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Unterschiede zwischen Faktoren und Ursachen


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Obwohl die beiden Begriffe „Faktoren“ und „Ursachen“ häufig synonym verwendet, sind ihre Bedeutungen unterschiedlich. Die Begriffe Faktor und Ursache sind nicht austauschbar, werden aber fälschlicherweise dennoch so gehandhabt.

Ein Faktor ist – ganz einfach gesagt – ein Bestandteil einer Entwicklung oder eines Prozesses. Prozesse können Ursachen für eine Wirkung sein. Verschiedene Faktoren wiederum beeinflussen diese Prozesse. Ein Faktor ist also nicht das auslösende Moment und nicht der Grund für eine bestimmte Wirkung. Ein Faktor ist lediglich ein Teil eines Grundes, auf den eine Wirkung folgt. Eine Ursache hingegen ist der Auslöser einer bestimmten Wirkung.

Eine Ursache hat immer eine Wirkung zur Folge. Oder anders gesagt: Es gibt keine Wirkung ohne Ursache. Aber ebenso wenig gibt es Prozesse und Entwicklungen, die nicht von unterschiedlichen Faktoren bestimmt wären. Prozesse sind aneinandergereihte Ursachen für nachfolgende Wirkungen. Es gibt also keine Ursache und insofern auch keine Wirkung ohne beeinflussende Faktoren.

Kurz zusammengefasst lautet der Unterschied zwischen den beiden Begriffen wie folgt: Ein Faktor beeinflusst ein Geschehen. Eine Ursache bewirkt ein Geschehen.

Beispiele für Faktoren

Ein Faktor ist eine Einflussgröße und insofern ein mitwirkender und mitbestimmender Bestandteil eines Prozesses, der allein aufgrund seiner Ingangsetzung Wirkungen verursacht. Es gibt limitierende, fördernde oder auch schädigende Faktoren. Ein Faktor beeinflusst ein Geschehen. Hier einige Beispiele:

Beispiele für Ursachen

Eine Ursache ist der Auslöser einer Wirkung. Sie stößt eine Wirkung an, aber sie bestimmt, beeinflusst oder verändert sie nicht. Eine Ursache bewirkt ein Geschehen. Hier einige Beispiele:

  • Unfallursache: Fehltritt auf der Treppe
  • Krankheitsursache: Biss einer Zecke
  • Brandursache: Blitzeinschlag
  • Todesursache: Herzstillstand
  • Absturzursache: Triebwerkausfall
  • eine Inflationsursache: Staatsverschuldung
  • Ursache für den globalen Klimawandel: Erderwärmung

Anhand der Beispiele lässt sich dreierlei erkennen. 1) Es gibt einzelne Ursachen für singuläre Wirkungen: Der Stich einer Biene kann eine allergische Reaktion hervorrufen und ist also die Ursache der nachfolgenden Hautentzündung. Der Stich mit dem Messer ins Herz ist die Ursache für den sofortigen Tod des Opfers. 2) Es gibt viele Ursachen, die zusammengenommen eine komplexe Wirkung zur Folge haben: Eine Inflation hat zumeist viele verschiedene Ursachen, eine davon kann eine hohe Staatsverschuldung sein. 3) Um eine Wirkung erklären und verstehen zu können, bedarf es oftmals einer umfangreichen Ursachenforschung.

Das Wirkungsgefüge von Faktoren und Ursachen

Je komplexer die Wirkung, desto umfangreicher ist das Zusammenspiel verschiedener Ursachen. Diese Ursachen sind wiederum die Ergebnisse vieler Prozesse, die durch unzählige Faktoren beeinflusst wurden.

Eine Wirkung, die durch eine bestimmte Ursache hervorgerufen wurde, kann auch als Effekt bezeichnet werden. Die Beziehung zwischen Ursache und Wirkung wiederum wird als Kausalität bezeichnet. Der Begriff Kausalität stammt vom lateinischen Wort „causa“ ab und bedeutet „Ursache“. Das Lateinische „causalis“ bedeutet „ursächlich“ oder „kausal“.

Ähnlich komplex wie das Wirkungsgefüge von Faktoren und Ursachen ist das Wirkungsgefüge zwischen Ursachen und Effekten. Denn Effekte oder Wirkungen können zugleich auch Ursachen für weitere, nachfolgende Wirkungen sein. Es handelt sich in solchen Fällen also um eine komplexe Kausalität. Ein Beispiel dafür ist der Placebo-Effekt:

Ein Placebo-Effekt ist die Selbstheilung des Körpers. Ursächlich ist der Glaube des Patienten an die Wirkung einer an sich wirkungslosen Behandlung. Nachweislich wird in einer solchen Situation der Organismus mit Hormonen und Neurotransmittern versorgt, die die Selbstheilungsprozesse im Körper auslösen.

Das Gegenteil davon ist der sogenannte Nocebo-Effekt. Er sorgt dafür, dass eine Heilung verzögert stattfindet, Schmerzen sich verstärken oder sich die Beschwerden sogar verschlimmern. Ursächlich hierfür ist die Überzeugung des Patienten, dass eine Behandlung, eine Operation oder ein Medikament alles verschlimmert und negative Auswirkungen haben wird.

In beiden Fällen sind die Effekte die Ursachen für die verstärkte oder verschlechterte Wirkung realer Medikamente. Beim Placebo-Effekt verursachen die Selbstheilungskräfte des Körpers eine verbesserte Wirksamkeit der nachfolgenden Behandlungen. Beim Nocebo-Effekt verursacht die erwartete und eingetretene Verschlimmerung des gesundheitlichen Zustandes im schlimmsten Fall sogar eine Wirkungslosigkeit der Folgebehandlungen. Beide Effekte haben neue Effekte zur Folge.

Fazit

Alles hängt zusammen. Die Welt mit all ihren Erscheinungen ist ein einziges großes Wirkungsgefüge von Faktoren und Ursachen. Faktoren beeinflussen Prozesse, die Wirkungen verursachen. Wirkungen haben neue, fortführende Wirkungen zur Folge und sind somit Ursachen.

Auch vermeintlich beendete Prozesse, die einen bestimmten Effekt erzielt haben, sind nichts anderes als Auslöser neuer Wirkungen. Beispielsweise können menschliche Faktoren Einfluss auf weiterführende Prozesse nehmen, die neue Effekte hervorrufen. So kann die Wirkung eines Placebo-Effekts die Entwicklung neuer Medikamente, neuer Behandlungsmethoden, eines neuen Lebensgefühls oder eine große Geldspende zur Folge haben. Diese Folgen wirken weiter und sind die Ursachen neuer Wirkungen. So geht es immer weiter.

Es gibt keinen Stillstand, alles greift ineinander und ist gleichermaßen Faktor, Ursache und Wirkung. Dennoch muss klar zwischen den Begriffen unterschieden werden. Denn sie können in einem bestimmten Moment und aus einer bestimmten Perspektive immer nur eines sein.


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