Weshalb ist Asbest gefährlich, wo wird es eingesetzt und wie entsorgt
Asbest galt ab den 1930er Jahren als neuer Wunderbaustoff. Obwohl es früh zu Krankheiten unter den Arbeitern kam, wurde der Stoff erst 1993 verboten. Asbestfasern reizen die Lungen und können Krebs sowie die Krankheit Asbestose auslösen.
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Was ist Asbest
Asbest ist eigentlich eine Sammelbezeichnung für mehrere silikatische Minerale, die natürlich in der Umwelt vorkommen. Durch die faserartige Struktur, die hohe chemische Beständigkeit und Hitzeresistenz (praktisch vollkommen säure- und feuerfest) wurde dieser Rohstoff ab circa 1930 für die Bauindustrie hochinteressant.
Neben den schon erwähnten Vorteilen ist Asbest sehr elastisch und belastbar. Die Moleküle gehen sehr leicht Verbindungen mit anderen Werkmaterialien ein und so wurde Asbest mit Metallen und Kunststoffen gemischt in einer Vielzahl von Produkten eingesetzt.
Neubauten wurden im großen Stil mit den Platten ausgestattet, dazu kamen Produkte in der Fahrzeugindustrie, Dichtungen und vieles mehr.
Asbest galt als der neue Wunderbaustoff. Über Jahrzehnte hinweg baute man die Silikate im großen Stil ab. Die größten Asbestminen der Welt lagen in Nordamerika, Südafrika, in Russland und in Brasilien.
Asbest wurde zur Gefahr
Der Fall von multifunktionalen Bau-Wunder zur krank machenden Belastung kam schnell. Schon ab 1936 zeigten sich erste Fälle der Asbestose, einer Krankheit, die nur unter Arbeitern, die mit Asbest umgingen, auftrat. Symptome sind Atemprobleme durch Lungenverhärtungen und Narbenbildungen in diesem empfindlichen Organ.
In der Folge kann auch Lungenkrebs entstehen. Trotz dieser frühen Warnung wurde Asbest noch viele Jahre weiter verbaut und genutzt. Die Lager der Firmen waren voll und der Stoff für die Eigenschaften, die er bot, günstig.
Selbst in den 1980er und zu Beginn der 1990er Jahren wurden noch viele öffentliche Verwaltungsgebäude mit sogenannten schwach gebundenem Asbest saniert.
Damals nahm man an, dass von dieser Asbest-light-Variante keine Gefahr ausginge. Doch auch das wurde inzwischen korrigiert. Das endgültige Verbot kam 1993. Seitdem sind in Deutschland die Herstellung, das Inverkehrbringen und die Verwendung von Asbest und asbesthaltigen Produkten streng verboten.
Die Sanierung von Asbestbauten hat den Staat und private Eigentümer Milliarden gekostet. Vermutlich schlummern bis heute asbesthaltige Werkstoffe in vielen Gebäuden, ohne dass die Bewohner das wissen.
Wissenswertes rund um die Asbestose
Obwohl die Krankheit schon 1936 als Berufskrankheit anerkannt wurde, blieben die notwendigen Verbote fast 60 Jahre aus.
Grund dafür war unter anderem, dass sich die schlimmsten Symptome und Folgen der Krankheit bis zu 30 Jahre später zeigen.
Heute weiß man, dass Asbest die Lungen, Bronchien und Brust- und Bauchfell reizt. Werden die Fasern eingeatmet (bei der Verarbeitung) wandern sie durch den Körper, reichern sich an und führen zu Entzündungen oder zur Tumorbildung (Lungenkrebs, Tumoren des Lungen- oder Bauchfells).
Betroffen waren und sind hauptsächlich Menschen im Asbest-verarbeitenden Gewerbe. Aber auch Nutzer von Büro- und Wohngebäuden, die mit Asbest ausgestattet wurden, können Schäden durch die Ausdünstungen des Werkstoffes davontragen.
Die größten Gefahren bestehen, wenn Produkte mit Asbest gebohrt, gesägt, geschliffen, gefräst, gebrochen oder zerschlagen werden. Je höher der Anteil Asbest, umso gefährlicher ist der Kontakt. Studien zufolge sind Bohrlöcher in astbesthaltigen Putz vergleichsweise harmlos.
Wer Asbestplatten aus einem Altbau herausbricht, setzt sich schon einer größeren Gefahr aus. Asbest sollte von Fachbetrieben saniert werden. Im Zweifelsfall können Materialproben von Laboren untersucht werden.
Leider lässt es sich im Nachhinein und nach all den Jahren nicht immer alleine durch eine Sichtprüfung feststellen, ob in einem Bau/Baumaterial Asbest enthalten ist oder nicht.
Wo wurde Asbest eingesetzt
In Deutschland wurden zwischen den Jahren 1950 bis 1985 etwa 4,4 Millionen Tonnen Asbest verbaut. Auf dem Markt waren über 3.000 asbesthaltige Produkte erhältlich:
- langlebigen Bauprodukte
- Hitze- und Brandschutz an tragenden Stahl-Elementen
- Nachtspeicheröfen
- Vinyl-Bodenbeläge
- Trägerpappen
- Floor-Flexplatten
- Dachplatten
- Fassadenplatten
- Blumenkästen
- Fallrohre
- Kabelkanäle
- Zugabe in Putzen, Spachtelmassen und Fliesenkleber
- schwarzbraune Bitumenkleber
- Asbestzement
- uvm.
Asbestsanierung in Mietwohnungen
Haben Bewohner den Verdacht, dass in den eigenen vier Wänden Asbest vorhanden ist, müssen spezielle Gutachter beauftragt werden.
Obwohl es in Deutschland kein generelles Sanierungsgebot gibt, müssen Vermieter von privaten Wohnräumen oder Gewerberäumen eine Aufarbeitung der asbesthaltigen Werkstoffe übernehmen.
In gewissen Fällen muss allerdings entschieden werden, ob die Belastung wirklich so groß ist, dass der Kosten-Nutzen-Aufwand gerechtfertigt ist.
Entsorgung von Asbest
Asbest und asbesthaltige Produkte sowie Abfallstoffe fallen in Deutschland unter die Chemikalien-Verbotsverordnung und die Gefahrstoffverordnung. Die Entsorgung übernehmen Fachbetriebe oder die Kommunen und Landkreise gegen eine vorherige Anmeldung. In vielen Fällen müssen Eigentümer die Kosten für die Asbestentsorgung ganz oder anteilig selbst tragen.