Skip to main content

4 Gründe, warum Brückentiere wichtig für die Evolution sind


Seymouria brückentier

Seymouria war ein Landwirbeltier aus der Gruppe der reptiliomorphen Amphibien (Brücke zwischen Lurche und Kriechtieren)


Im Laufe der Zeit hat die Evolution es den Tieren ermöglicht, sich auf viele verschiedene Weisen an ihre Umwelt anzupassen, von denen einige sehr subtil sind. Tatsächlich sind es oft die subtilsten Anpassungen, die die größten Auswirkungen auf das Leben eines Tieres und das Überleben seiner Spezies als Ganzes haben können. Ein wichtiges Beispiel hierfür ist die Rolle der Brückentiere in der Evolution. Ein Brückentier hat oftmals Eigenschaften zweier Tiergruppen (Taxon, Plural: Taxa).

Was war das allererste Brückentier?

Das allererste Brückentier war vermutlich ein Wassertier, welches sowohl in Salz– als auch in Süßwasser leben konnte. Auch heute gibt es viele Beispiele von Mosaikformen, welche als Bindeglied zwischen zwei Taxas dienen. Die Großen Pandas sind ein hervorragendes Beispiel, denn sie leben in Bambuswäldern, ernähren sich aber hauptsächlich von Bambus und Bambussprossen, die nur in niedrigeren Höhenlagen wachsen. Da Pandas nicht den Berg hinunterwandern können, ohne durch kältere Temperaturen getötet zu werden, sind sie auf Bambussprossen angewiesen, die unter ihnen in niedrigeren Höhen wachsen.

Das Indiz einer Mosaikform zwischen den Großbären nehmen Pandas ein, da diese sich fast ausschließlich pflanzlich bzw. herbivor ernähren. Sie zählen dennoch zu den hundeartigen Raubtieren, wie alle anderen Bären, bilden allerdings ein Mosaikstück mit eigenem Gebiss, anderen Mahlzähnen usw. Auch die Opponierbarkeit des Daumens ist einzigartig, wodurch die Pandas in der Lage sind, Bambusstöcke in der Faust zu halten.

panda opponierbarkeit daumen

Durch die Gegenüberstellung des Daumens können Große Pandas ihre Nahrung in der Faust verschließen

Es mag nicht so aussehen, als würden diese Tiere viel für uns tun, aber es ist sehr gut möglich, dass es uns ohne diese Tiere gar nicht gäbe! Die Theorie der natürlichen Auslese sagt zum Beispiel voraus, dass Populationen im Laufe der Zeit genetisch vielfältiger werden.

Aber wie können sich Arten weiterentwickeln, wenn sich ihre Populationen nicht miteinander kreuzen? Wenn sich verschiedene Populationen über ein Brückentier (zum Beispiel einen Vogel) miteinander kreuzen können, besteht die Möglichkeit, dass sich die genetische Vielfalt zwischen zwei Gruppen im Laufe der Zeit und über Generationen hinweg erhöht. Diese Ideen wurden 1859 von Charles Darwin in seinem Buch über die Entstehung der Arten dargelegt.

In der Natur zeigt sich dies unter anderem, wenn eine seltene Mutation unter den Mitgliedern einer Population auftritt und die Träger dieser Mutation sie an alle Nachkommen weitergeben. In manchen Fällen verschaffen seltene Mutationen einem Individuum, das dieses Gen oder Merkmal trägt, einen Überlebensvorteil, sodass es mehr Nachkommen produzieren kann als andere in seiner Umgebung, denen dieses Merkmal fehlt.

Brückentiere in den Biowissenschaften

Brückentiere sind Organismen, die Merkmale aufweisen, die zwischen anderen Arten liegen. Diese Merkmale stehen oft für die evolutionären Veränderungen, die stattfinden müssen, bevor sich eine Art zu einer anderen weiterentwickeln kann. Diese Organismen leben im Zwischenraum zwischen zwei oder mehr Populationen eines bestimmten Organismus und spielen daher eine wichtige Rolle im Evolutionsprozess.

Sie dienen als Testobjekte für bestimmte genetische Mutationen, mit deren Hilfe Wissenschaftler feststellen können, wie sich diese Mutationen auf die Population auswirken werden. Wenn beispielsweise eine Population von Weißflügeltauben in der Nähe von Schwarzflügeltauben lebt und einige Weißflügeltauben eine genetische Mutation erleiden, die ihre Flügel schwarz färbt, helfen diese Brückenvögel den Wissenschaftlern bei der Vorhersage, wie sich ein solches Ereignis auf den Genpool der nächsten Generation auswirken würde.

Nach der Veränderung könnten diese Vogelkreuzungen getestet werden, um festzustellen, wie sich die Veränderung auf ihre Körperlichkeit und ihr Verhalten auswirkt. Wenn sie keine nennenswerten Probleme verursacht, bedeutet dies, dass es für die ursprüngliche Population der Weißflügeltauben unbedenklich sein könnte, ebenfalls zu mutieren, um sich an den Klimawandel anzupassen. Wenn aber etwas mit dem Vogel aus diesem Experiment schiefgeht, dann wissen die Wissenschaftler, dass sie künftige Generationen von Weißflügeltauben nicht einer solchen Mutation aussetzen sollten.

Brückentiere sind wichtig, um zu verstehen, wie sich Arten zu dem entwickelt haben, was sie heute sind.

Wege zur Erhaltung von Brückentieren

Brückentiere, d. h. Organismen, die eine Vielzahl von Umweltbedingungen tolerieren können, können für das Verständnis von Evolutionsprozessen sehr nützlich sein. Sie sind sogar notwendig, um einige grundlegende Fragen über die Entwicklung des Planeten zu beantworten. Brückentiere sind der Schlüssel zum Verständnis der Entstehung neuer Arten. Und Brückentiere haben uns geholfen zu verstehen, ob es eine Grenze für die Anzahl der Arten in einem Ökosystem gibt. Sie helfen uns zu verstehen, wie das Leben auf anderen Planeten aussehen könnte. Und sie geben Aufschluss darüber, wie sich die Anpassung eines Organismus auf andere und auf die Umwelt insgesamt auswirken kann.

Ein Beispiel: Vor einigen Jahrzehnten stellten Wissenschaftler, die Zooplanktonpopulationen in Seen untersuchten, fest, dass deren Zahl zurückging. Das Problem stellte sich als Blaualgenblüte heraus, die durch landwirtschaftliche Abwässer von nahe gelegenen Bauernhöfen verursacht wurde. Heute wissen wir, dass diese kleinen Organismen für die Erhaltung gesunder Seen und als Nahrungsquelle für viele Fischarten unerlässlich sind.

Und obwohl der Name „Blaualge“ suggeriert, dass es sich um eine Algenart handeln müsste – sind die Blaualgen eigentlich eine Abteilung der Bakterien. Einige Blaualgen betreiben Photosynthese, wie es Algen und Pflanzen tun. Sie bauen also aus anorganischen Stoffen, wie Nährsalzen und Kohlendioxid, verschiedene organische Stoffe, wie Zucker, auf. Durch die Stoffumwandlung gewinnen sie an Energie, welche sie dann in ihre lebenserhaltenden Prozesse investieren können. Doch die Abteilung der Melainabakterien, welche ebenfalls Blaualgen sind, betreibt keine Photosynthese, um Energie zu gewinnen. Somit ist der Stoffwechsel dieser Mikroorganismen auf den Abbau organischer Substanzen beschränkt und stellt eine Mosaikform zu anderen Lebewesen dar, da ihre Ernährung nicht autotroph – wie bei den übrigen Blaualgenarten ist – sondern heterotroph erfolgt.

Bei der Algenblüte wird dem Ökosystem See über Abwässer zuerst Dünger zugeführt, wodurch Nährsalze ins Süßwasser gelangen. Diese anorganischen Substanzen dienen den photosynthetischen Blaualgen beim Aufbau organischer Substanzen, was die Anzahl von Zersetzern hochschnellen lässt. Bei der Zersetzung des organischen Materials wird Sauerstoff verbraucht, wodurch das Gewässer – am Ende des Prozesses – sehr sauerstoffarm hinterlassen wird.

Dank der Existenz dieser kleinen Lebewesen erfuhren die Menschen von dieser drohenden ökologischen Katastrophe, bevor es zu spät war.

Brückentiere sind entscheidend für unser Verständnis der Funktionsweise von Ökosystemen, der Evolution und sogar für die Suche nach bewohnbaren Planeten außerhalb unseres Sonnensystems. Kein Wunder, dass sich Biologen so sehr um ihre Rettung bemühen!

Warum sind Brückentiere wichtig für die Evolution

Der Archaeopteryx ist einer der frühesten bekannten Vögel, und er hat viele Ähnlichkeiten mit Dinosauriern. Das erste Archaeopteryx-Skelett wurde 1861 im Kalkstein des Solnhofener Archipels in Bayern gefunden. Es ist aus zwei Gründen ein wichtiges Übergangsfossil: erstens, weil es sowohl Merkmale von Vögeln als auch von Nicht-Vögeln aufweist, und zweitens, weil seine Entdeckung zur Popularisierung von Charles Darwins Theorie der Evolution durch natürliche Selektion führte.

brückentier-Archaeopteryx

Nachbildung eines Archaeopteryx, einer möglichen Brückenform zwischen Vögeln und Reptilien

Mit der Entdeckung des Archaeopteryx konnte Darwin erklären, wie sich Vögel aus anderen Reptilien – insbesondere Krokodilen – entwickelt haben.

Die Ordnung Archosauria umfasst Krokodile, Pterosaurier (fliegende Reptilien), Ichthyosaurier (große, ausgestorbene Meeresreptilien) und Dinosaurier sowie Vögel. Diese Gruppen haben mehrere Merkmale gemeinsam, lassen sich aber anhand ihrer Schädel und Zähne unterscheiden. So haben die Oberkieferzähne der meisten Arten dieser Gruppe keine Gaumenzähne. Stattdessen haben sie gezackte Kronen, die mit einem hornigen Polster an der Vorderseite des Oberkiefers ineinandergreifen, wenn diese Zähne zusammenstehen. Eine Gruppe, die diese Merkmale nicht aufweist, sind die Vögel.

Es wurden jedoch einige Vogelfossilien gefunden, die denen der übrigen Archosauria sehr ähnlich sind. Der chinesische Vogel Yanornis aus der frühen Kreidezeit hatte Zähne, die denen von basalen Archosauriern wie Dilong paradoxus und Eudibamus cursoris ähneln. Diese Entdeckungen belegen die evolutionären Beziehungen zwischen verschiedenen Reptiliengruppen und zeigen, dass der Archaeopteryx eine Zwischenstufe in der Evolution der modernen Vögel darstellen könnte. Man kann also sagen, dass der Archaeopteryx als Brückentier im Kontext der Evolution fungiert.

Rekonstruktion der Phylogenie

Es ist oft schwierig, den Stammbaum einer Tierart zu rekonstruieren, wenn viele Glieder fehlen. In manchen Fällen kann eine einzige Art als Brücke zwischen zwei verschiedenen Gruppen dienen. Diese Brückenarten werden als fehlende Glieder bezeichnet, weil sie Beweise liefern, die zwei ansonsten unverbundene Gruppen miteinander verbinden.

Indohyus ist ein perfektes Beispiel für ein solches Brückentier. Die ersten Fossilien wurden 1975 in Indien gefunden. Ursprünglich glaubte man, dass sie von Meeressäugern stammen. Nach einer genaueren Untersuchung und einem Vergleich mit vollständigeren Fossilien aus anderen Regionen haben Wissenschaftler jedoch festgestellt, dass es sich bei diesem Tier tatsächlich um ein Säugetier handelte, das sowohl an das Wasser als auch an das Land angepasst war.

Indohyus hatte etwa die Größe eines modernen Hirsches, lief auf vier Beinen, wie alle heutigen landlebenden Säugetiere es tun. Wissenschaftler schätzen, dass er etwa 12 Millionen Jahre alt war und in der frühen Oligozän-Epoche (vor 33,7 bis 23,03 Millionen Jahren) lebte. Andere Fossilberichte setzten die Lebenszeit des Indohyus im Eozän, vor circa 48 Mio. Jahren, an. Die Schädelform von Indohyus deutet darauf hin, dass es sich unter Wasser von Pflanzen und kleinen Fischen ernährte, und seine großen Augen, Ohren und Nasenlöcher nutzte, um seine Beute unter Wasser aufzuspüren.

Gleichzeitig besaß Indohyus aber auch Anpassungen, die ihm ein Leben an Land ermöglichten. Seine Zähne ähneln denen von an Land weidenden Säugetieren, und seine Halswirbel lassen vermuten, dass er auf trockenem Boden vierbeinig laufen konnte. Schließlich glauben die Forscher, dass Indohyus in der Lage gewesen sein könnte, seine Jungen wie jedes andere lebende Säugetier zu säugen.

Die Tatsache, dass Indohyus Merkmale aufweist, die sowohl Land- als auch Meeressäugetieren gemeinsam sind, deutet darauf hin, dass er wahrscheinlich ein direkter Vorfahre der einen oder anderen Gruppe ist. Einige Wissenschaftler stellen die Hypothese auf, dass aus diesem uralten Tier heutige Wale, Seekühe und Robben hervorgegangen sein könnten, während andere sagen, dass es sich stattdessen zu Schweinen, Giraffen oder anderen Huftieren entwickelt haben könnte. In jedem Fall bietet Indohyus faszinierende Hinweise darauf, wie unsere Vorfahren auf der Suche nach neuen Lebensräumen vom Meer an Land zogen oder wieder ins aquatische Habitat zurückkehrten.

brückentier indohyus

grafische Darstellung eines Indohyus


Somit lässt sich durch ein Brückentier – welches das Bindeglied zwischen zwei Tiergruppen, wie den Meeressäugern und den Vierbeinern fungiert – die Stammesgeschichte bzw. Phylogenese dieser Gruppen rekonstruieren.

Missing Link als hypothetisches Brückentier

In der Genetik wäre ein Missing Link eine DNA-Sequenz, die zwei Teile des Genoms miteinander verbindet. In der Evolutionsforschung ist ein fehlendes Glied (Missing Link) ein Organismus mit Merkmalen, die eine Verbindung zu anderen Organismen im Stammbaum der Evolution herstellen. Missing Link ist demnach eine Brückentier, welches noch nicht gefunden wurde – aber nach dem die Evolutionswissenschaft akribisch sucht.

Die Bedeutung dieser hypothetischen Brückentiere besteht darin, dass sie solide Beweise für die Evolution liefern, indem sie zeigen, wie neue Arten entstehen. Nachdem ein Missing Link gefunden wurde, wird diese Spezies zum „connecting link“ erklärt – welche zwei Taxas verbindet. Es handelt sich um ein Puzzlestück – welches eine Verbindung zwischen zwei Taxas ermöglicht. Da sich durch das Einsetzen des fehlenden Verbindungsstücks ein Bild von einem riesigen Mosaik ergibt, nennt man diese Teilstücke auch Mosaikformen.

Einige dieser Mosaikformen stellen einen nahtlosen Übergang zwischen zwei Taxas dar. Man kann sagen, dass das Fossil sich aus einer bestimmten Tierklasse oder Tierstamm entwickelte und somit eine neue Urform für einen Stamm oder Klasse gewesen ist. Solche Mosaikformen sind die Brückentiere, wie der Archaeopteryx.

Archaeopteryx wies viele vogelähnliche Merkmale auf, teilte aber dennoch einige Merkmale mit den Dinosauriern, wie zum Beispiel Zähne und Krallen an seinen Flügeln. Brückentiere sind wichtig, um zu verstehen, wie sich Lebewesen entwickelt haben und sich im Laufe der Zeit weiterentwickeln! Ohne dieses Wissen wären wir möglicherweise nicht in der Lage, zukünftige Ereignisse im Zusammenhang mit dem Überleben oder der Entwicklung vorherzusagen.

Damit Wissenschaftler beispielsweise Impfstoffe für neue Krankheiten und Antibiotika für antibiotikaresistente Bakterien wie MRSA entwickeln können, müssen wir wissen, welches Tier uns bei der Entwicklung dieser Lösungen helfen würde. Welche Arten von Tieren sollten wir in Betracht ziehen? Welche Vorteile bieten sie? Wie können sie die menschliche Gesundheit verbessern? Welche Beispiele gibt es, bei denen dies nützlich war?

Brückenformen als Bindeglied zwischen zwei Taxas

warum sind brückentiere wichtig für die evolution

Schnabeltier als Säugetier aus der Unterklasse der Ursäuger (Protheria) mit Merkmalen der Reptilien und Vögel

Brückenformen, oder Mosaikformen, wie sie allgemeiner genannt werden, dienen als Bindeglied zwischen zwei Taxa. Dies kann der Fall sein, wenn sich eine Population von Organismen so weit entwickelt, dass sie eine ökologische Nische bilden kann, die zuvor aufgrund ihrer Morphologie unzugänglich war.

Das erste Beispiel hierfür ist das Schnabeltier, welches Merkmale aufweist, die sowohl Säugetieren als auch Reptilien ähneln. Weitere Beispiele sind die Fischsaurier, die Merkmale aufweisen, die denen von Haien und Delfinen ähneln. Es ist möglich, dass diese Kreaturen die Meeresumwelt erst dann vollständig besiedeln konnten, als sich ihre Form ausreichend verändert und angepasst hatte, um in einer solchen Umgebung zu leben.

Ein gutes drittes Beispiel wäre der Tiktaalik, der sowohl Merkmale von Fischen als auch von Tetrapoden (vierbeinige Amphibien) aufweist. Wissenschaftler gehen davon aus, dass Tiktaalik sich erst dann zu seiner Tetrapodenform entwickeln konnte, als seine Fischmerkmale so weit reduziert waren, dass er an Land leben und sich besser bewegen konnte. Diese Form der Umwandlung vollzieht sich über lange Zeiträume, denn es braucht Zeit, bis sich diese Veränderungen vollziehen.

Ein viertes und letztes Beispiel ist das, was man als evolutionäre Konvergenzen bezeichnen, die auftreten können, wenn ähnliche Nischen von nicht verwandten Arten gebildet werden, die unabhängig voneinander durch natürliche Selektion ähnliche Anpassungen entwickeln. Dann entwickeln die Lebewesen ähnliche Merkmale in ihren Organen aus, welche es ihnen ermöglichen, in der ökologische Nische zu bestehen. So wurde das Fliegen, während der Entwicklungsgeschichte des Lebens, wohlmöglich viermal und völlig unabhängig voneinander vollzogen. Einmal bei den Insekten, bei den Flugsauriern, den Vögeln und den Flattertieren. Die Organe entwickelten sich unabhängig voneinander, weshalb man die konvergente Entwicklung auch als Parallelevolution oder Analogie bezeichnet.

Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die Ähnlichkeit von Plazenta- und Beuteltieren. Obwohl sie keine gemeinsamen Vorfahren haben, ähneln sich Plazenta- und Beuteltiere in vielerlei Hinsicht: Sie gebären ihren Nachwuchs, anstatt Eier zu legen, besitzen Beutel, in denen sie ihren Nachwuchs herumtragen, und haben im Verhältnis zur Körpergröße große Zähne. Es gibt jedoch auch Unterschiede zwischen ihnen: Plazentatiere gebären nur einmal pro Schwangerschaft, während Beuteltiere zweimal gebären. Und Plazentatiere ernähren ihre Jungen mit Milch, die von den Milchdrüsen produziert wird, während Beuteltiere eine nährstoffreiche Flüssigkeit verwenden, die von der Mutter vor der Geburt produziert wird.

Die evolutionäre Konvergenz führte zu ähnlichen strukturellen Anpassungen infolge von Umweltbelastungen, obwohl sie genetisch und biochemisch sehr unterschiedlich sind.

Homologe Organe in beiden Taxas

Homologe Organe sind Organe, aber auch Organsysteme – welche in verschiedenen Taxa zu finden sind. So sind bspw. die Gliedmaßen der Wirbeltiere identisch, egal ob bei Vögeln, Lurchen, Kriechtieren, Knochenfischen oder Säugetieren. Diese entwickelten sich homolog, veränderten mitunter ihre Funktion – aufgrund wechselnder Umweltanpassungen. Die Homologie ist ein Indiz für die Evolution der Arten. Und durch sogenannte Homologiekriterien lässt sich feststellen, ob ein Organ homolog ist oder nicht.

Der Übergang von den Reptilien zu den Säugetieren war nicht einfach, und es gab viele verschiedene Übergangsformen. Eine dieser Formen sind die Therapsiden, die teils Reptilien und teils Säugetiere waren. Die häufigsten Therapsiden waren Dinocephalier, Cynodonten und Tritylodontidae, die alle säugetierähnliche Merkmale aufwiesen, aber noch Reptilienmerkmale wie Schuppen und Krallen besaßen.

Die ersten Fossilien von Therapsiden stammen aus der Permzeit, vor etwa 290 Millionen Jahren. Im Laufe der Zeit wurden viele weitere ähnliche Tiere gefunden, die mehr oder weniger große Ähnlichkeiten mit den beiden Gruppen aufweisen. Monotremes werden beispielsweise eher als Säugetiere denn als Reptilien angesehen, weil sie wie Reptilien Eier legen und wie Säugetiere Milch produzieren.

Ein weiteres Tier, das manchmal als Brückentier zwischen Reptilien und Säugetieren angesehen wird, ist das Schnabeltier, weil es Eier legt, aber einige Merkmale von Säugetieren aufweist, wie z. B. Milchproduktion und Fell. Es ist schwierig zu entscheiden, ob diese Kreatur allein aufgrund ihrer Morphologie als Reptil oder als Säugetier eingestuft werden sollte, da sie Eigenschaften beider Gruppen aufweist.

Wissenschaftler setzen DNA-Tests ein, um herauszufinden, ob das Schnabeltier zu den Säugetieren oder zu den Reptilien zu zählen ist. In der zoologischen Systematik ist das Schnabeltier ein Säugetier, aus der Unterklasse der Ursäuger und bildet mit dem Ameisenigel eine Tierordnung namens Kloakentiere. Gemeinsames Merkmal ist das Ausscheiden über eine Kloake.

Die Kloake der Kloakentiere ist eine Körperöffnung zur Ausscheidung von Exkrementen, Urin und anderen Abfallprodukten. Bei allen Wirbeltieren liegt die Kloake an und entsteht während der Embryonalentwicklung. Doch bei den Höheren Säugetieren, den Seekatzen und den Echten Knochenfischen wird die Kloake durch zwei getrennte Ausfuhröffnungen ersetzt.

Auch aufgrund dieser Entwicklung der Körperöffnungen geht man heute davon aus, dass die Evolution der Wirbeltiere über verschiedene Stränge und Linien verlief. Und deshalb rekonstruiert man die Evolution und Stammesgeschichte anhand von Genen, DNA, Proteinen und anderen Bausteinen des Lebens. Hier fallen Evolutionsforschung und Molekularbiologie zusammen, um die Übergänge zwischen den Taxas besser zu verstehen.


Ähnliche Beiträge

Lamarckismus: Die Evolutionstheorie Lamarcks zur Entstehung der Arten

evolution lamarcks theorie zur entstehung der arten

Lamarckismus wird die Theorie zur Entstehung der Arten genannt, welche Jean-Baptiste de Lamarck aufstellte. Die meisten seiner aufgestellten Einzeltheorien haben deutliche Fehler, weshalb sie heute kaum noch Beachtung finden. Wenn wir die Namen Lamarck und Darwin hören, haben wir häufig sofort die Bilder des französischen Narren und eines englischen, großartigen […]

Kreationismus & Intelligent Design über die Entstehung der Arten

kreationismus intelligent design entstehung der arten

Kreationismus nimmt, anders als die Evolution, in Deutschland nur eine kleine Rolle ein. Es ist daher nicht verwunderlich, dass viele Menschen mit diesem Begriff nichts oder nur sehr wenig anzufangen wissen. In diesem Artikel erfährst du, was man unter Kreationismus versteht und welche verschiedenen Strömungen existieren. Außerdem wird die Bedeutung […]

Unterschied zwischen Mikro und Makroevolution

unterschied mikro makro evolution

Mikro und Makro Evolution sind zwei Seiten einer Medaille. Beide Konzepte erklären die Evolutionstheorie. Denn in beiden Fällen verändern sich Lebewesen im Laufe der Zeit. Jedoch bestimmt die Evolutionsrate, wie stark sich die Genfrequenz einer Population in einem bestimmten Zeitraum ändert. Dadurch können Evolutionsbiologen feststellen, wie stark sich die Arten […]

Katastrophentheorie: Definition, Bedeutung in Biologie und Mathematik

was ist die katastrophentheorie und was besagt diese

Wodurch sich das Leben auf der Erde verändert, versucht man über verschiedene Theorien zu erklären. Eine davon ist die Katastrophen- oder auch Kataklysmentheorie. Was genau unter einer Katastrophentheorie verstanden wird, welche verschiedenen Varianten es davon gibt und wer der Begründer der biologischen Katastrophentheorie ist, erfährst du in diesem Artikel. Außerdem […]

4 Gründe, warum homologe Organe als Beleg für die Evolution gelten

warum gelten homologe organe als beleg für die evolution

In der Biologie gibt es, wie in allen Wissenschaften, zahlreiche Teilbereiche. Diese stehen auf unterschiedliche Weise miteinander in Zusammenhang. Eine besondere Beziehung besteht zwischen Homologie und Evolution. Was sind homologe Organe Die Homologie befasst sich mit der grundsätzlichen Übereinstimmung unterschiedlicher Merkmale wie Organen und Organsystemen, weitergehender Körperstrukturen und auch Verhaltensweisen, […]

Liebe als biologischer Prozess & evolutionspsychologisches Erbe

liebe biologischer prozess evolutionspsychologisches erbe

Warum lieben wir? Das ist vielleicht eine eher philosophisch anmutende Frage, welche jedoch auch einen psychologischen und evolutionären Gehalt hat. Kinder brauchen die Liebe und Fürsorge ihrer Mutter und Liebe ist in vielen Beziehungsformen von großer Bedeutung. Aus Sicht der Psychologie stecken verschiedene Aspekte hinter dem Phänomen der Liebe. Diese […]

Angst und die evolutionsgeschichtliche Bedeutung

psychologie angst evolutionsgeschichtliche bedeutung

Angst ist sicherlich kein besonders angenehmes Gefühl. Dennoch sollten wir sie wertschätzen. Doch warum? Weil sie einen großen Anteil dazu beigetragen hat, dass es uns heute überhaupt gibt. Wieso? Im Laufe der Evolution waren die Vorgänger des modernen Menschen mit einer Vielzahl lebensbedrohlicher Situationen konfrontiert. Hätten sie keine Angst beim […]

Partnerwahl: Wie stark beeinflussen Gene das Paarungsverhalten

partnerwahl psychologie gene

Unter Partnerwahl versteht man, das Vorgehen eines Individuums bei der Suche nach Beziehungs- und Sexualpartnern. Dieser Prozess findet keineswegs willkürlich oder zufällig statt. Denn sowohl genetische, evolutionär biologische und psychologische Faktoren beeinflussen die Partnerwahl. Wieso? Die Aufzucht von Kindern ist ohne Frage sehr aufwändig. Daher war es in der frühen […]

Mutation als Antreiber der Evolution – Definition und Bedeutung

evolution mutation

Mutationen sind Änderungen in den Genen eines Lebewesens. Das heißt, dass bestimmte Merkmale oder Eigenschaften der Lebewesen sich durch Mutationen ändern. Am einfachsten erklärt es sich am Beispiel… Angenommen morgen kommt ein Mensch zur Welt, welcher blaue Haare als natürliche Haarfarbe besitzt. Und dieses Merkmal könnte weitervererbt werden. Dann wäre […]

Evolutionstheorien im Vergleich und Überblick

evolutionstheorien im vergleich überblick

Wenn das Wort Evolutionstheorie fällt, denken die meisten Menschen wohl an Charles Darwin bzw. dessen Evolutionstheorie. Dabei war er weder der erste, noch der einzige Wissenschaftler, der Theorien über den Ursprung des Lebens und die Entstehung verschiedener Arten, aufstellte. Tatsächlich befassten sich bereits in der Antike Philosophen mit dem Thema. […]

Die 3 Epochen in der Stammesgeschichte des Menschen: Evolution & Abstammung

stammesentwicklung des menschen

Die Stammesgeschichte des Menschen beginnt vor 4,6 bis 6,2 Millionen Jahren, als der letzte gemeinsame Vorfahre des Schimpansen und Menschen den Weg für zwei separate Evolutionslinien ebnete. Seither gehen Mensch und sein nächster lebender Verwandter, der Schimpanse, getrennte Wege. Mit diesem neuen Weg war die Geburtsstunde der Hominini eingeläutet wurden. […]

Evolution der Affenmenschen: Die Arten von damals bis heute

bigfoot Sasquatch

Affenmensch ist eine Bezeichnung für Mosaikformen bzw. Brückentier zum modernen Menschen, welche die Evolution von Homo sapiens und anderer Menschenarten vervollständigen sollen. Abzugrenzen vom Affenmenschen sind allerdings alle Menschenarten, also alle rezenten und ausgestorbenen Vertreter aus der Gattung Homo – wie bspw. Homo erectus, Homo neanderthalensis oder Homo ergaster. Weiterhin […]

4 Mythen der Evolution und deren Prozesse

4 mythen der evolution und deren prozesse

Der Darwinismus, also die Evolutionstheorie nach Charles Darwin sollte so ziemlich jedem ein Begriff sein. Vermutlich auch die dazugehörigen (und von Darwin eindringlich studierten) Darwinfinken, deren Schnäbel perfekt an die jeweiligen Umweltbedingungen angepasst sind. Bestand der Speiseplan der Vögel vorwiegend aus Kernen oder Samen, so wiesen sie starke Schnäbel auf. […]

Ist Evolution vorhersagbar und wie verändern sich die Lebewesen

ist evolution vorhersagbar

Evolution bedeutet, dass sich im Laufe der Zeit bestimmte Gene bzw. Merkmale einer Gruppe von Lebewesen verändern. Dies wiederum könnte bedeuten, dass Evolution mathematisch ermittelt und somit präzise Vorhersagen über zukünftige Änderungen gemacht werden könnten. Dies erlaubt die Frage… Ist Evolution bzw. die Veränderung von Lebewesen vorhersagbar?

Evolution: Was ist das, wie funktioniert das , was bedeutet das

evolution was ist das und was bedeutet das

Evolution fasst eine Theorie zusammen, welche erklärt – wie die verschiedenen Arten entstanden sind. Eine wesentliche Säule der Evolutionstheorie, ist die Erkenntnis – dass jede Art mit jeder anderen Art verbunden ist. Denn alle Lebewesen stammen von einem Urahnen bzw. gemeinsamen Vorfahren ab.

Zusammenhang zwischen Genfrequenz und Evolution

genfrequenz und evolution

Eine Genfrequenz ist eine Maßeinheit, mit welcher Evolutionsbiologen die Veränderung einzelner Gene in Populationen messen können. Doch bevor Charles Darwin seine Evolutionstheorie aufstellte, kannte man überhaupt keine Gene. Die Menschen zur damaligen Zeit erkannten zwar einen Zusammenhang innerhalb der Vererbung, konnten diesen aber nicht präzisieren. 1859 veröffentliche Darwin sein Buch […]

Warum ist Mutterliebe so stark und wichtig

warum ist mutterliebe so stark und wichtig

Mutterliebe ist eine, durch Hormone verursachte, emotionale Verbindung zwischen Mutter und Kind. Das starke Gefühl der Mutterliebe ist für Baby und Mutter existenziell. Die Fähigkeit zu Lieben bietet dem Kind die Möglichkeit, sich gesund zu entwickelt – und ist für Mutter und Kind ein wunderbares und unbeschreiblich starkes Gefühl. Was […]

5 Gründe, warum Evolution so wichtig ist

warum ist evolution so wichtig

Evolution oder die Theorie von der Entstehung der Arten war ein Meilenstein in der Biologie. Aber nicht nur dort. Denn anhand der Evolutionstheorie ergibt alles einen Sinn. In diesem Beitrag möchte ich dir 4 Gründe zeigen, wieso die Evolution so wichtig ist.

Attraktivität & Schönheit als evolutionspsychologischer Vorteil

attraktivität evolutionspsychologie vorteile

Attraktivität stammt vom Lateinischen Wort attrahere und bedeutet Anziehungskraft. Dabei unterscheidet man zwischen optischen Merkmalen, wie Schönheit und Persönlichkeitsmerkmalen, wie Charisma, Geist oder sozialen Status. Das eine führt zum anderen, wie du später noch erfahren wirst. Aber… Eigentlich wissen wir ja, dass es auf die inneren Werte ankommt. Dennoch legen […]

Egoistische Gene in der Biologie und deren Bedeutung

egoistische gene in der biologie und deren bedeutung

Egoistische Gene bzw. engl. selfish genes ist ein Begriff, welchen der britische Wissenschaftler Richard Dawkins eingeführt hat. Demnach liegt in der Erbsubstanz des Menschen und jedem anderen Lebewesen ein angeborener Egoismus an, welcher in den Genen behaftet ist. Die radikale Sichtweise geht soweit, dass zwischen den Genen ein Konkurrenzkampf existiert, […]

Darwinismus: 5 Thesen in der Evolutionstheorie nach Charles Darwin

darwinismus evolutionstheorie nach charles darwin

Als Darwinismus bezeichnet man eine Evolutionstheorie, welche von Charles Darwin aufgestellt wurde und die Entstehung der Arten erklären soll. Dabei werden 5 Einzeltheorien bzw. Thesen in eine große Theorie zur Artentstehung und -veränderung integriert. Was bedeutet das? Fällt das Wort „Evolutionstheorie“, wird in den meisten Köpfen Charles Darwin erscheinen. Dieser […]

5 Evolutionsfaktoren und deren Wirkung

evolutionsfaktoren wirkung wie viele gibt es

Evolutionäre Vorgänge werden durch vieles beeinflusst. Am wichtigsten sind hierbei die Evolutionsfaktoren, die genetische Veränderungen hervorrufen und lenken. Im Folgenden erfährst du, was man unter dem Wort „Evolutionsfaktor“ versteht. Danach erkläre ich dir die fünf wesentlichen Evolutionsfaktoren sowie weitere Faktoren, die bei der Evolution eine Rolle spielen. Was ist ein […]

Biologische Selektion & natürliche Auslese: Bedeutung für Evolutionstheorie und Darwinismus

selektion bedeutung evolutionstheorie darwinismus biologie

Selektion bzw. auch natürliche Auslese oder natürliche Zuchtwahl bezeichnet, beinhaltet ein Konzept der Evolution. Aufgestellt wurde dieses von Charles Darwin in seiner Evolutionstheorie, welche auch als Darwinismus bezeichnet wird. Was heißt das? Darwins Entstehung der Arten befasst sich unter anderem mit dem Evolutionsfaktor Selektion. Die Selektionstheorie bzw. die natürliche Auslese […]

Warum kommen Menschenbabys hilflos zur Welt?

mensch hilfloser nestflüchter babys hilflos

Der Mensch als hilfloser Nesthocker, welcher – direkt nach der Geburt – nichts bewerkstelligt bekommt und auf die Fürsorge seiner Angehörigen angewiesen ist, stellt eine schöne Metapher dar. Doch es hat einen evolutionären Grund, weshalb Menschenbabys hilflos auf die Welt kommen. Dieser Vorteil, welcher als Nachteil verpackt ist, ergibt sich […]

Biologische Fitness & Evolution: Zusammenhang, Beispiele, Typen

biologische fitness evolution

„Survival of the fittest“ – diesen Spruch kennen vermutlich die meisten. Doch bedeutet „fit“ in diesem Zusammenhang etwas ganz anderes, als man auf den ersten Blick vermuten könnte. Auch das Wort „Fitness“ hat in der Biologie nicht direkt etwas mit gut trainierten Muskeln und der Fähigkeit, einen Marathon zu laufen, […]

Warum gibt es verschiedene Blutgruppen und hat dies Vorteile

warum gibt es verschiedene blutgruppen

Dass unser Blut lebenswichtig für uns ist, weiß eigentlich jeder. Und dass man Blut in unterschiedliche Blutgruppen unterteilt, wissen ebenfalls die meisten. Aber hast du dich auch schon mal gefragt, wie sich diese unterschiedlichen Arten von Blut erklären lassen und wie sie entstanden sind? Welchen Sinn hat es, dass wir […]