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Stutenkerl, Warum heißt er so: Wortherkunft und Ursprung


In einigen Regionen Deutschlands kennt man ihn – den Stutenkerl. Aber kaum jemand weiß, woher das beliebte Gebäck, das insbesondere in der Winterzeit in den Bäckereien gereicht wird, seinen ursprünglich stammt und warum er in vielen Gegenden in de heutigen Zeit insbesondere mit einer Pfeife daherkommt.

Der Stutenkerl ist – das ist unschwer zu erahnen – ein Kerl aus Stuten. Dabei steht Stuten für eine Art süßes Brot, das häufig mit Rosinen verziert ist. Der Begriff des Stutens selbst leitet sich von dem in Norddeutschland gebräuchlichen Wort „Steiß“ ab, das insbesondere im Metzgerberuf Verwendung findet:

„Steiß“ steht in der Fleischerei-Fachsprache für den dicken Teil des Oberschenkels, der – so die Theorie – an die typische Form des Brotes erinnert. Der Begriff des Stutens wird heute in vielen Regionen Deutschlands aber primär für einen süßen Brottyp verwendet. Zumeist handelt es sich um süßes Milchbrot oder Weißbrot, dem wahlweise noch Rosinen zugesetzt sind. Das Brot wird vorrangig mit Marmelade verzehrt.

Auch der Stutenkerl ist heute in handelstypischer Weise eine Brotfigur, die in der Regel aus süßem Brot, dem sogenannten süßen Stuten hergestellt wird. Dabei handelt es sich in um ein Brot aus Hefeteig.

Der Stutenkerl blickt auf eine lange Tradition zurück

Der Stutenkerl ist vielerorts ein beliebtes Weihnachtsgebäck, das insbesondere zur vorweihnachtlichen Zeit gereicht und verkauft wird. So hat es sich in vielen Gegenden Deutschlands beispielsweise etabliert, den Stutenkerl zum Nikolaustag zu reichen. In diesem Zusammenhang wird vermutet, dass der Stutenkerl vor langer Zeit aus klassischem Brotteig hergestellt wurde und Teil eines besonderen, teils lokalen religiösen und kirchlichen Brauchs war.

In vielen Gemeinden war es nämlich üblich, dass diejenigen Gläubigen, die am Tag es heiligen Nikolauses, dem Bischof von Myra, nicht am üblichen Gottesdienst teilnehmen konnten, ein gesegnetes Brot erhielten. Das seit langer Zeit Besondere an dem Stutenkerl zum Nikolaustag ist der unverwechselbare Bischofsstab, der fester Bestandteil des kleinen Back-Accessoires war. Dies hat sich heute verändert: In vielen fällen ist der Bischofsstab der Pfeife gewichen.

Tradition wird zum Teil auch auf den Martinstag angewandt

Während viele Regionen den Stutenkerl zum Nikolaustag verteilen, ist es anderswo üblich, den Stutenkerl zum Martinstag zu reichen. In vielen Regionen Deutschlands wird der Martinstag in den protestantischen Gemeinden besonders gefeiert.

So gehört in vielen evangelischen Gemeinden beispielsweise das „Martin-Luther-Singen“ mit zu einer festen Tradition. So hat sich der Brauch des Stutenkerls mit der Zeit auf den Martinstag verlagert: Der Martinstag wird in vielen Gemeinden mit einem Umzug begangen, an dessen Ende die Teilnehmer des Umzuges, insbesondere die Kinder, einen Stutenkerl erhalten. Der Stutenkerl kann also klassischer Weise mit dem Nikolaus oder im Rahmen des evangelischen Brauchtums auch im Zusammenhang mit dem heiligen Martin Luther stehen. In vielen Bäckereien liegt das Gebäck daher bereits ab November aus und nicht erst zur Vorweihnachtszeit aus.

Warum hat der Stutenkerl häufig eine Pfeife anstatt eines Bischofsstabs?

Es stellt sich natürlich zurecht die Frage, wo denn der klassische Bischofsstab geblieben ist, den jeder wohl mit wenig Mühe mit dem heiligen Nikolaus in Verbindung bringt.

In Tat und Wahrheit sehen wir den Stutenkerl in vielen Bäckereien heute allerdings mit einer Pfeife in den Auslagen. Dass der Bischofsstab offensichtlich der heute üblichen Pfeife gewichen ist, hat mehrere Erklärungsansätze: So ranken sich Erzählungen um den Stutenkerl, dass ein Bäckermeister einst keinen Bischofsstab mehr beim Backen der Stutenkerlen zur Hand hatte und kurzerhand eine Pfeife in den Teig eingearbeitet hat, die in umgedrehter Form an den klassischen Bischofsstab erinnern sollte. Anschließend habe man – so ein häufiger Erklärungsansatz der Bäcker und Konditoren – die Pfeife gewählt, um den religiösen Brauch und somit den Stutenkerl als Backprodukt selbst auch über die Gemeinden hinaus zu verweltlichen.

Stutenkerl: Beliebt zum Nikolaus- oder Martinstag

Der Stutenkerl erfreut sich zum Nikolaus- und Martinstag besonders großer Beliebtheit und wird gerne gegessen und verschenkt. Mit welchem der heiligen Männer man den Stutenkerl nun auch in Verbindung bringen mag, ist ja auch gar nicht so wichtig:

Bei beiden Heiligen handelt es sich um ehrenhafte Menschen, deren Hauptanliegen im Teilen und Helfen lag. Wer mag, kann diesen Brauch auch mit dem Stutenkerl fortführen – auch dieser lässt sich teilen und zur Freude anderer weiterreichen.


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