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Was ist Altertumswissenschaft: Definition und Bedeutung


Bei der Altertumswissenschaft handelt es sich wie der Begriff schon sagt um eine Wissenschaft, die sich mit einem bestimmten Abschnitt der Geschichte, dem Altertum, beschäftigt. Sie bedient sich dazu verschiedener Disziplinen und Hilfswissenschaften, um die Entwicklung einer alten Gesellschaft eines bestimmten geografischen und kulturellen Raums zu einer bestimmten Zeit zu erforschen.

Da das Altertum mehrere Kulturen und Epochen umfasst, gibt es je nach gewähltem Gegenstand der Forschung mehrere Altertumswissenschaften, die sich auch in der Nutzung der zugehörigen Disziplinen und Hilfswissenschaften etwas unterscheiden. Allen gemeinsam ist, dass sie zur Erforschung eines Entwicklungsprozesses im Laufe der Zeit beitragen. Sie sind somit Teil der Geschichtswissenschaft neben Fächern wie der Mittelalterlichen, Neueren oder Neuesten Geschichte.

Altertumswissenschaft: Begriff und Bedeutung

Andere Bezeichnungen für Altertumswissenschaft sind Altertumskunde, antiquitates, antiquités und antiquities. Wie die verschiedenen Bezeichnungen mit unterschiedlichem sprachlichen Ursprung im Lateinischen, Französischen und Englischen nahelegen, blickt dieser Zweig der Geschichtswissenschaft selbst auf eine lange Geschichte zurück. In deren Laufe hat sich das Verständnis vom Altertum als Gegenstand dieser Wissenschaft mehrfach geändert.

In der Renaissance erwachte mit der Wiederentdeckung von Texten und baulichen Überresten der griechisch-römischen Antike das Interesse am Beispiel der Alten. Sowohl die Literatur als auch Architektur und Kunst wurden studiert und als Vorbild für eine Neuausrichtung des Denkens und künstlerischen Schaffens herangezogen, bei dem erstmals der Mensch im Mittelpunkt des Interesses stand.

Der Begriff Antiquitates taucht etwa als Titel für Andrea Fulvio´s (1470–1527) Führer zu den antiken Denkmälern Roms auf, Antiquitates Urbis. Die Ursprünge des Begriffes gehen aber weiter zurück. Bereits aus dem ersten Jahrhundert nach Christus kennen wir Werke wie die Antiquitates Romanae des Dionysios von Halikarnassos und die etwas spätere jüdische Geschichte des Flavius Josephus, Antiquitates Iudaicae, beides geschichtliche Darstellungen, während bei Fulvio die archäologischen Zeugnisse im Vordergrund stehen.

Dieser Fokus verschärfte sich soweit, dass seit dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts der Begriff Altertumskunde gleichbedeutend mit Archäologie verwendet wurde. Gegenstand dieser Beschäftigung mit der Vergangenheit waren immer noch das antike Griechenland und Rom.

Erst im 19. Jahrhundert wurde der Blick erweitert, der Fokus der Altertumskunde richtete sich nun auf die Erforschung des Alten Ägyptens (Ägyptologie), in geringerem Umfang auch anderer früher Kulturen wie die Germanen. Die Beschäftigung mit dem antiken Griechenland und Rom wurde nun zur Klassischen Altertumskunde.

Die Öffnung der Altertumswissenschaft für neue Gegenstände führte zu einer fortschreitenden Erweiterung des Begriffes. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts können alle Kulturen des Mittelmeerraumes, Europas und des Alten Orients den Gegenstand der Altertumswissenschaften bilden, und zwar von der Vor- und Frühgeschichte bis zum Ende der Antike.

Altertumswissenschaft: Definition

Altertumswissenschaft ist die Wissenschaft von den Kulturen des Altertums. Das Altertum umfasst dabei nach heutigem Verständnis alle vorfeudalen und vorislamischen Gesellschaften des Mittelmeerraumes, Europas und des Vorderen Orients.

Altertumswissenschaft: Disziplinen und Methoden

Zur Erforschung ihres Gegenstandes bedient sich die Altertumswissenschaft vorwiegend folgender Disziplinen:

  • Geschichte
  • Archäologie
  • Philologie

Dabei untersucht die Geschichte bzw. Geschichtswissenschaft den politischen, kulturellen oder gesellschaftlichen Werdegang eines bestimmten Gebietes im Laufe eines bestimmten Zeitabschnitts. Die Grenzen des Gebietes ergeben sich aus geografischen, kulturellen und ähnlichen Gemeinsamkeiten.

Die Archäologie beschäftigt sich mit den sichtbaren Überresten alter Kulturen. Auch hier wieder kommt es zu einer Einteilung nach geografischen und kulturellen Gebieten sowie dem betrachteten Zeitraum.

Aufgabe der Philologie ist die Erforschung von Texten, absichtsvoll verfassten, literarischen Zeugnissen einer Sprache. Es handelt sich um eine Sprach- und Literaturwissenschaft.

Neben der ihnen eigenen Methoden stützen sich diese Disziplinen wiederum auf folgende Hilfswissenschaften:

  • Epigraphik
  • Numismatik
  • Papyrologie
  • Paläographie
  • Rechtsgeschichte

Die Epigraphik untersucht dem griechischen Wortursprung „drauf-schreiben“ entsprechend In- bzw. Aufschriften auf verschiedenen Materialien wie Marmor, Stein, Holz, Glas, Metall, Leder etc. Die Aufteilung innerhalb der Wissenschaft in Spezialgebiete erfolgt nach Sprache, Inschriftenträger (Material), Inhalt und Funktion sowie Geografie (Fundort und Kontext). Für die richtige Auswertung der Inschriften ist eine Berücksichtigung all dieser Aspekte von Bedeutung.

Die Numismatik beschäftigt sich als Wissenschaft mit Geld und seiner Geschichte. Als Hilfswissenschaft der Altertumswissenschaften sind ihr eigentlicher Gegenstand die Münzen. Diese lassen neben den Erkenntnissen zur Ökonomie gerade da, wo Bilder und Aufschriften zur Verwendung kommen, Rückschlüsse auf soziale Verhältnisse und historische Ereignisse zu und können in der Archäologie zur Datierung von Funden beitragen.

Gegenstand der Papyrologie ist die Erforschung, Konservierung, Entzifferung und Datierung von Papyri. Ein Papyrus ist ein Schreibmaterial, dass aus dem Mark der Papyrusstaude gewonnen und in die Form von Blättern gebracht wurde, die wiederum zu Rollen zusammengefügt und mit Texten beschrieben wurden.

Die Paläographie hingegen richtet ihren Blick nicht auf das Schreibmaterial, sondern auf Formen, Mittel und Entwicklung der Schriften, die im Altertum und im Mittelalter gebräuchlich waren.

Die Rechtsgeschichte schließlich ist ein Spezialgebiet der Geschichtswissenschaften, das sich mit der geschichtlichen Entwicklung des Rechts beschäftigt und so auch Aufschlüsse über gesellschaftliche Verhältnisse und gelegentlich historische Ereignisse bringt.

Klassische Altertumswissenschaften

Während die Vor- und Frühgeschichte aufgrund des Fehlens schriftlicher Zeugnisse eine archäologische Disziplin ist, bedienen sich Altorientalistik wie auch Ägyptologie sowohl der Archäologie als auch der Philologie und Geschichtswissenschaft mit entsprechenden Hilfswissenschaften. Auf die längste Tradition blickt hierbei die Klassische Altertumswissenschaft zurück. Sie umfasst folgende Fächer:

  • Klassische Archäologie
  • Alte Geschichte
  • Klassische Philologie

Gegenstand aller drei Fächer ist die griechisch-römische Antike, die sowohl gesondert als auch in ihren Wechselwirkungen untersucht wird. In der Klassischen Philologie hat die Beschäftigung mit den beiden Kulturen zu einer Trennung in Gräzistik und Latinistik geführt. Gräzistik ist dabei die Wissenschaft von der altgriechischen Sprache und ihren literarischen Zeugnissen, während sich die Latinistik entsprechend mit der lateinischen Sprache und ihren literarischen Zeugnissen befasst. Die Ergebnisse jeder dieser drei Disziplinen sind von größter Aussagekraft für die jeweils anderen, weshalb die Klassische Altertumskunde diese drei Fächer als Einheit umfasst.

Altertumswissenschaft im Verhältnis zur Geschichtswissenschaft

Die Altertumswissenschaften sind dem Gegenstand und der Methodik nach ein Teil der Geschichtswissenschaft. Durch die Untersuchung von materiellen und schriftlichen Hinterlassenschaften einer bestimmten Kultur in einem bestimmten geografischen Raum zu einer bestimmten Zeit leisten die Altertumswissenschaften einen Beitrag zur Erforschung des Entwicklungsprozesses dieser Gesellschaften.


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