Was ist ein moralischer Kompass: Definition und Bedeutung
Der moralische Kompass ist unser Gewissen. Er ist so etwas wie ein innerer Wegweiser bei moralischen Fragen.
Inhalt
Was ist der moralische Kompass
Unter einem moralischen Kompass versteht man, individuell relevante Normen und Prinzipien. Diese Prinzipien lenken das Individuum automatisch in eine bestimmte Richtung. Was nicht seiner moralischen Vorstellung entspricht, davon hält er sich fern. Das Gewissen ist dem moralischen Kompass sehr ähnlich. Handeln wir gegen unseren moralischen Kompass, bekommen wir ein schlechtes Gewissen, fühlen uns schuldig oder schämen uns.
Was beeinflusst den moralischen Kompass
Wohin uns der moralische Kompass genau lenkt, ist individuell verschieden. Sowohl äußere Einflüsse wie die Gesellschaft, in der wir leben, als auch unsere persönlichen Präferenzen zu einzelnen Themen, üben Einfluss aus.
Ein Beispiel kann das Thema vegane oder vegetarische Ernährung sein. Seit einigen Jahren wird bewusste Ernährung in unserer Gesellschaft immer wichtiger. Auf vielen tierischen Produkten stehen Hinweise auf die Haltungsbedingungen. Dadurch kann der Käufer entscheiden, ob er das Produkt unter diesen Umständen kaufen möchte. Zusätzlich gibt es immer mehr, auch preiswerte, Alternativen zu Fleisch, Käse, etc.
Um sich von seinem bisherigen Lebensstil dem veganen Lebensstil zuzuwenden, muss sich die Einstellung des moralischen Kompasses ändern. Das geschieht am ehesten durch äußere Einflüsse wie Informationen zu Massentierhaltung oder allgemeinem Leid von Nutztieren. Auch gesundheitliche Gründe können die Einstellung ändern.
Ein weiteres Beispiel kann das Selbstbestimmungsrecht von Frauen sein, welches bei moralischen Fragen mit der Möglichkeit einer Abtreibung kollidiert. Auf der einen Seite steht es jeder Frau frei selbst zu entscheiden, ob sie Mutter werden möchte oder nicht. Auf der anderen Seite steht ein sich entwickelndes Leben. Setzt man sich mit solchen Fragen auseinander, kommen die eigenen, moralischen Vorstellungen möglicherweise ins Wanken, weil sie sich nicht problemlos kombinieren lassen.
Wichtig ist aber, dass sich der moralische Kompass nicht bei allen Menschen gleich verstellen lässt. Zwei Menschen können dieselben Informationen über ein moralisches Thema bekommen und anschließend zwei völlig unterschiedliche Wege einschlagen. Es ist auch möglich, dass die Informationen gar keinen Einfluss auf ihren moralischen Kompass haben.
Herkunft der Bezeichnung „moralischer Kompass“
Seit wann der „moralische Kompass“ existiert, ist nicht bekannt. Den Ursprung der einzelnen Wörter kennt man jedoch. Dadurch lässt sich erklären, wie sie zueinander gefunden haben.
Moral
Der Begriff „Moral“ kommt aus dem Lateinischen. „Mos“ bedeutete „Sitte“, „moralis“ übersetzt sich als „die Sitte betreffend“. Das Wort war zunächst in Frankreich als „morale“ bekannt und kam von dort auch ins Deutsche.
Die ursprüngliche Bedeutung von „Moral“ betraf hauptsächlich Handlungen. Handelte man so, wie man es erwarten würde und die Allgemeinheit als richtig empfand, handelte man moralisch. Dadurch kamen auch Gesetze zustande. Was als moralisch falsch gilt, steht (zumindest zum Teil) unter Strafe. Mittlerweile werden jedoch einige solcher Gesetze diskutiert oder abgeschafft. Ein Beispiel ist die Gehorsamsverweigerung im Militär. Führt ein Soldat den Befehl seines Vorgesetzten nicht aus, wird er zum Deserteur. Allerdings müssten Soldaten in solchen Fällen häufig gegen ihre moralischen Vorstellungen handeln und weigern sich deswegen.
Kompass
Ein Kompass zeigt die Richtung des Erdmagnetfelds an. Dadurch lassen sich alle Himmelsrichtungen bestimmen. Er dient bis heute als Wegweiser vor allem in Luft– und Schifffahrt.
Das Wort „Kompass“ leitet sich von dem lateinischen Wort „compassare“ ab, was „abschreiten“ bedeutet. „Compasso“ heißt übersetzt „Zirkel“.
Zusammenführung von „Moral“ und „Kompass“
Wie es zu der Zusammenführung der beiden Worte kam, ist durch ihre Bedeutungen sehr eindeutig. Jeder Mensch hat durch Erziehung und die Gesellschaft, in der er lebt, moralische Vorstellungen. Wird er mit etwas konfrontiert, was diesen widerspricht, versucht er ganz natürlich, sich nicht davon abbringen zu lassen. Dabei hilft ihm, stellt man sich das Abbringen bildlich vor, der Kompass. Er zeigt ihm die Richtung, in der sich seine Vorstellungen befinden.
Dem eigenen moralischen Kompass zu folgen, muss man nicht lernen. Es ist ein natürliches Verhalten, das jeder Mensch kennt.
Kann man den moralischen Kompass austricksen
Tatsächlich ist es ziemlich leicht, den moralischen Kompass auszutricksen. Eine Studie der Universität Lund in Schweden hat das bewiesen.
Dabei füllten 160 Teilnehmer einen Fragebogen zu moralischen Themen aus. Sie wählten dabei aus, wie sehr sie einer Aussage zustimmten. Am Ende baten die Leiter der Studie die Teilnehmer, einige ihrer Antworten zu begründen. Zuvor hatten sie unbemerkt die Aussagen verändert, sodass diese nun das Gegenteil aussagten. Infolgedessen war auch das Kreuz der Teilnehmer ins Gegenteilige gekehrt worden.
Von den 160 Teilnehmern bemerkte mehr als die Hälfte nicht, dass der Fragebogen verändert worden war. Stattdessen begannen sie, moralische Vorstellungen, denen sie Minuten vorher laut eigener Aussage nicht zustimmten, in einer Diskussion zu verteidigen.
Der moralische Kompass ist demnach kein festgelegter Weg, den man bestreitet, sondern beeinflussbar und veränderbar. Das ist vor allem bei Themen der Fall, mit denen man sich nur selten beschäftigt.