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Joseph Tendler Charakterisierung | Pole Poppenspäler


Joseph Tendler ist ein Hauptcharakter aus Theodor Storms Novelle Pole Poppenspäler. Im Folgenden stelle ich dir die Figurenkonstellation und Josephs Rolle darin vor. Außerdem zeige ich dir, anhand geeigneter Textstellen, die persönlichen Merkmale und Charaktereigenschaften des Puppenspielers und Mechanikus.

Figurenkonstellation und Rolle von Joseph Tendler

Im Folgenden siehts du die Figurenkonstellation der Novelle.

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Joseph Tendler ist Vater von Lisei Tendler, welche später die Ehefrau von Paul Paulsen wird.

Charakterisierung von Joseph Tendler

Joseph Tendler stammt ursprünglich aus Berchtesgaden. Dies wird erwähnt, als Vater Paulsen den Kasper repariert, welchen sein Sohn kaputt gemacht hat. Die Familie des Puppenspielers wird allerdings von den Einwohnern des Ortes, als Puppenspieler aus München empfangen, womit Storm auf Wanderschaft hindeuten könnte.

Zu Beginn der Handlung wird die Familie Tendler in Husum sehr freundlich empfangen. Vater Joseph wird als ein sehr liebevoller Vater dargestellt, was man daran bemerkt, wie er Lisei unter seinem Mantel beherbergt.

Weiterhin gilt Joseph als sehr gewissenhaft und sparsam. Dies wird deutlich, als Vater Paulsen erwähnt – dass die Tendlers ihre Zeche sofort bezahlen und das billigste Quartier im Gasthaus bezogen haben.

Ebenfalls deutlich wird, dass Joseph als sehr rücksichtsvoll und verständnisvoll agiert. Denn nachdem der Freund seiner Tochter, namens Paul Paulsen, den wertvollen Kasper zerstörte – zeigt er sich nachgiebig. Der Vater Paulsen repariert den Kasper und Joseph ist so dankbar für – die eigentlich selbstverständliche – Reparatur, dass er Paul sogar den freien Eintritt zum Puppenspiel gewährt.

Bescheidenheit ist ein weiterer Wesenszug von Joseph Tendler. Denn er erzählt Vater Paulsen, dass er eigentlich kein richtiger Mechanikus ist und schmälert somit bewusst seine Fähigkeiten.

Zitat:„Ach, lieber Herr“, sagte er, „ich bin kein Mechanikus, den Titel hab ich nur so mit den Puppen überkommen; ich bin eigentlich meines Zeichens ein Holzschnitzer aus Berchtesgaden. Aber mein Schwiegervater selig – Sie haben gewiß von ihm gehört -, das war halt einer, und mein Reserl hat noch allweg ihr kleins Gaudi, daß sie die Tochter vom berühmten Puppenspieler Geißelbrecht ist. Der hat auch die Mechanik in dem Kasperl da g’macht; ich hab ihm derzeit nur ’s G’sichtl ausgeschnitten“.

Dadurch, dass er seine Frau Reserl und deren Vater emporhebt, relativiert er sein eigenes Können – was auf Bescheidenheit und Demut schließen lässt.

Als Joseph viele Jahre später unschuldig inhaftiert wird, hat er nichts von seinen positiven Eigenschaften verloren. So begrüßt er den bereits erwachsenen Paul als Freund und freut sich darüber, ihn wiederzusehen.

Zitat:„Ja, ja, das kleine Lisei und der kleine Paul? Oh, i glaub’s Euch schon; das herzige G’sichtl von dem frischen Bub’n, das schaut da no heraus!“
Er hegt auch keinen Groll, dass er im Gefängnis saß, obwohl er nichts verbrochen hatte. Stattdessen schämt er sich für die Tat, welche ihm fälschlicherweise auferlegt wurde.

Als Paul und Lisei heiraten zeigt Vater Joseph sich großzügig und zuversichtlich. Denn er überlässt den Beiden seine ganzen Ersparnisse, wodurch Paul den Handwerksbetrieb seines Vaters wieder aufnehmen kann. Weiterhin hilft Joseph in der Handwerksstube, so dass er einen wesentlichen Anteil am zukünftigen Wohlstand der Familie hat.

Dennoch ist Joseph etwas unzufrieden mit seinem Dasein und fühlt sich als Bittsteller der Familie. Er will deshalb sein Marionettentheater wieder aufnehmen und in Husum Puppenspiele aufführen. Als diese scheitern, ist er gekränkt und gedemütigt. Er verkauft seine Marionetten und will nichts mehr davon wissen.

Anders als seine Tochter, welche sich vom fahrenden Volk zur bürgerlichen Mittelschlicht aufschwingt, bleibt dies Joseph verwehrt.

Theodor Storm zeigt mit der Figur des Joseph, den gesellschaftlichen Wertewandel. Denn anfangs wurden die Puppenspieler in Husum verehrt, später fanden sie dort keinen Platz mehr.

Aufgrund der Vorurteile, welche die Bevölkerung gegenüber dem fahrenden Volk hatte, wurden diese vorschnell verurteilt (unrechtmäßiger Gefängnisaufenthalt) und konnten diese Vorurteile nicht mehr überwinden.

Das Wiederaufnehmen des Puppenspiels soll ein Symbol des Festhaltens bzw. der Wiederkehr zu alter Verehrung der Schausteller sein. Dies gelingt dem Puppenspieler allerdings nicht, weshalb er keinen erstrebenswerten Platz in der Gesellschaft mehr innehat und stirbt.


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