Unterschied zwischen Regenwald und Urwald

Unter dem Begriff Regenwald versteht man Waldgebiete, in denen das ganze Jahr über große Mengen an Niederschlag (also Regen) zu verzeichnen sind. Besonders bekannt sind die sogenannten tropischen Regenwälder, die sich, wie es der Name bereits verrät, in den sogenannten Tropen befinden. Urwälder hingegen sind Wälder, die von Menschen hinsichtlich der dort vorherrschenden Pflanzen, Bäume, Tiere etc. nicht beeinflusst wurden.
Urwälder existieren entgegen einer oftmals verbreiteten Annahme nicht nur in den Regenwäldern der Tropen, sondern auf der ganzen Welt. Sogar in Deutschland gibt es einen Urwald, dazu später mehr. Der Unterschied beider Begriffe ist daher relativ einfach zu merken: Einzelne Bereiche der Regenwälder sind gleichzeitig auch Urwälder. Allerdings ist nicht jeder Urwald gleichzeitig auch ein Regenwald.
Zwei Typen von Regenwäldern
Tropische Regenwälder
Wie bereits erwähnt, verdanken Regenwälder ihren Eigennamen der außergewöhnlich hohen Regenmengen, die die Vegetation (den Pflanzenbestand und Pflanzenwuchs) entscheidend prägen. Laut gültiger Definition beträgt die Niederschlagsmenge eines Regenwaldes im Durchschnitt zwei Meter Regen pro Quadratmeter und Jahr. Oftmals verbinden Menschen den Begriff Regenwald mit den Tropen.
Die Tropen sind ein Gebiet, welches sich vom Grad 23,5 nördlicher Breite bis zum Grad 23,5 südlicher Breite auf unserer Erdkugel erstreckt. Sie befinden sich also sich unmittelbar im Bereich des Äquators. Der Äquator befindet sich bei Betrachtung einer Weltkarte genau mittig auf dieser und teilt die Erde in eine Nordhalbkugel und eine Südhalbkugel. Somit ist der Äquator exakt als Breitengrad null definiert.
Gemäß dieser gängigen Definition existieren in Nordamerika, Südamerika, Afrika und Asien tropische Regenwälder. Flächenmäßig ist Brasilien das Land mit dem größten Anteil an tropischen Regenwäldern, gefolgt von der Demokratischen Republik Kongo (Afrika) und Indonesien (Asien). In Südamerika wird der tropische Regenwald übrigens auch Amazonas-Regenwald genannt, benannt nach dem gleichnamigen Fluss.
Tropische Regenwälder zeichnen sich neben ihren hohen Regenmengen durch die für den Breitengrad typischen sehr hohen Temperaturen (zwischen 22 °C und 34 °C) bei gleichzeitig hoher Luftfeuchtigkeit aus. Hierdurch existieren in den tropischen Regenwäldern viele einzigartige Pflanzen und Tiere, die sonst nirgendwo anders vorkommen. Generell ist der Artenreichtum hier besonders hoch: Über 70 % aller weltweit existierenden Tier- und Pflanzenarten lebt in den tropischen Regenwäldern.
Gemäßigte Regenwälder
Neben den genannten tropischen Regenwäldern existieren auch sogenannte gemäßigte Regenwälder, die sich, auf ihren Breitengrad bezogen, weiter weg vom Äquator befinden. Genau genommen sind nach wissenschaftlicher Auffassung alle Wälder auf Breitengraden von den Tropen bis zu den Polarkreisen gemäßigte Regenwälder, wenn die durchschnittliche Regenmenge die besagten zwei Meter Regen pro Quadratmeter und Jahr erreicht.
Gemäßigte Regenwälder befinden sich auf allen bekannten Kontinenten, also auch bei uns in Europa. Größere Waldgebiete gemäß der genannten Definition existieren in Australien und Neuseeland, den USA (überwiegend im Westen des Landes) und Kanada, in Chile, in Georgien, in Spanien und im Iran.
Urwälder und ihre Verbreitung
Ein Urwald, in Fachkreisen auch als Primärwald bekannt, ist ein Waldgebiet, auf das Menschen keinerlei Einfluss genommen haben. Dies bedeutet, dass weder eine forstwirtschaftliche Nutzung (Abholzungen, Rodungen, Bepflanzungen etc.) stattgefunden hat noch die Fauna (also die Gesamtheit der im betreffenden Gebiet lebenden Tiere) bewusst verändert wurde, beispielsweise durch Ausrottung einzelner Arten.
Ein Urwald zeichnet sich also dadurch aus, dass Tiere und Pflanzen im betreffenden Gebiet über einen Zeitraum von mehreren hundert Jahren ganz natürlich existieren konnten und ihnen dies auch weiterhin ermöglicht wird. Demgegenüber sind Sekundärwälder von Menschen beeinflusst worden, indem beispielsweise die Zusammensetzung der dort lebenden Tiere nicht mehr dem natürlichen Urzustand entspricht, völlig neue Baumsorten gepflanzt oder bestehende Bäume abgeholzt wurden. Eine exakte Zeitgrenze, wie lange ein Waldgebiet von Menschen unberührt sein muss, um als Urwald anerkannt zu werden, existiert übrigens nicht.
Die größten Urwälder der Erde sind der Amazonas-Regenwald und die borealen Nadelwälder in Kanada und Alaska sowie in Nordeuropa, Sibirien und der Mongolei. Weitere große Urwaldgebiete existieren in Europa insbesondere in unseren Nachbarländern Polen (Bialowieza Nationalpark) und Österreich (Wildnisgebiet Dürrenstein). Europaweit bekannt ist außerdem der Nationalpark Biogradska Gora im Balkanstaat Montenegro, wo einzelne Bäume teils über 500 Jahre alt sind.
Sogar Deutschland hat einen kleinen Urwald. Die Waldgebiete der Insel Vilm südlich von Rügen gelten als größtenteils natürlich und unberührt. Das Alter des durchschnittlichen Baumbestandes beläuft sich auf etwa 300 Jahre.