So funktioniert der Fellwechsel bei Tieren
Der Fellwechsel bei Wild- und Haustieren ist genetisch bedingt und von der Außenwelt gesteuert. Das alte Haar stirbt ab und fällt schließlich aus.
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Zweimal jährlich ist Fellwechsel
Die meisten Tiere, die einen Fellwechsel vollziehen, bekommen zum Herbst und Winter hin ein dickeres Fell und im Frühjahr fällt dieses zugunsten des dünnen Sommerfells wieder aus. Das Fell wechselt also zweimal jährlich.
Bei etlichen Tieren ist das deutlich zu sehen: Das Winterfell ist viel dicker und länger als das Sommerfell. Im Frühjahr fällt es in dicken Büscheln aus oder hängt noch eine ganze Weile in Zotteln über dem dünnen Fell. Andere Arten passen sich nur minimal an und der Fellwechsel geht weniger spektakulär vonstatten.
Nicht alle Haustiere bekommen ein Winterfell
Von unseren Haustierrassen bilden längst nicht alle ein Winterfell aus. Es kommt auf die Haltung und die Rasse an, wie stark und ob überhaupt ein Fellwechsel stattfindet. Es gibt Hühnerrassen, die ein Wintergefieder bekommen, andere nicht.
Unter den Hunderassen ist es ebenso verschieden, welche Winterfell bekommen und welche nicht. Bei Pudeln und Yorkshireterriern unterscheiden sich Winter- und Sommerfell kaum. Nackthunde haben gar kein Fell und können sich weder dem Winter noch dem Sommer richtig anpassen.
Genauso ist es mit Hauspferden und Kühen. Rassen, die aus warmen Gefilden stammen (z.B. das Vollblutpferd) können nur ein mäßiges oder gar kein Winterfell ausbilden.
Tiere, die in warmen Ställen gehalten werden, bekommen oft kein Winterfell. Fast alle traditionellen mitteleuropäischen Hauskuh-Rassen bilden nur ein dünnes Winterfell aus, während Schottische Hochlandrinder dicke Winter-Zotteln haben.
So wird der Fellwechsel ausgelöst
Der Fellwechsel ist genetisch verankert. Die Fähigkeit dazu haben bestimmte Tierarten im Laufe ihrer Entwicklung als Anpassung an die klimatischen Verhältnisse ausgebildet. Interessant ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass tropische Hühnerrassen keine Anzeichen von Anpassung zeigen, selbst wenn sie schon Jahrhunderte in nordischen Regionen gehalten werden. Erst durch Kreuzungen mit Rassen, die ein Wintergefieder ausbilden, erhalten sie diese Eigenschaft.
Wie sich die Anpassungen entwickelt haben und was genau sie steuert, ist immer noch ein Rätsel. Einige Auslöser und Mechanismen sind aber bekannt:
- Die Veränderung der Außentemperatur.
- Die Veränderungen der Lichtverhältnisse.
- Das Wärme– und Kälteempfinden des Tieres.
- Hormonelle Veränderungen.
Registriert der Organismus des Tieres, dass es Zeit für den Fellwechsel ist, werden bestimmte Hormon-Kombinationen ausgeschüttet (u.a. Melatonin, das für den Biorhythmus zuständig ist). Dadurch kommt es zu Stoffwechselveränderungen.
Entweder wird die Bildung bestimmter Haartypen und das Mengenwachstum angeregt oder der Körper gibt das Signal zur Abstoßung nicht mehr benötigter Haare.
Im Frühling stellt der Körper die Nährstoffversorgung des Winterfells zunächst ein. Die Haare fallen deswegen aber nicht sofort aus. Das ist ein langsamer Prozess, der sich über mehrere Wochen bis Monate hinweg ziehen kann.
Schwankungen während des Fellwechsels
Die Prozesse des Fellwechsels gehen langsam und angepasst an die Außenwelt vor sich.
Je kälter es wird, umso schneller und dichter wächst das Fell. Bricht im Oktober plötzlich große Kälte herein, kann das Fell noch nicht dick genug sein, dann frieren Tiere auch mal.
Genauso können ein Pferd, eine Katze oder andere Tiere während sehr frühen warmen Tagen nicht sofort das ganze Fell abwerfen.
Einige Arten gleichen das durch Ruhe und Schwitzen aus, andere hecheln oder ziehen sich in den Schatten zurück.
Wie macht sich der Fellwechsel bemerkbar?
Sprießt im Herbst das Winterfell, zeigt sich zunächst ein dichterer Haarfloor. Anfangs sind die Haare noch kurz und bei langhaarigen Rassen ist der Unterschied kaum zusehen. Je kälter es wird, umso länger und dichter wird das Winterfell. Bei einigen Haustieren ist es etwas dunkler als das Sommerfell.
Im Frühjahr bemerken Tierhalter den beginnenden Fellwechsel durch erste feine Härchen, die sich lösen. Sie bleiben beim Streicheln auf der Hand hängen, liegen in der Wohnung oder im Stall herum und das Tier putzt sich mehr, um die Haare zu entfernen.
Je weiter der Fellwechsel im Frühling voranschreitet, umso heftiger fallen die Haare aus. Bei Robustpferden, die ein dickes Winterfell haben, kommen dicke Büschel heraus oder hängen beim Putzen in der Bürste. An Hochlandrindern können die dicken verfilzten Zotteln herunterhängen bis sie schließlich ganz abfallen.
Bei Tieren, die nur ein dünnes Winterfell hatten, bleibt es bei vielen feinen Härchen, die nach und nach ausfallen.
Was müssen Tierhalter beim Wechsel des Fells beachten?
Die meisten Tiere können sich im Fellwechsel selbst behelfen. Es gibt aber Spezialrassen und Züchtungen, die Hilfe brauchen. Das Fell vieler langhaariger Hauskatzen ist im Frühjahr voll von Knötchen und Filz. Dasselbe gilt für einige Hunderassen. Diesen Tieren können wir Menschen helfen, indem wir sie bürsten, Filz herausschneiden und stark verfilzte Stellen rasieren.
Da der Fellwechsel auch Kraft und Nährstoffe kostet, können bestimmte Tiere Zusatzfuttermittel brauchen (Pferde, alte oder kranke Tiere).
Langhaarige Katzen schlucken im Frühling bei der Fellpflege große Mengen Haare. Diese bilden Haarballen im Darm, die belastend wirken können. Spezielle Futtermittel und Malzpasten helfen den Stubentigern dabei, die Haare zu verdauen. Bei langhaarigen Kaninchen ist es oft ähnlich. Auch hier helfen spezielle Futtermittel beim Fellwechsel.
Ältere Tiere tun sich mit dem Fellwechsel oft schwerer, weil der Stoffwechsel langsamer ist. Pferde und Hunde, die in warmen Apriltagen noch einen dicken Pelz tragen, sollten geschützt und geschont werden. Katzen tun dies meistens von sich aus.
Fallen die Haare gar nicht aus, lohnt es sich, einen Tierarzt zurate zu ziehen. Manchmal verbergen sich hinter der Störung auch Stoffwechselerkrankungen, die therapiert werden können.