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Altes Ägypten: Vorgeschichte und Entstehung


Die Vorgeschichte Ägyptens beschreibt die Zeit zwischen 25.000 v. Chr. bis etwa 4.000 v.Chr. Gruppen von Nomaden sind als Jäger und Sammler auf dem afrikanischen Kontinent unterwegs. Nach Ende der Altsteinzeit und im Verlauf der Jungsteinzeit werden die Menschen sesshaft. Begünstigt durch den fruchtbaren Nil als Lebensader einer gesamten Region kultivieren sich die Menschen und schaffen die Basis für die Entstehung der Ägyptischen Hochkultur.

Vorgeschichte Ägyptens: Zeitliche Einordnung

Epoche Zeitspanne
Vorgeschichte vor 4000 v.Chr.
Prädynastische Epoche ca. 4000 v.Chr. bis 2950 v.Chr.
Frühdynastische Zeit ca. 2950 v.Chr. bis 2575 v.Chr.
Altes Reich ca. 2575 v.Chr. bis 2125 v.Chr.
Erste Zwischenzeit ca. 2125 v.Chr. bis 2010 v.Chr.
Mittleres Reich ca. 2010 v.Chr. bis 1630 v.Chr.
Zweite Zwischenzeit ca. 1630 v.Chr. bis 1539 v.Chr.
Neues Reich ca. 1539 v.Chr. bis 1069 v.Chr.
Dritte Zwischenzeit ca. 1069 v.Chr. bis 664 v.Chr.
Spätzeit ca. 664 v.Chr. bis 332 v.Chr.
Griechisch römische Zeit 332 v.Chr. bis 395 n.Chr.

Siehe Hauptartikel Chronologie des Alten Ägyptens.

Pleistozän: Besiedlung des alten Ägyptens

Das Pleistozän ist ein Zeitabschnitt in der Erdgeschichte von 25.000 bis 11.700 v. Chr. Heutige Archäologen und Forscher ordnen Teile des Paläolithikums dieser Zeitspanne zu. Als Paläolithikum wird die Altsteinzeit bezeichnet, die wiederum etwa 200.000 Jahre v.Chr. begann und um 12.000 v.Chr. in das Neolithikum (Jungsteinzeit) überging.

Es handelt sich um eine Phase der Erdgeschichte, in welcher elementare Ereignisse und Fortschritte für die Entwicklung von Hochkulturen und Zivilisationen stattfanden. Der anatomisch moderne Mensch (Homo sapiens) trat erstmals in Erscheinung und löste den Neandertaler ab. Noch versorgte sich der Homo sapiens als Jäger und Sammler. Gemeinschaften waren klein und eher familiär. Feste Siedlungen existierten noch nicht. Stattdessen lebte der Homo sapiens in Zusammenrottungen und losen Gemeinschaften.

Auf dem afrikanischen Kontinent kam es im Paläolithikum zum klimatischen Wandel. Eine andauernde Trockenheit verwandelte ursprüngliche Graslandschaften in weitreichende Wüstenlandschaften und Steppen. Vereinzelte Gruppen von Jägern und Sammlern waren gezwungen die Savannen und Wüsten zu verlassen. Im Norden Afrikas sorgte der Nil für immer wiederkehrende Überflutungen der dortigen Wüste. Diese Besonderheit führte an seinen Ufern und auch im Küstendelta zu einer Ablagerung von organischen Stoffen und somit zu einer Anreicherung des Bodens mit Nährstoffen.

Die frühen Menschen erkannten schnell den Nutzen der fruchtbaren Böden. Eine dauerhafte Ansiedlung des Homo sapiens erfolgte jedoch nicht. Trotz fehlender Ansiedlung fanden die amerikanischen Archäologen Fred Wendorf und Wadi Kubbaniya in den 1970er Jahren eindeutige Hinweise auf eine saisonale, aber regelmäßige Nutzung des Niltals und des Nildeltas im späten Paläolithikum. Vor allem verschiedene Fische aus dem Nil oder Wildtiere wie Hasen, Flusspferde oder Gazellen wurden gejagt. Die Menschen sammelten Gräser und wilde Gerste. Beides üppig auf den feuchten, vitalen Böden.

Holozän: Entstehung von Ackerbau und Viehzucht im alten Ägypten

An das Pleistozän schloss sich ab 11.700 v. Chr. das Holozän an. Es handelt sich um eine Epoche der Erdgeschichte, die sich durch weitere klimatische Änderungen auf dem afrikanischen Kontinent auszeichnet. Die Trockenheit im Pleistozän wurde abgelöst durch eine Verlagerung der Monsun-Zone von der Mitte Afrikas in Richtung Norden.

Langandauernde Zeitabschnitte mit ergiebigen, intensiven Regenfällen sorgten für ein kontinuierlich feuchtes Klima. Der Wasserstand des Nils stieg deutlich an. Unberechenbare Fluten erschwerten eine saisonale Bewirtschaftung. Um etwa 8.000 v.Chr. entschieden sich viele Gemeinschaften das Nilgebiet wieder zu verlassen und in trockenere Gebiete zurück zu kehren. Jedoch schlug das Klima um 6.000 v.Chr. ein weiteres Mal um. Wieder blieben die Regenfälle aus, die Trockenheit kehrte zurück.

Die Jäger und Sammler gaben das Leben in den Wüstengebieten endgültig auf. Resultierend kam es um 5.500 v.Chr. zur sogenannten Neolithischen Revolution. Die Gesellschaft beendete aufgrund der Umweltveränderungen das Nomadenleben. Stattdessen bildeten sie erstmals feste Siedlungen. Sie wurden dauerhaft sesshaft in sicheren, landwirtschaftlich attraktiven Gebieten entlang des Nils. Der Fluss wurde zur Lebensader des afrikanischen Kontinents. Die Menschen betrieben Landwirtschaft. Sie bestellten Äcker und hielten Vieh.

Das Nilhochwasser nahmen die Menschen nicht mehr als Belastung wahr. Stattdessen orientierten sie sich am immer wiederkehrenden Zyklus und lernten, sich ergebende Vorteile für den Getreideanbau zu nutzen. Neben wilder Gerste nutzten die Menschen nun auch Pflanzen wie Knöterich, Ampfer und Binsen. Der Fischfang wurde umfangreicher genutzt. Handwerklich entwickelten sich zunächst Techniken zur Bearbeitung von Gestein. Steinwerkzeuge erleichterten die tägliche Arbeit. Später wurden die Steinwerkzeuge dank der Gewinnung und Bearbeitung von Metallen ergänzt und ersetzt.

Oberägypten und Unterägypten werden besiedelt – Verschiedene Kulturen entwickeln Ägypten zur Hochkultur

Im Zuge der Neolithischen Revolution hatten die Menschen einen grundlegenden Schritt vollzogen. Entlang des Niltals und im Nildelta entstanden in kürzester Zeit Kulturgemeinschaften. Das Nildelta, auch als Unterägypten bezeichnet, beherbergte ab um 5.000 v. Chr. die Merimde-Kultur, welche ab etwa 4.000 v.Chr. durch die Maadi-Buto-Kultur und die Badari-Kultur abgelöst wurde. Entlang des Niltals, auch als Oberägypten bezeichnet, dominierte ab 4.300 v. Chr. die Kultur der Naqada.

Die Merimde-Kultur

In Merimde, einem Dorf im westlichen Nildelta, lebten Menschen, die Ackerbau und Viehzucht betrieben. Sie stellten zudem Steingeräte her. Hatten Sie die Erzeugnisse im Paläolithikum ausschließlich zur Eigennutzung hergestellt, fingen sie nun an sie als Tausch- und Handelsobjekte zu betrachten. Funde belegen, dass der Handel bis in den vorderasiatischen Bereich geführt wurde.

Besonderes Merkmal der Kultur war der erstmals auftretende Bestattungsritus. In der Merimde-Kultur wurden die Verstorbenen in zusammengekauerter Lage und auf der Seite liegend in flachen Gruben und Erdaushüben bestattet. Es handelte sich um erstmalige Erscheinungsbilder des Totenkults, der später ein Hauptmerkmal der ägyptischen Hochkulturen wurde.

Nicht zuletzt verfügten die Menschen der Merimde-Kultur bereits über Fertigkeiten und Fähigkeiten zur Nutzung von Lehm. Für die Errichtung ihrer Behausungen nutzen sie Lehmziegel. Zusätzlich erzeugten sie bereits erste künstlerische Plastiken aus Terrakotta. Auch Tongefäße zur Bevorratung wurden hergestellt und zum Teil kunstvoll bemalt.

Die Maadi-Buto-Kultur und Badari-Kultur

Ebenfalls am Nildelta in Unterägypten angesiedelt, lösten die Menschen der Maadi-Buto-Kultur und die Badari-Kultur die Merimde-Kultur um 4.000 v. Chr. ab. Beide Kulturen zeichneten sich vor allem durch die Verarbeitung von Metallen aus. Die Menschen gewannen und bearbeiteten Kupfer. Aus dem Metall stellten sie Angelhaken, Nadeln, metallische Werkzeuge und einfache Waffen her.

Zusätzlich betrieben sie klassische, landwirtschaftliche Tätigkeiten. Die Techniken zur Nutzung von Lehm für den Bau, die Herstellung von Gefäßen und für das Kunsthandwerk war ihnen ebenfalls bekannt.

Die dominante Kultur der Naqada

Ab 4.300 v. Chr. etablierte sich um das oberägyptische Dorf Naqada herum und entlang des Nilufers eine Kultur, die als Vorläufer des späteren Ägyptischen Reichs bezeichnet wird. Analog den unterägyptischen Kulturen betrieben die Menschen gleichermaßen Ackerbau und Viehzucht. Ergänzend führten sie die alten Verhaltensweisen der Jagd und des Sammelns von Früchten und Gräsern fort. Alt hergebrachtes kombinierten die Menschen der Naqada-Kultur mit neuen Erkenntnissen.

Mittels Arbeitsteilung und beginnender Spezialisierung brachte die Kultur ein Individuum hervor, welches sich mit verschiedensten Gewerken auskannte. Filigranes Kunsthandwerk und die Verarbeitung von Edelmetallen wie Gold und Silber gingen einher mit einer qualitativ hochwertigen Keramikherstellung. Aufwendige Bestattungsrituale mit kostbaren Grabbeigaben wurden praktiziert. Die Naqada-Kultur breitet sich im Laufe der Zeit in Oberägypten stetig weiter aus. In ihrer Endphase reichte sie bis nach Hierakonpolis, eine der ersten Städte Oberägyptens.

Entstehung des alten Ägyptens und der Ägyptischen Hochkultur

Die verschiedenen Kulturen überlagerten sich chronologisch. Mittels Handels, Austausch und Überlieferung konnten sie voneinander partizipieren. In den Gemeinschaften regierten erste Häuptlinge und sogar Könige wurden gekrönt. Innerhalb von etwa 1000 Jahren entstanden aus zersplitterten Kleinstkulturen in Ägypten die zwei großen Reiche Oberägypten und Unterägypten. Beide Reiche vereinigten sich später zum über Jahrtausende bestehenden Ägyptischen Reich.

Die Vorgeschichte Ägyptens endete etwa 4.000 Jahre vor Christi Geburt. Nachfolgend erhob sich um 3.400 v. Chr. der Häuptling der Stadt Hierakonpolis zum ersten Pharao Oberägyptens. In den späteren kriegerischen Auseinandersetzungen, die bis etwa 2.700 v. Chr. anhielten, entstand bei unzähligen, blutigen Feldzügen schlussendlich ein geeintes, mächtiges Ägyptisches Reich.

Zusammenfassung

  • Die Vorgeschichte Ägyptens ist geprägt durch die ersten Schritte der Menschheit auf dem Weg zur Zivilisation.
  • Das Nomadentum zeichnet zu Beginn der Altsteinzeit das Dasein der Menschen im afrikanischen Raum aus.
  • In einem Zeitraum von etwa 22.000 Jahren veränderte sich das Klima in der Region jedoch gravierend.
  • Individuen und kleine Gemeinschaften schließen sich zu Kulturen zusammen. Sie beginnen Pflanzen zu kultivieren und Vieh zu domestizieren. Herrscher treten in Erscheinung, Wissenschaften werden entwickelt und das Handwerk entsteht.
  • In seiner Vorgeschichte legt Ägypten den Grundstein für den späteren Aufstieg zur Hochkultur.

Literatur und Quellen

  • Hermann A. Schlögl: Das Alte Ägypten: Geschichte und Kultur von der Frühzeit bis zu Kleopatra, ISBN 3406549888
  • Josef Eiwanger: Merimde-Benisalame / Die Funde der frühen Merimdekultur: Merimde-Benisalame, Bd.1, Die Funde der Urschicht (Archäologische Veröffentlichungen des Deutschen Archäologischen Instituts. Abteilung Kairo), ISBN 3805306024
  • Josef Eiwanger: Merimde-Benisalame / Die Funde der frühen Merimdekultur: Merimde-Benisalame, Bd.2, Die Funde der mittleren Merimdekultur (Archäologische … Archäologischen Instituts. Abteilung Kairo), ISBN 3805306067
  • Fathi Afifi Badawi (Hrsg.), Josefine Kuckertz (Hrsg.), Friedrich W. Rösing (Hrsg.), Sabine Bergander (Hrsg.), Stefan Klug (Hrsg.): Merimde - Benisalâme IV: Die Bestattungen (Archäologische Veröffentlichungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Band 60), ISBN 3447101709

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