Warum heißt Teewurst Teewurst? Wortherkunft und ursprüngliche Bedeutung
Die Teewurst enthält keinen Tee als Zutat. Der Name leitet sich von der Geschichte ihrer Entstehung ab und ist verbunden mit der Zeit, zu der sie zuerst gegessen wurde: der Teezeit.
Warum heißt die Teewurst Teewurst?
Manche Dinge haben einen rätselhaften Namen und die Teewurst gehört auf jeden Fall dazu. Ist tatsächlich Tee in dieser Wurst? Nach Pfefferminz oder Fenchel schmeckt sie definitiv nicht.
Aber vielleicht sorgt der Tee ja für die Konsistenz? Denn die Teewurst ist besonders weich und zart. Ein Blick in die Liste der Zutaten hilft. Schweinefleisch, Speck, Rindfleisch, Kochsalz, Paprika, Muskatblüte, Piment, Kardamom, Zucker, Rauch. Kein Tee dabei.
Woher kommt der Name Teewurst?
Mit Sicherheit kann niemand sagen, woher der Name stammt. Es gibt aber eine Erklärung, auf die sich viele Menschen einigen können und die mit dem Unternehmen Rügenwalder Mühle zusammenhängt.
Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz heute im niedersächsischen Bad Zwischenahn. Ursprünglich war die Firma aber in Rügenwalde zu finden. Rügenwalde heißt heute Darlowo und liegt in Polen.
Im 19. Jahrhundert war die Stadt noch Teil des Deutschen Reiches und galt als Hochburg des Fleischerhandwerks. Ein Grund dafür war die Lage von Rügenwalde. Weil die Stadt einen großen Hafen hatte, kamen dort viele Gewürze an, die man damals nur schwer oder gar nicht in anderen Teilen des Landes bekommen konnte.
Viele Fleischer experimentierten dort mit diesen Zutaten, um neue Rezepte und Verfahren zur Wurstherstellung zu entwickeln. Ein zweiter Grund waren die Gäste der Stadt. Rügenwalde war der Sitz der Herzöge aus der Region und so kamen Vertreter und Adelige aus dem ganzen Land für Besprechungen und andere Veranstaltungen in die Stadt.
Zu diesen Anlässen wurden die Spezialitäten aus der Region gereicht und so hatten die Fleischer aus Rügenwalde Kunden mit viel Geld und etliche Anlässe für die Produktion neuer Kreationen. Sogar Otto von Bismarck galt als Freund der Wurst aus Rügenwalde.
Die Wurst zum Tee
Ein besonders erfolgreicher Fleischer dieser Zeit war Carl Müller. Er galt als handwerklich begabt und hatte ein gutes Gespür für Geschäfte, 1834 gründete er die Rügenwalder Wurstfabrik.
Als die Fabrik nach einigen Jahren stabil wirtschaften konnte, begann auch Carl Müllers Sohn in der Fabrik zu arbeiten. Dieser Sohn, ebenfalls ein Carl Müller, wollte eine besonders zarte Wurst mit feinem Aroma entwickeln. Er zerkleinerte die Zutaten deshalb solange, bis sie zu einer weichen Masse wurden.
Anschließend räucherte er die Masse, um sie so haltbar zu machen. Die so entstandene Wurst konnte man hervorragend auf dem Brot verteilen und das leicht süßliche Aroma der Gewürze passte gut mit dem starken Schwarztee zusammen, der in der Region gerne getrunken wurde.
Schon nach kurzer Zeit war diese Wurst so beliebt als Beilage zum Nachmittagstee, dass man statt süßer Backwaren die herzhafte Wurst zur Teezeit reichte. Die Teewurst war geboren.