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Was sind Tierwohllabel, welche gibt es, welche Bedeutung haben diese


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Tierwohllabel sind Etiketten auf der Verpackung tierischer Erzeugnisse, welche dem Konsumenten bzw. Verbraucher signalisieren sollen, dass bei der Haltung und Schlachtung des Tieres, das Tierwohl berücksichtigt wurde. Denn immer mehr Konsumenten machen sich beim Kauf von Produkten mit tierischen Inhaltsstoffen Gedanken über Herkunft und Haltung der Tiere. Um hier für mehr Transparenz zu sorgen, gibt es inzwischen diverse Tierwohllabel, die den Käufer über wichtige Details zu Haltungsbedingungen, Platzangebot, Ernährung der Tiere und vielem mehr informieren sollen.

Was ist ein Tierwohl-Label: Definition und Bedeutung

Ein Tierwohllabel ist gut sichtbar auf der Verpackung von Fleisch, Wurst, Eiern und ähnlichen Produkten aufgebracht und zeigt an, unter welchen Standards die Tiere im Herkunftsbetrieb gehalten werden. Die verschiedenen Label, auf welche später im Text genauer eingegangen wird, haben dabei häufig recht unterschiedliche Ansprüche an die Höfe und Zuchtbetriebe, so dass sich ein genauerer Blick lohnt, will man sich für eine bessere und artgerechtere Haltung einsetzen.

Die meisten Label haben gemeinsam, dass sie höhere Ansprüche an die Haltungsbedingungen der Tiere haben, als es der Gesetzgeber vorschreibt.

Die einzelnen Label in der Übersicht

Für einen besseren Überblick über die Ansprüche an Haltungs- und Lebensbedingungen der gängigen Tierwohllabel folgt hier eine Auflistung inklusive Schirmherren, Vorkommen der Label und bewertete Produkte. Die Reihenfolge der aufgezählten Label ist rein zufällig und stellt keine Bewertung dar.

Das Haltungsform-Label

Mehrere deutsche Supermärkte haben sich gemeinsam entschieden, für mehr Transparenz hinsichtlich der Haltung des verkauften Fleisches ein marktübergreifendes Siegel für Fleisch von Eigenmarken und aus der Frischetheke zu verwenden. Kaufland, Penny, Rewe, Aldi Nord und Aldi Süd, Lidl, Edeka und der Netto Marken-Discount haben mit Unterstützung der „Initiative Tierwohl“ ein Kennzeichnungssystem mit vier Stufen entwickelt, aus welchem bereits seit 2019 deutlich hervorgeht, wie die Tiere vor der Schlachtung gehalten wurden:

  • Haltungsform 1 = Stallhaltung: Beim roten Label werden die Tiere nach den gesetzlichen Mindeststandards gehalten. So ist bei Rindern und Milch– oder Schlachtkühen selbst Anbindehaltung nicht ausgeschlossen, bei welcher die Tiere wenig bis keine Bewegungsfreiheit haben; das vorgeschriebene Beschäftigungsmaterial fällt bei allen Arten eher dürftig aus. Allerdings gelten selbst bei dieser Haltungsform Regeln, die das schmerzfreie Enthornen von jungen Rindern sowie die Überwachung von Antibiotikagaben betreffen.
  • Haltungsform 2 = Stallhaltung Plus: Das blaue Label kennzeichnet das Fleisch von Tieren, die mindestens 10 Prozent mehr Platz im Stall haben, als gesetzlich vorgeschrieben ist. Zudem muss ihnen Beschäftigungsmaterial zur Verfügung stehen – bei Schweinen kann das Stroh zum Wühlen sein, aber auch Bälle oder ähnliches können eingesetzt werden. Geflügel liebt Stroh und Mulch zum Wühlen und Scharren, aber auch Steine zum Picken aus mineralischen Inhaltsstoffen. Zum Enthornen von Kälbern gibt es strikte Vorgaben, Antibiotikagaben müssen bei allen Tierarten dokumentiert werden.
  • Haltungsform 3 = Außenklima: Wer zu Produkten mit dem orangenen Label greift, unterstützt damit die eine Tierhaltung, bei der auch Außenbereiche für die Tiere zugänglich sind – oder sie zumindest durch eine offene Front des Stalles mit frischer Luft in Kontakt kommen – und zudem mehr Platz pro Tier in den Stallungen zur Verfügung steht. Dies erhöht die Bewegungsfreiheit und sorgt für ein angstfreies Leben mit weniger Langeweile – genau wie das geforderte Beschäftigungsmaterial: Auch hier können Strohballen, Bälle, bei Geflügel Picksteine und bei Schweinen und Kühen Bürsten zum Kratzen und Scheuern zum Einsatz kommen. Geflügeltiere müssen außerdem vor dem Schlachten ein Mindestalter erreichen dürfen. Auch bei Haltungsform 3 sind die Gabe von Antibiotika und das Enthornen von jungen Rindern reglementiert.
  • Haltungsform 4 = Premium: Das grüne Label erhält vor allem Bio-Fleisch. Aber auch Fleisch von anderen Tieren kann das Siegel bekommen, wenn es die Ansprüche an die Haltung erfüllt: So muss Zugang zu Außenbereichen genauso gegeben sein wie Beschäftigungsmaterial und ein erhöhtes Platzangebot auch im Stall; bei Geflügel muss ein Mindestschlachtalter eingehalten werden. Bei Kälbern ist die Enthornung strikt geregelt und nur in Ausnahmefällen und mit schmerzlindernden Maßnahmen genehmigt. Auch Futtermittel, die Überwachung der Medikamentengabe und ähnliches sind bei Haltungsform 4 streng reglementiert.

Für die meisten Produkte gilt: Je höher die Haltungsform eingestuft wird, desto höher ist auch der Preis. Das ist ganz logisch, wenn man bedenkt, dass die Haltung und Aufzucht der Tiere desto teurer wird, je mehr Platz ihnen zur Verfügung steht und je besser Futter und Pflege sind. Ein paar Euro mehr fürs Kilo Fleisch können das Leben eines Tieres ganz erheblich verbessern!

Das Tierschutzlabel

Bereits seit 2013 kennzeichnet das kleine blaue Siegel mit einem oder zwei Sternen, wie die Tiere gehalten wurden – ein Stern entspricht dabei Haltungsform 3, zwei stehen für Haltungsform 4. Das Label gibt es seit dem Jahr 2016 auch für Legehennen und ab 2017 für Milchvieh – so kann man es auch auf Verpackungen von Eiern und Milchprodukten finden. Bei allen Produkten mit dem Tierschutzlabel reicht die Haltung der Tiere dabei weit über das gesetzlich vorgeschriebene Minimum hinaus.

  • Ein Stern: Milchkühe dürfen nicht angebunden werden. Masthühner und -hähnchen dürfen nur begrenzt zunehmen, es existiert eine Begrenzung der täglichen Gewichtszunahme. Schweine müssen zwingend 45 Prozent mehr Platz im Stall haben, als der Gesetzgeber vorgibt; zudem ist das Kupieren, also Entfernen der Schwänze verboten, es muss eine Komfortliegezone geben und ausreichendes Material für die Beschäftigung.
  • Zwei Sterne: Hier müssen die Landwirte und Bauern den Tieren Auslauf und Frischluft bieten, außerdem sind mehr Auswahl an Artikeln zur Beschäftigung und mehr Platz erforderlich.

Das Grüne Blatt

Das Label mit dem Blatt aus Sternen auf grünem Hintergrund ist EU-weit auf allen Bio-Lebensmitteln nach EU-Standard zu finden, und das bereits seit 2012. Diese Produkte entsprechen den EU-Richtlinien für den ökologischen Landbau, welche streng regeln, wo die Tiere herkommen, welche Futtermittel verwendet werden dürfen, wie Gesundheitsvorsorge und ärztliche Behandlung der Tiere im Krankheitsfall aussehen dürfen und wie und wie oft der Stall gereinigt werden muss.

Label von Bio-Anbau-Verbänden

Die Zusammenschlüsse mehrerer Landwirte und Agrarunternehmen wie Bioland, Naturland und Demeter haben oft ihre eigenen Siegel – und sehr häufig sind ihre Ansprüche an die eigenen Produkte und die artgerechte Haltung ihrer Tiere sehr viel höher als die der anderen Label! Das mag daran liegen, dass sich hier vor allem kleine und mittelgroße Unternehmen verbinden, die ihr Vieh oft mit viel Liebe und Herzblut großziehen und denen das Wohl ihrer Tiere, aber auch Transparenz und Nachhaltigkeit daher ganz besonders am Herzen liegt.

Demeter: Als ältester Bioverband bekannt; bereits im Jahr 1924 achteten Bauern, die Demeter angehörten, auf eine nachhaltige und schonende Bewirtschaftung von Wald und Feld. Da die Grundlage von Demeter der Respekt vor Natur und Tier ist, wird auch an die Haltung, Fütterung und Pflege der Tiere eine besonders hohe Messlatte gelegt.

Bioland: Auch die diesem Verband zugehörigen Landwirte müssen hohen Ansprüchen gerecht werden, was artgerechte Haltung betrifft. Dabei setzt Bioland vor allem auf die Nachwuchsförderung, regionales Handeln und umweltschonende Produktionsschritte – von der Zucht bis zur Herstellung von Wurst, Fleisch, Eiern und Milchprodukten!

Neuland: Die Bauern, die diesem 1988 gegründeten Verein angehören, legen besonderen Wert auf eine artgerechte, dem Tier entsprechende Haltung, auch wenn das Fleisch häufig dennoch keine Bio-Qualität erreicht.

DLG-Tierwohl

Seit Januar 2022 gibt es ein neues Tierwohllabel von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Das Label wird in vier verschiedenen Farben ausgegeben – weiß (Basis), Bronze, Silber und Gold – und soll die Haltungsformen der Milchkühe bei den einzelnen Anbietern und Produkten verdeutlichen.

Dabei unterscheiden sich die Anforderungen an den Milchviehbetrieb bei den einzelnen Stufen ganz enorm:

Basisstufe (weiß, ein Stern):

  • die Betriebe werden regelmäßig überprüft
  • die Haltung und das Futtermittel werden kontrolliert
  • Medikamentengabe wird untersucht
  • Die Tiere erhalten eine gute Gesundheitsvorsorge

Bronze (zwei Sterne):

  • Bewegungsfreiheit: Freie Bewegung im Stall muss möglich sein, andernfalls muss ein Zugang zur Weide oder auf einen Laufhof gegeben sein;
  • pro Kuh mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben;
  • kontrollierte Medikamentengabe;
  • Nutzung von Kuhbürsten – also von Bürsten zum Scheuern und Kratzen, die frei zugänglich sind.

Silber (drei Sterne):

  • Frischluft und Kontakt zum Außenklima durch offenen Stall, regelmäßige Weidegänge oder ein ganzjähriger Zugang zu einem Laufhof sind vorgeschrieben;
  • Futtermittel ohne Gentechnik;
  • bequeme Liegeflächen, Pflege der Klauen und der Einsatz von Kuhbürsten ist erforderlich;
  • eine sehr gute Gesundheitsvorsorge wird vorausgesetzt; auf das Wohl der Tiere muss geachtet werden.

Gold (vier Sterne):

  • es muss einen Zugang zu einem Laufhof geben, der immer offen ist, Weidegänge müssen erfolgen;
  • Futtermittel aus der Region ohne Gentechnik müssen verwendet werden;
  • viel Platz für die einzelne Kuh;
  • auch hier braucht es komfortable Liegeflächen, Kuhbürsten und eine intensive Pflege der Hufe;
  • regelmäßige, gründliche Gesundheitsvorsorge und respektvoller, aufs Tierwohl ausgerichteter Umgang mit den Kühen ist Pflicht.

Zusammenfassung

  • Tierwohllabel können den Verbraucher gut dabei unterstützen, beim Griff ins Kühlregal ein gutes Gewissen zu behalten.
  • Wer nicht auf Fleisch verzichten möchte, sollte immer zum Fleisch mit dem bestmöglichen Siegel greifen, um artgerechte Haltung zu unterstützen und einen wertvollen Beitrag für Tiere, Natur und Umwelt zu leisten.
  • Natürlich ist das nicht immer ganz günstig – je besser das Label (und damit auch die Haltung der Tiere, aus denen Fleisch und Wurst hergestellt wurden), desto teurer ist das Produkt meist auch.
  • Lieber selten und dafür hochwertigere Produkte aus Fleisch, Milch, Eiern etc. zu kaufen, kommt aber in vielen Fällen nicht nur den Tieren und den oft kleineren Betrieben zugute, welche die Produkte mit viel Liebe und Leidenschaft für die Landwirtschaft produzieren, sondern häufig auch der Gesundheit. Denn Produkte mit besseren Siegeln oft besser kontrolliert werden und aus hochwertigeren Inhaltsstoffen bestehen.

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