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Was bedeutet Quantensprung: Definition, Bedeutung, Verwendung & Beispiele


Als Quantensprung bezeichnet man umgangssprachlich plötzliche, starke Veränderungen. Der Begriff stammt aus der Physik und bedeutete ursprünglich das Gegenteil.

Was bedeutet Quantensprung

In der Alltagssprache bedeutet Quantensprung eine grundlegende Veränderung. Dieser Veränderung geht häufig ein unerwarteter Glücksfall voraus. Sie wird meistens positiv wahrgenommen. Ein Quantensprung ist etwas Unerwartetes, welches man so nicht für möglich gehalten hätte.

Verdient ein Unternehmen plötzlich deutlich mehr Geld, bezeichnet man das nicht als Quantensprung. Auch das reine Wachstum einer Firma reicht dafür nicht aus. Um ein Quantensprung zu werden, müsste sich gleichzeitig bedeutend etwas an den Produkten ändern, etwa durch Investition des verdienten Geldes.

Beispiel für einen Quantensprung in der Medizin

Bis 1816 mussten Ärzte, wenn sie das Herz ihrer Patienten abhorchen wollten, ihr Ohr auf deren Brust drücken. Das führte zu verschiedenen Problemen: Bei übergewichtigen Patienten war kaum etwas zu hören, sodass der Arzt nur schwer Nebengeräusche ausschließen konnte. Litt der Patient an einer ansteckenden Krankheit, lief der Arzt Gefahr, sich durch den Hautkontakt anzustecken. Zu guter Letzt waren Ärzte bei Patientinnen zurückhaltender und hielten es nicht für angebracht, ihr Ohr auf ihre Brust zu legen.

René Laënnec, ein französischer Arzt, nutzte daher zunächst zusammengerolltes Papier, später Holzröhrchen, um für etwas Abstand zwischen sich und seinen Patienten zu sorgen. Seine Kollegen waren begeistert von der Idee, sodass die Erfindung in wenigen Jahren immer weiter verbessert wurde. Die heute verbreitete Version des Stethoskops baute Dr. David Littmann im Jahr 1963.

Gleichzeitig forschte man an anderer Stelle mit Ultraschallwellen, welche 1942 erstmals medizinisch eingesetzt wurden, um Gewebe darzustellen. Mittlerweile sind wir in der Lage, gleichzeitig Ton aufzuzeichnen. Durch elektronische Stethoskope ist es in Kombination von Ultraschall und Stethoskop möglich, Herztöne aufzuzeichnen und Störgeräusche rauszufiltern.

Zwischen der Erfindung des Stethoskops und der ersten medizinischen Nutzung des Ultraschalls liegen gerade mal 126 Jahre. Ein solcher Fortschritt kann umgangssprachlich als „Quantensprung“ bezeichnet werden.

Der Quantensprung in der Physik

In der Physik steht der „Quantensprung“ mit dem Bohrschen Atommodell in Zusammenhang. Dabei konnten Physiker eine seit Aristoteles geltende Annahme widerlegen. Sie lautete: „Natura non facit saltus“, übersetzt: „Die Natur macht keine Sprünge“. Man nahm an, dass natürliche Veränderung stets fließend abläuft. Auch in der Evolutionstheorie ging man lange davon aus, dass sich Mutationen langsam einstellen. Die heute vertretene Theorie besagt, dass es auch dort eher zu plötzlichen Veränderungen, also Sprüngen, kommt.

So war es auch beim Bohrschen Atommodell. Man konnte beobachten, dass Atome ihre Energiezustände nicht fließend, sondern sprunghaft ändern. Heute nennt man diese Vorgänge „Übergänge“.

Besonders an der Nutzung des Wortes „Quantensprung“ in der Alltagssprache ist, dass er bei seiner Schöpfung eine gegenteilige Bedeutung hatte. Ein physikalischer Quantensprung ist eine kaum zu erkennende und für Vorgänge außerhalb des Atoms unbedeutende Veränderung. In der Alltagssprache ist seine Bedeutung umgekehrt. Das macht den „Quantensprung“ zu einem Januswort, einem Wort mit mindestens zwei Bedeutungen, die Gegenteiliges aussagen.

Herkunft des Wortes „Quantensprung“

Möglicherweise in Anlehnung an die „Natura non facit saltus“ nannte man die Änderung des Energiezustandes eines Atoms „Quantensprung“. Das erste Mal taucht dieser Begriff in den 1910er Jahren auf und wurde zunächst in Anführungszeichen geschrieben. Offenbar waren sich die Physiker zu diesem Zeitpunkt bei dem Begriff noch nicht sicher.

Von einigen Physikern wurde er komplett abgelehnt. Erwin Schrödinger schimpfte darüber als „verdammte Quantenspringerei“. Er erkannte zwar, dass die Erkenntnisse durch Quantensprünge notwendig waren, ihm gefiel jedoch das Wort nicht.

1924 übersetzte man das Wort ins Englische, wo es als „quantum jump“ oder „quantum leap“ in der Literatur benutzt wurde. Kurz darauf führte man bereits den Begriff „Übergang“ als physikalischen Fachbegriff ein. Vom „Quantensprung“ sprach man nun seltener.

Seit den 1980er Jahren findet der Begriff wieder mehr Verwendung in der Forschungsliteratur. In dieser Zeit konnten Quantensprünge durch Experimente nachgewiesen werden. Gleichzeitig erkannte man, dass Atome ihre Zustände doch nicht so sprunghaft ändern, sondern Überlagerungszustände durchlaufen.

Zwischen der Einführung des Wortes „Übergang“ und den neuen Erkenntnissen in der Forschung bediente sich die Alltagssprache an dem ursprünglichen Fachbegriff. Das Oxford English Dictionary datiert die erste Verwendung dieser Art auf das Jahr 1956. In diesem Jahr schrieb ein Journalist einen Artikel über das Machtgleichgewicht zwischen den USA und der Sowjetunion. Darin bezeichnete er die Vervielfachung von Macht durch Atomwaffen als Quantensprung in einem negativen Zusammenhang. Er ging davon aus, dass durch diese Macht nie dagewesene Zerstörung bei Kriegshandlungen zu erwarten sind.


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