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Warum sagt man mein lieber Scholli: Bedeutung und Herkunft


„Mein lieber Scholli“ wird in positiv und negativ überraschenden Situationen genutzt. Das Sprichwort hat eine ähnliche Bedeutung wie „Mein lieber Schwan“ und drückt Bewunderung oder Tadel aus. Seinen Ursprung hat es entweder in der französischen Sprache oder in einer realen Person des 18., bzw. 19. Jahrhunderts.

Was bedeutet Mein lieber Scholli: Bedeutung und Gebrauch

„Mein lieber Scholli“ ist eine Redewendung, die in überraschenden Situationen verwendet wird. Diese Situationen können sowohl positiv als auch negativ sein. Daher kann das Sprichwort Bewunderung und Tadel bedeuten, je nachdem in welchem Kontext man es benutzt.

Beispielsweise eignet sich „Mein lieber Scholli“, um einen Vorschlag des Gegenübers abzuwerten oder infrage zu stellen. „Mein lieber Scholli, das Modell ist doch viel zu teuer“, könnte es in einem Gespräch heißen.

Positiv verwendet eignet sich das Sprichwort in Situationen wie Sportveranstaltungen, bei denen das favorisierte Team unerwartet gewinnt. Auch um persönliche Anerkennung nach gut abgeschlossenen Klausuren oder einer bestandenen Fahrprüfung auszudrücken, wird es verwendet.
Sprichwörter mit ähnlicher Bedeutung sind „Mein lieber Schwan“, „Donnerwetter“ oder ein einfaches „Boah!“.

„Mein lieber Scholli“ in anderen Sprachen

Wörtlich lässt sich „Mein lieber Scholli“ nicht übersetzen. Es gibt aber in vielen Sprachen ebenfalls Sprichwörter, die Überraschung ausdrücken und sich dabei merkwürdigen Wortkombinationen bedienen.

Im Englischen sagt man beispielsweise „Holly cow“ in Situationen, in denen ein Deutscher „Mein lieber Scholli“ sagen würde. Übersetzt bedeutet das „Heilige Kuh“. Weitere englische Sprichwörter mit ähnlicher Bedeutung sind „Good grace“ oder „My oh my“. Ersteres bedeutet „Gute Güte“ oder „Gute Gnade“. Zweiteres meint wörtlich „Mein oh mein“, wird aber eher mit „Meine Güte“ oder eben „Mein lieber Scholli“ übersetzt.
Im Arabischen nutzt man den Ausruf „Ya ’iilhi“, was „Oh mein Gott“ bedeutet. In Polen sagt man „O rany“, übersetzt „Oh mein“.

Herkunft der Redensart

Woher genau der Begriff „Scholli“ stammt, wissen wir nicht. Drei Entstehungsgeschichten klingen glaubwürdig und könnten an der Bildung des Sprichworts beteiligt gewesen sein.

Aus dem Französischen

Bei dem Wort „Scholli“ könnte es sich um eine Eindeutschung des französischen Wortes „joli“ handeln. „Joli“ bedeutet „nett“ oder „hübsch“. Gerade dort, wo verschiedensprachige Menschen aufeinandertrafen und -treffen, kann es zu solchen Vermischungen kommen.

„Scholli“ könnte sich daher in Häfen oder zu Kriegszeiten mit Frankreich gebildet haben. Eine häufig genutzte Redewendung der Franzosen ist „Ma chère jolie“, was „Meine liebe Hübsche“ bedeutet. Die Deutschen übersetzten diese Redewendung zum Teil, übernahmen aber das letzte Wort und passten es in der Aussprache nur dem Deutschen an. So könnte sich das Sprichwort „Mein lieber Scholli“ entwickelt haben. Allerdings hätte es dann ursprünglich eine andere Bedeutung gehabt. Wie sich diese im Deutschen gebraucht geändert hätte, würde diese Entstehungsgeschichte nicht erklären.

Ferdinand Joly

Ferdinand Joly lebte von 1765 bis 1823. Er stammte aus Salzburg und begann dort an der Universität ein Studium. 1783 wurde er jedoch aus unbekannten Gründen von der Universität verwiesen. Anschließend verdiente er sich als freier Dichter sein Geld. Bis heute sind 20 Stücke, die auf Joly zurückgehen, überliefert, darunter Spott-, Toten- und Kirchenlieder sowie Bauernkomödien und Hirtenspiele.

Jolys Lebensstil als Vagabund und seine Eigenheiten machten ihn in Österreich bekannt. Dass er trotz des abgebrochenen Studiums in gewisser Weise Karriere machte, schindete Eindruck. Sein gewählter Lebensweg dürfte dennoch nicht bei allen Anklang gefunden haben. „Mein lieber Scholli“ als überraschter Ausruf in sowohl positiven als auch negativen Situationen würde daher auf Joly passen. Sein Nachname wurde, ähnlich wie bei dem französischen Wort „joli“ eingedeutscht.

2003 wurde seine Geschichte in einem Musical namens „Mei liaba Schole“ aufgegriffen.

Julius August Isaak Jolly

Eine weitere reale Person, die als Ursprung für das Sprichwort infrage kommt, ist Julius August Isaak Jolly.

Jolly lebte von 1823 bis 1891 und war badischer Politiker. Ab 1866 hatte er das Amt des Präsidenten des badischen Innenministeriums inne und traf anschließend mehrere umstrittene Entscheidungen.

Jolly trieb die Trennung von Kirche und Staat voran. Er führte die Zivilehe ein und gründete die Simultanschule, was beides nicht nur positiv gesehen wurde. Jolly sollte wegen der Entkonfessionalisierung der Schule sogar aus seinem Amt als Ministerpräsident entlassen werden.
Seine überraschenden Entscheidungen könnten zu dem Ausruf „Mein lieber Jolly“ geführt haben. Mit der Zeit ging der Name in dem Sprichwort verloren und an seine Stelle trat das neu erfundene Wort „Scholli“. Aber auch dieser Ursprung ist nicht sicher belegt.


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