Welches Tier ist das Gefährlichste auf der ganzen Welt?
Mücken sind die gefährlichsten Tiere auf der Welt. Alle 12 Sekunden stirbt ein Mensch an den Folgen eines Mückenstichs. Jedes Jahr sterben 750.000 Menschen an Mückenstichen. Man geht davon aus, dass die Hälfte aller Menschen, welche jemals gelebt haben – an den Folgen von Mückenstichen gestorben sind. Denn Stechmücken übertragen mehr als 100 potentiell tödliche Krankheiten.
Stechmücken werden durch Körpergeruch, Atem oder Bewegungen angezogen. Die männlichen Tiere stechen lediglich Pflanzen und nur die weiblichen Mücken saugen Blut vom Menschen oder Tieren. Durch die Blutmahlzeit erhalten sie dann wichtige Proteine, welche zur Produktion der Eier notwendig sind.
Die Eier werden dann an einer Wasseroberfläche abgelegt. In Sommerzeiten, welche regenreich sind, kommt es deshalb zu regelrechten Mückenplagen. In Tropengebieten, welche sich durch hohe Luftfeuchtigkeit auszeichnen, sind Mückenplagen allgegenwertig.
Beim Blutsaugen der Weibchen können gewisse Mückenarten dann tödliche Krankheiten übertragen oder durch Stiche in der Haut, die Einschlussschleuse für andere Parasiten ebnen.
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Die Gefahr von Mückenstichen wurde erst spät entdeckt
Erst 1877 wurde, durch den britischen Arzt Sir Patrick Manson, bewiesen – dass Mückenstiche ein Auslöser für die Krankheit Elephantiasis bzw. Elefantensyndrom sein können. Bei der Krankheit schwellen Beine oder Genitalien abnormal an. Die Tropenkrankheit wird eigentlich durch Fadenwürmer hervorgerufen, welche ins Lymphsystem ihres Wirtes eindringen.
Diesen Zugang erhalten die 0,3 mm dicken Würmer durch den Stich einer Stechmücke. Denn durch den Mückenstich wird die Haut durchbohrt und die Lymphgefäße stehen offen. Sobald der Wurm dann eindringt, verursachen die Würmer eine chronische Entzündung mit Lymphstau. Als Folge entstehen die aufgedunsenen Beine oder Genitalien.
Patrick Manson, welcher diesen Prozess zum ersten Mal nachwies, erhielt den Spitznamen „Moskito Manson“. Sein Forschungsdrang ging weiter und 1894 schickte er seinen jungen Kollegen Ronald Ross nach Indien, um die Malaria-Übertragung durch Mücken zu beweisen.
Malariaübertragung durch Mücken
Ronald Ross konnte am Mosquito-Day (20.08.1897) nachweisen, dass die Stechmückenart Anopheles eine Malariaübertragung umsetzt. Dazu sticht das Weibchen in die Blutgefäße des Wirts und sondert beim Blutsaugen ihren Speichel ab. Falls dieser Speichel einen Plasmodium-Erreger enthält, dringt dieser in den Blutkreislauf ein. Dort vermehrt sich der Parasit durch einfache Zellteilung.
Aus einer Mutterzelle entstehen schnell 30.000 Tochterzellen. Im Blutkreislauf des Menschen heften sie sich an die roten Blutkörperchen an und dringen in diese ein. Dort vermehren sie sich weiter und sorgen dafür, dass die roten Blutkörperchen aufplatzen. Während dieses Aufplatzens erkrankt der Mensch an Fieber, welches tödlich sein kann.
Nach dem Aufplatzen befinden sich die parasitären Zellen im Blutplasma und können weitere rote Blutkörperchen befallen. Die Vermehrung und das Aufplatzen beginnen von vorn. Da zwischen Aufplatzen, Neubefall und erneutem Aufplatzen immer eine gewisse Zeit verstreicht, tritt auch das Fieber nur schubweise ein. Deshalb bezeichnet man es auch als Wechselfieber.
Einige dieser parasitären Zellen befallen allerdings keine roten Blutkörperchen, sondern nehmen Geschlechtsformen an. Falls während des Zyklus ein erneuter Mückenstich einsetzt, nimmt die nächste Mücke diese Geschlechtsformen in sich auf. In der Mücke werden diese in den Darm weitergeleitet, wo sich eine neue teilungsfähige Zelle (Erreger) entwickelt und dann in den Rüssel geleitet wird. Beim nächsten Mückenstich kann diese neue Mücke den Plasmodium-Parasiten ebenfalls übertragen.
Der Mensch dient hier als Zwischenwirt, welchen der Parasit nutzt, um neue Geschlechtsformen zu erschaffen. Die Mücke ist dann der Endwirt, welcher benötigt wird – um von der Geschlechtsform in ein vermehrungsfähiges Stadium (Erreger) zu wechseln.
Man kann sich dies vorstellen, wie bei einer Metamorphose (Umwandlung von Larve, Raupe, Schmetterling). Oberstes Ziel eines Parasiten ist Vermehrung. Die Mücke kann den Erreger-Parasiten in sich selbst nicht vermehren. Deshalb setzt sie eine Larve als Erreger im menschlichen Körper ab, welche sich nur dort vermehren kann.
Im menschlichen Körper bedient sich die Larve an den Ressourcen des menschlichen Organismus (Proteine). Sie reift heran und wird zum Parasiten. Gleichzeitig setzt der Parasit neue Zellen ab, welche wieder eine Larve (Erreger) sein könnten. Die Larvenumwandlung kann aber nicht im Menschen geschehen, weshalb wieder die Mücke notwendig ist. Beim nächsten Stich wechseln die Zellen, welche zur Larvenumwandlung (Erregerumwandlung) notwendig sind – zurück in die Mücke. Dort werden sie zum Erreger, welche wiederum einen Menschen zur Vermehrung benötigt.
Weltweit erkranken jährlich circa 300 bis 500 Millionen Menschen an Malaria. An den Folgen des Fiebers sterben jährlich circa 0,5 Millionen Menschen. In 90 % aller Fälle tritt Malaria auf dem afrikanischen Kontinent auf. Die anderen Fälle sind meistens in anderen tropischen Gebieten wie in Asien oder Lateinamerika. In Deutschland werden jährlich circa 500 bis 1000 Fälle gemeldet, welche auf Einschleppung zurückzuführen sind.
Aufgrund seines Durchbruchs bei der Erkenntnis von Malaria-Übertragung durch Mücken erhielt Ross im Jahr 1902 den Nobelpreis, wurde in die Royal Society aufgenommen und zum Ritter geschlagen.
Insgesamt wurden 400 Mücken-Arten der Gattung Anopheles identifiziert, wobei 40 Arten den Malaria-Erreger übertragen können.
Gelbfieber und deren Übertragung durch Mücken
Gelbfieber geht auf einen Virus zurück. Dieses wird durch Gelbfiebermücken übertragen, welche den Erreger beim Blutsaugen über den Speichel absondern. Im menschlichen Organismus befällt das Virus die Wirtszelle, dringt in diese ein und übernimmt deren Stoffwechsel. Dann bilden sich weitere Viruspartikel, welche die Zelle verlassen und weitere Zellen befallen.
Wenn eine Gelbfiebermücke das Blut einer infizierten Person saugt, nimmt sie das Virus in sich auf und wandelt dieses zu einem Erreger um. Durch einen erneuten Mückenstich wird der Erreger dann auf die nächste Person weitergegeben.
Gelbfieber äußert sich in Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit und sprunghaft hohes Fieber. Meistens verschwindet die Krankheit nach ein paar Tagen. In manchen Fällen kommt sie aber zurück und wird von einer Gelbsucht begleitet. Blutiger Stuhlgang und Erbrechen sind weitere Begleiterscheinungen. Ihr ursprünglicher Name lautet: „Vomito negro“ (Schwarzes Erbrechen). Die zweite Phase endet häufig tödlich.
Gelbfieberimpfungen existieren seit 1937, als man aus einem verstorbenen Patienten einen Impfstoff isolieren konnte. Weiterhin werden in tropischen Regionen, wo die Gelbfiebermücke auftritt, Flusskrebse ausgesetzt. Diese sollen die Larven fressen. Außerdem werden Chemikalien gegen die Larven eingesetzt.
Weitere Viren und deren Übertragung durch Mücken
Das Denguefieber, auch Siebentagefieber genannt, ist eine weitere Tropenkrankheit – welche durch Stechmücken übertragen wird. Anders als die beiden vorherigen Virus-Krankheiten ist dieser Erreger auf den Vormarsch und dessen Verbreitung hat sich in den letzten 40 Jahren verdreißigfacht.
Die WHO schätzt, dass jährlich circa 50 bis 100 Millionen Menschen erkranken und circa 20.000 an den Folgen des Virus sterben. Weiteren Einschätzungen zufolge lebt jeder zweite Mensch in einem endemischen Gebiet. Die Mücken werden zum Teil, durch Tourismus, aus ihrer ursprünglichen Heimat verschleppt und finden in Europa, Nordamerika eine neue Heimat.
So kam es zu einem Ausbruch von Denguefieber in Madeira, wobei 1080 Menschen erkrankten. Die dafür verantwortlich gemachte Mückenart (Aedes aegypti) wurde 2005 eingeschleppt. Mittlerweile kommt es zu Krankheitsausbrüchen in Frankreich und in südeuropäischen Regionen. Die asiatische Tigermücke, eigentlich in Asien beheimatet, gilt als tierischer Invasor und verbreitet den Virus ebenfalls.
Die asiatischen Tigermücken sind allgemein dafür bekannt, den Chikungunyavirus zu verbreiten. Auch dieser äußert sich durch Fiebererkrankungen, verbunden mit Gelenkschmerzen. In einigen Fällen enden Epidemien mit beunruhigenden Todesraten.