Unterschied zwischen Begriff und Benennung an Beispielen erklärt
Das Wort „Benennung“ kommt in der Umgangssprache eher selten vor, das Wort „Begriff“ hingegen umso öfter, allerdings zumeist falsch, nämlich gerade im Sinn von „Benennung“ oder „Wort“. Dabei meinen diese Wörter genau genommen durchaus nicht das Gleiche, es sind keine Synonyme. Es lohnt sich daher, einen genaueren Blick auf die unterschiedlichen Bedeutungen der beiden Wörter zu werfen.
Inhalt
Begriffe als aggregierte Merkmalseinheit von Irgendetwas
Ein Begriff entsteht in der geistigen Welt, in der Innenwelt eines Menschen. Er ist eine gedankliche Einheit, gewissermaßen ein geistiges Bild von etwas. Bei diesem Etwas kann es sich um eine Sache, ein Ereignis oder auch eine Idee handeln.
Dem Begriff vorgeschaltet ist zunächst noch die „Vorstellung“. Ein Mensch sieht oder hört etwas und macht sich eine Vorstellung von dem Ding, das er sieht oder hört. Diese Vorstellung kommt und geht mit jedem neuen Sinneseindruck, den er von dem Ding erfährt, aber die Gemeinsamkeiten der Vorstellungen verdichten sich durch Abstraktion zu einem Begriff. Der Mensch sieht zum Beispiel einen Elektro-Kleinwagen und einen Rennwagen. Aus den Gemeinsamkeiten der Dinge (vier Räder, Motor, fährt auf der Straße) formt er dann für sich den Begriff „Auto“.
Grundlage dafür sind kognitive Schemata, welche in der Kindheit angelegt worden. Wenn ein Kind noch nie ein Auto gesehen hat, existiert auch kein Schema, kein Konzept von einem Auto in seinem Gedächtnis, weshalb es auch keinen Begriff dafür hat. Und der Begriff „Auto“ kann für eine andere Person durchaus anders aussehen, je nachdem – welches Schema angelegt wurde.
In der Alltagssprache sagt man ja auch „sich einen Begriff von etwas machen“, und genau dieser Prozess ist eigentlich damit gemeint.
Um das Beispiel fortzuführen: Ein Lastwagen ist zwar auch ähnlich wie ein Auto, aber doch anders genug, um einen eigenen Begriff zu erhalten. Autos und Lastwagen bilden aber einen gemeinsamen „Oberbegriff“, zum Beispiel „Fahrzeug“. Wenn dann noch etwa Schiffe und Flugzeuge hinzukommen, entsteht der neue Oberbegriff „Fortbewegungsmittel“.
Im Englischen oder Französischen lautet das Wort für Begriff übrigens „concept“. Hier wird eigentlich deutlicher als im Deutschen, was das Wort genau meint.
Voraussetzung für die Begriffsbildung ist also, dass bestimmte Merkmale von Dingen überhaupt erkannt und unterschieden werden können, sonst kann kein Begriff entstehen, und dass wesentliche und unwesentliche Merkmale voneinander unterschieden werden können, sonst entstehen zu viele Begriffe. Ein Auto ist etwa immer ein Auto, unabhängig davon, ob sich das Lenkrad rechts oder links befindet. Der Begriff „Auto“ ist vollständig und hat eine stabile Bedeutung.
Der Geist des Menschen ist zeit seines Lebens dazu imstande, neue Begriffe zu bilden, um auf diese Weise auch solche Dinge einzuordnen, die er bis dahin noch nicht kannte. Erst in den sechziger Jahren entstanden etwa die neuen Begriffe, die neuen gedanklichen Bilder „Rakete“ und „Raumschiff“, die dann ebenfalls dem Oberbegriff „Fortbewegungsmittel“ zugeordnet wurden. Unter anderem mit dieser Neubildung von Begriffen beschäftigt sich die Denkpsychologie. Die Neubildung geschieht in der Praxis eher selten, da der menschliche Geist bereits über eine Vielzahl an Begriffen verfügt. Häufiger werden bestehende Begriffe bei Bedarf erweitert und vorhandene Begriffsstrukturen umgestellt und neu sortiert.
Ein anderer Teilbereich der Psychologie, die Entwicklungspsychologie, befasst sich unter anderem mit der Frage, wie sich die Fähigkeit, überhaupt neue Begriffe zu bilden, von der Geburt des Menschen bis in die Jugend und darüber hinaus bis in das Erwachsenenalter verändert. Hiermit soll zum Beispiel der lebenslange Prozess des Lernens besser verstanden werden. Die weitaus meisten Begriffe entstehen allerdings bereits in der frühen Kindheit mit dem Erlernen der Sprache und dem Begreifen der Welt.
Bis hierhin ist vielleicht deutlich geworden, dass ein Begriff im eigentlichen Sinn nicht das Gleiche ist wie ein Wort, auch wenn beide Wörter in der Alltagssprache gleich verwendet werden. Dies führt zur Betrachtung, was mit dem Wort „Benennung“ gemeint ist.
Was ist eine Benennung
Begriffe im eigentlichen Sinn als rein geistige Kategorien eines einzelnen Menschen lassen sich nicht direkt zwischen verschiedenen Personen austauschen. Hierzu wird ein Werkzeug zur Vermittlung gebraucht.
Dieses Werkzeug ist die „Bezeichnung“. Eine Bezeichnung ist die nach außen gerichtete Darstellung eines Begriffs. Diese kann grundsätzlich in vielen verschiedenen Formen erfolgen, unter anderem nichtsprachlich mit Codes, Zeichen oder Symbolen. Erfolgt diese Darstellung eines Begriffs sprachlich, durch Wörter, dann spricht man von einer „Benennung“.
Die Benennung ist also die Versprachlichung des Begriffs zum Zwecke der Kommunikation und des Austauschs, der Name des Begriffs, das Wort, ein sprachliches Zeichen für den Begriff. „Wort“ wird denn auch alltagssprachlich anstelle von „Benennung“ verwendet. Jedem Begriff wird eine Benennung zugeordnet.
Diese Zuordnung sollte in der Fachsprache eindeutig sein oder möglichst sogar eineindeutig. Ein Wort sollte also nur für genau einen Begriff stehen, und umgekehrt sollte jeder Begriff genau nur eine klare Benennung haben.
In der Alltagssprache ist das nicht der Fall. Es ist auch weder realisierbar noch wünschenswert, da in der Alltagssprache eine gewisse Flexibilität erforderlich ist. Nicht zuletzt würde auch die sprachliche Kreativität unter einer exakten Definition leiden.
In der Umgangssprache finden sich beispielsweise zahlreiche Synonyme und Homonyme. Von Synonymen spricht man bei verschiedenen Benennungen, die den gleichen Begriff meinen. Ein Beispiel sind hier etwa die Wörter „Streichholz“ und „Zündholz“. Auch „Morgenstern“ und „Abendstern“ sind synonym und meinen beide den Planeten Venus. Vorsicht ist bei Wörtern geboten, die synonym verwendet werden, ohne es zu sein, etwa „Wort“ und „Begriff“.
Homonyme sind im Gegenteil gleiche Benennungen, die für mehrere unterschiedliche Begriffe stehen. So kann mit einer „Bank“ etwa die Sitzgelegenheit oder ein Geldinstitut gemeint sein. Hierauf beruht das beliebte Kinderspiel Teekesselchen, bei dem mithilfe von Beschreibungen verschiedener Begriffe die gemeinsame Benennung gefunden werden muss.
Mit der Bedeutung der Wörter befasst sich innerhalb der Sprachwissenschaft die Semantik. Wenn es hingegen um die Bedeutung spezifischer Fachausdrücke geht, wird nicht von Semantik, sondern von „Terminologie“ gesprochen.
Begriff und Benennung in der Kommunikation
Die Konzepte „Begriff“ und „Benennung“ treffen in der Kommunikation, zumeist unbewusst, aufeinander. Ein Begriff ist das gedankliche Abbild eines (realen) Gegenstandes. Er ist also abstrakt. Eine Benennung wiederum ist das sprachliche Abbild des Begriffs, also ebenfalls abstrakt. Zwischen dem Gegenstand und seiner Benennung besteht kein direkter Bezug. Dieser wird durch die Übersetzung von der Realität in den Begriff und vom Begriff in die Benennung hergestellt. Die Benennung ist also doppelt abstrakt, die Übersetzung einer Übersetzung.
Dies erfordert, dass in einer Kommunikation der Sender und der Empfänger nicht nur die gleichen Benennungen verwenden oder zumindest kennen müssen, sondern dass sie auch gleiche oder zumindest ähnliche Begriffe mit diesen Benennungen verbinden.
Was hier als Begriffsbildung und Verknüpfung des Begriffs mit einer Benennung beschrieben wurde, vollzieht sich in der Kommunikation gewissermaßen umgekehrt. Hier verwendet ein Sprecher eine bestimmte Benennung. Diese ruft im Zuhörer einen bestimmten, nur ihm eigenen Begriff wach oder sogar, noch grundsätzlicher, direkt eine Vorstellung. Dies kann durch die Erfahrungen bedingt sein, auf die der Zuhörer seine Begriffsbildung aufgebaut hat. Hier entstehen auch Assoziationen einer Benennung mit „angenehm“ oder „unangenehm“.
Die Vorstellung kann aber auch in der Person des Sprechers begründet sein. Um noch einmal das Beispiel von oben aufzugreifen: Wenn eine alte Frau von „ihrem Auto“ spricht, dann entsteht vor dem inneren Auge des Zuhörers sicherlich eine andere Vorstellung, als wenn ein junger Rennfahrer in einem Interview „sein Auto“ erwähnt. Und diese Vorstellung muss durchaus nicht richtig sein, auch wenn sie das in einem gemeinsamen Sprach- und Kulturkreis vermutlich zumeist ist.
Wichtig sind diese Unterscheidungen aber zum Beispiel in der Wissenschaftsvermittlung. Oftmals werden in der Alltagssprache und in der wissenschaftlichen Fachsprache gleiche Benennungen verwendet, die aber beim wissenschaftlichen Experten mit ganz anderen Begriffen verbunden sind als beim fachlichen Laien. Wie erwähnt, ist die Fachsprache präzise und eindeutig, diese genaue Definition kennen Laien aber oftmals nicht. Gerade hier kann Kommunikation nur gelingen, wenn die Benennungen vorab und allgemeinverständlich definiert werden und beide Seiten – Redner und Zuhörer, Sender und Empfänger – sicherstellen, mit der gleichen Benennung tatsächlich auch das Gleiche zu meinen.