sie sagen: „Aha! Verstehe! Doch ich kann ehrlich gesagt nicht so ganz nachvollziehen, warum du diese Chance opfern willst.“

Eher selten genutzt: Nachvollziehbarkeit

Das Verb „nachvollziehen“ wird im alltäglichen und offiziellen Sprachgebrauch häufig benutzt.
Die dazugehörigen Substantive „das Nachvollziehen“ oder „die Nachvollziehbarkeit“ kommen dagegen fast ausschließlich in offiziellem Sprachgebrauch und auch dort nur selten vor.

Kaum jemand würde im persönlichen Gespräch die Formulierung nutzen: „Das Nachvollziehen war mir nicht möglich.“ Hier würden wir viel die aktive Form nutzen und sagen: „Ich konnte es nicht nachvollziehen.“ Oder wir nutzen alternativ und in überschneidender Bedeutung die Substantive „Verständnis“ oder „Verstehen“: „Mir fehlte das Verständnis.“

In der Welt der Wissenschaft wird das Substantiv Nachvollziehbarkeit in Zusammenhang mit diesen Themen genutzt:

  • Der Reproduzierbarkeit eines Experimentes oder einer Versuchsanordnung.
  • Der Rückverfolgbarkeit eines Ereignisses oder eines Entstehungs- beziehungsweise Entwicklungsprozesses.
  • Dem Verstehen einer Argumentation, einer (schriftlichen) Auseinandersetzung oder Umstandes über den gestritten wird.

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