Unterschiede zwischen Regenwald und tropischen Regenwald

Das Wort „Regenwald“ steht als Sammelbegriff für Wälder, für die charakteristisch ist, dass es in ihnen das ganze Jahr hindurch bedeutende Mengen an Niederschlag gibt. Der muss nicht zwangsläufig als Regen fallen. Es kann sich etwa auch um Tau oder Schnee handeln.
Regenwälder kommen in unterschiedlichen Klimazonen vor. Wissenschaftler unterscheiden daher zwischen tropischem und gemäßigtem Regenwald. Beim tropischen Regenwald geht man im Allgemeinen von mindestens 2.000 Millimetern Niederschlag pro Jahr aus, beim gemäßigten Regenwald von mindestens 1.000 Millimetern. Der tropische Regenwald ist also eine Variante des Regenwaldes.
Der tropische Regenwald als eine Variante eines Regenwaldes
Als Tropen werden die Regionen zwischen den Wendekreisen der Erde bezeichnet, also zwischen jeweils 23,5 Grad nördlicher und südlicher Breite. Innerhalb dieses Gebietes ist tropischer Regenwald beiderseits des Äquators in einem schmalen Band bis zu einer Breite von je etwa 10 Grad anzutreffen. Diese Grenze ist natürlich nicht starr.
Tropische Regenwälder reichen von geographisch so unterschiedlichen Regionen wie Tiefebenen bis hin zu Gegenden in Höhen von fast 2.000 Metern, die sich durch humides Klima von mindestens 1.600 Millimetern Niederschlag pro Jahr, weniger als drei trockene Monate und eine durchgehende Temperatur von mindestens 18 Grad Celsius auszeichnen. Eine Unterteilung erfolgt daher in den tropischen Tieflandregenwald, der bis zu einer Höhe von etwa 1.000 Metern anzutreffen ist, und den tropischen Bergregenwald, der sich darüber anschließt und bis in eine Höhe von etwa 1.800 bis 2.000 Meter reicht.
Noch höher folgt der Wolkenwald, bei dem in der Wissenschaft allerdings Uneinigkeit darüber herrscht, ob er überhaupt noch zum Regenwald gehört, in die Kategorie der Nebelwälder fällt oder gar eine eigene Gruppe bildet.
Die Unterscheidung zwischen Tiefland- und Bergregenwald anhand der 1.000-Meter-Grenze gestaltet sich aus botanischer und floristischer Sicht als schwierig, weshalb hier oftmals auch gern anhand der herrschenden Temperatur unterschieden wird. Dann liegt die Grenze bei der 24-Grad-Marke.
Die starken Niederschläge im tropischen Regenwald haben zur Folge, dass sich dort teils riesige Flusssysteme bilden. Hier seien nur der Amazonas und der Kongo mit ihren jeweiligen Neben- und Zuflüssen genannt.
Kennzeichnend für den tropischen Regenwald ist seine enorme Artenvielfalt, sowohl was die dort lebenden Pflanzen als auch die vorkommenden Tiere betrifft. Dies liegt unter anderem am Aufbau des Waldes in verschiedene Stockwerke. Diese reichen von den Wurzeln über die bodennahe Krautschicht und das bis in eine Höhe von fünf Meter hinaufreichende Buschwerk bis hin zum geschlossenen, immergrünen Kronendach in 40 Meter Höhe, aus dem vereinzelt die noch einmal mehr als 20 Meter höheren sogenannten „Urwaldriesen“ herausragen.
In jedem Stockwerk gelten andere ökologische Bedingungen. Daher haben sich hier jeweils eigene, spezialisierte Tier- und Pflanzenarten in großer Zahl entwickelt, die aber oft nur in einem kleinen Verbreitungsgebiet leben. Der großen Artenvielfalt steht somit oftmals eine nur geringe Anzahl an Individuen gegenüber.
Der tropische Regenwald wird gern die „grüne Lunge“ der Erde genannt, obwohl unter Wissenschaftlern bekannt ist, dass er insgesamt nur vergleichsweise wenig Sauerstoff in die Atmosphäre einträgt. Bedingt durch den Klimawandel ist hier sogar eine abnehmende Tendenz festzustellen, und es wird vermutet, dass in Zukunft – Forscher gehen hierbei von den nächsten zehn bis 15 Jahren aus – sogar mehr Kohlendioxid als Sauerstoff freigesetzt werden könnte.
In den Grenzgebieten jenseits des zehnten Breitengrades kann der tropische Regenwald in den tropischen und dann subtropischen Feuchtwald übergehen.
Das Wort „Urwald“ ist übrigens kein Synonym für den tropischen Regenwald. Als Urwald werden generell vom Menschen unberührte, intakte Wälder bezeichnet, unabhängig von ihrer jeweiligen geographischen Lage. Auch das Wort „Dschungel“ ist nicht gleichbedeutend.
Gemäßigter Regenwald als weitere Variante des Regenwaldes
Während der tropische Regenwald weltweit des Äquators anzutreffen ist, ist der weniger bekannte gemäßigte Regenwald in den gemäßigten Klimazonen der Erde deutlich geringer verbreitet. Man findet ihn entlang der nordamerikanischen Westküste, im südamerikanischen Chile, in Ostasien (Südchina, Japan, Korea), im Südosten Australiens sowie in Neuseeland und auch vereinzelt in Europa (Teile der britischen Inseln, Südnorwegen, Balkan).
Aufgrund der anderen geographischen Lage sind auch die klimatischen Bedingungen im gemäßigten Regenwald andere als in seinem tropischen Gegenstück. So sind die Niederschlagsmengen zwar immer noch bemerkenswert hoch, mit etwa 1.000 Millimetern fallen sie aber deutlich geringer aus als in den Tropen. Der Niederschlag kann hier auch als Schnee oder Tau fallen. Landwärts wehende Winde von See bringen feuchte Luftmassen mit sich und drücken sie gegen Höhenzüge, was sie dazu zwingt, entlang der Berge aufzusteigen und abzuregnen. Häufiger Nebel hält den Wald zusätzlich feucht. Die Luftfeuchtigkeit bietet ideale Lebensbedingungen für Moose und Farne.
Das maritime Klima führt im gemäßigten Regenwald zu einer Milderung der Klimaschwankungen im Laufe der Jahreszeiten. Die Winter sind hier weniger kalt und die Sommer sind kühler als in weiter landeinwärts gelegenen Landesteilen, in denen kontinentales Klima herrscht. Die durchschnittlichen Temperaturen im gemäßigten Regenwald liegen zwischen vier und 12 Grad Celsius.
Die Laubbäume im gemäßigten Regenwald sind nicht immergrün. In der warmen Jahreshälfte bedecken die Baumkronen bis zu 95 Prozent des Waldbodens, und die tiefer wachsenden Pflanzen werfen womöglich ihre Blätter ab. In der kühleren Jahreszeit hingegen verlieren die Bäume ihre Blätter, und die tiefer angesiedelten Pflanzen leben auf. Auf diese Weise entsteht das ganze Jahr über eine Blätterschicht auf dem Boden. So entstehen im Boden große Mengen an Humus.
Was bereits über den tropischen Regenwald festgestellt wurde, gilt auch für den gemäßigten Regenwald: Er ist ein enorm artenreiches Biotop sowohl für Pflanzen als auch für Tiere. In der gemäßigten Klimazone ist der Regenwald das artenreichste Ökosystem überhaupt, besonders was in der Tierwelt die Insekten und Spinnentiere betrifft. In beiden Arten von Regenwald kann angenommen werden, dass ein großer Teil der dort lebenden Arten bislang noch gar nicht entdeckt ist.
Eine weitere Gemeinsamkeit aller Regenwälder, seien sie tropisch, subtropisch oder gemäßigt, ist ihre zunehmende Bedrohung durch den Menschen durch die wirtschaftliche Nutzung entweder der Bäume (Holz– und Forstwirtschaft) oder des Bodens (Bergbau, Landwirtschaft) und in zunehmendem Maße auch durch den Klimawandel, der viele im Regenwald lebende Tier- und Pflanzenarten gefährdet.