Neurotransmitter: 6 Fragen und Antworten
Neurotransmitter bzw. Transmitter sind Botenstoffe, welche in den synaptischen Enden von Nervenzellen gebildet werden. Diese werden bei der Erregungsübertragung freigesetzt und dann von einer Nervenzelle auf die nächste übertragen.
Inhalt
Was sind Neurotransmitter und was machen diese
Neurotransmitter sind chemische Botenstoffe und übermitteln somit Botschaften. Erhält eine Nervenzelle einen bestimmten Reiz, will sie diesen an andere Nervenzellen weitergeben. Denn jedes Nervensystem, egal ob Zentralnervensystem oder vegetatives Nervensystem, besteht aus vielen Neuronen (Nervenzellen) – welche wechselseitig Botschaften austauschen.
Erst einmal entsteht ein bestimmter Reiz, wodurch die erste Nervenzelle erregt wird. Dann feuert dieses erregte Neuron einen elektrischen Impuls ab, welchen man Aktionspotential nennt. Die Erregung muss dann weitergegeben werden. Vielleicht ans Gehirn, da hier die Zentrale ist – welche Entscheidungen treffen muss. Soll die Information bis ins Gehirn gelangen, müssen demnach mehrere tausend Nervenzellen die Information entgegennehmen und dann zur nächsten weitergeben.
Und um die Information bzw. Erregung weitergeben zu können, wird das elektrische Signal in einen chemischen Botenstoff umgewandelt, welchen man Neurotransmitter bzw. Transmitter nennt. Dieser Botenstoff fungiert dann als eine Art Code, welcher die Information über den Reiz enthält. Diese Umwandlung ist notwendig, da die nächste Nervenzelle nur diese chemische Substanz einlässt bzw. richtig erkennt, liest und übersetzt.
Neurotransmitter können uns stärker beeinflussen als viele vermutlich denken. Immerhin handelt es sich nur um chemische Botenstoffe, die sich zwischen unseren Nervenzellen tummeln – was sollten die groß bewirken? Wie sich im Laufe der psychologischen und medizinischen Forschung herausstellte: eine ganze Menge. So sind Neurotransmitter in der Lage, unser Hungergefühl und unsere Motorik zu beeinflussen.
Doch auch in unsere Emotionen und Gedanken sowie in unsere Verhaltensweisen können sie eingreifen. Neurotransmitter haben jeweils einzelne Wirkungen, können jedoch auch interagieren. Außerdem unterscheidet sich ihre Wirkung etwa auch dadurch, an welche Rezeptoren sie andocken.
Wie funktionieren Neurotransmitter
Eine Nervenzelle besteht aus den üblichen Zellorganellen, wie Kern, Zellmembran, Mitochondrien, Ribosomen usw. Dazu besitzen diese Zellen allerdings noch einige andere Bestandteile, welche das Neuron benötigt – um Informationen zu bekommen, umzuwandeln oder weiterzugeben.
Die Dendriten sind ein verästeltes Gebilde, um mit möglichst vielen Nervenzellen gleichzeitig kommunizieren zu können. Denn durch diese langen spindelartigen Gebilde bestehen sehr viele Grenzen zu benachbarten Zellen. Wäre die Außenhülle der Nervenzelle nur rund, könnte sie dieses Netzwerk zu möglichst vielen Zellen nicht aufbauen.
Innerhalb der Dendriten sollen Synapsen bestimmte Informationen der Nachbarzellen entgegennehmen. Diese Synapsen sind eine Verbindungsstelle (wie eine Brücke) zwischen beiden Nervenzellen, wobei ein Teil der Synapse in der ersten Zelle und der zweite Teil in der anderen Nervenzelle liegt.
Neben den Dendriten gibt es noch Axone. Diese Gebilde senden Informationen an andere Nervenzellen weiter. Hier liegt der zweite Teil der Synapse.
In den Zellen werden nun die Neurotransmitter gebildet. Ein elektrischer Reiz wird demnach in eine chemische Substanz umgewandelt. Bei diesem Vorgang wird zwischen präsynaptischen und postsynaptischen Zellen unterschieden. Die Vorsilbe „prä“ bedeutet „vor“ und die Silbe „post“ bedeutet nach.
Demnach ist die Präsynaptische Zelle, jene Nervenzelle, welche den Transmitter bildet. Die postsynaptische Nachbarzelle nimmt den Transmitter entgegen. Dazu besitzen alle Zellen sogenannte Zellmembranen, welche halbdurchlässig sind. Diese lassen bestimmte chemische Substanzen hinein, andere wiederum passen einfach nicht hindurch.
Das Ganze läuft, wie in einem Baukasten ab. Besitzt der Botenstoff die richtige Form – passt er hinein. Falls der Baustoff eine Ecke zu viel hat, passt er nicht durch die Lücke der Membran. So verhindert die Membran, dass ungeliebte Stoffe eindringen und die Zelle zerstören oder infizieren könnten.
Sobald das postsynaptische Neuron erregt wird, feuert es den elektrischen Impuls (Aktionspotential) ab. Diese Impulse werden an das Axonende weitergeleitet. Dieses Ende nennt man auch Synapsenendköpfchen, welches den ersten Teil der Synapse bildet.
Im Endköpfchen werden nun die elektrischen Signale in chemische Transmitter umgewandelt. Dann setzt das Axonende den gewonnenen Transmitter frei. Die präsynaptische Nachbarzelle nimmt den Botenstoff entgegen und erhält somit eine Information.
Die Verbindung zwischen den präsynaptischen Axonen und den postsynaptischen Dendriten nennt man Synapse. Zwischen beiden befindet sich der synaptische Spalt. Der Transmitter wird demnach vom präsynaptischen Axonende zum postsynaptischen Dendriten diffundiert.
Wie wirken Neurotransmitter
Nervenzellen können Elektrizität nutzen. Dies macht sie einzigartig. Und die Elektrizität spielt eine entscheidende Rolle bei der Ausschüttung von Neurotransmittern und bei der Informationsverarbeitung.
Dazu besitzen die Zellmembranen der Nervenzellen winzig kleine Ionenkanäle, welche den Ionenaustausch regeln. Ionen sind Atome mit einer bestimmten elektrischen Ladung. Zu den wichtigsten Ionenverbindungen zählen Salze, wie Natriumchlorid, Kalziumchlorid und Magnesiumchlorid. Außerdem gibt es positiv geladene Kationen Na+, K+, Ca2+ und Mg2+ und das negativ geladene Anion Cl–.
Die Flüssigkeit außerhalb der Zelle enthält sehr viel Na+. Das Kaliumion existiert dort eher weniger. Die sogenannte Natrium-Kalium-Pumpe ist ein System in der Zellmembran. Diese transportiert das Na+ aus der Zelle und speist dafür K+ in die Zelle ein.
Diese Pumpe dient dem Zweck, dass sich immer wenig Natrium innerhalb der Zelle befindet. Gleichzeitig sorgt sie dafür, dass Kalium in die Zelle gelangt. Es gehen dadurch immer drei Natriumionen hinaus und dafür gelangen zwei Kaliumionen hinein.
Wenn drei positive Ionen rausgehen und dafür nur zwei positive nachkommen, ist klar, dass es zu einem Mangel an positiver Ladung kommt. Deshalb besitzt die Zelle im Inneren eine negative Ladung, welche circa -70 Millivolt beträgt. Diese negative Ladung wird als Membranpotential bezeichnet.
Durch die Ausschüttung von Neurotransmittern werden nun die Ionenkanäle geöffnet. Im Inneren der Zelle herrschen negative Ladungen und außerhalb ist die Ladung positiv. Der Ladungsausgleich wird angestrebt, wodurch es zu einem Ionenfluss kommt. Dieser Ionenfluss kann als elektrischer Strom gemessen werden.
Allerdings docken die verschiedenen Transmitter nur an bestimmten Rezeptoren an. Und so werden auch nur bestimmte Ionenkanäle geöffnet. Dadurch fließen bestimmte Ionen ein, andere werden außengehalten. So können entweder positive Ionen einfließen, welche die negativ elektrische Ladung im Zellinneren verringern oder sogar umkehren. Oder es fließt das negative Anion Cl– ein, welches die Negativladung innerhalb der Zelle verstärkt.
Der vorübergehende Polarwechsel bei Einfluss von positiven Ionen wird als Depolarisation und die Verstärkung der negativen Ladung durch weitere Anionen wird als Hyperpolarisation bezeichnet.
Falls sich die Ionenkanäle für Kalium öffnen sollten, herrscht im Inneren eine größere Konzentration aus außerhalb. Auch in diesem Fall fließen positive Kaliumladungen ab und es kommt zu einer größeren Abwanderung von positiver Ladung. Und deshalb findet auch hier eine Hyperpolarisation statt.
Wie werden Neurotransmitter ausgeschüttet
Kurz zusammengefasst…
Außerhalb einer Nervenzelle hat die Konzentration eines Neurotransmitters Auswirkungen auf das Membranpotential. Dieses verändert sich, indem bestimmte Ionen in die Zelle einfließen oder abfließen können. Der Fluss von elektrisch geladenen Ionen ist elektrischer Strom.
Im Axon der Nervenzelle entwickelt sich eine vorübergehende Abweichung des Membranpotentials, welche entweder ladungsumkehrend (Depolarisation) oder verstärkend (Hyperpolarisation) sein kann. Dieser elektrische Impuls wird als Aktionspotential bezeichnet.
Die Ausschüttung von Neurotransmitter erfolgt in 7 Schritten.
- Schritt 1: Das Aktionspotential (Impuls durch Ladungsverstärkung oder Umkehrung) kommt am Synapsenendköpfchen (Axonende) der präsynaptischen Zelle an.
- Schritt 2: Die Kalziumkanäle öffnen sich, wodurch Kalzium ins Innere der Nervenzelle einfließen kann.
- Schritt 3: Kalziumionen wandern ins Synapsenendköpfchen (Axonende) hinein.
- Schritt 4: Sobald die Kalziumionen in die präsynaptische Zelle einströmen, verbinden sich einige Teilchen mit der Zellmembran.
- Schritt 5: Durch die Verschmelzung mit der Zellmembran wird der Neurotransmitter in den synaptischen Spalt ausgeschüttet. Die Ladung in der präsynaptischen Zelle gleicht sich durch die Ausschüttung aus.
- Schritt 6: Die ausgeschütteten Neurotransmitter docken an die Rezeptoren der postsynaptischen Zelle an und öffnen bestimmte Ionenkanäle, wodurch im Dendrit der nächsten Zelle eine Überkonzentration entsteht.
- Schritt 7: Die postsynaptische Zelle besitzt nun eine bestimmte Ladung, welche als Aktionspotential ans Axonende weitergegeben wird. Dies führt dort zu einer erneuten Ausschüttung an Neurotransmitter für die nächste Zelle.
Welche Arten und Klassen von Neurotransmitter gibt es
Die Botenstoffe, welche von Nervenzelle zu Nervenzelle wandern, sind Moleküle. Man unterscheidet insgesamt 3 Gruppe oder Klassen von Transmittern.
Exzitatorische Neurotransmitter
Diese Klasse sind besonders schnell und geben innerhalb von Millisekunden die Erregung von präsynaptischer Zelle über den synaptischen Spalt an die postsynaptische Zielzelle weiter. Zu den wichtigsten Transmittern dieser Gruppe gehören Glutamat und Acetylcholin.
Besonders in den Neuronen im Gehirn wird Glutamat als Botenstoff verwendet, um eine sehr schnelle Nervenverbindung zu erhalten. Durch die Ausschüttung von Acetylcholin werden Kontraktionen der Skelettmuskulatur ausgelöst, welche ebenfalls sehr schnell übertragen werden muss.
Inhibitorische Neurotransmitter
Diese Klasse wirkt ebenfalls sehr schnell, hat allerdings eine andere Wirkung und Funktion als die exzitatorischen Transmitter. Denn die Gruppe der exzitatorische Transmitter sorgen dafür, dass Nervenzellen erregt werden. Die inhibitorische wirken dämpfend, aber genauso schnell.
Zu den wichtigsten Transmittern dieser Gruppe gehören Gama-Aminobuttersäure (GABA) und Glycin. Beide verhindern die Weiterleitung der Nervenerregung.
Neuromodulatoren
Neuromodulatoren können entweder inhibitorisch (dämpfend) oder exzitatorische (erregend) wirken. Anders als die beiden Neurotransmitter der ersten Gruppe wirken die Modulatoren eher langsam, dafür aber nachhaltiger. Somit gleicht die Wirkungsweise bzw. Geschwindigkeit eher den Hormonen als den Transmittern.
Welche Neurotransmitter machen was
- Acetylcholin: Unterstützende Funktion bei der Aufrechthaltung der Aufmerksamkeit
- Adrenalin: Wird als Hormon im Mark der Nebenniere gebildet. Als Transmitter kommt es im Zentralnervensystem vor, um noch schneller eine erregende Wirkung zu erzeugen.
- Aminobuttersäure: wirkt hemmend
- Anandamid: beteiligt an Wahrnehmungs- und Gedankenprozessen
- Arachidonylglycerol: Beteiligt an der Hemmung des adrenergen Systems (Adrenalin, Noradrenalin)
- Dopamin: wirkt erregend
- Eicosanoide: Beteiligung an Entzündungsreaktionen, wie Fieber oder Allergien
- Glutaminsäure (Glutamat): Beteiligt am Zellstoffwechsel und Entgiftung
- Glycin: Setz die Erregungsleitung nachgeschalteter Zellen herab
- Lysophosphatidylinositol: Ist an der Freisetzung von Calcium-Ionen im Gehirn beteiligt.
- Noradrenalin: Wachheit, Aufmerksamkeit
- Octopamin: Ist bei der Steuerung von Verhaltensmustern beteiligt.
- Serotonin: An der emotionalen Stimmung beteiligt
- Virodhamin: Einfluss auf die Körpertemperatur bei Mäusen nachgewiesen
Acetylcholin (ACh)
Bei diesem handelt es sich um einen der am besten untersuchten Transmitter. ACh ist nicht nur am Lernen und an Gedächtnisprozessen beteiligt, sondern ermöglicht zudem noch Bewegungen der Muskeln. Das liegt daran, dass dieser chemische Botenstoff Impulse von Motoneuronen an die Muskeln weiterleitet.
Die zuständigen Impulse bekommt das Motoneuron vom Rückenmark. Dieses bildet zusammen mit dem Gehirn das zentrale Nervensystem. ACh wirkt erregend und führt dazu, dass Muskeln kontrahieren. Eine Bewegung findet statt. Bei einer blockierten Übertragung von ACh kommt es zu keiner Kontraktion. Bestimmte Betäubungsmittel haben diesen blockierenden Effekt, so dass die Muskeln gelähmt werden. Im Rahmen der Alzheimer-Erkrankung sterben die Neuronen ab, welche diesen Neurotransmitter produzieren.
Dopamin
Dieser Botenstoff kann sowohl inhibieren als auch anregen. Beim Neurotransmitter Dopamin handelt es sich um einen Botenstoff, der (ebenso wie ACh) einen Einfluss auf Bewegungen und das Lernen hat. Allerdings kann er sich zudem noch auf unsere Aufmerksamkeit und unser Gefühlsleben auswirken. Auch die Konzentration von Dopamin hat unterschiedliche Effekte. So kann zu wenig davon zu Muskelzittern und einer eingeschränkten Bewegungsfähigkeit einhergehen. Gut zu beobachten sind diese Auswirkung im Rahmen einer Parkinson-Erkrankung.
Der Großteil des Dopamins wird in einem Bereich des Gehirns hergestellt, welches den Namen Substantia nigra („schwarze Substanz“) trägt. Im Normalfall werden hier drei Botenstoffe hergestellt: Dopamin, ACh und Glutamat. Diese stehen bei gesunden Menschen im Gleichgewicht zueinander. Auf diese Weise sind gut koordinierte und flüssige Bewegungsabläufe in der Regel kein Problem. Bei Parkinson-Patienten liegt jedoch durch die verringerte Produktion von Dopamin ein Ungleichgewicht vor. Dadurch kommt es zu unkoordinierten Körperbewegungen. Das kann das alltägliche Leben erheblich einschränken.
Stell dir vor, du stehst an einer roten Ampel und wartest. Als die Ampel auf Grün springt, sendet dein Gehirn den Befehl „Lauf los“ – doch es passiert nichts. Wegen des Dopaminmangels erreicht dieses Signal die Beine nicht oder erst mit Verzögerung. Du kannst also nicht loslaufen, obwohl du es möchtest.
Doch auch die übermäßige Aktivität von Dopaminrezeptoren kann ernsthafte Risiken bergen. Schizophrenie wird beispielsweise mit dieser Überaktivität in Verbindung gebracht.
Serotonin
Ein Botenstoff mit Einfluss auf Hunger, Stimmung, Erregung und Schlaf. Serotonin ist erheblich an unserem Gemütszustand beteiligt. Daher hängt eine Unterversorgung mit diesem Neurotransmitter auch häufig mit Depressionen zusammen. Allerdings ist es nicht ganz klar, ob ein Mangel an Serotonin die Ursache der schlechten Stimmung ist oder ob die depressive Gemütslage zu einer verringerten Produktion von Serotonin führt.
Antidepressiva sorgen dafür, dass Serotonin länger im synaptischen Spalt verbleibt. Die Wiederaufnahme in die Präsynapse wird gehemmt, wodurch die Serotonin-Transmitter mehr Zeit haben, um an die Rezeptoren der Postsynapse anzudocken. Dadurch wird der Serotoninspiegel erhöht. Zur Erinnerung: Eine Synapse stellt die Verbindungsstelle zwischen zwei Nervenzellen beziehungsweise Neuronen dar.
Die Präsynapse ist die vorgeschaltete Nervenzelle, die Postsynapse die nachgeschaltete. Der elektrische Impuls bei der Übertragung von Informationen geht von der Prä- weiter an die Postsynapse. Zwischen den beiden befindet sich keine direkte Verbindung, sondern eine Lücke: der synaptische Spalt.
Noradrenalin
Dieser Neurotransmitter macht uns wach. Neben Wachheit und Erregung ist Noradrenalin zusätzlich auch für die Stimmung verantwortlich. Diese sinkt nämlich mit einer Unterversorgung mit diesem Botenstoff. Er gehört zusammen mit Dopamin und Serotonin zu den Aminen. Dabei handelt es sich um Neurotransmitter, die aus einer einzelnen Aminosäure gebildet werden. Zudem spielt Noradrenalin eine Rolle im sympathischen Nervensystem und damit beim „fight-or-flight“-Modus.
Geraten wir in eine stressige oder gefährliche Situation, so wird unter anderem Noradrenalin ausgeschüttet. Unser Körper reagiert entsprechend mit einem schnelleren Herzschlag und Muskelanspannung, was und auf einen Kamp oder eine Flucht vorbereiten soll.
GABA
Hinter dem Kürzel verbirgt sich der etwas umständliche Begriff „Gamma-Aminobuttersäure“. Bei diesem Botenstoff handelt es sich um den wichtigsten hemmenden Neurotransmitter im Nervensystem. Zu wenig von diesem Transmitter hängt beispielsweise mit Schlaflosigkeit, Zittern oder sogar mit Anfällen zusammen. GABA tritt vor allem bei den Interneuronen im zentralen Nervensystem und im Kleinhirn auf.
Glutamat
Während GABA der wichtigste hemmende Neurotransmitter ist, so ist Glutamat der wichtigste anregende. Glutamat wird von etwa der Hälfte der Neurone im zentralen Nervensystem verwendet. Er ist vor allem an Lern- und Gedächtnisprozessen beteiligt. Daher findet sich auch viel Glutamat im Hippocampus – einer Hirnstruktur, die an Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis sowie am Arbeitsgedächtnis beteiligt ist.
In diesem Teil des Gehirns werden interessanterweise ein Leben lang neue Neurone gebildet. Das ist im restlichen Gehirn nicht der Fall. Doch auch hier kann ein Zuviel unschöne Folgen nach sich ziehen. Die Überstimulation des Gehirns kann zu Anfällen und Migräne führen.
Da es sich bei Glutamat auch um einen Geschmacksverstärker handelt, findet er sich in vielen Fertiggerichten, Brühwürfeln oder in chinesischem Essen. Das sich bei manchen Menschen nach einem Restaurantbesuch einstellende „China-Restaurant-Syndrom“, geht auf eine zu hohe Glutamataufnahme in einem zu geringen Zeitraum zurück.
Folgen davon sind beispielsweise Übelkeit, Kopfschmerzen, Schwindel, Hitzewallungen oder Herzrasen. Allerdings handelt es sich bei Glutamat nicht um einen künstlichen Geschmacksstoff. Denn es kommt auch in natürlichen Lebensmitteln wie etwa in Soja oder Tomaten vor.
Endorphine
Diese Neurotransmitter ähneln in ihrer Wirkung der von Opiaten. In unserem Gehirn gibt es Rezeptoren, an denen das stark abhängig machende Schmerzmittel Morphium andockt. Bei Morphium handelt es sich um ein Opiat – diese Substanzen haben sowohl eine schmerzstillende als auch stimmungsaufhellende Wirkung.
Und noch etwas: Sie fallen mittlerweile unter das Betäubungsmittelgesetz. Ebenso wie Opium und Heroin wird das in der Schmerztherapie eingesetzte Morphium aus unreifen Schlafmohnkapseln hergestellt.
Doch als diese Rezeptoren entdeckt wurden, war der Grund für ihre Existenz noch unklar. Warum sollte es im Gehirn Andockstellen für einen Botenstoff geben, über den wir von Natur aus nicht verfügen? Dass wir sehr wohl mit den passendenden Neurotransmittern ausgestattet sind, entdeckte die Wissenschaft erst später. Daher wurden diese Transmitter auch „Endorphine“ getauft.
Es ist ein Kurzwort für „endogene (im Körper produzierte) Morphine“. Diese Stoffe werden beispielsweise beim Sport ausgeschüttet und sorgen für ein Hochgefühl. Doch auch bei schweren Verletzungen werden sie vom Körper produziert, wodurch Betroffene weniger oder sogar manchmal gar keine Schmerzen verspüren.
Zusammenfassung
- Neurotransmitter sind Botenstoffe, welche an den synaptischen Enden von Nervenzellen gebildet werden und bei der elektrischen Reizleitung freigesetzt werden.
- Unterschiedliche Neurotransmitter haben unterschiedliche Auswirkungen auf unsere Psyche und unser Verhalten. Einige wirken hemmend (inhibitorisch), andere erregend (exzitatorisch).
- Acetylcholin ist ein erregender Neurotransmitter und sowohl für Gedächtnisprozesse als auch für die motorischen Bewegungen zuständig.
- Dopamin kann erregend und hemmend wirken. Eine zu hohe Aktivität der Dopaminrezeptoren kann mit Schizophrenie in Zusammenhang stehen. Zu wenig Dopamin führt zu Muskelzittern und unkoordinierten Bewegungen. Gerade bei Parkinson zeigt sich die Wirkung von einem Mangel an Dopamin.
- Serotonin ist erregend und beeinflusst Schlaf, Hunger und Stimmung. Ein Mangel an Serotonin steht mit Depressionen im Zusammenhang. Allerdings ist die Wirkrichtung noch nicht abschließend geklärt: Führt zu wenig Serotonin zu Depressionen oder ist der Serotoninmangel eine Folge der Depression? Antidepressiva sorgen für eine Wiederaufnahmehemmung und damit für einen längeren Verbleib dieses Neurotransmitters im synaptischen Spalt.
- Noradrenalin spielt im sympathischen Nervensystem eine Rolle. Es wird in Stresssituationen ausgeschüttet und führt zu körperlichen Reaktionen wie einer steigenden Herzrate oder angespannten Muskeln. Der Körper bereitet sich so auf Kampf oder Flucht vor.
- GABA (Gamma-Aminobuttersäure) ist der wichtigste hemmende Neurotransmitter im zentralen Nervensystem. Ein Mangel kann zu Schlafstörungen, Zittern und Anfällen führen.
- Glutamat ist der wichtigste erregende Neurotransmitter. Er steht mit Gedächtnisprozessen im Zusammenhang, kann im Übermaß allerdings zu körperlichen Reaktionen wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schwindelgefühlen führen. Diese und andere Symptome treten manchmal zusammen in Form des „China-Restaurant-Syndroms“ auf.
- Endorphine sind körpereigene Morphine. Wie Morphium wirken sie schmerzstillend und stimmungsaufhellend. Bei schweren Verletzungen ausgeschüttet, bewirken sie eine geringere Schmerzwahrnehmung. Allerdings werden sie zum Beispiel auch beim Sport freigesetzt und sorgen so für ein Hochgefühl.
Literatur
- Frank Amthor: Das menschliche Gehirn für Dummies, ISBN 352771622X
- Joshua Dr. Gowin, Wade Dr. Kothmann: Das Lehrbuch vom Menschlichen Gehirn: Ein Einblick in Gehirn und Nervensystem des Menschen, ISBN 9789463590204