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Adaptationsniveau Theorie und Definition an Beispielen erklärt


Adaptationsniveau oder Anpassungsniveau ist ein von H. Helson beschriebenes Reizbezugsniveau, wobei ein Nullniveau als Ankerpunkt wirkt. Erstmals wurde dieses Konzept 1947 aufgesetzt. Helson setzte seine Probanden diverser visuellen Farbreize aus. Er fand heraus, dass mittlere Farbreize als ziemlich genau angegeben werden konnten. Stärkere und schwächere Stimuli wurden stattdessen lediglich als über- und unterdurchschnittlich ausgeprägt eingestuft.

Helson schloss daraus, dass die mittleren Intensitäten als ein Bezugssystem fungieren. Die schwächeren und stärkeren Reize wurden zum Mittelwert in Beziehung gesetzt und demnach abgeglichen. Die Beurteilung dieser Reize richtet sich demnach am Ankerwert (den mittleren Reizniveau) aus, wodurch Reaktionen dementsprechend anders ausfallen, wenn sich der Mittelwert verschiebt.

Adaptationsniveau Theorie am Beispiel erklärt

Das Adaptationsniveau richtet sich, laut Helson, an einem Mittelwert oder Ankerwert aus. Auch kürzlich gemachte Erfahrungen können als Nullniveau dienen.

Du kennst vielleicht das Phänomen, dass die Musik oder der Fernseher zu laut ist. Dein(e) Freund(in) oder Partner(in) hört zu laute Musik und du bittest sie/ihn darum, diese leiser zu stellen. Nun kommt es darauf an, wie laut die Musik derzeit ist.

Wird die Lautstärke heruntergedreht und ist eigentlich immer noch sehr laut, nimmst du diese Lautstärke dennoch schneller als angenehm wahr. Denn dein Adaptationsniveau ist aufgrund der vorhergehenden Lautstärke besonders hoch, weshalb die neue Lautstärke in Relation als leise empfunden wird.

Im Normalfall, ohne vorherigen Erfahrungswert, wäre dir die neue Lautstärke immer noch zu laut. Doch die zuletzt gemachte Erfahrung dient als Bezugswert. Und im Vergleich dazu, zählt nur die Spanne zum letzten Wert. Ist diese entsprechend groß, also wurde genügend nach unten korrigiert, wird die Lautstärke als angenehm empfunden.

Auch beim Tragen von schweren Dingen kannst du eine ähnliche Erfahrung machen. Wenn du besonders schwere Dinge hebst und danach etwas anhebst, was eigentlich auch schwer ist, aber eine große Spanne zum Ursprungsgewicht ausweist – empfindest du das neue Gewicht als leichter.

Auch hier ist dein Adaptationsniveau besonders hoch, aufgrund der zuletzt gemachten Erfahrung. Wäre das erste Ursprungsgewicht leichter gewesen, würdest du das zweite Gewicht auch als schwerer empfinden.

Weiterentwicklung der Adaptationsniveau -Theorie

Die Adaptionsniveau-Theorie wurde in anderen Bereichen, wie der Betriebswirtschaft, weiter untersucht. Man fand heraus, dass der mittlere Preis bei drei verschiedenen Preisen ebenfalls als Bezugssystem (Ankerpreis) wirkt.

Demnach wird der Höchstpreis als teuer wahrgenommen, wenn dieser zu stark vom Mittelwert abweicht. Oder er wird als annehmbar akzeptiert, wenn die Spanne zum Mittelwert nicht zu groß ist. Dabei spielt es eine untergeordnete Rolle, ob der Mittelwert eigentlich zu billig oder zu teuer ist. Es zählt für den Beurteiler hauptsächlich die Abweichung zum Mittelwert.

Auch kürzlich gemachte Erfahrungen spielen ins Adaptationsniveau mit ein. Bist du andere Preise und Ausgaben gewöhnt, nimmst du einen hohen Preis schneller als zu hoch wahr, als jemand welcher regelmäßig größere Ausgaben vornimmt.


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