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Jörmunrek als erster und letzter König der Greutungen


Jörmunrek ist die Heldensage des Gotenkönigs Ermanarich bzw. Airmanareiks, welcher als letzter König der Goten und erster König der Greutungen (Ostgoten) galt.
Er starb im Jahr 376 durch den Einfall der Hunnen.

Nachdem Jörmunrek bzw. Ermanarich, wie in die historische Geschichte nennt, nach dem Einfall der Hunnen von 375 n.Chr. starb – war sein Volk führerlos.
Denn seinen Erben soll er vorher eigenhändig töten lassen haben.
So zerfiel, mit ihm, sein ganzes Reich.

Dabei gibt es, wie so oft, zwei Überlieferungen.
Laut dem römischen Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus soll er Selbstmord begangen haben.

Der römisch gotische Gelehrte Jordanes berichtet etwas Anderes.
Demnach soll Ermanarich, so heißt er dort, eine Frau namens Sunilda getötet haben.
Aus Rache fügten ihn die Brüder der Sunilda, namens Sarus und Ammius, eine schwere Wunde zu.
Dadurch war er nicht in der Lage, sein Reich gegen die Hunnen zu verteidigen.

Die nordische Mythologie berichtet von seiner Abstammung, von seiner harten Prüfungszeit und von seinem schmachvollen Ende.
Seine Geschichte findet sich in der Edda der Germanen und in der nordischen Edda des Snorri Sturluson wieder.
Dort wird er allerdings nur als Jörmunrek und nie als Ermanarich bezeichnet.

Jörmunrek schweres Kindheitsschicksal

Jörmunek war ursprünglich der Sohn eines dänischen Königs, namens Sivard.
Aber seine Kindheit verlief wenig königlich.
Denn schon als kleiner Junge fiel er, zusammen mit seinen Schwestern und seinem Bruder Gunno, dem Sklavenhändler Ismar in die Hände.

Die beiden Mädchen wurden verkauft und sollten einen norwegischen, sowie deutschen Fürsten heiraten.
Jörmunrek und Gunno blieben beim Ismar und standen in seinem Dienst.

Zwar wurde Jörmunrek vom Sklavenkönig sorgsam behandelt, aber frei war er deshalb keineswegs.
Schon in jungen Jahren erkannte Ismar die Fähigkeiten des Jungen und übertrug ihm diverse Aufgaben.
Da Jörmunrek, alle ihm gestellten Aufgaben gewissenhaft und ordnungsgemäß ausführte, stieg er im Ansehen und in seiner Rolle immer weiter auf.
Letztlich avancierte er zum Vertrauten des Ismar, was ihn aber keineswegs befriedigte.

Jörmunrek fehlte schlichtweg die Freiheit.
Denn ganz egal wie viele Privilegien er auch genoss, nichts konnte seinen Drang nach Freiheit stillen.
Auch ein goldener Käfig ist und bleibt ein Käfig.

Und so ist es durchaus verständlich, dass sein ganzes Streben und Wirken nur an einem Ziel diente – seiner Flucht und Rückkehr nach Dänemark.

Bei einer Totenfeier, bei dem alle Beteiligten betrunken einschliefen, bot sich Jörmunrek eine günstige Gelegenheit.
Er und sein Ziehbruder schlichen sich aus ihren Gemächern und wäre nicht die Königin so misstrauisch gewesen, wären sie ungehindert entkommen.
Die Königin stand allerdings plötzlich in der Eingangstür der Festhalle und Gunno, Jörmunreks Ziehbruder, musste sie töten.
Nachdem Gunno und Jörmunrek die Halle verlassen hatten, steckten sie diese in Brand.
Sie nahmen sich zwei Pferde und ritten davon.

Die Schlafenden in der Halle wachten durch den Brand auf und bemerkten die tote Königin.
Sehr schnell fanden sie heraus, dass Jörmunrek und sein Bruder hinter dem Attentat steckten.
Kurz darauf nahmen sie die Verfolgung auf.

Die Flüchtigen ritten bis zu einer nahegelegenen Brücke, sägten die Balken der Brücke an und versteckten sich dann im Dickicht.
Durch das Ansägen der Balken war die Brücke so instabil, dass ihre Verfolger ins Wasser fielen und ertranken.
Nun endlich waren Jörmunrek und Gunno frei und konnten zurück nach Dänemark fliehen.

Jörmunrek und Bikki

Als der verlorene Königssohn zurück nach Dänemark kam, war sein Vater Sivard bereits viele Jahre tot.
Denn die Scham und die Wut, welche die einstige Entführung seiner Kinder bei ihm anrichtete – war folgenschwer.
In einer Schlacht wählte er selbst seinen Tod.

Nun war Sivards Bruder der Herrscher Dänemarks.
Dieser wich aber sofort vom Thron, als sein Neffe Jörmunrek heimkehrte.
Zur Seite stellte man ihm den Berater Bikki.

In den nachfolgenden Jahren besiegte Jörmunrek die Gauten, ein kriegerisches Volk aus Schweden.
Er eroberte ebenfalls slawische Gebiete und machte dadurch das Reich größer und bedeutender.
So schaffte er es bis weit ans Schwarze Meer vorzudringen und sein Reich zu verteidigen.

Jörmunreks treuer Berater Bikki unterstützte ihn tatkräftig dabei.
Man kann durchaus sagen, dass an Jörmunreks Erfolg – Bikki, einen maßgeblichen Anteil hatte.
Der König vertraute seinem Berater blind und dabei hatte Bikki ganz andere Pläne.
Denn einst sind die Brüder des Bikki bei einem dummen Unfall gestorben und dieser gab dem König die Schuld dafür.

Bikkis ganzes Streben galt seiner Rache.
Er wollte aber nicht nur Jörmunrek töten, sondern sein ganzes Geschlecht ausrotten.
Und so mimte er vor des Königs Augen den treuen Berater und hinterrücks schmiedete er Intrigen und Ränke.

Bikkis Intrigen beim Erbfolgekrieg von Jörmunrek

Ursprünglich hatte Jörmunrek zwei Schwestern.
Diese wurden als Kinder – zusammen mit ihm – verschleppt.

Nun tauchte eine der Schwestern wieder auf.
Diese wurde einst nach Deutschland verkauft.
Dort heiratete sie einen deutschen Fürsten und hatte mit diesem wiederum ein Kind.

Dieses Kind hatte einen Anspruch auf die dänisch-gotische Krone und wollte diesen mittels Krieg durchsetzen.
Somit zog der deutsche Neffe des Jörmunrek gegen seinen dänischen Onkel in die Schlacht.

Bei dieser Schlacht konnte der dänische König die deutschen Invasoren zurückdrängen.
Auf Bikkis Rat hin, zog Jörmunrek aber nochmal gegen seinen Neffen.
In der zweiten Schlacht nahm er den Deutschen gefangen und Bikki brachte den dänischen König dazu, dass er seinen Neffen öffentlich hängte.

Durch den Neffenmord war aber Bikkis Verlangen keineswegs gestillt.
Schließlich hatte Jörmunrek noch einen Sohn, welcher ebenfalls ermordet werden sollte.

Bikkis Intrigen und Tod des Randver

Randver war der einzige Sohn des Jörmunreks.
Seine Gattin, die Mutter des Randver, war schon sehr lange tot.
Da hörte Jörmunrek von einer Schönheit, namens Svanhild.

Laut Legende war Svanhild eine Tochter des Sigurd Drachentöters gewesen.
Somit galt Svanhild, nicht nur als wunderschön, sondern ihre Ahnen verliehen ihr eine besondere Strahlkraft.
Also beschloss Jörmunrek, um sie zu werben.

Svanhild lebte als Stieftochter beim König Jonaker.
Dieser hatte die einstige Frau des Sigurds, namens Gudrun, geheiratet.
In die Ehe brachte Gudrun, die schönen Svanhild ein.
Zusammen hatten Gudrun und Jonaker zwei Söhne, namens Hamdir und Sörli.
Außerdem gab es noch den Halbbruder Erp.

Jörmunreks Berater Bikki riet ihm dazu, dass er seinen Sohn Randver entsandte, um das Werben um Svanhild zu regeln.
Und so schickte der dänische König, seinen einzigen Sohn und seinen hinterlistigen Berater aus, um für ihn seine Braut zu erobern.

Als Bikki und Randver mit Svanhild auf der Rückreise nach Dänemark waren, begann das Ränkeschmieden des Beraters erneut.
Er versuchte Randver einzureden, dass er seinen Vater hintergehen sollte.
Schließlich wäre er viel jünger und Svanhild würde viel besser zu ihm passen.

Randver war die Schönheit der Svanhild natürlich aufgefallen, denn schließlich galt sie als die schönste Frau ihrer Zeit.
Und für einen kurzen Moment zog er eine Liebschaft mit ihr in Betracht.
Allerdings ließ er sich auf die Intrigen bzw. den Verrat an seinem eigenen Vater nicht ein und verwarf diese Gedanken blitzschnell wieder.

Als sie in Dänemark ankamen, klagte Bikki, den Sohn des Königs und des Königs zukünftige Gattin wegen Hochverrat an.
Er gestand dem König, dass er Randver und Svanhild beim Liebesakt beobachtet habe.

Jörmunrek, welcher seinem Berater blind vertraute, ließ seinen Sohn daraufhin öffentlich hängen.
Und Svanhild starb einen viel grauenvolleren Tod.
Sie wurde durch Pferdehufe des Königs zertrampelt.

Nun hatte es der arglistige Bikki geschafft, dass Jörmunrek seinen eigenen Sohn und seine Auserwählte umbringen ließ.
Jetzt fehlte nur noch der Königstod, um seine Rachegelüste endgültig zu befriedigen.

Hamdirs und Sörlis Rache

Die Kunde vom Tod der Svanhild erreichte irgendwann den Hof des Jonakers.
Gudrun, die Mutter von Svanhild, war außer sich vor Wut.
Sie forderte ihre Söhne Hamdir und Sörli auf – Rache zu nehmen.

Bevor die Recken ausritten, wurden deren Rüstungen durch Zauberei gestärkt.
Dieser Zauber bewirkte, dass kein Eisen es vermochte, die Rüstungen zu schädigen.
Gudrun gab ihren Söhnen eine Warnung mit auf den Weg.
Sie sollten unter keinen Umständen, Steine beschädigen.
Außerdem sollten die beiden Krieger ihren Halbbruder Erp als Unterstützung mitnehmen.

Unterwegs stritten Erp und seine Halbbrüder miteinander.
Hamdir und Sörli glaubten nicht daran, dass Erp ihnen nützen könnte.
Und nachdem dieser sie beleidigte, griffen Hamdir und Sörli zu den Waffen.
Sie töteten ihren Halbbruder und sein Blut überströmte die Steine am Wegesrand.

Als die beiden Söhne des Jonakers, die Burg des Jörmunreks sahen, stürmten sie los.
Dadurch, dass kein Eisen sie verletzten konnte – drangen sie unbeschadet bis zum dänischen Gotenkönig vor.
Nachdem sie Jörmunrek die Gliedmaßen abgeschlagen haben, erkannte dieser den Eisenzauber.
Schnell rief er seinen Leuten zu, dass Steine ihnen schaden konnten.

Die Krieger des Jörmunrek warfen Steine nach ihnen und erschlugen beide.
Im Todeskampf erkannten Hamdir und Sörli, dass sie gegen den Rat der Mutter gehandelt hatten.
Denn, indem sie die Steine mit dem Blut ihres Bruders besudelt haben, wurden sie durch Steine verwundbar.
Beide Brüder starben im Kampf gegen Jörmunrek.

Jörmunrek bzw. Ermanarich, wie in die Geschichtsschreiber nannten, war nach der Wunde unfähig zu kämpfen.
Beim großen Hunneneinfall im Jahre 375 verlor er sein Reich ohne Erben.
Im Jahr darauf starb er und war dadurch – laut nordischer Mythologie – der letzte gotische König.


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