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Unterschied zwischen Begriff und Konzeption am Beispiel erklärt


Die Konzeption ist die Wahrnehmung dessen, was später zum Begriff wird. Damit aus einer Konzeption ein Begriff werden kann, braucht es zunächst ein tieferes Verständnis des Sachverhaltes, wodurch Merkmale und Eigenschaften zu einer Definition geformt werden, deren Name dann der Begriff ist.

Der Begriff ist Name des Konzepts

Damit uns der ‚Begriff‘ ein Begriff wird, muss uns zunächst einmal klar sein, was er per Definitionem bedeutet. Der Begriff ist der Name, den wir Dingen geben, impliziert aber noch mehr: nämlich das ‚Begreifen‘ des Umstands, den wir mit ihm beschreiben wollen, das Verständnis dessen, was vor uns liegt. Damit ein Apfel auch ein Apfel sein kann, muss der Beobachter erkennen, dass es sich bei dem vor ihm liegenden, roten oder grünen, annähernd ballförmigen Objekt mit Stiel und ein paar Blättern um einen Apfel handelt.

Das Konzept ‚Apfel‘ wird durch verschiedene, wiedererkennbare Faktoren bedingt: eben etwa die Form, die Farbe, die Oberfläche oder den Duft, den er verströmt. All diese Faktoren zusammen ergeben ein Konzept, dem wir in der deutschen Sprache den Begriff ‚Apfel‘ zuerkannt haben. Aber was ist die Konzeption?

Eine vage Vorstellung? Konzept und Konzeption

Die Konzeption ist etwas mehr und etwas weniger als das Konzept: nämlich die Idee, die mentale Skizze, der die Konkretisierung des Konzeptes fehlt, die es aber braucht, um einen in der Alltagssprache verwendbaren Begriff formulieren zu können. Nehmen wir einmal an, wir sind der erste Mensch auf Erden und sehen zum ersten Mal einen Apfel – fortan haben wir eine Idee davon, dass es diese Frucht gibt und wissen ungefähr, wie sie aussehen, riechen und schmecken soll.

Wir haben also eine Konzeption – was zugleich ‚Empfängnis‘ bedeutet -, die sich aber erst mit der Sichtung mehrerer, verschiedener Äpfel zum Konzept verdichten wird. Sobald wir ein konkretes Konzept vom Apfel haben, brauchen wir einen Begriff, um ihn zu benennen und auch andere Menschen wissen zu lassen, wovon die Rede ist: Der Name oder Begriff ‚Apfel‘ wird geboren.

Was war zuerst da? Das Huhn oder das Ei?

Begriffe, Konzeptionen und Konzepte bedingen sich gegenseitig, mehr noch: Das Eine könnte ohne das Andere gar nicht erst existieren. Natürlich kann man von einem Begriff her Konzepte herleiten, ohne den mit dem Begriff bezeichneten Gegenstand je mit eigenen Augen gesehen haben zu müssen. Ich kann einem Außerirdischen ohne Probleme erklären, was ein Apfel ist – er wird eine Konzeption von runden, süß-säuerlichen Erdenfrüchten erhalten, und vielleicht auch das Konzept verstehen, was für uns Menschen als ‚Apfel‘ zählt und was nicht.

Aber hätte der erklärende Mensch oder einer seiner Vorfahren und Freunde niemals einen Apfel gesehen, hätten wir auch kein Konzept von ihm und somit keinen Begriff. Dasselbe gilt für Emotionen, Wetterzustände oder andere, nicht greifbare Sachverhalte, für die sich Begriffe etabliert haben. Die ‚Wut‘ ist nicht greifbar, aber wer in seiner Kindheit einmal einen wütenden Menschen erlebt hat, der erhält schnell eine Konzeption des Themas ‚Wut‘, das sich mit mehr Erfahrung und häufigeren Erlebnissen zu einem Konzept verdichten lässt.

Wenn wir die Wut nun einem Fremden erklären – vielleicht wieder einem Außerirdischen -, dann wird auch er die Konzeption, die Idee davon erhalten, was es für einen Erdenbewohner bedeutet, wütend zu sein oder Wut zu erleben. Vielleicht kennt er das Konzept der Wut sogar selber – vielleicht hat sein Volk nur einen anderen Namen dafür. In diesem Fall gäbe es zwei völlig verschiedene Begriffe, die aber ein und dasselbe Konzept umschreiben.

Ding, Konzept, Symbol – das semiotische Dreieck

Was wir anhand der Begriffe ‚Konzeption‘, ‚Konzept‘ und ‚Begriff‘ erklärt haben, lässt sich auf dem sogenannten semiotischen Dreieck von Charles Kay Ogden und Ivor Armstrong Richards verorten, das schon lange vor seiner Benennung im Jahre 1923 von diversen Philosophen und Sprachwissenschaftlern umschrieben worden ist. Die Semiotik – die Lehre der Zeichen – geht von einem dreiseitigen Modell aus, das unsere Sprache sowie deren Verwendung bedingt.

Zunächst einmal gibt es ein Ding, auch das Bezeichnete oder – nach dem französischen Philosophen Ferdinand de Saussure – signifié genannt. In unserem Beispiel wäre dies der Apfel oder die Wut. Erleben oder erfahren wir dieses Ding in irgendeiner Form, konzipiert sich in unserem Geist ein Begriff davon, was es bedeutet, wütend zu sein oder einen Apfel zu sehen. Dieses Konzept wiederum benennen wir mit einem sprachlichen oder schriftlichen Zeichen: dem Symbol bzw. signifiant, also dem geschriebenen oder gesprochenen Wort.

Die Begegnung mit einem Symbol – sei es nun das sprachlich-lautliche Zeichen [‚apfəl], ein Bild dieser Frucht oder eben das ausgeschriebene Wort ‚Apfel‘ erweckt in uns das geistige Konzept dieses Themas: Wir sehen, riechen oder schmecken im Kopf einen Apfel, obwohl wir ’nur‘ mit einem völlig abstrakten Symbol konfrontiert worden sind.

Dass der Begriff ‚Apfel‘ mit dem Apfel selbst nichts zu tun hat – außer der Brücke, die wir gedanklich schlagen – zeigt uns unser Außerirdischer. Gibt es dieselben Früchte auf seinem Planeten, so nennen sie sie vielleicht Hewar, Duram oder Hiwidibi, und empfinden das als völlig normal, wie für uns Menschen ‚Apfel‘, ‚Mela‘ oder ‚Pomme‘ gewöhnliche Begriffe sind.

Auf dem semiotischen Dreieck bezeichnen die deutschen Wörter ‚Begriff‘ und ‚Konzept‘ synonym das, was sich zwischen dem Ding und dem sprachlichen Zeichen befindet – sozusagen die Spitze des Dreiecks. Hier wollen wir Konzeption, Konzept und Begriff voneinander unterscheiden: als verschiedene Stufen der Konkretisierung, als notwendige Schritte, die es braucht, um von der Idee zum Begriff zu gelangen.

Zusammenfassung

Fassen wir nochmals zusammen: Die Konzeption ist die grobe Vorstellung, die man von etwas hat, das Konzept klar umrissen. Der Begriff lässt keine Alterationen mehr zu und ist bereit in ein semiotisches Zeichen verwandelt zu werden – sei es in Wort oder Schrift.


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