Aufbau vom Hundegebiss: Zähne, Zahnwechsel & Pflege
Wie die Menschen besitzen auch Hunde verschiedene Zahnarten. Sie haben ein Milchgebiss und ein bleibendes Gebiss. Insgesamt besteht das Gebiss eines Welpen aus 28 und das Gebiss eines ausgewachsenen Hundes aus 42 Zähnen.
Inhalt
Hundegebiss: Zahnarten und Zahnformel
Die Benennung der Zähne erfolgt beim Hund ebenso wie bei Pferden und Katzen nach dem Zahnschema von Triadan. Das Schema wurde 1972 vom schweizer Zahnarzt Hugo Triadan an der Universität Bern entwickelt. Ebenso wie beim menschlichen Gebiss wird das Hundegebiss in vier Quadranten eingeteilt. Die Nummerierung erfolgt entgegen dem Uhrzeigersinn.
Unterschieden wird in Schneidezähne, Fangzähne, vordere Backenzähne und hintere Backenzähne. Die wissenschaftliche Bezeichnung für Schneidezähne lautet Incivisi und wird mit I abgekürzt.
Der Eckzahn wird oft als Hakenzahn bezeichnet. Von seiner lateinische Bezeichnung Caninus leitet sich die Abkürzung C ab. Bei einem Raubtiergebiss – wie dem des Hundes – bezeichnet man die Eckzähne auch als Fangzähne, da diese dem Festhalten der Beutetiere dienen. Die vorderen Backenzähne sind die Prämolaren P. Als Molaren werden die hinteren Backenzähne bezeichnet.
Der Aufbau der Hundezähne unterscheidet sich nicht von dem der Menschenzähne. Ein Hundezahn besteht aus den harten Substanzen Zahnschmelz, Zement und Dentin. Der Zahnschmelz bildet eine harte Schutzschicht.
Den Hauptanteil des Zahnes bildet Dentin. Bei Dentin handelt es sich um knochenartiges, lebendes Gewebe und es ist daher schmerzempfindlich. Im Innern des Hundezahns befindet sich die Zahnpulpa mit Blutgefäßen und Nerven.
Hundegebiss bei Welpen
Welpen werden zahnlos geboren. Etwa ab der dritten Lebenswoche brechen zuerst die Eckzähne durch. Mit dem Alter von sechs Wochen ist das Milchgebiss mit 28 Zähnen vollständig ausgebildet.
Zahnformel beim Milchgebiss
Im Oberkiefer haben Welpen auf jeder Seite drei Schneidezähne, einen Eckzahn und drei vordere Backenzähne. In Summe hat das Milchgebiss somit 28 Zähne.
Die Zahnformel lautet daher wie folgt:
- Oberkiefer 3 1 3 0
- Unterkiefer 3 1 3 0
Zahnwechsel bei Welpen
Der Zahnwechsel beginnt bereits ab dem dritten Lebensmonat. Zuerst fallen die Schneidezähne aus. Ab dem vierten Monat brechen P1 und M1 durch. Im siebten Lebensmonat ist der Zahnwechsel beendet.
Anzeichen für den Zahnwechsel beim Welpen
Während der Zahnwechsel bei manchen Hunden unauffällig vor sich geht, zeigen andere Symptome wie verminderten Appetit oder Fressunlust. Durchfall und Fieber sind ebenfalls möglich.
Hunde, die zahnen, haben ein erhöhtes Kaubedürfnis und nagen an allen möglichen Gegenständen. In dieser Zeit ist es wichtig, den Hund mit ausreichend Kauspielzeug zu versorgen.
Hilfe beim Zahnwechsel
Verzichte in dieser Zeit auf Trockenfutter oder weiche es ein. Gekühlte Kauartikel können das Zahnen erleichtern. Kaltes oder leicht gefrorenes Futter kühlt das Zahnfleisch. Eine Massage mit dem Finger wird von den Welpen bei juckendem Zahnfleisch als wohltuend empfunden. Während des Zahnwechsels ist zudem auf eine ausreichende Versorgung mit Calcium zu achten.
Spiele während des Zahnwechsels
Da Welpen während des Zahnwechsels im Kiefer schmerzempfindlich sind, sind Zerrspiele in dieser Zeit zu vermeiden.
Zwei Zähne an derselben Stelle
Fällt der Milchzahn nicht aus, obwohl der zweite Zahn bereits sichtbar ist, ist das eine Zahnstörung. Um Schäden am Dauerzahn zu vermeiden, muss der Milchzahn vom Tierarzt so rasch wie möglich entfernt werden.
Gebiss beim erwachsenen Hund
Das bleibende Gebiss des Hundes hat 42 Zähne. Es hat in jeder Kieferhälfte drei Schneidezähne, einen Fangzahn und vier Prämolaren. Im Oberkiefer befinden sich zusätzlich zwei Molaren und im Unterkiefer drei Molaren. Die Zahnformel beim erwachsenen Hund lautet daher:
- Oberkiefer 3 1 4 2
- Unterkiefer 3 1 4 3
In Summe hat das ausgewachsene Hundegebiss somit 42 Zähne. Einer der Backenzähne ist besonders kräftig. Dieser ist sowohl im Oberkiefer als auch im Unterkiefer der drittletzte Zahn und wird als Reißzahn bezeichnet.
Wie aus der Zahnformel ersichtlich ist dies im Oberkiefer der P4 und im Unterkiefer M1. Dies Zähne fungieren als Art Schere und ermöglichen das Zerreißen von Fleischstücken.
Aufgaben der Zähne
Im Hundegebiss hat jeder Zahn eine Funktion. Die Zahnstellung ist abhängig von der Rasse. Zudem sind immer alle Zähne vorhanden.
Aufgaben der Schneidezähne
Die Schneidezähne an der Vorderseite werden zum Abschaben und Kratzen verwendet. Damit können nicht nur Fleischreste vom Knochen abgenagt werden, sondern sie dienen auch der Körperpflege. An erreichbaren Stellen werden Parasiten wie Flöhe oder Zecken aus dem Fell entfernt.
Aufgaben der Eckzähne
Hinter den Schneidezähnen befinden sich die langen spitzen Eckzähne. Mit Ihnen kann Futter wie beispielsweise Fleisch auseinandergerissen werden. Mit den vier Eckzähnen kann der Hund einen Kauknochen oder ein Spielzeug fest halten.
Aufgaben der Prämolaren
Hinter den Eckzähnen liegen die Prämolaren. Die Backenzähne sind scharfkantig und dienen der Zerkleinerung der Nahrung. Nagt der Hund einen Knochen seitlich ab, verwendet er seine Reißzähne. Im Oberkiefer sind das die vierten Prämolaren.
Aufgaben der Molaren
Die hinteren Backenzähne sind stumpf und breit. Mit den Molaren werden harte Lebensmittel, wie beispielsweise Knochen geknackt. Der erste Molar im Unterkiefer zählt zu den Reißzähnen.
Gebissarten beim Hund
Beim Hund kommen vier Gebisstypen vor. Diese werden als Scherengebiss, Zangengebiss, Überbiss und Unterbiss bezeichnet. Die Zahnstellung ist sehr unterschiedlich und hängt von der Rasse ab.
Scherengebiss
Der am häufigsten vorkommende Gebisstyp ist das Scherengebiss. Die oberen Schneidezähne stehen etwas über die unteren Schneidezähne. Die Backenzähne treffen nicht direkt aufeinander, sondern gehen leicht aneinander vorbei, dadurch entsteht ein Schereneffekt.
Zangenbiss
Das Überlappen der Schneidezähne fehlt hier und damit auch der Schereneffekt. Die Zähne treffen direkt aufeinander. Besonders im Alter führt dies durch überhöhte Abnutzung der Zähne zu Problemen.
Überbiss
Ein im Vergleich zum Oberkiefer deutlich kürzerer Unterkiefer kann zu Problemen beim Fressen führen. Sehr oft ist die Anzahl der Zähne auch geringer.
Unterbiss
Beim Unterbiss steht das Unterkiefer über das Oberkiefer. Dies bringt mehr Beißkraft.
Ausgeprägter Vor- oder Rückbiss verursacht beim Hund Schwierigkeiten beim richtigen Einsatz der Zähne. Fehlstellungen beim Kiefer sind zuchtausschließende Fehler.
Rassespezifisches Gebiss beim Hund
Während beim deutschen Schäferhund die Schneidezähne des Unterkiefers knapp hinter die Schneidezähne des Oberkiefers treffen, haben kurzköpfige Rassen einen deutlichen Vorbiss. Bei Rassen wie Boxer oder Doggen ist der Oberkiefer kürzer als der Unterkiefer, sodass die unteren Schneidezähne und Eckzähne deutlich vor den oberen Zähnen stehen.
Umgekehrt zeigt sich das Bild bei Hunderassen mit schmalem langen Schädel. Whippet oder Collie beispielsweise haben einen ausgeprägten Rückbiss.
Gebisspflege
Ist das Gebiss vollständig, sollte es auch gepflegt werden, damit es so bleibt. Diese Aufgabe obliegt dem Hundehalter. Hunde stören sich nicht daran, wenn sich Essensreste zwischen ihren Zähnen befinden.
Diese Futterreste verursachen jedoch nicht nur Mundgeruch, sondern können auch zu Erkrankungen von Zahn und Zahnfleisch führen. Das regelmäßige Putzen der Zähne vermindert die Entstehung von Plagues.
Eine professionelle Zahnreinigung, die unter Narkose erfolgen muss, kann dadurch vermieden werden. Tierärzte empfehlen die Reinigung mit der Zahnbürste einmal pro Tag.
Im Handel gibt es Hundezahnbürsten und Zahnpasta. Ultraschallzahnbürsten werden von Hunden besonders gut akzeptiert, da gute Produkte keine Geräusche oder Vibrationen erzeugen.
gesunde Ernährung für gesunde Zähne
Die Gesundheit der Zähne kann durch die Ernährung positiv beeinflusst werden. Hundefutter aus der industriellen Produktion ist weich und muss nicht zerkleinert oder gekaut werden. Dadurch werden die Zähne zu wenig beansprucht.
Das Kauen von einem Knochen sorgt für artgerechte Zahnreinigung. Frisches Trinkwasser befreit die Zähne ebenfalls von groben Speiseresten. Leckerlis die Zucker enthalten sind tabu.
Kauartikel regen den Speichelfluss an und dienen so der Zahnreinigung. Der Blick ins Maul des Hundes, sollte zur Routine jedes Hundehalters gehören. Dabei ist es wichtig früh genug damit anzufangen. Verfärbungen oder Beläge können so frühzeitig erkannt werden.
Zahnschmerzen beim Hund erkennen
Indizien für Zahnschmerzen können Futterverweigerung, ein trauriger Blick oder winseln und jaulen sein. Weitere Verhaltensänderungen durch Zahnschmerzen können Müdigkeit und Niedergeschlagenheit sein.
Anzeichen für Zahnschmerzen
- Vermehrte Speichelbildung
- verklebtes Fell um die Schnauze
- schiefe Körperhaltung beim Kauen und einseitiges Kauverhalten
- fortdauerndes Kopfschütteln
- Das Reiben der Schnauze am Teppich oder an Möbelstücken
- Kratzen an der Schnauze
Erkrankungen von Gebiss und Kiefer
Die Zahnprobleme bei Hunden können verschiedene Ursachen haben. Sie sind genetisch bedingt oder können durch mechanische Beanspruchung entstehen. Neben einem unangenehmen Geruch aus dem Maul gibt es bei den Zähnen einige äußere Anzeichen für ein Zahnproblem. Bei der Routinekontrolle achtet der Hundehalter auf diese Anzeichen.
- Beschädigte Zähne
- Zahnbelag und Zahnstein
- Ablagerungen und Verfärbungen
- entzündetes, geschwollenes Zahnfleisch
- Zahnfleischbluten und Zahnfleischschwund
Hundekrankheiten im Zusammenhang mit Zähnen
Zahn-, Mund- und Kiefererkrankungen sind ein häufiges Problem bei Hunden. Die Schmerzanzeichen bei Hunden sind sehr oft unspezifisch und viele Hunde zeigen ihre Schmerzen nicht.
Lefzenekzem
An der Hautfalte der Unterlippe kommt es durch Reibung mit der Oberlippe zu einer Hautreizung. Dadurch können sich Bakterien wie Streptokokken und Staphylokokken ansiedeln und es kommt zu einer eitrigen Entzündung. Dieses Krankheitsbild tritt häufig bei Spaniel, Bernhardiner und Neufundländer auf.
Zahnfehlstellung
Bei einer Fehlstellung der Schneidezähne wird auf Dauer der Kiefer geschädigt. Die Fehlstellung der Schneidezähne kann meist mit Zahnspangen korrigiert werden.
Beim Caninussteilstand dringen die Spitzen der Fangzähne durch die Fehlstellung in den Oberkiefergaumen oder sogar bis in die Nasenhöhle ein.
Zahnstein
Zahnstein ist bei Hunden sehr oft anzutreffen. Die mineralisierten Zahnbeläge aus Speichel, Futterresten und Bakterien lagern sich an den Eck-, Reiß- und Backenzähnen ab.
Besonders kleine Hunderassen mit einer kurzen Schnauze neigen zu Zahnsteinbildung. Grund dafür sind oftmals zu dicht stehende Zähne und schräge Zähne. Die Selbstreinigungsfunktion des Gebisses wird dadurch gestört.
Parodontose
Starke Zahnsteinablagerungen drängen das Zahnfleisch zurück und der Zahnhalteapparat wird zerstört. Es entstehen Entzündungen und Eiterherde. Im schlimmsten Fall können Zähne ausfallen.
Zahnstein kann in der Tierarztpraxis mittels Ultraschall entfernt werden. Vorbeugend hilft Zähneputzen mit Zahnpasten um Ablagerungen von Bakterien vorzubeugen.
Gingivitis
Gingivitis ist eine Zahnfleischentzündung. Sie tritt vermehrt bei kleinen Rassen auf. Zu den Ursachen zählen neben schlechter Zahnhygiene mechanische Schädigungen des Zahnfleisches durch Fremdkörper wie Steine oder Holz. Zu den Symptomen zählen gerötetes und geschollenes Zahnfleisch, das blutet und starker Mundgeruch.
Stomatitis
Die Mundschleimhautentzündung kann verschiedene Ursachen haben. Dazu zählen kranke Zähne, Zahnstein und Infektionen sowie Allergien und Tumore. Sie äußert sich in einer geröteten geschwollenen Schleimhaut.
Fremdkörper
Fremdkörper wie Gräten, Knochensplitter oder Holzteile können sich zwischen den Zähnen verkeilen. Diese müssen sehr oft vom Tierarzt entfernt werden.
Speicheldrüsenzyste
Häufig diagnostiziert der Tierarzt auch eine Unterzungenzyste bei Schmerzen oder Kauproblemen.
Glossitis
Die Entzündung der Zunge kann durch Bissverletzungen oder scharfkantige Zähne auftreten.
Fazit
Speichelfluss dient der Zahnreinigung. Als Hundebesitzer ist es wichtig die Warnsignale für Zahn- und Zahnbettentzündungen zu erkennen. Der regelmäßige Blick in das Maul sollte Routine sein.
Bei Schmerzen im Zahnbereich frisst der Hund oftmals weniger oder verweigert die Nahrungsaufnahme überhaupt. Die Ursachen für eine Verhaltensänderung des Hundes sind unbedingt von einem Tierarzt abzuklären.