Fast & Furious: Hobbs & Shaw – Lauwarmer Abklatsch oder Heißer Streifen?
Hobbs & Shaw: Zwei Glatzen für ein Halleluja?
Während der nächste nummerierte Ableger der irrsinnig erfolgreichen Actionreihe noch bis zum nächsten Frühling auf sich warten lassen wird, kehrt Fast & Furious 2019 erstmals mit einem waschechten Spin-Off auf die große Leinwand zurück.
Hier erfährst Du, wie sich Luke Hobbs und Deckard Shaw ohne Dom Toretto und seine oft im Franchise beschworene „Familie“ schlagen – und das selbstverständlich im wahrsten Sinne des Wortes!
Die Darsteller
Wie der Titel verrät, stehen zwei bereits in die umfangreiche Fast & Furious-Mythologie eingeführte Charaktere im Mittelpunkt des Films: Wrestling-Legende und Action-Superstar Dwayne „The Rock“ Johnson schlüpft einmal mehr in die Rolle des Bundesagenten und Kopfgeldjägers Luke Hobbs, während der nicht minder im Genre bewährte Jason Statham als Deckard Shaw zurückkehrt.
Neben dem Gegenspieler der Toretto-Crew aus Fast & Furious 7 ist auch dessen von Helen Mirren verkörperte Mutter erneut in einigen Szenen zu sehen.
In weiteren wichtigen Rollen gesellen sich außerdem Idris Elba als der antagonistische Brixton Lore und Vanessa Kirby zum Cast.
Letztere mimt Hattie Shaw, eine schlagfertige Agentin des britischen Geheimdiensts, die gleichzeitig die Schwester von Deckard Shaw ist.
Die Handlung
Die terroristische Organisation Eteon verfügt über den sogenannten Snowflake-Virus, dessen Freisetzung den Tod von Millionen Menschen bedeuten würde.
Deswegen mobilisiert der britische MI6 eine Gruppe von Agenten, um ihn sicherzustellen.
Mithilfe eines durch kybernetische Implantate verstärkten Handlangers gelingt es Eteon allerdings, den Angriff abzuwehren: Der mit entsprechend übermenschlichen Fähigkeiten ausgestattete Brixton Lore bringt das gesamte Team um – mit Ausnahme von Hattie Shaw, die sich den umkämpften Virus kurzerhand selbst injiziert und flüchtet, um ihn als Trägerin zumindest für den Moment in Sicherheit zu bringen.
Brixton Lore gelingt es unterdessen, Hattie Shaw als abtrünnige Verräterin zu inszenieren. Er schiebt ihr darüber hinaus die Verantwortung für die toten MI6-Agenten in die Schuhe und zwingt sie somit zum Untertauchen.
Als die CIA vom Verlust des Virus erfährt, wendet sie sich sowohl an Luke Hobbs als auch an Deckard Shaw, um dem Problem beizukommen.
Unter größtem Zähneknirschen erklären sich die beiden gegensätzlichen Alphamännchen angesichts der bedrohlichen Situation zur Zusammenarbeit bereit, um den Virus ausfindig zu machen.
Während Hobbs als inzwischen routinierter Weltretter ganz in seinem Element ist, hat der Auftrag für Shaw eine naheliegende persönliche Bedeutung.
Die Höhen und Tiefen
Nennen wir das Kind beim Namen…
So ziemlich niemand löst ein Kinoticket für Hobbs & Shaw, um sich an einer kreativen und wohldurchdachten Handlung zu erfreuen.
Insofern ist wohl zu verkraften, dass eine solche weit und breit nirgendwo zu finden ist! Während die „Virus, der die Welt gefährdet“-Story an und für sich bereits ein ziemlich alter Hut im Action- und Thrillerkino ist, erinnert Hattie Shaws gewagtes Vorgehen zur zwischenzeitlichen Sicherstellung darüber hinaus frappierend an Mission: Impossible II, wo Thandie Newtons Charakter die selbe Idee hatte.
Trotz dieser Parallelen stellt die von Vanessa Kirby gespielte Agentin eine überragende Bereicherung für Film und Franchise dar.
Nachdem die Britin in Mission: Impossible – Fallout bereits Eindruck in einem Action-Blockbuster schinden konnte, liefert ihr das Fast & Furious-Spin-Off noch vorteilhafteres Material: Hattie Shaw steht ihren beiden Brüdern Owen und Deckhard in nichts nach, manövriert sich mit Kraft und Charisma durch ihre Szenen und ist meilenweit vom rettungsbedürftigen Damsel-in-Distress-Dasein entfernt.
Doch was genau motiviert ohne dieses Wissen nun zum Kauf einer Karte?
Natürlich die Prämisse, dass Luke Hobbs und Deckard Shaw eine ganze Menge fiese Typen vermöbeln und sich im Zuge ihrer unfreiwilligen Kooperation konsequent überbieten möchten.
Was dem Drehbuch an frischen Ideen mangeln mag, machen zwei der beliebtesten Schauspieler unserer Zeit mit ihrer schier überlebensgroßen Leinwandpräsenz in den meisten Momenten halbwegs locker wieder wett.
Dabei rufen Nahkampf-Szequenzen vereinzelt sogar die vergangenen Arbeiten von Regisseur David Leitch wie John Wick oder Atomic Blonde ins Gedächtnis, der Fokus liegt am Ende des Tages allerdings doch auf dem großen Spektakel.
Unter ungenierter Missachtung physikalischer Regeln setzen sich unsere Hauptfiguren bisweilen absolut halsbrecherischen Stunts aus, die für Normalsterbliche… nun ja, genau das wahrscheinlich wirklich wären.
Die Zeiten, in denen ein paar begabte Autofahrer handelsübliche Elektroware von Lastwagen gestohlen haben, sind zweifelsohne vorbei!
Dafür spricht auch und insbesondere Bösewicht Brixton Lore, der die zunehmend comichaften Züge des Franchise durch seinen Auftritt als „Black Superman“ deutlich unterstreicht.
Zwar verleiht ihm ein gestandener Schauspieler wie Idris Elba ein wenig Gravitas, mit allzu viel Tiefgang ist die Figur deshalb jedoch nicht automatisch gesegnet.
Auch das trägt dazu bei, dass sich der Film besonders zum Finale hin ein paar Minuten länger als nötig anfühlt – angesichts einer Spielzeit von deutlich über zwei Stunden wäre etwas weniger womöglich mehr gewesen.
Immerhin beschert uns die ausgedehnte Schlussphase auf Samoa ein (wenn auch etwas aufgesetzt eingefädeltes) Kennenlernen mit den Hobbs-Brüdern, wodurch beispielsweise Cliff Curtis (Blow, Fear the Walking Dead) oder WWE-Superstar Roman Reigns in seinem Kinodebüt zu Gastauftritten kommen.
Spätestens so ist gewährleistet, dass der Familienaspekt auch ohne Vin Diesels direktes Zutun nicht zu kurz kommt! Ferner hält der Streifen in Form von Deadpool– und Detective Pikachu-Star Ryan Reynolds sowie Dwayne-Johnson-Kumpel Kevin Hart zwei Überraschungsauftritte in der Hinterhand, von denen sich speziell Reynolds‘ Figur des Agent Locke als wichtig für die Zukunft der Reihe erweisen könnte.
Die sonst eher mit Marvel assoziierten Post-Credit-Szenen legen indes womöglich nahe, dass aus dem Franchise noch ein cineastisches Universum werden könnte…
Das Fazit
Der Volksmund bemüht für Filme wie Hobbs & Shaw gern den wohlbekannten „Hirn an der Kinokasse abgeben und genießen“-Spruch, der auch hier definitiv nicht fehl am Platz ist.
Eine Phrase, die oftmals negativer ausgelegt wird, als sie eigentlich gemeint ist – schließlich gelingt es den Hauptdarstellern des Streifens zumindest in diesem Fall, das denkbar simple Grundmaterial in ein über weite Strecken kurzweiliges Feuerwerk zu verwandeln.
Neben dem witzigen Zusammenspiel der beiden titelgebenden Testosteronspeicher sticht Vanessa Kirby positiv heraus und empfiehlt sich für größe Aufgaben; ob anderorts oder eben in der Fast & Furious-Reihe.
Einen Anspruch auf Realismus hat diese bekanntlich schon vor langer Zeit mit quietschenden Reifen hinter sich gelassen, stattdessen ist absurde Action im Sinne des Entertainment gerade in diesem Spin-Off mehr denn je die Devise. Wer daran nichts auszusetzen hat, dürfte hier auf seine Kosten kommen!