Weshalb trägt Island den Beinamen Insel aus Feuer und Eis
Gletscher und Vulkane prägen das Antlitz von Island. Durch die geographischen Besonderheiten treten Eis (Gletscher) und Feuer (Vulkane) zutage. In vielen Fällen liegen isländische Gletscher und Vulkane direkt beieinander. Diesem Umstand hat der Inselstaat seinem Beinamen Insel aus Feuer und Eis zu verdanken. Und da der Inselstaat in Nordeuropa liegt, wird es gelegentlich auch Land des Nordens genannt.
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Insel aus Feuer und Eis – Der besondere Beiname von Island
Einen Hinweis auf die speziellen Naturphänomene vor Ort gibt bereits der Name der Insel – denn der isländische Landesname lässt sich mit Eisland übersetzen. Die Insel, unweit vom Polarkreis gelegen, wird von kalten Eislandschaften bestimmt. Doch nicht nur. Denn das Land Island lebt von einem natürlichen Kontrast.
Hier treffen extreme Naturschauspiele aufeinander: von den gletschernen Eislandschaften unweit des Polarkreises bis zu Vulkanen und Geysiren. Aus den sich scheinbar widersprechenden Naturgewalten von feuerspeienden Vulkanen und dem robusten Eis der Gletscher leitet sich der Name Insel aus Feuer und Eis ab.
Dieser scheinbare Gegensatz hat mit der besonderen geographischen Position Islands zu tun. Nicht nur befindet sich Island unweit des Polarkreises – die nördliche isländische Insel Grímsey wird gar direkt von ihm durchlaufen -, mitten durch Island zieht sich der gigantische Mittelatlantische Rücken. 60.000 km erstreckt sich das System, zu dem der Mittelatlantische Rücken als Unterwassergebirgszug gehört.
Das Gebirge wird von tektonischen Platten definiert: Hier trifft die Eurasische auf die Nordamerikanische Platte – und sorgt für vulkanische Aktivitäten. Und so ist es nicht unüblich, dass ein Vulkan in Island unter einer dicken Eisschicht liegt. Der Beiname Insel aus Feuer und Eis ist eine logische Konsequenz.
Feuer – Die Vulkanlandschaften von Island
Die vulkanischen Aktivitäten Islands haben ihren Ursprung der Nordamerikanischen und Eurasischen Platte zu verdanken, die mitten durch Island laufen und hier ihren Reibungspunkt haben. Vulkane, Geysire und Thermalquellen sind das Ergebnis dieser Aktivitäten.
Etwa 130 Vulkane sind auf der Insel Island bekannt, davon wurden mehr als zwei Dutzend als aktive Vulkane eingestuft. Zu den bekanntesten zählt der Eyjafjallajökull, dessen Aktivitäten im Jahr 2010 nicht nur auf Island für Unruhe sorgten, sondern auch den internationalen Luftverkehr vorübergehend beeinträchtigten. Zu den namhaften Vulkanen zählen daneben die Hekla, der Grímsvötn sowie die Katla, die alle über 1.000 Meter in die Höhe ragen und alle als aktiv gelten. Sie prägen die vulkanischen Ereignisse in der Region – und sorgen maßgeblich für das “Feuer” in Islands Beinamen.
Hervorzuheben ist der Nationalpark Þingvellir, der sich im Südwesten Islands auf 237 km² erstreckt. Außer in Afrika gibt es keinen weiteren Ort der Welt, wo tektonische Platten auf diese Weise an der Erdoberfläche sichtbar werden. Hier treffen die Nordamerikanische und die Eurasische Platte für alle offenbar aufeinander. Die sogenannte Grabenbruchzone ist in dem Nationalpark ein Oberflächenphänomen. Felsspalten und Risse prägen das Antlitz der örtlichen Natur, dabei sind Erdbeben hier keine Seltenheit. Das vulkanische Feuer und seine unmittelbaren Aktivitäten sind auch hier omnipräsent.
Doch auch die Geysire und Thermalquellen sind eine Facette der feurigen Aktivitäten Islands. Die Geysire, die heißen Wasserquellen, schießen an verschiedenen Punkten Islands in die Höhe. Bekannt sind vor allem der Große Geysir und der Strokkur. Letzterer tritt alle 20 Minuten in Erscheinung und schießt bis zu 15 Meter in die Höhe. Kurios: Sein Name bedeutet übersetzt so viel wie “Butterfass”.
Die geothermalen Aktivitäten stehen jedoch nicht nur für bedrohliche Vulkanausbrüche, sondern auch für beliebte Thermalquellen und -freibäder. Dazu gehören die Bláa Lónið, auch bekannt als Blaue Lagune unweit von Reykjavik, oder das Jarðböð bei Mývatn.
Klar ist: Island ist eine Insel aus Feuer wegen ihrer vulkanischen Aktivitäten. Ob Vulkane oder Geysire – die Insel ist ein reger Hotspot für geothermale Ereignisse. Das hat nicht nur Nachteile, so beweisen die beliebten Thermalbäder, dass man sich an Teile dieser Aktivitäten auch kulturell anpassen kann.
Eis – Die Gletscher von Island
Das Island eine von Eis geprägte Insel ist, unterstreicht bereits der Name des Landes. Es wird Besuchern auch sofort offenbar: Etwa 11 Prozent von Island besteht aus Gletschern. Riesige Eismassen prägen die geographischen Formen von Island. Der größte und bekannteste Gletscher ist der Vatnajökull, dem ein eigener Nationalpark gewidmet ist.
8.100 km² erstreckt sich der Vatnajökull im Südosten Islands über die Landfläche. Etwa 8 Prozent von ganz Island wird von der Eismasse des Vatnajökull vereinnahmt. Seit 2008 existiert der eigene Vatnajökull-Nationalpark, der die Größe des Gletschers unterstreicht: So galt er lange als größter Nationalpark Europas. 2019 wurde der Park als UNESCO-Weltnaturerbe anerkannt. Der Gletscher selbst ist heute mit einigem Abstand als größter Gletscher Europas bekannt.
Die gigantischen 8.100 km² erreicht kein weiterer Gletscher Islands – oder Europas. Die zwei nächstgrößten Gletscher Islands knacken knapp die 900 km²-Marke: der westliche Langjökull und der zentral gelegene benachbarte Hofsjökull. Beide sind wie der Vatnajökull von vulkanischen Aktivitäten geprägt. Dabei präsentiert sich das Eis Islands nicht nur als klassische Gletscher, sondern auch in Form von eisigen Gletscherseen. Der bekannteste ist der Jökulsárlón am Vatnajökull. Der tiefste See Islands wird von zahlreichen Eisbergen durchlaufen. Klar ist: Island ist fraglos eine Insel aus Eis.
Feuer und Eis – Wo beide in Island zusammentreffen
Den Beinamen Insel aus Feuer und Eis erhält Island jedoch nicht nur, weil es separate Vorkommen von Feuer (Vulkane) und Eis (Gletscher) gibt, sondern weil beide an mehreren Punkten direkt aufeinandertreffen. Einige der eifrigsten Vulkane liegen unter dem gigantischen Gletscher Vatnajökull. Dazu gehören aktive Vulkane wie der Grímsvötn und der Bárðarbunga.
Dabei widerspricht sich die Nähe von Vulkanen und Gletschern nicht. Tatsächlich gilt der Grímsvötn unter dem größten Gletscher Europas als einer der aktivsten Vulkane Islands mit regelmäßigen Ausbrüchen. Seit der Besiedlung Islands im 9. Jahrhundert brach der Vulkan etwa 60 Mal aus. Dabei sorgte der Ausbruch des Laki-Kraters im 18. Jahrhundert zu einer der größten Katastrophen der isländischen Geschichte – während der riesige Lavamassen und Aschewolken für vergiftete Natur sorgte. Etwa ein Fünftel der damaligen Bevölkerung starb an den direkten und indirekten Folgen des Laki-Ausbruchs, ein Krater, der zum Grímsvötnsystem gezählt wird.
An den Gletschern mit Vulkanen entsteht ein großes Wechselspiel zwischen Feuer und Eis: So haben Vulkanausbrüche unter der Eisschicht schon häufiger Gletscherläufe ausgelöst, große Flutwellen, die durch die Eruption eines Vulkans freigesetzt werden. Tatsächlich kann das Abschmelzen von Gletschereis – auch durch den Klimawandel – zu vermehrter vulkanischer Aktivität führen.
Island ist damit nicht nur eine Insel aus Feuer und Eis, sondern eine Insel, auf der Feuer und Eis interagieren. Hier gibt es eine natürliche Koexistenz der Naturgewalten. Diese besondere Beschaffenheit macht Island für viele zu einem faszinierenden Urlaubsziel, weshalb der Slogan Insel aus Feuer und Eis auch touristisch verbreitet ist – bei der Bewerbung von Reisen und Urlaubstouren.
Zusammenfassung
- Insel aus Feuer und Eis: Dieser Name ist nicht nur ein netter Slogan für Reiseprospekte.
- In Island gibt es tatsächlich eine eng verzahnte Koexistenz aus vulkanischen Aktivitäten und massiven Gletscherlandschaften – ein Nebeneinander von Feuer und Eis.
- Daher hat der Beinamen eine Daseinsberechtigung, die das natürliche Island ganz gut beschreibt.
- Aber Island hat fraglos deutlich mehr zu bieten als Vulkane und Gletscher – insbesondere kulturell, weshalb der Spitzname nur eine Facette des Landes beschreibt.