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Was bedeutet Zapfenstreich: Ursprung, Herkunft und Bedeutung


Zapfenstreich bedeutet wörtlich den Zapfen eines Wein- oder Bierfasses einzuschlagen und damit den Ausschank zu beenden. Später entwickelte sich aus dem Zapfenstreich eine militärische Tradition und ein umgangssprachlich genutztes Wort für „Feierabend!“ oder „Nachtruhe!“.

Warum heißt Zapfenstreich: Herkunft und Ursprung

In vergangenen Zeiten wurden der Alkoholausschank am Abend durch das Einschlagen (ein anderes Wort für diesen Schlag war „Streich“) des Zapfhahnes der Wein- oder Bierfässer eingestellt. Danach war innerhalb von Ortschaften und beim Militär strenge Nachtruhe angesagt. Diese wurde in früheren Zeiten von Nachtwächtern durchgesetzt und überprüft.

Erstmals überliefert ist der Begriff für das Jahr 1596. Damals nannte man die Soldaten auch Landsknechte. Diese Söldner waren eine mitunter recht wilde Truppe und mussten über strenge Rituale zum Gehorsam gebracht werden. Vom Zapfenstreich bis zum Wecken (Morgenstreich) durften sich Soldaten nicht mehr außerhalb ihrer Quartiere aufhalten.

Auch während des Dreißigjährigen Kriegs von 1618 bis 1648 beendete der Zapfenstreich das allabendliche Zechen der Soldaten. Eingeleitet oder begleitet wurde die Handlung von einem Trompetensignal oder auch einem Trommelwirbel. In den großen Feldlagern während der Schlachten gab ein Kanonenschuss das Signal zum Feierabend.
Daraus entwickelte sich die bis heute gebräuchliche militärische Tradition des Zapfenstreiches.

Zapfenstreich beim Militär in der Kaserne

Selbst als Trinkgelage unter Soldaten längst verboten waren, gab es den Zapfenstreich noch. Zu späteren Zeiten war das der Zeitpunkt, ab dem die Soldaten in ihren Quartieren bleiben mussten. Der Alkohol war verschwunden, das Trommelsignal oder der Trompetenstoß sowie der Begriff Zapfenstreich sind geblieben. In so manch einer Garnison entwickelte sich aus dem Zapfenstreich bald ein kleines musikalisches Event, das von den Spielleuten der Einheit begleitet wurde.

Zu besonderen Gelegenheiten zelebrierte der Musikkorps zum Feierabend hin eine kleine Parade. Heute ist der Begriff Zapfenstreich für die Abendruhe nur noch bei der deutschen Luftwaffe und im österreichischen Bundesheer gebräuchlich. Sie gilt auch nur für Soldaten während der Grundausbildung. Andere Mitglieder des Militärs genießen in der Neuzeit vergleichsweise viele Freiheiten bei der Gestaltung ihres Abendprogrammes.

Eine Ausnahme würde hier greifen, sobald es zu kriegerischen Auseinandersetzungen käme. Dann müssten sich die Soldaten gemäß einer Sondergesetzgebung wieder dem Zapfenstreich und der streng überwachten Nachtruhe unterwerfen. Der offizielle Ausruf bei der Bundeswehr lautet heute „Kompanie – Zapfenstreich!“.

Großer Zapfenstreich als Militärparade

Innerhalb der militärischen Tradition entwickelten sich aus dem Zapfenstreich abendliche Musik-Paraden höchster Feierlichkeit. Die zeremonielle Tradition soll sich nach der Schlacht von Großgörschen im Jahre 1813 entwickelt haben. Nachdem der preußische König Friedrich Wilhelm III. zusammen mit seinem Verbündeten, dem russischen Zaren Alexander I., durch das russische Lager gingen, sangen die russischen Soldaten nach dem Zapfenstreich ein Lied. Das hat den König so beeindruckt, dass er per Kabinettsorder zunächst ein einheitliches Gebet der Soldaten nach dem Zapfenstreich durchsetze.

Das englische Wort Tattoo für Zapfenstreich geht auf das niederdeutsche Wort „taptô“ für „darauf schlagen“ gebildet. In Großbritannien sind Tattoos große Musik-Militär-Paraden. Am bekanntesten ist der Edinburgh Tattoo, der jährlich tausende Menschen in die schottische Metropole lockt. In der Schweiz gilt der Basel Tattoo als die größte Militärparade des Landes.

Beim Schweizer Militär gehört der offizielle Zapfenstreich zusammen mit der Nationalhymne und dem Fahnenmarsch zu den drei Stücken, die alle Militärmusiker zuerst lernen und in allen Situationen auswendig und sicher spielen müssen.

Der Große Zapfenstreich zu Ehren besonderer Persönlichkeiten. Durch die Bedeutung „Ende“, „Aus“ oder „Feierabend“ hat sich der Begriff Zapfenstreich innerhalb des Militärs auch für die Verabschiedung ranghoher Offiziere und später politischer Führungspersönlichkeiten etabliert.

Der Große Zapfenstreich ein militärisches, abends durchgeführtes Zeremoniell, mit dem in der Neuzeit insbesondere aus dem Amt scheidende Generale, Verteidigungsminister, Bundespräsidenten und Bundeskanzler geehrt werden. Als letzte wichtige Persönlichkeit bekam die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel am 2.12.2021 in den Genuss eines Großen Zapfenstreiches.

Das militärische Zeremoniell höchster Ehrung dauert etwa 20 Minuten. Feierliche Fackelträger, Militärmusiker und bewaffnete Soldaten in Paradeuniform führen eine Formation auf, die strengen Regularien unterliegt und bei jedem Heer einzigartig ist.

Was bedeutet Zapfenstreich in der Umgangssprache

Viele von uns kennen das Wort Zapfenstreich auch aus dem nicht-militärischen Zusammenhang: Wenn abends die Mutter ins Zimmer kam und „Jetzt ist aber Zapfenstreich!“ verkündete, wussten Kinder, dass Bettruhe angesagt ist. Der Begriff Zapfenstreich ist trotz der militärischen Herkunft fast im ganzen Volk bekannt.

Typischerweise verwenden Erziehungsberechtigte diesen Begriff. Kinder oder Jugendliche nutzen ihn vielleicht im erzählerischen oder veralbernden Kontext („Sie kam mir mal wieder mit Zapfenstreich. Doch ich habe heimlich und mit der Taschenlampe weitergelesen!“). Junge Menschen würden untereinander aber kaum „Zapfenstreich!“ sagen, um ein „Nein“ oder „Schluss jetzt!“ auszudrücken.


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