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Unterschied zwischen Hören und Verstehen


Hören ist eine Sinnesleistung, bei der Schallwellen in verständliche und interpretierbare Töne und Klänge gewandelt werden. Zum Verstehen gehören geistige Funktionen wie Sprache, Gedächtnis, Erfahrungsschatz, Vergleichen und Lernen.

Der Unterschied zwischen Hören und Verstehen

Hören ist eine jeweils teilweise mechanische, elektrische und geistige Sinnesleistung. Verstehen ist eine Leistung unseres Geistes, der Datenverarbeitung des Gehirns (elektrisch und biochemisch) und unserer persönlichen Fähigkeiten, Interessen und Prägungen.

Hören: mechanischer Schall wird zu elektronischer Information

Wir hören mit unseren Ohren. Die Ohrmuschel fängt dazu Schallwellen ein, leitet sie über den Gehörgang weiter zum Trommelfell, über das Mittelohr ins Innenohr.

Schallwellen breiten sich nach mechanischen Luftverschiebungen ringförmig aus. Im Gehörgang werden die Wellen gesammelt, gebündelt und komprimiert. Wenn der Schall auf die Gehörschnecke im Innenohr trifft, ist er noch mechanisch. Ab den mit Flüssigkeit gefüllten Bereichen des Innenohrs wird er elektrisch. Die Umwandlung geschieht durch tausende Sinneshaarzellen und die Hörnerven.

Schließlich leitet der zentrale Hörnerv die elektronischen Impulse ans Gehirn weiter. Dort werden die Daten vom auditiven Kortex (Hörzentrum) verarbeitet.

Was dann geschieht, ist noch immer ein großes Geheimnis unseres Gehirns. Wie genau die Daten verarbeitet werden, ist bisher nicht ausreichend geklärt. Die Forscher wissen aber weitestgehend, welche Hirnareale bei welchen Sinneswahrnehmungen oder geistigen Prozessen aktiv sind. Und die
Wissenschaftler haben auch herausbekommen, dass Schall für uns keinerlei Bedeutung hat, bevor er nicht vom Gehirn empfangen und „übersetzt“ wird.

Verstehen: Information wird interpretiert

Im auditiven Kortex werden Schallimpulse in hörbare Töne und Klänge verwandelt. Doch nicht nur das, aus Tönen und Klängen können auch Wörter, Sätze und Bedeutungen werden. Genauso verbinden wir Menschen mit bestimmten Geräuschen, Tonfolgen oder anderen Schallereignissen instinktives oder erlerntes Wissen sowie Reaktions- und Gefühlsmuster.

Wie genau diese Umwandlung und die Interpretation funktionieren ist, wie bereits erwähnt, nicht bekannt. Die am Verstehen von Schall und Höreindrücken beteiligten Prozesse sind sehr umfassend. Viele dieser Vorgänge gehören in den Bereich der Kognition („cogitare“ ist Latein für „denken“). Darunter verstehen Hirnforscher und Psychologen unter anderem diese Fähigkeiten:

  • Erkennen
  • Erinnern
  • Rechnen
  • Vergleichen
  • Nachdenken
  • Entscheiden
  • Problemlösen
  • überlegte und geplante Reaktionen.

Neben den kognitiven Vorgängen spielen beim Verstehen und Verständnis emotionale, intuitive und instinktive Prägungen eine Rolle. Kognition ist angeeignet, also erlernt. Wo Vorgänge wie Instinkt und Intuition ihren Ursprung haben, ist bisher ebenfalls nicht bekannt. Ebenso wenig konnten Forscher bisher den Sitz unsere Erinnerung oder unsere kognitiven Datenspeicher sicher ausfindig machen.

Beispiele für Hören und Verstehen

Auf einer Straße spielt sich eine Szene ab: Ein Ehepaar steht auf dem Bürgersteig, die Ehefrau sag zu ihrem Mann „Du Dieter, ich geh gerade mal rüber zum Geschäft der Anna guten Tag sagen.“

Die Schallwelle trifft auf die Ohren des Mannes, er hört in der Folge das gesprochene Wort seiner Frau und versteht, was sie vorhat.
In der Erweiterung des Verstehens trifft der Mann eine Entscheidung bezüglich seines eigenen Verhaltens (Kognition und Emotion): „Er sagt, gut warte ich so lange im Café.“

Er schlendert die Straße entlang und hört den Gesang eines Vogels. Der Schall trifft auf sein Ohr, er ist in der Lage den Gesang zu hören und gefühlsmäßig zu interpretieren (Ach wie schön!). Verstehen kann er den Vogel allerdings nicht.

Ein paar Meter hinter Dieter läuft Hans. Der ist Ornithologe und hat sich intensiv mit dem Gesang der Vögel beschäftigt. Auch er hört die Amsel und weiß, dass der Gesang zum Brutverhalten gehört. Wortwörtlich verstanden hat auch er das Tier nicht. Dennoch kennt er die Botschaft dahinter, was zu einem gewissen Verständnis führt.

Als die Ehefrau im Laden der befreundeten Anna ankommt, unterhalten sich die beiden Frauen angeregt. Sie hören, sprechen und verstehen sich. Die beiden Frauen sind noch immer im angeregten Gespräch, als ein aufgeregter Kunde an den Tresen tritt.
Der Kunde redet darauf los und Anna bemerkt ihn zunächst überhaupt nicht. Sie ist immer noch in das Gespräch mit ihrer Freundin vertieft. Das bewusste Hinhören und Verständnis sind nicht bei dem Kunden.

Dennoch meldet Annas erweiterte Wahrnehmung ein Schallereignis, das von Bedeutung sein könnte. Sie wendet sich dem Mann zu und sagt „Wiederholen Sie das doch noch einmal, ich habe sie ja überhaupt nicht verstanden.“

Später im Café erzählte Ehefrau ihrem Mann die neueste Klatschgeschichte der britischen Royals. Obwohl der Mann die wörtliche Rede seiner Frau hören kann und das gesprochene Wort auch versteht sagt er, „Ach ich verstehe nicht, was ihr Frauen immer mit diesen Königshäusern habt.“

Wenn wir im Urlaub eine fremde Sprache hören. Wir nehmen das Gesprochene wahr, können es aber nicht wortwörtlich verstehen.
Dennoch finden in diesem Moment eine intuitive Interpretation und ein gewisses Verstehen des Gehörten statt.

Selbst wenn wir Wörter einer fremden Sprache nicht verstehen können, ordnen wir Dinge wie den Klang der Stimme, die Lautstärke, verbundene Emotionen, den Gesichtsausdruck und Gestik automatisch ein. Wir würden die Botschaft in diesem Falle gerne verstehen beziehungsweise möchten herausfinden, ob das Verständnis von Bedeutung sein könnte. Auch diese Vorgänge gehören im weitesten Sinne zum Verstehen.

Daneben gibt es viele Höreindrücke, die wir nicht verstehen müssen, aber wahrnehmen oder sogar ausblenden. Dazu gehören Alltagsgeräusche, Hintergrundgeräusche, die Stimmen von Menschen, die nicht zu uns sprechen, der Fernseher des Nachbarn und so weiter.

Filter und Wahrnehmungspräferenzen

Wie bereits erwähnt entscheidet der auditive Cortex des Gehirns, welche Schalleindrücke wir bewusst hören und welche nicht. Auf einem Gehweg an einer befahrenen Straße in der Stadt werden wahrscheinlich tausende empfangene Schallwellen herausgefiltert. Wir hören bevorzugt das, was unser Instinkt oder erlerntes Wissen für wichtig hält oder wozu wir uns durch Erfahrung entschieden haben.

Forscher haben herausgefunden, dass Ehepartner nach vielen Jahren des gemeinsamen Lebens tatsächlich gewisse Spracheindrücke des Partners auditiv einfach abschalten. Beschwert sich die Ehefrau einmal mehr, dass der Mann den Müll nicht rausgebracht hat, kann es wirklich sein, dass der auditive Cortex entschieden hat, diese Art von Schall nicht mehr ins bewusste Hören und Verstehen zu übernehmen.


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