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Was ist das Schisma von 1054 bzw. das Morgenländische Schisma


Das Schisma von 1054 beschreibt die bis heute andauernde Kirchenspaltung im Christentum. Die damalige Kirche war ursprünglich geeint gewesen. Doch Katholiken und Orthodoxe entfremdeten sich in den Jahrhunderten zuvor immer weiter voneinander, sodass die Kirchen schließlich voneinander getrennt wurden. Es kam in der Geschichte zu mehreren Annäherungen, allerdings ist die Spaltung zu tief und bis heute nicht überwunden.

Was ist das Schisma von 1054

Als Schisma von 1054 bezeichnet man die Kirchenspaltung zwischen der katholischen und orthodoxen Kirche. Diese Spaltung fand im Jahr 1054 statt.
Das Schisma trägt, auch durch die Spaltung, weitere Namen. Es wird auch Morgenländisches oder Großes Schisma genannt. Je nachdem welche Kirche man fragt, heißt es auch Griechisches oder Lateinisches Schisma.

Der Begriff Schisma selbst bedeutet Glaubensspaltung. Er bezeichnet eine Spaltung innerhalb einer Religionsgemeinschaft und kann sich auch nur auf verschiedene Kirchen beziehen. Im Schisma von 1054 ist dies der Fall.

Die Spaltung zog sich etwa über 800 Jahre hin, wäre aber theoretisch zu verhindern gewesen. Daran bestand allerdings wenig Interesse.
Das Schisma hat bis heute Bestand.

Ursache: Entfremdung der Ost- und Westkirche

Das Schisma von 1054 war das Resultat der Entfremdung zwischen Ost und West. Diese Entfremdung ist fast so alt wie das Christentum selbst. Es kam im Verlauf immer wieder zu Annäherungen und Entfernungen, wobei letztere deutlich überwogen.

Vier große Punkte haben das Schisma letztendlich ausgelöst. Uneinig ist man sich darüber, welcher dieser Punkte am wichtigsten ist.
Genau lässt sich also nicht sagen, welche Unterschiede zu welchem Anteil zum Schisma beigetragen haben. Wir wissen aber, dass Entfremdung in Sprache, Kultur, Theologie und Politik gemeinsam das Schisma auslösten.

Latein gegen Griechisch

Ursprünglich wurden christliche Schriften auf Griechisch verfasst. Auch die Messen verlas man in griechischer Sprache. Das war möglich, weil bis ins 5. Jahrhundert n. Chr. Griechisch als Verkehrssprache im Mittelmeerraum üblich war. Die meisten Menschen verstanden die Sprache gut genug, um auch einer christlichen Messe folgen zu können.

Das änderte sich im Verlauf des 5., spätestens des 6. Jahrhunderts. Bereits zuvor, im 4. Jahrhundert, verstanden nur noch wenige westliche Kirchenväter Griechisch, darunter Ambrosius von Mailand und Hieronymus. In Rom und allgemein im Westen Europas trat stattdessen Latein an diese Stelle. Bereits Gregor I., der von 590 bis 604 Papst war, sprach nur noch gebrochen Griechisch.

Zeitgleich vollzog sich ein Wandel im Osten: Latein trat immer weiter in den Hintergrund. Die Sprache galt als barbarisch, sodass sich die Herrscher weigerten, sie zu erlernen. Man glaubte, dass eine barbarische Sprache nicht in der Lage ist, theologische Probleme zu lösen.
Nikolaus I., Papst von 858 bis 867, schrieb daher 865 einen Brief an Michael III., den byzantinischen Kaiser. Darin drückte er seine Wut über die Ablehnung der lateinischen Sprache im Osten aus. Außerdem machte er sich über den Kaiser lustig, da er sich Römischer Kaiser nannte, aber die römische Sprache nicht verstand.

Im 5. und 6. Jahrhundert kam es also nicht nur zu Entfremdung, indem die Menschen sich untereinander nicht mehr verstanden. Es entwickelte sich auch eine Ablehnung gegenüber den Nachbarn. Beides war so tief, dass der Osten sich bis ins 11. Jahrhundert weigerte, Latein zu lernen. Damit wusste die Ostkirche über Jahrhunderte außerordentlich wenig aus erster Hand darüber, was in der Westkirche vor sich ging.

Kultur

Nicht nur die römische Sprache galt als barbarisch im Osten. Auch ihre gesamte Kultur lehnten die Griechen ab. Römer sahen sie als ungebildet und gleichzeitig arrogant an. Man wollte daher so wenig wie möglich mit ihnen gemeinsam haben.

Ein wichtiger und gleichzeitig widersprüchlicher Streitpunkt war die Priesterehe. Im Ersten Konzil von Nicäa von 325 hielten Bischöfe beider Kirchen fest, wie das Leben eines Kirchenmannes auszusehen hat. Darin heißt es unter anderem, dass Diakone, Bischöfe und Priester nicht mit Frauen zusammenleben dürfen. Ausgenommen sich nur solche, mit denen ein sexuelles Verhältnis ausgeschlossen werden kann. Dazu zählen weibliche Verwandte wie Mütter, Schwestern und Tanten. Ausnahmen waren zulässig, wenn statt der Verwandtschaft andere überzeugende Gründe vorlagen. Geistlichen schrieb man damit ein Leben im Zölibat vor.

691 wurde diese Regel durch die Trullanische Synode im Osten aufgehoben. Die Trullanische Synode war eine Kirchenversammlung, welche der byzantinische Kaiser Justinian II. einberief. Dabei wurden unter anderem die Fastengebote neu geregelt und das Zölibat für Priester aufgehoben. Verheiratete Männer konnten nun die Priesterweihe empfangen und es war ihnen gleichzeitig verboten, ihre Ehefrauen fortzuschicken, um Geistlicher zu werden.

Damit handelte der Osten gleich in zwei Punkten gegen den Westen. Das Zölibat behandelte man jetzt unterschiedlich. Außerdem führte Justinian II. ein Verbot für das Samstagsfasten ein. Dieses Verbot kollidierte mit der 40 Tage andauernden Fastenzeit.

In der griechischen Kirche war es Priestern ab 691 also möglich, Ehen einzugehen. Die römische Kirche verbot dies offiziell weiterhin, allerdings verlor dieses Gebot im Laufe der Zeit an Bedeutung. Man setzte sich einfach darüber hinweg, sodass es dem Gewohnheitsrecht weichen musste. Stattdessen galten nur noch Zweit- und Drittehen als unzulässig. Beides war in der Trullanischen Synode für den Osten ebenfalls unter Auflagen erlaubt worden.

Im 11. Jahrhundert waren schließlich fast alles westlichen Pfarrer verheiratet. Erst jetzt versuchte Heinrich II., römisch-deutscher Kaiser von 1014 bis 1024, das Zölibat wieder durchzusetzen.

Theologie

Die Unterschiede in der Theologie sind auf den fehlenden Austausch zurückzuführen. Da man sich nicht mehr gegenseitig verstand, war es kaum noch möglich, sich über die Religion auszutauschen. Zuvor, also vor dem 5. Jahrhundert, hatten Ost und West schon verschiedene Schwerpunkte gesetzt. Allerdings war damals der Austausch noch möglich, sodass diese Unterschiede nicht zu Problemen führten, sondern eher zu gegenseitiger Inspiration beitrugen.

Rom fühlte sich schon früh angegriffen. Bereits im 4. Jahrhundert wollte man seine Stellung festigen, indem man die Rangerhöhung Konstantinopels anzweifelte. Gleichzeitig behauptete Rom in einer Synode von 382, seine Würdenträger durch göttliche Einsetzung einzustellen. Dadurch verstand sich der Bischof von Rom den Patriarchen der anderen Kirchen als vorangestellt. Dieser konnte allgemeingültige Entscheide außerdem alleine treffen, während die Ostkirche in solchen Fragen auf ein ökumenisches Konzil angewiesen war. Dabei trafen sich Verantwortliche der christlichen Kirche und berieten gemeinsam.

Die Sonderstellung des Bischofs von Rom war für den Osten so lange kein Problem, wie er sich aus ihren Angelegenheiten heraushielt. Mit der Synode von 382 war dies nicht mehr der Fall.

Dieser Streitpunkt hielt sich bis in das 11. Jahrhundert. Verschärfend kam nun hinzu, dass das Reformpapsttum ab 1046 öffentlich Anspruch auf Autorität über die Ostkirche erhob. Ziel des Reformpapsttums war es bereits, die gesamte christliche Kirche zu verändern. Unter anderem ging es um die Erneuerung des Zölibats für alle Geistlichen. Der Osten war weder damit, noch mit den allgemeinen Einmischungen einverstanden.

Ein weiterer Streitpunkt war das Glaubensbekenntnis und das Verständnis vom Heiligen Geist. Im Westen fügte man dem Glaubensbekenntnis bereits im 5. Jahrhundert den Filioque-Zusatz hinzu. Dadurch änderte sich die verbreitete Darstellung des Heiligen Geistes (Vater und Sohn), welcher streng genommen nicht mehr unveränderlich war. Der Osten lehnte diese Änderung im Glaubensbekenntnis ab, auch weil dies auf dem Konzil von Ephesus im Jahr 431 verboten worden waren.

Offiziell war der Filioque-Zusatz lange Zeit nicht im Glaubensbekenntnis der Westkirche enthalten. Dennoch fügten ihn mit der Zeit immer mehr Kirchen hinzu. Letztendlich beschwerte sich Heinrich II. darüber, dass dieser Zusatz fehlte. Das Reformpapsttum reagierte, indem es den Zusatz aufnahm. Damit startete ein weiterer Konflikt zwischen Ost und West.

Ein kleinerer Streitpunkt war weiterhin das Fasten. Ursprünglich nutzte man beim Abendmahl außerdem gesäuertes Brot. Im Westen setzte sich mit der Zeit jedoch ungesäuertes Brot durch, sodass im 10. Jahrhundert fast nur noch dieses genutzt wurde. Die Westkirche berief sich bei der Änderung auf verschiedene Bibelstellen.

Der Osten hatte mit dieser kleinen Änderung lange Zeit gar kein Problem. Erst als das Schisma unaufhaltbar wurde, hing man sich auch an daran und an weiteren Kleinigkeiten auf. Dabei ging es dann jedoch weniger um theologische Differenzen, sondern um politische Gründe.

Politik

Das Zusammenspiel zwischen Politik und Religion war im Osten und Westen unterschiedlich geregelt. Der Kaiser im Osten beeinflusste bis ins 9. Jahrhundert auch weitreichend die Kirchenpolitik. Gleichzeitig gab es mehrere Patriarchen, die diese Funktion einnahmen. Im Westen gab es nur den Bischof von Rom, der in vielen Fällen alleine handeln durfte. Der Osten sah Rom zusätzlich als Kaiserstadt, wobei Rom selbstverständlich völlig anderer Meinung war.

Die Sonderstellung des Bischofs von Rom hob der fränkische König Pippin 756 nochmals hervor. Er ernannte den Papst zum weltlichen Grundherrn des Kirchenstaats. Der Osten fühlte sich davon angegriffen und entzog lateinische Bistümer in Illyricum, Sizilien und Unteritalien. Damit wollte man seine eigene Stellung stärken. In den folgenden Jahren versuchte das Papsttum diese verlorenen Gebiete immer wieder zurückzugewinnen.

Das Zweikaisertum unter Karl I. (Karl der Große) und Otto I. führte zu weiteren Spannungen zwischen Ost und West. Die politischen Entwicklungen waren insgesamt vielschichtig. Der Papst war ein Verbündeter des Kaisers, allerdings sollte dieser gleichzeitig nicht zu viel Einfluss auf die Kirche ausüben. Dafür kooperierten die Römer auch mit den Byzantinern. Die Fronten waren verhärtet, allerdings gab es dennoch bis zum Schluss Punkte, in denen man sich einig war.

Das eigentliche Schisma

Dem Schisma von 1054 ging das Photios-Schisma im 9. Jahrhundert voran. Dieses dauerte von 863 bis 867 und wurde anschließend wieder aufgehoben. Allerdings erfolgte dies, ohne die diversen genannten Streitpunkte zu klären. Man einigte sich in einem Verständigungskonzil von 879/80 in erster Linie, um gemeinsam gegen die Sarazenen vorzugehen. Anschließend kehrte man die Streitpunkte unter den Teppich, wo sie bis zum Schisma von 1054 blieben. Dann holte man sie in einem politisch günstigen Zeitpunkt wieder hervor.

Direkte Vorgeschichte

Papst Leo IX. versuchte im 11. Jahrhundert, seine Autorität gegenüber Kaiser und Ostkirche zu verdeutlichen. Dafür verlangte er die im 8. Jahrhundert verlorenen Gebiete Unteritaliens zurück. Im Gegenzug versicherte er militärische Hilfe gegen die Normannen, welche zu dieser Zeit den Süden Italiens überfielen.

Der Osten stimmte zunächst zu, wollte aber die Rückgabe der Gebiete herauszögern und schließlich über politische Mittel unmöglich machen. Schließlich änderte man sein Vorgehen nur ein oder zwei Jahre vor dem Schisma. Der Osten sprach sich nun offen gegen Rom und die Vormachtstellung des Papstes aus.

In Konstantinopel wurde der lateinische Gottesdienst verboten und die Lateinische Kirche geschlossen. Offiziell erfolgte dies, weil die Lateiner ungesäuertes Brot statt gesäuertem beim Abendmahl nutzten. Es hieß sogar, die Lateiner seien keine wahren Christen und müssten erneut getauft werden.

Die westliche Kirche hingegen bezeichnete Kritiker an ihrer Vormachtstellung als Häretiker. Häretiker sind in diesem Zusammenhang Christen, die vom wahren christlichen Weg abgekommen sind und entgegen dem Glauben handeln.

Ablauf

Im Frühjahr 1054 fanden sich Priester von Ost und West in Konstantinopel zu einer Synode zusammen. Der Papst setzte der Verständigung voraus, dass der Osten die westliche Durchführung des Abendmahls anerkannte. Das wurde abgelehnt.

Es folgte eine Liste mit Verfehlungen, die der Osten dem Westen vorwarf. Darunter kam die falsche Opfermaterie, also das ungesäuerte statt des gesäuerten Brots, und das geänderte Glaubensbekenntnis vor. Die byzantinischen Priester beschwerten sich darüber, dass die römischen keine Bärte trugen und im Westen die Priesterehe verboten war.

Gleichzeitig gewannen die Normannen an Boden. Rom hatte also auch ein starkes politisches Interesse daran, die Streitigkeiten beizulegen und gemeinsam gegen die Eindringlinge vorzugehen.

Aufgrund der Vorwürfe kam es zu keiner Einigung. Am 16. Juli 1054 legten die Gesannten der westlichen Kirche eine Bannbulle auf den Altar der Hagia Sophia, einer byzantinischen Kirche, welche heute als Moschee genutzt wird. Eine Bannbulle wird in der Kirche genutzt, um einen religiösen Bann auszusprechen.

Aber die Gesannten beschränkten sich nicht nur auf die Exkommunikation des Patriarchats von Konstantinopel. Sie beschimpften die Griechen zunächst als Häretiker und warfen ihnen Simonie vor. Simonie bezeichnet den Kauf oder Verkauf eines geistlichen Amtes oder Reliquien. Sie sprechen sich darin außerdem ausdrücklich gegen das Fehlen des Filioques-Zusatzes im Glaubensbekenntnis der griechischen Kirche aus. Die Priesterehe und erneute Taufe der Lateiner nach der Schließung der Lateinischen Kirche in Konstantinopel verurteilen sie ebenfalls.

Damit erklärte der Heilige Stuhl den Bann der Ostkirche. Diese reagierte fünf Tage darauf am 21. Juli 1054. Erneut wurde eine Synode einberufen. Der Osten hatte in den Tagen zuvor dafür gesorgt, dass die Bevölkerung glaubte, die Lateiner hätten sie alle mit einem Bannfluch belegt. Tatsächlich richtete sich der Bann nur gegen die Patriarchen der Ostkirche.

Diese bannte nun ihrerseits die Lateiner, ließen jedoch den Papst außen vor. Vermutlich wussten sie bereits, dass Papst Leo IX. verstorben war. Hätten sie auch den Papst in ihren Bann aufgenommen, hätte dies das Verhältnis zum Papsttum unnötig geschädigt.

Nachwirken

In der breiten Bevölkerung hatte das Schisma von 1054 wenig Auswirkungen. Ehen wurden weiterhin zwischen Lateinern und Griechen geschlossen, Feste gemeinsam gefeiert. Es kam auch weiterhin zu Pilgerfahrten zwischen Ost und West. Chronisten der Zeit widmeten dem Ereignis lediglich eine knappe Erwähnung.

Trotzdem verstand der Osten sich in den Jahren darauf als religiös vollständig getrennt vom Westen. Rom wollte dem entgegenwirken, aber gleichzeitig die Vormachtstellung des Papstes vom Osten anerkannt wissen. Aus diesem Grund waren die Bemühungen vergeblich.

1095 nutzte Papst Urban II. geleistete Militärhilfe als erneuten Versuch, sich mit der Ostkirche zu versöhnen. Seldschuken waren in den Jahren zuvor in Gebiete der Byzantiner eingedrungen und konnten mithilfe der Römer zurückgeschlagen werden. Auf dieser Ebene war der Versuch also ein voller Erfolg. Zur Einigung kam es dennoch nicht, da Urban II. anschließend zum Ersten Kreuzzug aufrief und infolge alle Versprechungen, die die Westkirche Byzanz gemacht hatte, brach.

Anfang des 12. Jahrhunderts verschärfte sich die Spaltung sogar noch, indem die Griechen den Lateinern den Ehrenvorsitz in der Christenheit absprachen. Konstantinopel sei kirchliches Primat und das bereits seit der Weihe von Bischof Stachys († 54).

Der Vierte Kreuzzug als Folge der Spaltung

Der Vierte Kreuzzug fand zwischen 1202 und 1204 statt. Eigentlich war er gegen Ägypten oder Palästina gerichtet. Das änderte sich jedoch aufgrund von Geldmangel. Stattdessen stand nun Konstantinopel im Fokus.

Prinz Alexios, gestürzter Prinz von Byzanz, versprach den Kreuzfahrern unglaubliche Summen Geld, wenn sie ihm auf den Thron halfen. Außerdem sagte er der Einigung der Kirche zu. Letzteres wurde vom griechischen Klerus natürlich verurteilt.

Erste Versuche, Galata einzunehmen, scheiterten. Dennoch floh Alexios III. aus seinem Palast in Konstantinopel nach Thrakien und ließ die Byzantiner ohne Herrscher zurück. Diese reagierten, indem sie seinen im Gefängnis sitzenden und ehemals gestürzten Vater wieder auf den Thron setzten. Dies geschah am 18. Juli 1203. Am 1. August erfolgte die Krönung des Prinzen Alexios zum Mitkaiser.

Im Januar 1204 kam es zu einem Volksaufstand, der sich gegen die noch immer in der Stadt befindlichen Lateiner richtete. Der Schwiegersohn Alexios‘ III. rief sich daraufhin selbst zum Kaiser aus (Alexios V.). Alexios IV., der ehemals gestürzte Prinz, hoffte auf erneute Hilfe der Lateiner. Diese hatte er bislang jedoch weder bezahlt, noch hatte er die Griechen in die lateinische Kirche geführt. Er wurde noch im Januar ermordet.

Die Lateiner planten daraufhin eine Rache und stürmten am 12. April 1204 die Stadt. Sie legten Feuer, zerstörten und plünderten Kirchen. Dabei brannten ganze Bibliotheken ab. Die Soldaten ließen ihre Wut außerdem an Kunstschätzen der griechischen Kirche und den Nonnen aus.

Erst jetzt, fast 150 Jahre nach dem Schisma, wurde die Spaltung zwischen Ost- und Westkirche für die gemeine Bevölkerung spürbar. Der Kreuzzug und die Plünderung Konstantinopels machte das Schisma endgültig.

Spätere Entwicklung

Mittelalter

Im 13. Jahrhundert kam es erneut zu Annäherungsversuchen zwischen den Kirchen. Grund war ein drohender Angriff von Karl von Anjou, Sohn des französischen Königs Ludwig VIII. Der Osten sprach sich jedoch entschieden dagegen aus.

1439 versuchte man sich erneut zu einigen. Wieder war drohender Krieg der Auslöser. Die Herrscher von Byzanz waren der Annäherung gegenüber positiv gestimmt, aber das Kirchenvolk und die Kleriker waren erneut dagegen.

1484 wurde überdies auf einem konstantinopolitanischen Konzil festgehalten, dass Katholiken nur durch erneute Firmung in die orthodoxe Kirche angenommen werden können. Sie müssten auch dem Konzil von Florenz abschwören. Letztendlich spalteten diese Einigungsversuche die Kirchen also nur noch weiter.

Neuzeit

Im 16. Jahrhundert begann die Katholische Kirche, sich einzelne Gruppen der orthodoxen Kirche einzuverleiben. Dafür wählte man speziell unzufriedene Gruppen aus und erlaubte es diesen, ihre Bräuche beizubehalten. Offiziell gehörten sie aber nun der katholischen Kirche an. Dieses Vorgehen vereinfachte die Einigung enorm. Der Osten empfand die Einmischung als weitere Spaltung.

1729 kam es erneut zu einer offiziellen Spaltung. Die Westliche Kirche verbot ihren Anhängern, Orthodoxen Sakramente zu spenden oder diese von Orthodoxen in Empfang zu nehmen. Die Ostkirche reagierte darauf, indem sie 1755 die Taufe der Katholiken für ungültig erklärte.
Seit 1958 näherten sich die Kirchen wieder an. 1965 machten die Orthodoxen den Katholiken den Vorschlag, das Schisma endlich zu tilgen. So kam es am 7. Dezember 1965.

Papst Paul VI erklärte das Schisma von 1054 für beendet. Gleichzeitig vollzog dies auch Athinagoras, Patriarch von Konstantinopel. Die Aufhebung fand Zuspruch in der orthodoxen Gemeinschaft. Lediglich die Kirchenführer standen ihr skeptisch bis ablehnend gegenüber.
Anschließend erfolgte ein sogenannter „Dialog der Liebe“. Während der nächsten 10 Jahre näherten sich die Kirchen weiter an. Am Ende hoffte man sogar auf eine Kirchenunion. Dazu kam es jedoch nicht. Stattdessen spalteten sich die Kirchen wieder, sodass die Aufhebung des Schismas sogar infrage gestellt wurde.

Heute

Bis heute ist das Verhältnis zwischen orthodoxer und katholischer Kirche gespalten. Die Orthodoxen können den päpstlichen Primatsanspruch nicht anerkennen, die Katholiken nicht auf ihn verzichten.

Der Filioque-Zusatz im Glaubensbekenntnis ist bis heute Streitthema. Allerdings haben hierbei hauptsächlich die Orthodoxen ein Problem und wollen den Zusatz nicht anerkennen. Die Katholiken sehen das Weglassen des Zusatzes nicht mehr als häretisch. Bis heute sind die Kirchen daher gespalten, auch wenn das Schisma offiziell aufgehoben wurde.


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