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Warum heißt es Aberglauben: Wortursprung und Wortherkunft


warum heißt es aberglaube

Der Begriff Aberglaube definiert sich als falsch angesehener Glaube, dass übernatürliche Kräfte in Menschen und Gegenständen wirken. Wird jemand als abergläubisch bezeichnet, stellt man seine Ansichten als unsinnig dar. Übersinnliche Mächte sollen der betreffenden Person entweder Glück oder Pech bringen.

Die Bedeutung von Aberglauben

Seinen Ursprung fand der Aberglaube in einer Zeit, in der viele Dinge wissenschaftlich nicht erklärbar waren. Auch in der heutigen aufgeklärten Zeit gibt es noch abergläubische Überzeugungen. Ist jemand abergläubisch, glaubt er an übersinnliche Mächte. Das schließt gleichzeitig ein, dass die Mehrzahl der Menschen dies nicht glaubt. Diese Ansichten sogar für unsinnig hält.

Das Wort „Aber“ wird in der deutschen Sprache dazu verwendet, um einen Einwand auszudrücken. Es stellt demnach eine Schlussfolgerung dar, um eine Aussage oder in diesem Fall den Glauben inhaltlich abzuschwächen. Der Ausdruck wertet somit den Glauben eines anderen ab, zieht ihn ins Lächerliche.

Auf der ganzen Welt gibt es verschiedene abergläubische Ansätze. Glück, Pech und eine große Portion Zufall spielen in vielen Fällen eine große Rolle. Aberglaube festigt sich dadurch, dass ein bestimmtes Ereignis tatsächlich passiert ist. Beispielsweise kann jemandem etwas Gutes passieren, nachdem er ein vierblättriges Kleeblatt gefunden hat. Das eine hat mit dem anderen aber nichts zu tun. Aberglaube entsteht, wenn sich der glückliche Zufall nach dem Fund eines neuen Kleeblatts wiederholt und man daraus eine Regel ableiten kann.

Die Geschichte des Aberglaubens

Aberglaube existiert seit der frühen Antike. Schon damals wurde er explizit von der Religion abgegrenzt. Wenn Römer oder Griechen ihre Götter übermäßig verehrten, so wurden sie als abergläubisch bezeichnet. Bei den Römern war die Bezeichnung „superstitio“ verbreitet. Auch das neu gegründete Christentum wurde anfänglich so betitelt.

Das Wort „aber“ stammt aus dem Spätmittelhochdeutschen. Es bedeutet so viel wie „verkehrt“, „falsch“. Aberglaube lässt sich mit „verkehrtem“ beziehungsweise „falschem“ Glauben übersetzen. Es handelt sich also um den Glauben, der dem christlichen Glauben gegenübersteht. Erste Hinweise auf den Aberglauben finden sich im späten Mittelalter, im 15. Jahrhundert.

Ab dem 16. Jahrhundert wurde die Bezeichnung für den von der christlichen Lehre abweichenden Irrglauben verwendet. Lange Zeit galten abergläubische Denkweisen als Bestandteil von vorchristlichem „heidnischem“ Gedankengut. Darunter fallen unter anderem die Ketzerei und die Hexenverfolgung. Die „religio vera“ bildete im Mittelalter den Kontrast zur „religio falsa“. In der Reformationszeit sahen die Protestanten die katholischen Glaubenssätze als abergläubisch an. Thomas von Aquin definiert den Aberglauben als Kult der falschen Götter und die falsche Art Gott zu verehren.

Während der Aufklärungszeit im 18. Jahrhundert fand eine Wandlung des Aberglaubens statt. Die Vernunft ersetzte die Religion. Der Aberglaube wurde nun als Unwissenheit und als Gegensatz zu logisch erklärbarem Wissen gesehen. In dieser Zeit wurde er als historisches und soziales Bildungsproblem anerkannt. Kaiserin Maria Theresia gründete 1755 sogar eine Kommission, die ein „kaiserlich-königliches Gesetz zur Ausrottung des Aberglaubens, sowie zum rationalen Verfahren der kriminalistischen Beurteilung von Magie und Zauberei“ ausarbeiten sollte.

Der Aberglaube in der Gegenwart

Die Wissenschaft steht auch heute noch dem Glauben und Aberglauben gegenüber. Sie ersetzt mittlerweile in vielen Aspekten die Religion. Einfach, weil viele Tatsachen dadurch erklärbar sind. Aufklärung, Vernunft und Wissenschaft haben es trotzdem nicht geschafft, den Aberglauben gänzlich zu entkräften. Der Glaube an Übernatürliches ist heutzutage weiterhin präsent.

Ein Synonym für den Aberglauben ist der so genannte „Volksglaube“. Er wird mittlerweile von den Kirchen geduldet. Die abergläubischen Ansätze reichen von christlich-religiös bis hin zu heidnisch-gläubig. Darunter fällt unter anderem die Heiligen- und Reliquienverehrung. Unter dem Begriff Aberglaube wird nach heutiger Sicht ein Glaube an unsichtbare (okkulte) Kräfte verstanden. Die abergläubischen Vorfälle sind mit Naturgesetzen nicht zu erklären.

Wenn es keine rationale Erklärung für Geschehnisse gibt, sind abergläubische Menschen von übernatürlichen Mächten überzeugt. Eine genaue Definition von Aberglaube ist allerdings schwierig. Der Glaube beziehungsweise Aberglaube ist für jeden individuell und schlecht pauschalisierbar. Für einen Agnostiker oder Atheisten kann die religiöse Überzeugung eines Christen schon Aberglaube sein.

Beispiele für Aberglauben

Jeder kennt wohl den Aberglauben, dass es Pech bringt, wenn man einer schwarzen Katze begegnet oder am Unglückstag Freitag, der 13., das Haus verlässt. Glück bringen vierblättrige Kleeblätter und Schornsteinfeger. Viele Menschen sind überzeugt, dass es Unglück bringt, wenn man unter einer Leiter hindurchgeht. Dem gegenüber stehen Ansichten, dass es Glück bringt, wenn man auf Holz klopft oder Salz über die Schulter wirft. Ein zerbrochener Spiegel bedeutet sieben Jahre Unglück, Scherben hingegen bringen Glück. In anerkannten Traditionen finden sich heute noch abergläubische Ursprünge. Beispielsweise wird beim Polterabend Geschirr zerbrochen, um dem zukünftigen Ehepaar Glück zu bringen.

Nicht nur hierzulande gibt es den Aberglauben. Menschen in anderen Kulturen haben wiederum andere abergläubische Vorstellungen. In Vietnam verzichten viele auf das Tragen einer Mütze im Haus, weil sie Angst haben, dass sie nicht mehr wachsen. In den Niederlanden lockt es den Teufel an, wenn man beim Essen singt. Scheint in Norwegen die Sonne, darf man nicht pfeifen. Die Menschen dort befürchten, dass es sonst anfängt zu regnen. Die Zahl 4 gilt in Japan als Unglücksbringer. Darüber hinaus gibt es weltweit noch viel mehr Leitsätze, die aus dem Aberglauben entstanden sind.

Abergläubische Gegenstände und Rituale

Viele Symbole und Praktiken werden dem Aberglauben zugesprochen. Gegenstände, die Böses abwenden, Schutz und Glück bringen sollen, gehören ebenfalls zum Aberglauben. Dazu zählen unter anderem Amulette, Reliquien, Münzen, Hasenpfoten, Hufeisen und Kruzifixe. Auch gute und böse Wesen, wie Zwerge, Flussgeister und Beelzebub, sind Bestandteil von Aberglauben. Ihren Ursprung haben sie meist in germanischen, keltischen und griechisch-römischen Sagen.

Der Glaube an das Übernatürliche kann durch Praktiken untermauert und verstärkt werden. Zu den abergläubischen Handlungen gehören beispielsweise Kartenlegen, Kaffeesatzlesen sowie Astrologie und Horoskop. Beschwörungen, Zauberei und Hexerei werden dem Aberglauben zugeordnet. Sie sollen vor Unglück, Schaden, Gefahr, Krankheit oder Tod schützen. Gleichzeitig soll Glück, Gesundheit oder Reichtum herbeigeführt werden. In der Regel werden für diese Praktiken einige Voraussetzungen benötigt. Manches ist nur an bestimmten Tagen im Jahr (Sonnen- oder Winterwende) möglich. Für einige Rituale braucht es Formeln, besondere Gegenstände oder den Einsatz von Tieren.

Aberglaube geht auf viele mythologische Ursprünge zurück. Im Laufe der Zeit verschwimmen die Grenzen zwischen Aberglaube und Tradition. Viele Festtags- und Erntebräuche haben sich aus Aberglauben etabliert. Einige abergläubische Ansätze lassen sich mittlerweile gut erklären. So gilt die Zahl 13 als Unglücksbringer, weil sie nicht in das Duodezimalsystem passt. Der berühmte Zauberspruch „Hokus Pokus“ lässt sich einfach dadurch erklären, dass die Konsekrationsformel „Hoc est corpus meum“, was „Das ist mein Leib“ bedeutet, falsch verstanden wurde. So wunderbar einfach kann Aberglaube sein.


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