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Was ist eine Gurkentruppe: Bedeutung in Sport & Politik


Gurkentruppe

Eine Gurkentruppe ist eine Bezeichnung für eine Mannschaft im Teamsport, welche keine Erfolge feiern kann. Der Begriff wurde vom Sport übernommen und auf Politik, Bundeswehr und diverse Staatsorgane ausgeweitet.

Was bedeutet Gurkentruppe

Eine Gurkentruppe ist ein Team, eine Gruppe oder sonstiges soziales Gefilde, welches erfolglos agiert. Ähnliche Verwendung hat der Begriff „Karnevalsverein“, bei dem man unterstellt, dass die Gruppe lediglich aus Spaß antritt und keine Erfolgsabsichten verfolgt.

Wird bspw. ein Fußballspieler nach einem erfolglosen Match dazu befragt, wieso das Ergebnis so schlecht ausgefallen sei – kann er antworten, dass man nicht gegen einen Karnevalsverein gespielt hat. Eine Mannschaft ohne Ambitionen ist demnach ein Karnevalsverein. Eine Mannschaft, welche ambitioniert ist und eine gewisse Professionalität mitbringen sollte, sich dennoch schlecht verkauft, wird als Gurkentruppe bezeichnet.

In der Politik spricht man von einer Gurkentruppe, wenn eine Landes- oder Bundesregierung scheinbar nichts Anständiges hinbekommt, sich mehr streitet als Politik macht oder beim Wähler einen schlechten Eindruck hinterlässt. Schnell unterstellt man den Verantwortlichen, dass sie sich nur wählen ließen, um einen sicheren Posten zu ergattern. Demnach wird unterstellt, dass Ambitionen fehlen und somit wird die Gurkentruppe dem Karnevalsverein gleichgestellt.

Woher kommt der Begriff Gurkentruppe

Die Gurkentruppe ist Name einer Band, welche 2006 den Schmähsong „Wer hat am letzten Spieltag nichts zu feiern?“ veröffentlichten. Der Titel impliziert eine Antwort im Refrain, welche lautet: der FC Bayern.

Es handelt sich demnach um einen Schmähsong gegen den FC Bayern München, welcher in der Saison 2005/06 zwar Deutscher Meister wurde, aber in der darauffolgenden Saison 2006/07 lediglich den vierten Platz erreichte.

Da die Bayern eigentlich immer deutscher Fußballmeister werden, wurde die Mannschaft 2006/07 auch als Gurkentruppe bezeichnet. Die eigentliche Entstehung des Begriffes liegt dennoch weiter zurück.

Bei der Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko wurde Uli Stein zum dritten Torwart zurückgestuft. Lange war er erster Torhüter des DFB-Teams und nun sollte er das Turnier von der Bank anschauen. Der damalige Teamchef war Franz Beckenbauer.

Uli Stein reagierte auf seine Zurückstufung prompt, hielt sich nicht an den Zapfenstreich, rebellierte intern, bezeichnete Beckenbauer als Suppenkasper und das DFB-Team als Gurkentruppe. Er musste daraufhin vorzeitig nach Deutschland zurückreisen.

Der Gurkentruppen-Begriff wird seitdem für Teams gebraucht, welche erfolglos spielen. Die Spielweise wird dann auch als „Gegurke“ oder „Herumgegurke“ bezeichnet.

Gegurke wird seitdem auch gebraucht, wenn einem Fan die Spielweise seines Teams nicht gefällt. Spielt eine Mannschaft mit sehr guten Offensivkräften zu viele Rückpässe und Sicherheitspässe, wird dies als Gegurke bezeichnet. Kommen Pässe nicht an, ist das Spiel zu langsam und unspektakulär, bezeichnet man dies ebenfalls als Gegurke. Dann kann auch das Verb „gurken“ gebraucht werden, indem man bspw. sagt, dass die Spieler über den Platz gurken.

Bei der EM-2000 schieden die deutschen Fußballer als Gruppenletzter der Gruppe A in der Vorrunde aus. Ihnen gelang lediglich ein Unentschieden gegen Rumänien, bei dem zudem das einzige Turniertor geschossen wurde. Gegen die Vorrundengegner Portugal und England verlor Deutschland sieglos. Franz Beckenbauer, welcher zu diesem Zeitpunkt längst kein Teamchef mehr war, bezeichnete den deutschen Fußball als Rumpelfußball, was einem Gegurke gleich kommt.

Warum sagt man Gurkentruppe

Die Gurke ist grün, wird unreif geerntet und gegessen. Demnach kann eine Gurkentruppe als unreif beschrieben werden. Aber ein altes Auto, welches immer mal wieder ausfällt, wird ebenfalls als Gurke bezeichnet. Demnach ist die Gurke nicht nur ein Symbolwort für zu jung oder zu unreif, sondern auch für zu alt und für nicht zuverlässig.

Eine ähnlich verwendete Bezeichnung ist die Sauregurkenzeit, ursprünglich als Ausdruck gedacht, für eine Zeit – in welcher Lebensmittel knapp waren. Heute bezeichnet man Zeitabschnitte, welche nicht gelingen wollen oder bei denen man lange auf Erfolgserlebnisse warten muss, ebenfalls als Sauregurkenzeit.

Vermutlich entstand diese Bezeichnung zum Zeitpunkt der napoleonischen Besatzung. Der deutsche Schriftsteller Willibald Alexis (1798 – 1871) wird als Begründer des historischen Romans angeführt. Dieser schrieb über die Zeit von Napoleon Bonaparte:

„[…] „Ja, wenn nicht der Bonaparte wäre!“ – „’ne sappermente Wirtschaft!“ – „Na, man wird ja sehen.“ – „Und das Bier auch immer schlechter.“ – „Sauregurkenzeit, Herr Gevatter!“ […]“

Die Gurke hat sich demnach als Symbolbegriff für schlechte Zeiten in die deutsche Sprache geschlichen.

Beispiele für eine Gurkentruppe in der Politik und Bundeswehr

Politik-Gurkentruppe

Stefan Liebich war ein deutscher Politiker der Partei: Die Linke und war bis 2021 ein Mitglied des Deutschen Bundestages. Im Dezember 2005 bezeichnete er eine linksgerichtete Partei (WASG), welcher er ebenfalls beitreten wollte, die aber seine Mitgliedschaft ablehnte – als Gurkentruppe.

Bundeswehr Gurkentruppe

Der deutsch-türkischen Schriftstellers Akif Pirinçci veröffentlichte im Oktober 2015 ein Buch mit dem Titel: „Die große Verschwulung“. Der Untertitel lautet: „Wenn aus Männern Frauen werden und aus Frauen keine Männer“. Im sechsten Kapitel bezeichnet Pirinçci die Bundeswehr als Gurkentruppe mit schwangerschaftsgerechten Panzern.

Stasi-Gurkentruppe

Der Regisseur Alexander Zahn beschrieb einmal seine Erfahrungen mit der DDR und dem Ministerium für Staatssicherheit (kurz Stasi). Laut ihm war die Stasi nichts weiter als eine Gurkentruppe, deren Verwaltung und Durchsetzung höchst ineffektiv war. Diese Erfahrungen flossen in den Film: „Die Wahrheit über die Stasi“ ein, welcher 1992 veröffentlicht wurde. Alexander Zahn schrieb zu diesem Film das Drehbuch und führte Regie.

Bananenrepublik und Gurkentruppe

Der deutsche Soziologe und Sachbuchautor Norbert Seitz veröffentlichte 1987 ein Buch mit dem Titel: „Bananenrepublik und Gurkentruppe“. Die nahtlose Übereinstimmung von Fußball und Politik“. In diesem Sachbuch zieht er Parallelen zwischen dem Fußball und der Politik, die Auswirkungen aufeinander und Probleme beider Felder.

Gurkentruppe und Wildsau-Koalition

Am 17. Juni 2010 schrieb Josef Joffe in einer Kolumne der Zeit, dass die damalige schwarz-gelbe Koalition (CDU, FDP) eine Regierung, bestehend aus Gurken und Wildsäuen seien. Er prophezeite, dass die Wildau- und Gurken-Koalitionen überleben wird, da beide Koalitionspartner keine Neuwahlen wollen.


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