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Unterschied zwischen Verstehen und Begreifen


Verstehen und Begreifen werden ähnlich genutzt. Doch bei der zwischenmenschlichen Kommunikation gibt es Unterschiede zwischen beiden Begriffen. Für eine gute Kommunikation ist es wichtig, den Gesprächspartner zu verstehen. Außerdem dient das Verstehen als Grundlage, um etwas Neues zu erlernen. Aber hat man auch begriffen, sobald man verstanden hat. Der Unterschied zwischen Verstehen und Begreifen ergibt sich in der Informationsverarbeitung beim Sprecher und Zuhörer. Denn diese ändert sich während des Gespräches wohlmöglich.

Vom Verstehen zum Begreifen

Seine Mitmenschen zu verstehen bedeutet, in der Lage zu sein, deren Aussagen so wiederzugeben, dass sie einer absoluten Übereinstimmung gleichkommen. Daraus resultiert die logische Konsequenz: Lediglich der Gesprächspartner kann bestätigen, ob sein Gegenüber das Gesagte richtig verstanden hat oder nicht. Als Bestätigung dient die einwandfreie Wiedergabe oder Übertragung des Gesagten. In der Fachsprache lautet der Begriff für die korrekte Wiedergabe eines Gesprächsinhalts durch den Zuhörer Paraphrase.

Somit dient die Paraphrase als Kontrolle, ob der Gesprächspartner richtig verstanden wurde. Im Alltag sowie bei einem Smalltalk benötigt niemand eine korrekte Wiedergabe des Gesprächsinhalts. Bei Entscheidungen in Unternehmen hingegen sieht es wieder anders aus.

Verstehen ist ein Prozess, bei dem der Gesprächspartner die Weltansicht des Anderen nachvollzieht. Dabei spielt die eigene Meinung keine Rolle. Demzufolge dient das richtige Verständnis des Gegenübers als Grundlage für eine Argumentation. Doch wenn beim Zuhörer ein Verständnis aufgebaut wurde, kann der Prozess ins Begreifen übergehen. Experten, die sich eindringlich mit der Thematik des Verstehens befassen, unterteilen diesen Prozess in vier Stufen.

1. Begriffe des Gesagten oder Gelesenen verstehen

In der ersten Stufe versuchen Leser oder Zuhörer zu verstehen, was der Autor oder Redner mit seinem Text oder seiner Rede vermitteln möchte. Dabei geht es darum, was er meint. Sobald die Referenzen des Autors bekannt sind und ein Leser wiedergeben kann, was der Autor unter bestimmten Begriffen versteht, kann ein Leser dessen Weltansicht und Schlussfolgerungen verstehen.

2. Argumente im dargestellten Zusammenhang verstehen

Der zweite Schritt beinhaltet die Zusammenfassung des Gesagten oder Gelesenen in eigenen Worten. Damit Leser oder Hörer den Inhalt wiedergeben können, ist es notwendig, zunächst die Begriffe, welche Autoren nutzen, zu verstehen. Darüber hinaus reduziert die Zielgruppe die Zusammenhänge auf das Wesentliche. Demzufolge geht es darum, den Kern der Argumentation herauszufiltern.

3. Die Informationen in die eigene Weltansicht integrieren

Im dritten Schritt des Verstehens prüfen Leser und Zuhörer, ob sie die gewonnenen Informationen gebrauchen können. Dabei geht es um eine Reflexion darüber, wie Menschen die Inhalte für sich nutzen. Dadurch erweitern sie ihren eigenen Wissenshorizont.

4. Den Inhalt des Verstandenen in die Praxis umsetzen

Nach einem erfolgreichen Verstehen geht es darum, das Verstandene in die Praxis umzusetzen. Als Hilfestellung dienen dabei folgende Fragen:

  • Inwiefern lassen sich die neuen Erkenntnisse nutzen?
  • Ergeben sich dank dieser Erkenntnisse neue Möglichkeiten?
  • Eröffnen sich dadurch neue Perspektiven?
  • Verändern die Sichtweisen die Art, zu handeln, denken oder entscheiden?
  • Beeinflusst das neue Wissen anderweitige Themen?
  • Lassen sich die Erkenntnisse mit anderen Fachgebieten verknüpfen?

Auch wenn es auf den ersten Blick kompliziert erscheint, läuft der vierstufige Prozess des Verstehens im menschlichen Gehirn innerhalb von wenigen Sekunden ab. Wie lange eine Person braucht, um einen Themeninhalt zu verstehen, bestimmt die Komplexität sowie dessen Auffassungsgabe.

Darüber hinaus ist das Verstehen wichtig, um einen Inhalt wiederzugeben. Denn ob, sich eine Person an bestimmte Themen – auch nach einem längeren Zeitraum – erinnert, hängt davon ab, wie gut sie den jeweiligen Inhalt verstanden hat.

Begreifen als in Anspruch nehmen

Begreifen existiert als Verbform schon sehr lang. Ursprünglich nannte sich das Verb anders, ehe es Personen, für die deutsche Sprache, umtauften. Denn die Ursprungsverbform lautete: umgreifen oder ergreifen. Damit war das gezielte Greifen nach einem Gegenstand gemeint. Säuglinge und kleine Kinder lernen und begreifen, indem sie ein Spielzeug mit den Händen ergreifen.

Einige theologische Texte übertragen das Verb greifen auf das geistige Begreifen eines Sachverhalts. Sie nutzen das Verb als Erklärung dafür, wenn Menschen Texte oder Gesprächsinhalte mit dem Verstand erfassen und für sich einnehmen.

Kann man etwas begreifen, ohne es zu verstehen?

Wörterbücher behaupten, dass verstehen und begreifen Synonyme sind. Allerdings beweist eine genaue Auseinandersetzung mit den beiden Verbformen das genaue Gegenteil. Es existiert ein kleiner, aber feiner Unterschied: Begreifen repräsentiert ein komplexeres Niveau des Verstehens. Deshalb fungiert das Verstehen eines Sachverhalts als Vorstufe, um etwas zu begreifen.

Beispielsätze, die das Verb begreifen, beinhalten:

  • Nur ein erfahrener Geist begreift das Werk seines Meisters.
  • Er versuchte seinen Gedankengang zu begreifen, doch es gelang ihm nicht.
  • Das Volk kann weder die Ziele noch die Handlungen der Politiker begreifen.
  • Die Schüler hatten Schwierigkeiten die verwirrende Geschichte aufzunehmen und konnten den Inhalt nicht begreifen.
  • Tobias stand da und hielt seinen Kopf fest, den Blick richtete er fassungslos auf den Boden, als könne er nicht begreifen, was er gerade getan hatte.

Du siehst selbst…
Begreifen ist ein aktiver Vorgang, wonach ein passives Individuum zu einem Akteur wird, indem die Person innerlich nach etwas greift bzw. in Besitz nimmt.

Unterschied zwischen Begreifen und Verstehen

Ganz einfach…
Beim Verstehen sendet ein Sprecher einen Inhalt an einen Zuhörer. Dieser kann den Sachverhalt verstehen, muss diesen allerdings nicht annehmen oder integrieren. In dem Moment, wo er ihn innerlich ebenfalls umsetzt, für sich selbst beansprucht oder verändert – wird aus dem Verstehen ein Begreifen.


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