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Amleth: nordische Heldensage und Vorlage zu Shakespeares Hamlet


Amleth oder Amlethus ist der Held einer nordischen Heldensage, welche die Vorlage zu Shakespeares Hamlet wurde.

Zentraler Aspekt der Sage ist die Rache, welche Amleth an seinem Onkel Fengo nimmt, um den Mord – an seinem Vater heimzuzahlen.
Es handelt sich um eine düstere Geschichte aus Jütland in Dänemark, welche der Mönch Saxo Grammaticus im 12 Jahrhundert verfasste.

Amleths Jugend

Amleth war der Sohn des jütländischen Statthalters Horwendill.
Der Statthalter genoss ein sehr hohes Ansehen beim damaligen König Hrörek von Dänemark.
Als Horwendill die Tochter des Königs, namens Geirthrud, heirate – stieß dies auf die Wut seines Bruder Fengo.

Fengo und Hörwendill waren extrem unterschiedliche Geschwister.
Hörwendill galt als ruhmreicher, ebenso ritterlicher Krieger und Wikinger.
Fengo war bei der Bevölkerung eher unbeliebt und galt als hinterlistig.
Beide waren ursprünglich Statthalter und vertraten somit König Hrörek als Herrscher über Jütland.

Als nun Fengo mit ansehen musste, wie sein Bruder immer weiter in der Königsgunst stieg – brachte er ihn um.
Dazu stellte er ihm eine Falle und erschlug ihn.
Um nicht des Brudermordes angeklagt zu werden, erzählte er die Lüge herum, dass Horwendill seine Frau Geirthrud geschlagen haben soll.

Das jütländische Volk glaubte ihm und so wurde Fengo der alleinige Statthalter von Jütland und heiratete die Witwe seines Bruders.
Ein Dorn im Auge war ihm allerdings der noch recht junge Amleth, der Sohn des Ermordeten.
Da er wusste, dass Amleth sich irgendwann rächen werde – wollte er ihn ebenfalls, zu gegebener Zeit, umbringen.

Da Amleth wusste, dass sein böser und brudermordender Onkel ihn ebenfalls Tod sehen wollte, überlegte er sich eine List.
Er gab sich als schwachsinnig und überaus einfältig aus.
So beschmierte er die Gemächer seiner Mutter mit Kot, wälzte sich in seinen eigenen Fäkalien und sorgte dadurch für eine Beschwichtigung seines Onkels.
Dieser wiegte sich in Sicherheit und glaubte daran, dass sein Neffe ein schwachsinniger und nichtwissender Junge war.

Amleths Versehen und Fengos Probe

Eines Tages saß – der nun bereits schon etwas ältere – Amleth am Feuer und schnitzte wie wild hölzerne Klammern.
Diese versah er mit kleinen Widerhaken.
Als man ihn fragte, was er da treibe – antworte Amleth, dass dies Spieße wären, um seinen Vater zu rächen.

Da erkannte Fengo, dass sein augenscheinlich schwachsinniger Neffe, vielleicht doch nicht so blöd war – wie er vorgab.
Scheinbar hatte er sein Erbe, die Vaterrache, nie vergessen und war auch nicht gewillt diese aufzugeben.

Durch diese versehentliche Äußerung des Amleth, wurde Fengos Misstrauen wieder größer.
Und so glaubte er, dass er Amleth herausfordern und eine Falle stellen müsste.

In den Kindheitstagen hatte Amleth immer mit einem Mädchen gespielt.
Ihr vertraute Amleth bedingungslos.
Deshalb hoffte und vertraute Fengo darauf, dass Amleth seiner Jugendfreundin auch seine wahren Absichten verraten würde.

Amleth wurde von einigen jungen Leute dazu überredet einen Ritt, in den nahegelegenen Wald zu machen.
Hier sollte er ganz zufällig auf seine Kindheitsfreundin treffen.
Die anderen Jungen sollten ihn belauschen, seine Rachepläne erfahren und diese dann Fengo melden.

Unter den lauschenden Jungen befand sich auch ein weiterer Jugendfreund des Amleth.
Als sich die Lauscher des Fengos fortschlichen, um Amleth bei seinen Plänen zuzuhören, wusste sein Freund – wie es um Amleth bestellt war.
Er erkannte die Absichten von Fengo und wusste, dass sich Amleth in großer Gefahr befand.
Daraufhin ließ er dem Neffen des Fengo ein Zeichen zukommen, welches dieser richtig zu deuten wusste.
Und so verriet Amleth an diesem Tag nichts, weder von seinen Plänen, noch etwas von seinem nur vorgetäuschten Schwachsinn.

Amleth Geständnis gegenüber seiner Mutter Geirthrud

Nach der Geschichte im Wald wusste Amleth, dass er behutsamer sein musste.
Zu Recht befürchtete er, dass sein Onkel ihm auf den Fersen war und jeden seiner Schritte beobachtete.

Aber auch Fengos Misstrauen blieb ungebrochen.
Insgeheim vermutete er weiterhin, dass Amleth lediglich seinen Schwachsinn vortäuschte.
So gab Fengo vor, dass er Jütland – aufgrund einer wichtigen Angelegenheit – verlassen habe.
Seinen Neffen schloss er bei seiner Mutter Geirthrud ein und positionierte einen Lauscher in deren Zimmer.

Da Amleth weiterhin misstrauisch war, spielte er auch vor seiner Mutter den Verrückten.
Er gackerte wie ein Huhn, krähte wie ein Hahn und schlug nachahmend mit seinen Flügeln.
Seine Mutter machte schwere Vorwürfe gegen ihn und bat ihn darum, sich zu benehmen.

Endlich entdeckte Amleth den verborgenen Mithörer.
Diesen zerrte er aus seinem sicher geglaubten Versteck hervor und erschlug ihn mit seinem Schwert.

Jetzt wusste Amleth, dass er frei reden konnte.
Und so erhob er selbst schwere Vorwürfe gegen seine Mutter.
Er bezichtigte sie der Untreue an seinem Vater und ihren ehemaligen Gemahl.
Außerdem offenbarte er ihr, dass Fengo ihm nach dem Leben trachtete und dass seine Narrenverstellung lediglich seinem Schutz diente.

Endlich erkannte Geirthrud, was ihr Sohn eigentlich vorhatte.
Sie entschuldige sich bei ihm und beschloss, ihn bei seinen Racheplänen zu unterstützen.

Amleths Reise nach England

Der Mitlauscher, welchen Fengo in die Gemächer von Geirthrud abgestellt hatte, war unauffindbar.
Jetzt wusste der Statthalter ganz genau, dass Amleth seinen Tod wollte.

Aber Fengo konnte seinen Neffen nicht einfach umbringen lassen.
Denn schließlich hatte das Volk von Jütland gerade so, seine Lüge über Horwendills Tod akzeptiert.
Wenn jetzt der Sohn des Horwendills ganz plötzlich ebenfalls sterben würde, wäre dies eine neuere Schuld – welche das Volk nicht hinnehmen würde.
Und einen heimtückischen Mord könnte er ebenfalls nicht veranlassen, da das Misstrauen des Volkes zu groß wäre.

Also musste er seinen Neffen irgendwie anders loswerden.
Und so beschloss er, ihn nach England segeln zu lassen.
Zur Seite stellte er ihm zwei Begleiter, welche eine Runenschrift an den englischen König übergeben sollten.
In dieser Schrift stand, dass der englische König – Amleth bei seiner Ankunft sofort töten soll.

Amleth wusste um die Gefahr, welche ihm bevorstand.
Und so schlich er in die Häuser der Begleiter und änderte die Runenschrift, zu seinen Gunsten, ab.
Anstelle seiner Ermordung, befahl Fengo jetzt die Ermordung der abgestellten Vasallen.
Außerdem sollte der englische König, einer Vermählung zwischen Amleth und seiner Tochter zustimmen.

Nachdem Amleth die Anweisungen auf der Rune abgeändert hatte, legte er diese wieder zurück und ging zu seiner Mutter.
Er verabschiedete sich gebührend von ihr und trug ihr auf, dass sie 6 Monate nach seiner Abreise – seinen Tod verkünden soll.
Somit konnten sie sicher sein, dass Fengo seinen Tod glaubte und dies wiederum eröffnete neue Möglichkeiten.

In England kam alles genau so, wie es Amleth wollte.
Seine beiden Begleiter wurden vom englischen König gehängt und er heiratete die Tochter des Königs.
Amleth ließ sich den Verlust seiner angeblich treuen Begleiter bezahlen.
So erhielt er, neben der Königstochter, auch noch jede Menge Gold.

Amleths Rache an Fengo

Nach einem halben Jahr segelte Amleth wieder zurück nach Jütland.
Wie seine Mutter es ihm versprochen hatte, wurde gerade seine Totenfeier gefeiert.

Fengos Diener und auch seine Krieger waren alle bei der Feier zugegen.
Und als sie den Wiederauferstandenen sahen, begannen sie zu lachen.

Amleth lud alle zum Trinken ein und gab sich weiterhin als Narr.
Er erzählte wirres Zeug und zog seine Klinge stets so unbeholfen aus der Scheide, dass er sich selber Schnitt.

Die Maskerade, welcher er sich als kleiner Junge auferlegte und nun wieder vorführte, brachte alle zum Lachen.
So wie immer, spotteten sie über ihn und zogen ihn auf.
Durch seine Klinge schlugen sie einen Nagel, so dass er sie nicht mehr aus der Halterung lösen konnte.
Amleth spielte weiterhin mit und ermutigte die Männer sogar dazu, weiter zu trinken und ihn zu verhöhnen.

Am späten Abend waren alle so betrunken, dass sie in der Feierhalle einschliefen.
Jetzt endlich konnte Amleth seine Rache nehmen.
Er zündete zusammen mit seiner Mutter die Trinkhalle, samt den Schlafenden, an.

Dann ging er hinüber in die Kammer des schlafenden Fengos.
Er tauschte sein Schwert, in welchem immer noch der Nagel steckte, gegen das Schwert seines Onkels aus.
Dann weckte er seinen Onkel und zeigte sein wahres Gesicht.
Fengo erkannte sofort, dass sein Neffe ihm nach dem Leben trachtete.
Als er aber versuchte sein Schwert zu ziehen, war der Nagel immer noch so fest – dass es in der Scheide stecken blieb.
Und so war es ein Leichtes für Amleth seinen Onkel zu töten.

Am nächsten Morgen wandte sich Amleth an das Volk.
Er offenbarte den Jüten, dass Horwendill kaltblütig von seinem eigenen Bruder erschlagen wurde.
Die Jüten erkannten daraufhin, dass sie jahrelang getäuscht wurden.
Sie entschuldigten sich dafür, dass sie es einfach hinnahmen, dass Fengo ein so übles Geschwätz auf Horwendill halten konnte.

Mit viel Respekt sahen sie zu Amleth auf.
Denn sie erkannten, dass er sein ganzes Leben als Narr spielen musste, um den Tod seines Vaters zu rächen.
Seine Verstellung als Narr hatte der Rächer Horwendills jetzt aufgegeben und nie wieder angelegt.
Sein Pflichtbewusstsein, seine Loyalität und auch die Selbsterziehung war es, weshalb Amleth als großer dänischer Volksheld verehrt wurde bzw. wird.

Amleths Tod durch König Vigleik

Amleth sollte nicht lange der Herrscher über die Jüten bleiben.
Denn schon zu Zeiten seines Vaters, war König Hrörek von Dänemark ein alter Mann gewesen.
Jetzt blieben Amleth selbst nur ein paar Jahre, als sein Statthalter von Jütland.

Denn der Nachfolger Hrorik, König Vigleif, hatte ihn der Anmaßung angeklagt.
Vigleif wollte seine Legitimation nicht anerkennen und zog gegen seine eigene Provinz Jütland in den Krieg.
Der Krieg gegen seinen König verlief für Amleth überhaupt nicht positiv.
Schon in der ersten Schlacht war er dem Herr des Königs weit unterlegen und starb im Getümmel.


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