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Was wächst im Nadelwald, wie sieht ein Nadelwald aus


was wächst im nadelwald wie sieht ein nadelwald aus

In deutschen Nadelwäldern dominieren Fichten, Kiefern und Tannen. Nadelwälder sind oft weniger vegetationsreich als Laub- und Mischwälder und werden fast ausschließlich für schnelle Erträge in der Forstwirtschaft gepflanzt.

Die vier Schichten des Nadelwaldes

Ein Wald ist ein Ökosystem, das aus verschiedenen Arealen besteht. Die Etagen eines Waldes reichen von der Tiefe der Erde bis in die hohen Baumkronen.

Ein typisches Merkmal der meisten Nadelwälder ist eine viel weniger üppig ausgebildete Kraut und Strauchschicht. Dafür sind mitunter die Lichtverhältnisse (insbesondere im dichten) Nadelwald verantwortlich. Es dringt weniger Sonnenlicht bis zu den tieferen Schichten vor, folglich bleibt dieser spärlicher bewachsen. Andere Gründe für den spärlichen Bewuchs am Boden sind andere Bodenarten, fehlende Nährstoffe und die oftmals viel höhere Feuchtigkeit im Nadelwald.

Nicht überall sind oder waren Nadelwälder so dicht wie heutige Wirtschaftswälder. Im Gegenteil, Forscher vermuten, dass die Baumdichte in ursprünglichen Nadelwäldern viel geringer war und so ausreichend anderen und kleinere Pflanzenarten Raum bot. Die Baumschicht des Nadelwaldes besteht, wie der Name bereits sagt, überwiegend aus Nadelbäumen. Das bedeutet aber nicht, dass vor allem in einem naturbelassenen Wald (nicht forstwirtschaftlich genutzt) nicht auch mal ein Laubbaum stehen kann.

So ist die Waldstruktur in Deutschland verteilt:

Echter Nadelwald in Mitteleuropa

Die Wälder, die wir heute in Deutschland vorfinden, sind überwiegend künstlich erschaffene Kulturlandschaften. Das ist den meisten Menschen heute gar nicht mehr bewusst. Wälder dienen dem Menschen zur Gewinnung von Holz. Seitdem es Beton, Kunststoff und Feinmetalle gibt, hat Holz in seiner Bedeutung für uns insgesamt etwas abgenommen. In vergangenen Jahrhunderten war Holz der einzige Baustoff für Häuser, Schiffe, Möbel und vieles mehr. Außerdem war und ist Holz ein wertvoller Rohstoff zum Heizen.

Nadelwald wurde in unseren Breiten oft nur deswegen angebaut, weil Bäume wie die Fichte extrem schnell wachsen und ein leicht verarbeitbares Holz liefern. Lediglich die alpinen Nadelwälder und die Nadelwälder der Höhenlagen in den Mittelgebirgen (Schwarzwald, Harz, Bayerischer Wald) gelten heute noch als echte Natur-Nadelwälder.

Die Tradition der Nadelwälder soll übrigens auf die Zeit der Besiedlung durch die Römer zurückgehen. Davor dominierten vermutlich Laub- und Mischwälder sowie Wiesen und Heidelandschaften. Die Römer etablierten „Wirtschaftswälder“, in denen die Baumarten Buche und Eiche, Fichte und Kiefer bevorzugt gepflanzt wurden.

Einige Überlieferungen deuten darauf hin, dass Römer insbesondere die Weißtanne (Abies alba), für ihre Konstruktionen (Einfriedungen von Siedlungen und Hausbau) sowie den Schiffbau schätzten.

Bäume und Pflanzen im Nadelwald

Die Fichte (Picea abies)

fichten-picea

Die Nadeln einer Fichte sitzen auf verholzten Endstücken bzw. Stielen


Die Fichte ist der in Deutschland am meisten verbreiteten Nadelbaum. Mehr als 60 Prozent des heimischen Ertragswaldes besteht aus Fichten verschiedener Art. Fichten sind anspruchslos und wachsen schnell. Sie erreichen Größen von etwa 40 Metern und können 600 Jahre alt werden.

Als Flachwurzler wird die Fichte von Stürmen gern und leicht umgerissen. Die Nadeln der immergrünen Bäume sind hart, spitz und meistens sattgrün. Tannen und Fichten kann man am besten an den Zapfen unterscheiden: Fichten werfen ihre Zapfen komplett ab, während sie bei Tannen am Baum aufplatzen und als einzelne Samenblätter zu Boden fallen.

Die Kiefer (Pinus)

kiefern pinus

Der zweitwichtigste Nutz-Nadelbaum in Deutschland. Unterschieden werden Weiß- und Schwarz- sowie die alpinen Latschenkiefern. Durch die vielen Probleme, die Fichten heute bereiten, gelten die Kiefern in der Forstwirtschaft als die Nadelbäume der Zukunft. Das Holz ist ebenso leicht zu verarbeiten, die Wachszeit fast ebenso kurz wie die der Fichte und die Wetterbeständigkeit des Baumes ist höher.
Neben dem Holz wird das Kiefernharz seit Jahrhundert für diverse Produkte (Klebstoffe, Lacke usw.) genutzt.

Die Tanne (Abies)

tannen abies

Die heimische Weißtanne ist insgesamt ein seltener Baum geworden. Obwohl die Tanne ein robuster Baum ist und sehr stabiles Holz liefert, eignen sie sich nicht für den Turboanbau.

Tannen kommen mit wenig Licht und Kälte hervorragend aus. Allerdings brauchen sie nährstoffreiche Böden und wachsen deutlich langsamer als Fichten und Kiefern. Durch ihre tiefen Wurzeln fallen Tannen bei Stürmen nicht si leicht um. Die Weißtanne kann bis zu 800 Jahre alt und stattliche 65 Meter hoch werden. Ihre langen Zapfen fallen, wie bereits erwähnt, am Baum auseinander. Weihnachtszapfen sind also keine Tannenzapfen, sondern Fichtenzapfen.

Die Lärche (Larix)

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Die Lärche ist der einzige heimische Nadelbaum, der sich im Herbst verfärbt und seine Nadelpracht abwirft. Lärchen werden bis zu 40 Meter hoch und gedeihen in Höhen bis über 2.000 Meter n. Durch ihre vergleichsweise tiefen Wurzeln ist sie ein wertvoller Baum, der im Nadelwald für Sicherheit und Halt der Böden sorgt.

Die Eibe (Taxus baccata)

eibe

Gemeine oder Europäische Eiben sind hochgiftige und immergrüne Bäume. Reine Eibenbestände in Waldform sind heute selten geworden. Meistens finden sich kleine Eibenwäldchen in Parks oder in den Anpflanzungen großer Herrenhäuser und Schlösser.
Eiben werden höchstens 15 Meter hoch, sind immergrün und können sehr hohe Lebensalter erreichen. Für Vögel und andere Waldtiere sind Eiben wertvolle Bäume.

Die Zirbe (Pinus cembra)

Zirben oder Zirbelkiefern sind Bäume des alpinen Raumes. Derzeit ist ihr Holz besonders gefragt, da es sich ausgleichend auf die Gesundheit und das Gemüt der Menschen auswirken soll (Zirbenholzbetten).
Die Bäume zeigen durch die raue Umgebung oft einen knorrigen, urigen Wuchs. Geschlagen wird nur sehr wenig und sehr altes Zirbenholz, entsprechend hoch ist sein Preis. Die Zirbe wird bis zu 400 Jahre alt.

Der Wacholder (Juniperus)

Innerhalb Deutschlands gedeihen Wacholder-Büsche vor allem in den Ebenen und im Bergland.
Gemeiner Wacholder erreicht Größen von bis zu 10 Metern, Zwergwacholder erinnert eher an einen krautigen Strauch. Aus den berühmten Wacholderbeeren wird Gin gebrannt. Die Nadeln gleichen Stacheln, sind sehr hart, hell und ausdauernd. In der Forstwirtschaft spielt der Baum kaum eine Rolle, als Lebensraum für mehreren Tier-, Vogel- und Insektenarten dagegen schon.

Die Zeder (Cedrus atlantica)

Aus dem marokkanischen Hochland kam dieser Baum im 19. Jahrhundert zu uns. Die Atlas-Zeder wächst heute hauptsächlich im Bodenseegebiet. Wirtschaftlich werden die Bäume zur Gewinnung von ätherischem Zedernöl genutzt. Für die Holzwirtschaft ist der bis zu 40 Meter hohe und in Etagen wachsende Baum weniger interessant.

Der Mammutbaum (Sequoiadendron giganteum)

Auch dieser Baum kam im 19. Jahrhundert nach Europa. In den USA wachsen Mammutbäume bis zu 100 Meter hoch und erreichen Alter von 3.000 Jahren und mehr. Bei uns erreichen vereinzelt in Wäldern anzutreffende Exemplare Wuchshöhen von rund 80 Metern. Die Nadeln der Mammutbäume sind fast federartig, klein und kurz. In Deutschland wurden die vor allem von adeligen Liebhabern angebaut, für die Forstwirtschaft sind sie trotz der Wuchshöhe uninteressant.

Die Douglasie (Pseudotsuga menziesii)

douglasien

Die Douglasie ist ein weiterer Einwanderer. Sie stammt aus dem US-amerikanischen Oregon und wird gelegentlich auch als „Oregon pine“ bezeichnet. Douglasien liefern ein sehr feines rötliches Holz und werden regional in größeren Beständen angebaut.

Weitere Pflanzen im Nadelwald

  • Sauerklee (Oxalis acetosella)
  • Frauenfarn (Athyrium filix-femima)
  • Dornfarn (Dryopteris carthusiana).
  • Zypressen-Schlafmoos (Hypnum cupressiforme)
  • Schwanenhals-Sternmoos (Mnium hornum)
  • Rote Fingerhut (Digitalis purpurea)
  • Gräser
  • Drahtschmiele (Deschampsia flexuosa)
  • Heidelbeere (Vaccinium myrtillus)
  • Besenheide (Calluna vulgaris)
  • Buschwindröschen (Anemone nemorosa)
  • Pilze (Fliegenpilz, Pantherpilz, Steinpilze) sind keine Pflanzen, werden aber dennoch in der Botanik behandelt und zu einer Vegetation zugezählt.

Alpiner Nadelwald

In Gebirgslagen wachsen fast ausschließlich kleine Sträucher und Büsche sowie Nadelbäume. Das hat den ganz praktischen Grund, dass Nadelbäume weniger tief wurzeln, als die meisten Laubbäume. In Gebirgslagen kann die Erdschicht manchmal nur sehr dünn sein oder es bleiben nur Ritzen zwischen Felsbrocken und sehr steinigen Untergründen. Für Bäume wie die Latschenkiefer oder die Zirbe sind solche Böden kein Problem. Stellenweise krallen sich die Bäume regelrecht fest und trotzen über Jahrzehnte oder Jahrhunderte hinweg Wind, Wetter und großen Mengen Schnee.

Aufgrund der schweren Vegetationsbedingungen werden die nur noch sehr lichten Wälder nahe der Baumgrenze in der Fachsprache auch als „Krummholzzone“ oder „Kampfwald“ bezeichnet.

Borealer Nadelwald

„Boreal“ beutetet „nordisch“. Regional wird diese Waldart auch als Taiga bezeichnet. Der boreale Nadelwald ist die nördlichste Waldzone. Neben den Ländern Russland (Sibirien), Norwegen und Finnland gibt es borealen Nadelwald in Alaska und Kanada sowie im Norden Japans und in der Mongolei. Auf den nördlichen Inseln Island und Grönland soll es einst ebenfalls ausgedehnte Nadelwälder gegeben haben. Allerdings holzten die Wikinger diese für ihre Schiffe so radikal ab, dass sie in der Folge fast völlig verschwanden. Heute existieren nur noch kleine Flecken.

Diese Form des Nadelwaldes bildet bis heute die größten zusammenhängenden Waldflächen dieser Erde. Borealer Nadelwald wächst im hohen Norden, wo trotzdem noch kontinentales Klima mit wenig Regen herrscht. Eine Besonderheit sind die starken Temperaturschwankungen. Immerhin müssen diese Pflanzen mit bis zu -40 °C im Winter und um die 20 °C im Sommer klarkommen.

Ganz im Norden müssen die Pflanzen dem Permafrost trotzen können. In dieser Klimazone bleibt der Boden fast ganzjährig gefroren. Es finden kaum Umwandlungsprozesse statt, wodurch abgestorbene Nadeln einen dicken Teppich auf dem Boden bilden. Dadurch besteht in diesen Wäldern durch Blitzeinschläge oder unvorsichtige Menschen (Lagerfeuer) eine sehr hohe Brandgefahr.

Baum- und Straucharten im nördlichen Nadelwald sind:

  • Kiefern
  • Fichten
  • Tannen
  • vereinzelt Birken
  • kleine Sträucher
  • Heidekraut

Der Nadelwald als Monokultur

Bei einem Spaziergang durch einen typisch deutscher Nutznadelwald zeigt sich einem Besucher dieses Bild: Viele auffallend hohe und schlanke Bäume stehen fast in Reih und Glied angeordnet nebeneinander. Das fahle Licht, das zwischen den sehr hoch angesetzten Baumkronen zum Boden vordringt, bildet kleine Licht-Teppiche. Es ist still, sehr still. Der Boden ist licht, doch bis auf ein paar Moose und Kleinstpflanzen kaum bewachsen.

An manchen Stellen drängen sich die Bäume so dicht, dass für einen Spaziergänger kein Durchkommen ist. An anderen stehen die Bäume so weit auseinander, dass Menschen sehr weit sehen können. Es riecht insbesondere zur Sommerzeit angenehm harzig. Vielleicht lässt sich im lichten Unterholz oder auf einer Lichtung ein Reh blicken. Sobald es den Menschen erblickt, wird es abhauen. Statt schnell verschwunden zu sein, kann ein Spaziergänger dem Wildtier unter Umständen sehr nachschauen.

So schön der Nadelwald auch anmutet. Einige dieser Aspekte haben dazu geführt, dass Nadelwald von Experten schon lange stark kritisiert wird. Durch den spärlichen und oft sehr einseitigen Bewuchs bietet er kaum attraktive Lebensräume für Vögel (deswegen die Stille!) oder zuverlässigen Schutz für Wild.

Werden schnell wachsende Fichten angebaut und viel Holz eingeschlagen, siedeln sich weniger langfristige Populationen von Waldbewohnern aller Art an. Der Hunger nach billigem Fichtenholz (billige Möbel, Pressspan, Konstruktionsholz) hat in den vergangenen 50 Jahren zu einem übertriebenen Anbau und zu vielen Folgeproblemen geführt. Fichten sind in unseren Breiten sehr anfällig für Schädlinge und Krankheiten:

  • Borkenkäfer
  • Buchdrucker
  • Kupferstecher
  • Rüsselkäfer
  • Nonnen
  • Pilze
  • Fäulnis

Bei schlechten Wetterbedingungen mussten Waldbauern bis zu 50 Prozent Schadholz hinnehmen. Außerdem stellen stark befallene und zerstörte Wälder auch eine Gefahr für andere Kulturlandschaften dar.

Das andere Problem sind die zunehmenden Stürme in Mitteleuropa. Jahrhundertstürme wie Lothar oder Wiebke haben vor allem den nicht sehr tief wurzelnden Nadelwäldern extrem zugesetzt, für Schäden in Milliardenhöhe und Todesopfer gesorgt.

Zusammenfassung

  • In unseren heimischen Nadelwäldern dominieren Fichten und Kiefern sowie Tannen.
  • Andere Nadelbäume sind Lärchen, Eiben, Zirben, Douglasien, Mammutbäume und Holunder.
  • Die schnell wachsenden Fichten und Kiefern sind in der Holzwirtschaft von großer Bedeutung. Sie liefern günstiges und vielseitig verwendbares Holz.
  • Alle forstwirtschaftlich genutzten Nadelwälder sind künstlich entstandene Kulturlandschaften (die ähnlich wie Äcker der Landwirtschaft) der Forstwirtschaft dienen.
  • Jahrzehntelang wurde in der Forstwirtschaft zu viele Fichten angebaut, was zu Monokulturen, Schäden durch Ungeziefer und starke Windbrüche geführt hat.
  • Rund 50 Prozent des heimischen Waldes ist Nadelwald. Laub- und Mischwälder bieten Tieren und anderen Pflanzen oft mehr Lebensraum als reiner Kultur-Nadelwald.
  • Echte und naturbelassene Nadelwälder gedeihen nur in den Hochlagen des Harzes, im Bayerischen Wald oder in alpinen Lagen.

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