Der Begriff und das Wort: Zusammenhänge und Unterschiede
Im allgemeinen Sprachgebrauch verwendet man „Wort“ und „Begriff“ meist als Synonyme. Das heißt, man setzt sie in ihrer Bedeutung gleich. Doch die beiden Ausdrücke haben unterschiedliche Inhalte, was nur wenigen Menschen bekannt ist.
Inhalt
Unterschied zwischen dem Wort und einem Begriff
Ein Begriff, ist das nicht genau das Gleiche wie ein Wort? Sind denn nicht beide Ausdrücke beliebig gegeneinander austauschbar? In der Umgangssprache verwendet man diese Begrifflichkeiten in der Meinung, sie hätten eine identische Bedeutung. Doch der Begriff in seiner eigentlichen Bedeutung ist auf der gedanklichen Ebene anzusiedeln, während das Wort ein Mittel zum sprachlichen Ausdruck ist.
Das Wort
Ein Wort ist die kleinste sprachliche Einheit, eine Aneinanderreihung von Buchstaben, die eine eigenständige Bedeutung hat. Damit unterscheidet sich das Wort von einem Laut oder einer Silbe, die für sich alleine stehend keine konkrete Bedeutung aufweist. Ein einzelnes Wort wird also für sich genommen verstanden.
In der gesprochenen oder geschriebenen Sprache verwenden die Sprecher oder Autoren Wörter aneinandergereiht in einem Satz. Im Satzgefüge, der sogenannten Syntax, nimmt ein Wort eine bestimmte Funktion ein. Je nach der Wortart ist es etwa beschreibend, ausschmückend oder versinnbildlichend. Wörter erfahren mitunter durch Betonungen oder sonstige sprachliche Akzentuierungen wie dem Heben oder Senken der Stimme eine besondere Wirkung oder leichte Abwandlung ihres Sinns.
Um ein Wort zu verstehen, ist es notwendig, der jeweiligen Sprache mächtig zu sein. Das Wort nämlich ist ein konkreter Ausdruck für einen bestimmten Umstand aus der Lebenswirklichkeit. Nur wenn ein Mensch eine bestimmte Sprache erlernt hat, ist er in der Lage, mit dem gesprochenen Wort den dazugehörigen Inhalt zu verbinden beziehungsweise die Aussage und den Sinn eines Textes zu erfassen.
Der Begriff
Der Begriff gilt als die kleinste Einheit des Denkens. Anders als das Wort ist somit der Begriff kein Mittel zur sprachlichen Äußerung, sondern er kennzeichnet die gedankliche Auseinandersetzung mit der Umgebung, der logischen Einteilung von Dingen sowie der Herstellung von Zusammenhängen.
Ein Begriff ist eine Denkeinheit, die Kategorisierungen oder Unterscheidungen zulässt, ohne dass diese mit Wörtern benannt werden müssen. So geht in der Sprachentwicklung bei Kleinkindern die Wahrnehmung der Umgebung und von Empfindungen der konkreten Benennung mit Wörtern voraus. Das Kind sieht den Hund und berührt ihn, nimmt ihn also mit seinen Sinnen wahr, kann ihn zunächst aber noch nicht als Hund benennen. Als Begriff ist er jedoch bereits in seinem Gedächtnis gespeichert. Das Kleinkind ist auch in der Lage den Hund in Form von gedanklichen Einteilungen von einem Vogel oder einer Katze zu unterscheiden, ohne dafür die konkreten Wörter kennen oder aussprechen zu müssen.
Sogar Tiere, die ohne eine differenzierte sprachliche Kommunikation mit Worten leben, sind in der Lage, anhand von gedanklichen Einteilungen beispielsweise Nützliches von Unnützem oder Schädlichem zu unterscheiden.
Ein Begriff setzt sich immer aus der kognitiven, das heißt der verstandesgemäßen Ebene und einer emotionalen Komponente, also einer Empfindung zusammen.
Die Wirkung und Bedeutung von Wörtern
Mit der Entwicklung einzelner Sprachen aus Wörtern haben die Menschen ein System der Verständigung geschaffen, das in einer Sprachgemeinschaft verlässlich den Austausch von Gedanken und Informationen ermöglicht. Die Verwendung bestimmter Wörter trägt sogar mitunter zu einer Klassifizierung innerhalb der Gesellschaft bei. Üblicherweise finden nämlich bestimmte Wörter in spezifischen Bevölkerungsschichten Verwendung.
Wörter dienen der Verständigung, können eine Einteilung oder gar Rangordnung innerhalb einer Gemeinschaft herstellen oder den Zugang zu gesellschaftlichen Rängen ermöglichen. Worten kommt damit eine gewisse Macht zu. Sie sind elementar im zwischenmenschlichen Austausch und vermögen herausragende Wirkungen zu erzielen.
Diese Erkenntnis spiegelt sich bereits in älteren religiösen Schriften wider. So findet sich in der christlichen Bibel die Feststellung: „Im Anfang war das Wort […]“. In der hebräischen Bibel kann die Vokabel für Wort noch viele weitere Bedeutungen annehmen, darunter Angelegenheit, Ankündigung, Begebenheit, Botschaft und viele mehr. In vielen weiteren Religionen nimmt das Wort ebenfalls eine herausragende Stellung ein, was auf die Bedeutung der sprachlichen Verständigung mit den systematischen Aneinanderreihungen von Lauten für die Entwicklung der Menschheit hinweist.
Die Entwicklung eines Wortes zum Begriff
Zunächst ist ein Wort ein reines Mittel zur sprachlichen Verständigung. Darüber hinaus werden manche Worte mit einem charakteristischen Sinn oder Inhalt gleichgesetzt. Ihre Bedeutung erstreckt sich also auf Dinge gleichartiger oder ähnlicher Beschaffenheit. Beispielsweise bezeichnet man alle Körper, die spitz zulaufend aus Dreiecken zusammengefügt sind als Pyramide. Pyramide wird somit zum Begriff, der derart aufgebaute geometrische Gebilde kennzeichnet.
Der Begriff Pyramide umfasst nicht nur die monströsen Bauwerke aus der altägyptischen Pyramidenzeit, sondern auch kleine Ziergegenstände ähnlichen Aufbaus erkennt man aufgrund der gedanklichen Sortierung mit einem Begriff als Pyramide.
Begriffe erfüllen somit den Zweck, die Umwelt zu strukturieren, in der man sich nachfolgend aufgrund dieser Einordnung auf einfache Weise zurechtfindet. Diese Form der Orientierung erspart es, jedes Mal weitreichende gedankliche Anstrengungen zu unternehmen. Mit dem Begriff gelingt es, in ähnlichen Situationen, eine gewisse Vertrautheit zu schaffen und so den Umgang mit ihr zu erleichtern.