Warum kann Beweidung einen Waldbrand verhindern
Waldbrände nehmen immer mehr zu in den letzten Jahren und Jahrzehnten – dazu tragen unter anderem die fortschreitende Klimaerwärmung und die zunehmende Trockenheit durch fehlenden Regen bei.
Forscher haben jetzt herausgefunden, dass zusätzlich zu Maßnahmen wie dem Schlagen von Brandschneisen und anderen vorbeugenden Aktionen eine Rückkehr zu alten Weidegewohnheiten Abhilfe schaffen kann: Die Beweidung von Wäldern oder Teilen davon durch Nutzvieh. Doch wie hängen Beweidung und Waldbrände überhaupt zusammen?
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So verringert Weidevieh die Brandgefahr für den Wald
Was zunächst absurd klingen mag, ist eigentlich ganz simpel: Große Pflanzenfresser sorgen dafür, dass auf dem Waldboden weniger brennbares Material ist – sie fressen Gräser, Kräuter und Büsche und entziehen dem Feuer dadurch Nahrung, so dass es sich im Ernstfall viel leichter löschen lässt und langsamer ausbreitet. Zudem stellt der Dung des Nutzviehs wertvollen Dünger für den Waldboden dar.
Gerade in schwer zugänglichen Gebieten, die sehr felsig oder abschüssig sind, oder in sehr abgelegenem Gelände sind Nutztiere oft die einzige Möglichkeit, um das brennbare Unterholz auszudünnen, da schwere Maschinen hier oft an ihre Grenzen stoßen.
Ziegen und Schafe besser geeignet als Kühe
Kleinere Nutztiere wie Ziegen und Schafe sind dabei besser für eine Beweidung des Waldes geeignet als große wie Kühe und Rinder: Sie benötigen weniger Platz und können auch zwischen engstehenden Bäumen dafür sorgen, dass Gras und Blätter entfernt werden. Auch bergiges und unwegsames Gelände bereitet ihnen keine Probleme. Zudem fressen sie im Gegensatz zum Rind auch härtere Dinge, so entfernen sie auch Büsche und kleine Bäume, die ansonsten bei Trockenheit ordentlich Zunder geben und das Feuer zusätzlich anheizen.
Win-win-Situation
Doch nicht nur der Wald profitiert von der Beweidung durch Ziegen, Schafe und Kühe – für die Landwirte und Bauern ist dies eine wertvolle Möglichkeit, ihre Tiere in den wärmeren Monaten zu ernähren. So können sie das Gras auf ihren Wiesen bzw. Weiden als Futter für den Winter nutzen – so ist auch in der kalten Jahreszeit für regionales Futtermittel gesorgt. Das spart Geld und schont durch eingesparte Transporte die Umwelt.
Zudem können die Viehbesitzer ihren Tieren ganz nebenher Auslauf und Abwechslung bieten – gerade Ziegen klettern gern und lieben es, Neues zu entdecken, so dass sie einen Spaziergang im Wald ganz sicher genießen werden.
Eine weitere Möglichkeit ist es, Tiere halb oder ganz auszuwildern. In diesem Fall laufen Beweidung und Minimierung der Waldbrandgefahr ganz von allein und ohne jeden Aufwand.
Erholung für den Waldboden
Auch der Boden des Waldes profitiert davon: Kann er sich von einer umherziehenden Ziegenherde doch wesentlich leichter erholen, als wenn für die Entfernung des Unterholzes große Maschinen und Geräte verwendet werden! Durch die Ausscheidungen der Nutztiere verbleiben die Nährstoffe aus Blättern, Ästen und Zweigen im Ökosystem Wald und können von den umliegenden Pflanzen aus dem Boden wieder verwertet werden.
Die im Wald lebenden Wildtiere werden vielleicht nicht erfreut sein über die unerwartete Konkurrenz um Nahrungsmittel – aber auch für sie bietet de Beweidung mit Nutztieren durchaus Vorteile: Sie sind nicht so erschreckend laut wie Waldmaschinen, es bieten sich mehr und bessere Gelegenheiten zur Flucht, gerade mit Jungtieren. Und am Ende lassen Kühe, Schafe und Ziegen eben doch mehr Nahrung zurück, als ein von Traktoren, LKWs und anderen Maschinen zerwühlter Boden ihnen je bieten könnte.