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Sigmund Freuds Eltern: Biografie von Amalia und Jakob Freud


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Sigmund Freud wurde am 6. Mai 1856 im mährischen Freiberg geboren, welches heute auf tschechischem Gebiet liegt, aber damals zum Österreichisch-Ungarischen Großreich gehörte. Freud war Teil einer jüdischen Großfamilie und wuchs unter ärmlichen Bedingungen auf.

Sigmund Freuds Vater

Freuds Vater hieß Jakob Kallomon Freud und lebte von 1815 bis 1896. Er stammte aus der Provinz Tysmenitz, in der heutigen Westukraine. Tysmenitz war ein sogenanntes „Stetl“. Diese Stetl waren kleine Dorfgemeinschaften, in welchen sich die osteuropäischen orthodoxe Juden zusammenschlossen, größtenteils einer Verfolgung entgingen und gesellschaftlich akzeptiert wurden. Dort lebten seine Mutter Pessel „Peppi“ Freud (geborene Hofmann) und sein Vater der Rabbi Schlomo Freud.

Der Nachname Freud stammt aus dem Jahr 1789. Denn Kaiser Joseph Ⅱ. hatte das sogenannte Toleranzdelikt erlassen. Demnach galten Juden fortan als gleichberechtigt und emanzipiert. Gleichzeitig wurde die jüdische Bevölkerung dazu verpflichtet, ein Patronymikon (griech. Vatername bzw. Nachname) anzunehmen. Pessel und Schlomo einigten sich darauf, den Namen von Schlomos Mutter (Freide) anzunehmen und abzuwandeln.

Jakob wuchs unter strengen Religionsvorschriften seiner orthodoxen Eltern auf, löste sich allerdings von diesen Verhaltensnormen. Seiner Heimat kehrte er früh den Rücken und als sein Sohn Sigmund geboren wurde, war Jakob bereits über 20 Jahre von seiner ursprünglichen Heimat entfremdet. Und so sah sich Jakob stets als aufgeklärter und liberaler Jude.

In erster Ehe war Jakob Freud mit Sally Kanner verheiratet. Die Ehe schloss Jakob im Jahr 1832, im Alter von 16 Jahren, um wahrscheinlich dem Militärdienst zu entgehen. Aus dieser Ehe entsprangen zwei Söhne, namens Emanuel und Philipp.

1848 ließen sich Jakob und Sally in Freiberg nieder, um das Geschäft von Jakobs Großvater Siskind Hofmann zu übernehmen. Dieser handelte seit 1844 mit Tuchwaren, hauptsächlich Wolle. Der Freiberger Tuch- bzw. Textilhandel bot eine etablierte Tuchmacherzunft und versprach durch Exporte ins Ausland eine gewisse Sicherheit und Wohlstand. Das Geschäft florierte bis 1855, flaute dann bis 1859 aber gänzlich ab.

Die Ehe der Freuds ging ebenfalls in die Brüche und Jakob heiratete Rebekka Freud. Die Ehe war allerdings kurzlebig und blieb kinderlos und so heiratete Jakob erneut: Amalia Malka. Mit Amalia hatte er insgesamt 8 Kinder:

  1. Sigmund Freud (geb. 1856, gest. 1939)
  2. Julius Freud (geb. 1857, gest. 1858)
  3. Anna Freud-Bernays (geb. 1858, gest. 1955)
  4. Rosa Freud (geb. 1860, gest. 1942)
  5. Marie Freud (geb. 1861, gest. 1942)
  6. Adolfine Freud (geb. 1862, gest. 1943)
  7. Pauline Freud (geb. 1864, gest. 1942)
  8. Alexander Freud (geb. 1866, gest. 1943)

1859 sah Jakob keine berufliche Möglichkeit mehr in Freiberg und glaubte, dass der Tuchhandel in Leipzig besser florieren sollte. Deshalb zogen er, Amalia und die beiden Kinder Sigmund und Anna nach Leipzig um. In Leipzig erhielt Jakob allerdings keine Aufenthaltsgenehmigung und zog im selben Jahr weiter nach Leopoldstadt, dem 2. Wiener Gemeindebezirk.

In Leopoldstadt florierte der Tuchhandel und in den Jahren zwischen 1859 und 1869 erlangten die Freuds einen gewissen Wohlstand. Am 23. Februar 1866 berichtete die „Neue Freie Presse“, dass ein Verfahren wegen Falschgeld gegen Jakobs Bruder Josef angestrebt werde. In Jakob löste dieser Prozess sehr viel Angst und Furcht aus, wodurch er in kürzester Zeit komplett ergraut sein soll. Sein Bruder wurde zu 10 Jahren Haft verurteilt und verbüßte die Strafe bis 1870.

Ab 1869 begann das Kleingewerbe Jakobs, zunehmend zu stagnieren. Denn im Zuge der industriellen Revolution wurden Textilien nun in großen Produktionsstätten geschaffen und durch Arbeitsteilung kostenoptimiert. Diesen Anschluss verpasste Jakob und so geriet das Unternehmen seit 1869 zunehmend ins Wanken.

1873 kam es zum Wiener Börsencrash und durch dessen Folgen verlor Jakob seine einstigen Ersparnisse. Fortan war die Familie auf Zuschüsse seiner beiden ältesten Söhne Emanuel und Philipp (Sigmunds Halbbrüder) angewiesen, welche es in England durch die industrielle Revolution zu Wohlstand gebracht haben.

Sigmund Freuds Mutter

Die Mutter von Sigmund Freud hieß Amalia Malka, geborene Nathanson und lebte von 1835 bis 1930. Zum Zeitpunkt der Eheschließung war Amalia 20 Jahre und Jakob bereits über 40 Jahre alt. Die beiden Söhne aus Jakobs erster Ehe waren ebenfalls bereits erwachsen und hatten selbst schon Kinder. Als Sigmund geboren wurde, war Jakob demnach bereits Großvater.

Im Alter von 21 Jahren gebar Amalia ihr erstes Kind und die Eltern einigten sich auf den Namen Sigismund Schlomo Freud. Der Name Schlomo sollte an den Großvater erinnern, welcher drei Monate vor Sigmunds Geburt verstarb. Den Namen Sigismund hat Freud später in Sigmund abgeändert, da – laut eigener Darstellung – der Vorname oft in Judenwitzen verwendet wurde.

Der Altersunterschied zwischen seiner Mutter und seinem Vater rief in Sigmund eine gewisse Verwirrung hervor. Und so glaubte er lange Zeit, dass seine Mutter mit einem seiner Halbbrüder verheiratet wäre.

Amalias zweiten Sohn Julius gebar sie im Jahr 1857. Dieser starb nach nur acht Monaten, was die junge Mutter in eine tiefe Trauerphase warf. Fortan überwarf sie ihren Erstgeboren mit Liebe, Zuneigung und Besorgnis. Diese Überfürsorglichkeit war somit der Ausdruck ihres Schmerzes, ihrer unerfüllten Wünsche und einer dahingehenden Unzufriedenheit.

Für Sigmund Freud war die Beziehung zu seiner Mutter der Schlüssel für den späteren Erfolg. Denn Amalia verstand es, dem Erstgeboren – das Gefühl zu geben, geliebt, anerkannt und geschätzt zu werden. Gleichzeitig wurde Sigmund von ihr idealisiert und mit großen Erwartungen bestückt. Und so wurde Sigmund im Kindesalter schon erzählt, dass er auserwählt sei, irgendwann einmal etwas Großes leisten werde und die Welt verändern würde.

Amalia galt als sehr entschlossen und autoritär. Genauso wie ihr Ehemann Jakob war sie überzeugte Jüdin, allerdings wenig fromm. So wurden die jüdischen Feiertage im Haus der Freuds nicht gehalten. Stattdessen feierte man Weihnachten und Neujahr. Um Amalia zu unterstützen, wurde eine katholische Tschechin eingestellt, welche Sigmund in der christlichen Lehre unterwies, ohne dass seine Eltern einschritten.

Sigmund Freud führte zu seiner Mutter bis ins Erwachsenenalter eine intensive Beziehung. Die Mutter wurde von ihm ebenfalls idealisiert und entsprach seinem Frauenbild. Zitat von Freud:

„Vor allem sucht der Mann nach dem Erinnerungsbild seiner Mutter, wie es ihm seit den Anfängen seiner Kindheit beherrscht.“

Im Sommer 1871 geriet dieses Frauenbild kurz ins Wanken. Denn der Gymnasiast Freud war bei seinem Freund Emil Fluß eingeladen und verliebte sich dort in dessen Schwester Gisela. Auch Emils Mutter soll auf Freud eine große Wirkung gehabt haben. Denn diese gab sich als kultiviert und gebildet. Freud beeindruckte es, wie Frau Fluß es verstand, ihre Kinder geistig zu fördern. Ihm wurde am Ende seiner Schulzeit klar, dass er sich diese Förderung auch von seiner Mutter gewünscht hätte.

Dennoch galt Amalia als sehr zielstrebig und förderte ihren Sohn Sigmund auf ihre eigene Art. Dies tat sie, in dem sie ihm ständig zu verstehen gab, dass er etwas Besonderes sei, ein goldener Sohn – von dem Großes zu erwarten ist.

Nach seiner Jugend hielt Freud lange Zeit an Familientreffen fest. Er fühlte sich dazu verpflichtet, was allerdings zu Bauchkrämpfen und Magenschmerzen führte. Als seine Mutter 1930 (Freud damals 74 Jahre alt) an den Folgen einer Beinerkrankung starb, war Freud zugleich erleichtert. Denn er selbst litt bereits an Gaumenkrebs und starb 9 Jahre später.

Zitat von Freud zum Tode seiner Mutter:


… ein Gefühl der Befreiung, der Losgesprochenheit, das ich auch zu verstehen glaube. Ich durfte ja nicht sterben, solange sie am Leben war, und jetzt darf ich.“


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